Armin Krauß knackte im Februar das verschlüsselte Tagebuch eines Weltkriegspartisanen. Die Medien berichteten ausführlich – inklusive Video.

Das Portal MysteryTwister C3 ist eine Spielwiese für Codeknacker und solche, die es werden wollen. Dort gibt es kryptologische Rätsel in vier Schwierigkeitsstufen. Heute soll uns nur die höchste interessieren: Level X. Diese Stufe steht für die bisher ungelösten Kryptogramme. In Level X findet sich unter anderem ein Rätsel aus dem Zweiten Weltkrieg: das verschlüsselte Tagebuch des italienischen Partisanen Antonio Marzi.

Marzi-Diary

Dem Freiburger Informatiker Armin Krauß ist es im Februar 2013 gelungen, das Marzi-Tagebuch zu dechiffrieren. Es war wohl die Codeknacker-Leistung des Jahres. Bis dahin hatten sich zwei Jahre lang alle die Zähne an diesem Kryptogramm ausgebissen.

Als ich von dem geknackten Tagebuch erfuhr, nahm ich zusammen mit meinem ebenfalls Kryptologie-begeisterten Freund Tobias Schrödel einen Artikel in Angriff. Die Geschichte war so spannend, dass wir sie in SPIEGEL Online unterbringen konnten. Hier ist der Artikel.

Nach Erscheinen des SPIEGEL-Online-Artikels rief mich ein Redakteur der Badischen Zeitung an, der mit Armin Krauß Kontakt aufnehmen wollte. Die Badische Zeitung erscheint in Freiburg, wo Krauß lebt. Tatsächlich erschien daraufhin ein Artikel in dieser Regionalzeitung. Titel: „Freiburger entschlüsselt 70 Jahre altes Kriegstagebuch“. Sogar ein Video-Beitrag wurde gedreht. Hier ist er:

Auch in Großbritannien interessierte man sich für die Codeknacker-Geschichte. Der Daily Telegraph berichtete in seiner Online-Ausgabe darüber.

Hier sind noch ein paar Zusatzinformationen für Insider: Das Marzi-Tagebuch ist mit dem Doppelwürfel (also einer doppelten Spaltentransposition) verschlüsselt, wobei die Schlüsselwörter aus einem italienischen Gedicht stammen. Der Doppelwürfel gilt als sicher bis unknackbar, wenn man starke Schlüsselwörter verwendet (sie sollten mindestens 20 Buchstaben haben und zusätzlich einige andere Voraussetzungen erfüllen). Im vorliegenden Fall konnte Armin Krauß die Passwörter erraten, weil er wusste, dass sie aus dem besagten Gedicht stammen. Der Doppelwürfel wird in meinem Buch Nicht zu knacken ausführlich beschrieben. Hier gibt es eine kurze Beschreibung (zitiert aus einem Telepolis-Artikel von mir):

Der Doppelwürfel sieht die zweifache Ausführung eines Verfahrens vor, das Würfel genannt wird. Um dieses auszuführen, wählt man ein Schlüsselwort (z. B. TELEPOLIS) und schreibt dieses wie folgt unter den zu verschlüsselnden Text (z. B. ERWARTE MORGEN NEUE LIEFERUNG):

TELEPOLIS

———

ERWARTEMO

RGENNEUEL

IEFERUNG

Anschließend werden die Spalten so umgeordnet, dass die Buchstaben des Schlüsselworts in alphabetischer Reihenfolge stehen:

EEILLOPST

———

RAMWETROE

GNEEUENLR

EEGFNUR I

Der verschlüsselte Text heißt nun RGEAN EMEGW EFEUN TEURN ROLERI. Für die zweite Runde der Doppelwürfel-Verschlüsselung benötigt man ein zweites Schlüsselwort, mit dem der Vorgang wiederholt wird.

Kommentare (1)

  1. […] Zwei Jahre hat es gedauert, bis es schließlich einem deutschen Informatiker gelungen ist, das Rätsel eines italienischen Tagebuchschreibers zu lösen. Mehr bei Klausis Kryptokolumne. […]