Auf eine Forschungsfrage von Marius Flörchinger eine Expertenantwort von ScienceBloggerin Ludmila Carone:

Kurze Antwort auf die erste Frage: Nein, Jein, Nein 😉

Jetzt die ausführlichere Antwort:

Fixstern ist eigentlich ein Begriff, der wissenschaftlich veraltet ist. Er stammt noch aus der Antike, als man vom Sternenhimmel nicht viel mehr beobachten konnte als Sonne, Mond und sehr viele leuchtende Punkte am Himmel, die man dann Sterne nannte. Die antiken griechischen Gelehrten wussten aber, dass es unter diesen leuchtenden Lichtpunkten Unterschiede gibt. Die allermeisten schienen fest am Sternenhimmel zu stehen, die wurden dann Fixsterne genannt. (Der Sternenhimmel insgesamt bewegt sich zwar scheinbar für einen irdischen Betrachter, aber die meisten Sterne bewegen sich nicht im Bezug zueinander.) Einige wenige Lichtpunkte vollführten seltsame Schleifen am Himmel, bewegten sich also sehr wohl in Bezug zu den anderen Sternen. Die wurden dann folgerichtig “Wanderer” genannt bzw. Planeten.


Das war die alte antike Beschreibung. Aus dieser Sichtweise war der Mond weder ein Stern noch ein Planet, weil er ganz anders aussah, als alles andere am Himmel. Das gleiche gilt für die Sonne. Sonne und Mond waren eben Sonne und Mond und es gab nach damaligen Wissensstand keinen Grund, sie mit anderen Dingen am Himmel in einen Topf zu werfen.

Das änderte sich erst vor 400 Jahren mit Erfindung des Teleskops, als man allmählich erkannte, dass die Sonne nur ein Stern von vielen ist – uns nur eben unglaublich nah ist. Außerdem erkannte man, dass das, was man vorher nur als wandernde Punkte wahrnahm, sich gar nicht so sehr von der Erde unterschied. Einige Planeten wurden sogar von kleineren Begleitern umkreist. Wie der Mond die Erde umkreist. Also wurde eine neue Kategorie an Körpern am Himmel geschaffen: Die Monde. Planeten waren jetzt ausgedehnte Körper, die meist von eigenen Monden umkreist wurden. Damit fällt der Mond also in eine dritte Kategorie neben Sternen und Planeten.

Nun stand die Entwicklung nicht still. Seit einigen Jahrzehnten erkunden wir unser Sonnensystem mit Sonden. Seit 1995 wissen wir, dass andere Sterne ebenfalls von Planeten umkreist werden. Wir wissen sogar halbwegs wie Sterne und Planeten entstehen.

Die Sterne entstehen aufgrund des Kollaps einer Staub- und vor allem Gaswolke nur aufgrund des eigenen Gewichts (also rein durch Gravitation). Die Sterne fressen aber nicht die gesamte “Urwolke”. Junge Sterne sind immer noch von einem Rest Gas und Staub umgeben. In diesem bilden sich wiederum durch Zusammenklumpen und Zusammenstöße (also elektrostatisch, mechanisch) allmählich immer größere Klumpen, die um den Stern kreisen.

Und die Monde? Insbesondere unser Mond?

Da wird es jetzt ein bisschen kompliziert.

Die großen Monde des Jupiters sind z.B. als kleines System im Sonnensystem aus Reststaub entstanden, welche den Jupiter nach seiner Entstehung umkreiste. Die allermeisten Monde scheinen aber “eingefangen” zu sein aus dem ganzen “Rest”, der während der Planetenentstehung auf der Strecke geblieben ist. Kometen, Asteroiden und die Objekte im Kuipergürtel, welche die Quelle für viele Kometen zu sein scheinen, das alles sind anscheinend Objekte, die sich zwar zusammenklumpten, aber nie das Endstadium “Planeten” erreichten.

Der Pluto gehört vermutlich zu den Kuipergürtel-Objekten, weswegen am 24. August 2006 die IAU (International Astronomical Union) unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse der Planetenforschung eine neue Arbeitsdefinition zum Begriff “Planet” innerhalb unseres Sonnensystems verabschiedete.(https://www.iau.org/public_press/news/detail/iau0603/) Und den Pluto degradierte. Insbesondere da vorher Objekte im Kuipergürtel entdeckt worden waren, die sogar größer als der Pluto sind.

Der Mond ist übrigens nach der neuen Definition immer noch kein Planet – sondern eben ein Mond. Wie die Monde, der anderen Planeten. Weil er um die Erde und nicht um die Sonne kreist.

Allerdings wissen wir, dass der Mond einen extremen Sonderfall in unserem Sonnensystem darstellt. Er entstand aus einer Kollision zwischen der noch jungen Erde mit einem etwa marsgroßen Körper, den es dabei förmlich zerriss. Aus den Trümmern und aus herausgeschleudertem Material der Erde bildete sich schließlich unser Mond. So etwas gibt es unseres Wissens nach kein zweites Mal in unserem Sonnensystem. Der Mond ist auch im Verhältnis zu dem Körper, den er umkreist, ziemlich groß. Alle anderen Monde sind Winzlinge im Vergleich zu den Planeten, die sie umkreisen.

Es gibt also gute Gründe, Erde und Mond als Doppelplanetensystem zu bezeichnen. Schließlich war der Ursprungskörper des Mondes eigentlich ein eigener Planet, der auf Abwege geraten ist. Deswegen lautete die kurze Antwort auf die Frage, ob der Mond ein Planet ist: Jein. Es kommt darauf an, ob man unbedingt darauf besteht, dass ein Planet vor allem die Sonne umkreisen muss und nichts anderes. Oder ob man vor allem die Entstehungsgeschichte des Körpers berücksichtigt.

Aber so ist das eben mit Kategorien. Sie sind durchaus sehr nützlich, um Ordnung hineinzubringen. Aber es gibt eben immer Fälle, die nicht in dieses Schema passen. Da kann man nur sein Bestes geben, in dem Wissen, dass man es sowieso nicht allen Recht machen kann. Bzw. solange bis was Besseres daherkommt und den Astronomen/Planetologen eine bessere Definition einfällt, die auf neueren Erkenntnissen beruhen.

Weitere Antworten und Diskussionen sind erwünscht!

 » Ludmila Carone ist Planetologin und bloggt Hinterm Mond gleich links i-732fdf37e9e920604a25326ebe066478-Ludmila_45.jpg

Kommentare (2)

  1. #1 Marcus Anhäuser
    August 27, 2009

    interessant, dass der Namensgeber der Kategorie “Mond” selbst gar nicht so eindeutig ein Mond ist.

  2. #2 hans
    Oktober 11, 2011

    Hi !