Die Sektion fand in den beiden brillanten Kommentaren von Uta Balbier (Washington) und Adelheid von Saldern einen Schlusspunkt. Balbier und Saldern begrüßten die Vielfalt der in den Vorträgen angewandten Ansätze, insbesondere die kulturwissenschaftlichen Herangehensweisen. Sie forderten eine differenziertere Verwendung der Begrifflichkeiten, in Sachen kulturwissenschaftlicher Methode plädierten sie für eine stärkere Einbeziehung der Kategorie „Emotionen”. Uta Balbier spitzte ihre Anmerkungen auf zwei Kernfragen zu:

Zunächst fragte sie, inwiefern die wissenschaftliche Wahrnehmung der 1970er und 1980er Jahre in einer Wechselwirkung mit der zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methodik stünde und wie diese Wechselwirkung zu bewerten sei.
Sodann stellte sie den Begriff „der Westen” zur Diskussion und fragte, ob es sich hier nicht eher um ein Narrativ der – wiederum zu hinterfragenden – westlichen Wertegemeinschaft handle. Frau von Salbern machte auf die Ungleichzeitigkeit von Diskursen und Handlungen aufmerksam und kritisierte den Krisenbegriff als eventuell zu normativ.

Die leider nicht nach den einzelnen Vorträgen, sondern erst ganz am Ende des Panels stattfindende Diskussion zeichnete sich durch viele interessante Anfragen aus. Auf einer Metaebene ergab sich die Frage, inwieweit Zeithistoriker die eigene Zeitzeugenschaft ausblenden könnten und müssten, oder ob bei der Wahl eines alternativen Zugangs die Zeitzeugenschaft gar als unschätzbarer Vorteil anzusehen sei.
Die Sektion unter der souveränen und charmanten Leitung von Christoph Mauch (LMU München) war aufgrund der vielen grundsätzlichen Fragen, die hier thematisiert wurden, sicherlich eine der spannendsten des 48. Historikertags.

(Redaktion: KP/MS)

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