Und wieder hat sich einiges angesammelt: Voynich-Manuskripte zum Schnäppchenpreis, Überlegungen zum YOG’TZE-Mord und ein bevorstehender Fernsehauftritt.

Staunen und kaufen: Voynich-Manuskript als Buch

Kann man das Voynich-Manuskript als Buch kaufen? Ja, man kann. Der Brite Nick Pelling hat in seinem Blog eine ganze Liste von Voynich-Manuskript-Facsimiles zusammengestellt, die es käuflich zu erwerben gibt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Auswahl so groß ist. Ich habe mir Nr. 6 (The Voynich Manuscript Illustrated) gekauft. Leider gibt es darin keine Seiten zum Aufklappen, außerdem sind einige Seitenscans missglückt. Aber egal, das Buch bietet für etwa 15 Euro das Voynich-Manuskript zum Anfassen. Diese Investition lohnt sich.

Voynich-Illustrated

YOG’TZE-Mord: Interessante Leserzuschrift

Der YOG’TZE-Mord ist ein rätselhafter Kriminalfall, in dem die Verschlüsselungstechnik eine Rolle spielen könnte. In Klausis Krypto Kolumne habe ich vor Monaten darüber berichtet. Der Leser Emil Schneider hat mir nun eine interessante Mail dazu geschrieben:

Die YOG’TZE Lösung ist vermutlich weder Funkzeichen noch Aromastoff. 1984 waren schon Tastentelefone aktuell, sowohl für Festnetz als auch recht globige Siemens Funktelefone. Beide hatten schon die Buchstaben unter den Wahlziffern, die heute auch zum simsen genommen werden. YOG’TZE ist ein sogenannter Vanity Code. Nach der Telefontastatur übersetzt sollte es die Rufnummer 964(1)893 sein. Der Apostroph kann dabei für die 1 stehen oder eben nur als optische Trennfunktion dienen. Demnach gilt die Telefonnummer eben mit oder ohne (1). Laut Aktenzeichen XY hat sich der Fall in oder bei Hagen abgespielt. Das hätte z.B. die Vorwahl 02331. Googelt man jetzt nach der YOG APOSTROPH TZE Rufnummer 02331 964893 erscheint ein alter, aber damals verfügbarer Rufnummernblock der Deutschen Telekom.
Da eine normale deutsche Rufnummer (damals) immer 10 Stellen mit Vorwahl aber ohne führende Null hatte, könnte auch die 9641893 gelten, wobei die Vorwahl dann aber eine Stelle kürzer gewesen sein muß, also z.B. 0221 9641893. Niemand schreibt einen Kryptocode einfach so auf ein Stück Papier und streicht ihn dann wieder durch. Man schreibt höchstens einen Vanity Code auf, um die zugehörige Rufnummer auf der Telefontastatur nachzuvollziehen. Vielleicht ist dem Herrn die Rufnummer dann plötzlich bekannt vorgekommen. Zu trivial wäre es vermutlich, wenn es sich um die Rufnummer der bei XY genannten Erna Hellfried handelt, die er Nachts noch aufgesucht hat.

Wie ein verschlüsseltes Telegramm einen Krieg mitauslöste

Ralf Bülow (bekannt durch seine Focus-Online-Kolumne) hat mich auf einen interessanten Artikel in einer alten Ausgabe des SPIEGEL hingewiesen. Dort geht es um den Plan Otto von Bismarcks, im Jahr 1870 den Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zum spanischen König zu befördern. Dazu heißt es im Artikel:

Als [Bismarcks] Unterhändler Salazar nämlich in einem verschlüsselten Telegramm, das an die preußische Botschaft in Madrid gerichtet war, mitteilte, daß er mit dem schriftlichen Einverständnis des Prinzen “um den 26. Juni” 1870 in Madrid eintreffen werde, wurde das Telegramm falsch dechiffriert. Dem Parlamentspräsidenten wurde die Ankunft Salazars fälschlich erst für den 6. Juli angekündigt.

Die missglückte Aktion brachte den Nachbarn Frankreich in Rage und war schließlich einer der Auslöser des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870-1871. Hier ist eine weiterer Bericht zu diesem Vorfall. Leider ist beiden Quellen nicht zu entnehmen, welches Verschlüsselungsverfahren Salazar verwendete und wie der Fehler beim Entschlüsseln zu Stande kam. In der Standardliteratur zur Kryptologie-Geschichte kommt diese Episode nicht vor. Vielleicht weiß ja ein Leser Genaueres. Es zeigt sich in jedem Fall einmal mehr: Es gibt in der Kryptologiegeschichte noch viel zu forschen.

Vormerken und einschalten: Mein nächster Fernsehauftritt

Meinen nächsten TV-Auftritt gibt es am 13. Januar um 22 Uhr in der SWR-Sendung Sag die Wahrheit. Ich bitte um rege Sehbeteiligung zwecks Erhöhung der Einschaltquote.

Kommentare (5)

  1. #1 rolak
    5. Dezember 2013

    zwecks Erhöhung der Einschaltquote.

    Wieviele vom GfK-Panel lesen denn hier mit?

    • #2 Klaus Schmeh
      5. Dezember 2013

      Weiß ich nicht, das ist ja geheim. Einer würde schon reichen, denn eine Person steht ja für schätzungsweise 10.000 Leute.

    • #3 rolak
      5. Dezember 2013

      geheim

      Klar, doch es könnte ja eine anonyme Duftmarke gesetzt werden. Á la Ich GfK, Du Quote.

      Bisher war mir an 70/71-bezogenen Telegrammen nur die obligatorische Emser Depesche bekannt…

  2. #4 Ralf Bülow
    Berlin
    5. Dezember 2013

    Zum Entschlüsselungsfehler vor dem dt.-franz. Krieg: Hier ist eine Masterarbeit aus Wien, die den Kriegsausbruch 1870 behandelt und auf S. 21 auch die Geschichte mit dem falsch dechiffrierten Telegramm erwähnt: https://othes.univie.ac.at/13779/1/2011-03-21_8871298.pdf

    • #5 Klaus Schmeh
      5. Dezember 2013

      Danke für die Info. Meine Vermutung ist: Das Verschlüsselungsverfahren war ein Codebuch bzw. Nomenklator. Für jede Zahl von 1 bis 100 gab es eine eigenes Codewort. Wenn man zwei Codewörter verwechselt, dann kann aus 26 schnell 9 werden. Ist aber nur eine Vermutung.