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Das Monumentale kehrt im Gewand des Ikonischen wieder. Diesen überraschenden Schluss fand Horst Bredekamp in seiner Vorlesung mit dem Titel Momente des Monumentalen.


Als Beispiel dient ihm ein Gebäude des Architekten Rem Koolhaas, das derzeit in Peking gebaut wird.
Der Turm für den staatlichen Rundfunksender CCTV stellt ein Musterbeispiel einer gebauten Ikone dar. Dabei war es gerade Koolhaas, der sich noch 2006 in seinem Beitrag für den Band Iconic Worlds gegen das Ikonische als stilistische und ästhetische Möglichkeit ausgesprochen hat. Doch der Niederländer ist kein Dogmatiker. Er passt seine Ideen den Gegebenheiten an und zögert nicht, seine Gebäude zu Ikonen zu formen, wenn nötig.

Das Ikonische, so wie es Koolhaas definiert, deckt sich nahezu volstädnig mit dem Monumentalen, so Bredekamp. Für den Zeitraum von 1800 bis 2000 zeigt der Kunsthistoriker, wie das Monument zuerst als nicht nur gebautes Objekt des Erinnerns begriffen wird. Gegen die Vertreter der frühen Kunstgeschichte wie Winckelmann, die nur Bilder oder Gebäude als Monumente gelten lassen wollten, bezeichnet der Historiker Ranke schriftliche Quellen als Monument. Seinem Fachngenossen Droysen zufolge, können in jedem Medium monumentale Qualitäten auftauchen. Bredekamp zeigt, wie ausgehend von der Debatte um das Monument der Begriff des Monumentalen ab Mitte des 19. Jahrhunderts auftaucht. Das dritte Reich schließlich hat die Idee des Monumentalen so nachhaltig diskreditiert, dass danach Jahrzehnte lang jeder Ansatz von Monumentalität schon verdächtig erschien.
Das beginnt sich zaghaft mit der Postmoderne zu ändern. In der Gegenwart erscheint monumentale Architektur wieder möglich, auch und gerade wenn eben sie begrifflich unter einem anderen Gewand auftritt.