Der Student Paul Rubin wurde 1953 mit einer Cyanid-Vergiftung tot aufgefunden. An seinem Körper trug er einen Zettel mit einer verschlüsselten Nachricht. Diese ist bis heute nicht dechiffriert.

Es war am 20. Januar 1953, als man die Leiche des 18-jährigen Paul Rubin in einem Graben auf dem Flughafen von Philadelphia fand. Noch 20 Minuten zuvor hatte ihn ein Zeuge lebend gesehen. Als Todesursache wurde eine Cyanid-Vergiftung ermittelt. Unklar ist, ob sich Rubin selbst das Leben nahm oder ob er getötet wurde. Als Chemie-Student hatte er sicherlich die Möglichkeit, sich das Gift zu besorgen. Ein Reagenzglas wurde neben ihm gefunden, es enthielt aber keine Cyanid-Spuren.

Das Interessante an diesem Fall: Rubin hatte einen Zettel an seinem Bauch befestigt, auf dem eine verschlüsselte Nachricht geschrieben stand. Dieses Kryptogramm wurde nie gelöst.

Rubin-Case

Leser(innen) von Klausis Krypto Kolumne werden sich nun vielleicht fragen, warum ich diesen spannenden Fall nicht in meine Liste der 25 bedeutendsten ungelösten Kryptogramme aufgenommen habe. Die Antwort ist einfach: Ich kannte den Fall bis vor ein paar Tagen noch nicht. Ich bin über einen Vortrag von Craig Bauer, dem Chefredakteur der Fachzeitschrift Cryptologia, darauf aufmerksam geworden (hier sind die Präsentationssfolien). Am Ende dieses Artikels gibt es ein Video dieses auch sonst sehr interessanten Vortrags. Paul Rubin war übrigens nicht der einzige Tote, der einen verschlüsselten Text bei sich trug. Zwei weitere Fälle habe ich in dieser Kolumne schon behandelt:

Banner-TV

Leider ist keine vollständige Abschrift des Rubin-Kryptogramms überliefert (auf dem obigen Foto ist nicht alles zu erkennen). Klar ist jedoch, dass im Rubin-Kryptogramm zwei Begriffe im Klartext zu lesen sind: “Dulles” und “Conant”. Vermutlich sind damit der Politiker John Foster Dulles sowie der Wissenschaftler und Diplomat James Bryant Conant gemeint. Es ist völlig uklar, warum Rubin diese beiden Namen notiert hat. Die Quellenlage ist also nicht besonders gut. Immerhin habe ich im Internet ein paar Zeitungsartikel gefunden. Hier ist einer davon (The Times News vom 22.01.1953):

Rubin-The-Times-News-Jan-22-1953

Hier und hier gibt es zwei weitere Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit.

Sachdienliche Hinweise zu diesem Fall nehme ich im Diskussionsforum gerne entgegen.

Zum Schluss gibt es jetzt noch das Video von Bauers Vortrag (in zwei Teilen). Das Rubin-Kryptogramm kommt im zweiten Teil (gleich am Anfang) zur Sprache. Besonders gut hat mir außerdem die Stelle in Teil 2 beginnend bei 29:42 gefallen 😉


Zum Weiterlesen: Codeknacker auf Verbrecherjagd, Folge 6: Die Codes des Zodiac-Killers

Kommentare (7)

  1. #1 Svechak
    3. November 2013

    Spannende Geschichte! Ich hätte nie gedacht, daß es so viele ungelöste Kryptogramme mit spannender Geschichte dahinter gibt. Ein toller Blog, Kompliment.

  2. #2 Thorsten
    4. November 2013

    Kann mich meinem Vorredner nur anschliessen und freue mich, dass die spannenden Fälle mit den Top 25 nicht erledigt sind…

  3. #3 Armin
    6. November 2013

    Neben den von Craig Bauer im Video erwähnten Verbindungen zu Deutschlad meine ich auf dem Zettel auch das Wort “gestalt” und die Silben “ver” und “ung” erkennen zu können, die im Deutschen ja nicht selten sind. Schade, dass es keinen Zugriff auf den gesamten Ciphertext gibt.

  4. […] Das dritte Rätsel ist auch noch nicht gelöst: Es ist eine chiffrierte Nachricht die am BAuch von Paul Rubin gefunden wurde. Dieser starb 1953 an einer Cyanidvergiftung und bislang konnte das Kryptogramm noch nicht entschlüsselt werden. Selbst Klaus Schmeh kannte den Fall noch nicht. […]

  5. #5 Maik Thiele
    8. September 2014

    Das erste was ich dachte ist: Anagram.
    Conant kann natürlich der Name sein, oder auch z.B. “Can not” “Cant no” oder “Cant on”. Solange man kein vernünftiges Bild bekommt, bringt auch all das raten nichts. Man kann kaum etwas lesen.

  6. #6 Max Baertl
    29. Oktober 2015

    Mit “Dulles” könnte auch Allen Welsh Dulles, der damalige CIA Direktor gemeint sein.

    • #7 Klaus Schmeh
      31. Oktober 2015

      Ja, das ist die wahrscheinlichste Erklärung.