Der britische Geheimdienst GCHQ veröffentlicht ab und zu kryptologische Rätsel, um damit versierte Codeknacker anzulocken. Heute schauen wir uns ein solches Rätsel an – inklusive Lösung.

“Sind Sie der nächste James Bond?”, fragte der Daily Mirror im vergangenen September. Anlass war ein kryptologisches Rätsel, das der britische Geheimdienst GHHQ (das britische Gegenstück zu NSA) veröffentlicht hatte. Mit dieser Aktion wollten die Schlapphüte von der Insel versierte Codeknacker anlocken und ihnen gegebenenfalls ein Job-Angebot machen. Das Kryptogramm las sich wie folgt:

AWVLI QIQVT QOSQO ELGCV IIQWD LCUQE EOENN WWOAO LTDNU QTGAW TSMDO QTLAO QSDCH PQQIQ DQQTQ OOTUD BNIQH BHHTD UTEET FDUEA UMORE SQEQE MLTME TIREC LICAI QATUN QRALT ENEIN RKG

GCHQ-Test-2013

Wer seine James-Bond-Fähigkeiten testen will, sollte jetzt nicht weiterlesen, sondern versuchen, das Rätsel selbst zu lösen.

Auffällig ist, dass in diesem Text das Q ziemlich oft vorkommt. Davon abgesehen entsprechen die Buchstabenhäufigkeiten ziemlich genau denen der englischen Sprache. Letzteres spricht für eine so genannte Transpositionschiffre – das ist ein Verfahren, bei dem die Buchstabenreihenfolge eines Texts verändert wird, ohne dass Buchstaben ersetzt werden. So drängt sich eine Hypothese auf: Wurde hier ein Text mit einer Transpositionschiffre verschlüsselt, bei dem das Q für das Leerzeichen steht?

Transpositionschiffren gibt es sehr viele. Die Komplexeren davon sind kaum zu lösen – man denke etwa an den Doppelwürfel. Es gibt aber auch recht einfache Vertreter. Zum Beispiel kann man einen Text zeilenweise aufschreiben und dann spaltenweise auslesen. Die Frage ist dann, wie lange eine Zeile ist. Einer solchen Verschlüsselung kommt man auf die Spur, indem man nur jeden zweiten, dritten, vierten usw. Buchstaben liest und dann prüft, ob etwas Sinnvolles herauskommt. Hier ein paar Beispiele:

Jeder zweite Buchstabe wird gelesen: AVII … (sieht nicht sinnvoll aus)
Jeder dritte Buchstabe wird gelesen: ALITSEC … (sieht nicht sinnvoll aus)
Jeder vierte Buchstabe wird gelesen: AIVS … (sieht nicht sinnvoll aus)

Jeder 13. Buchstabe wird gelesen: AQCOMPUTER … (sieht sinnvoll aus)

Damit haben wir die Lösung schon gefunden. Man muss das Kryptogramm nur in Zeilen mit 13 Buchstaben aufschreiben und es dann spaltenweise lesen (das Verschlüsseln erfolgte entsprechend mit Zeilen der Länge 11):

AWVLIQIQVTQOS
QOELGCVIIQWDL
CUQEEOENNWWOA
OLTDNUQTGAWTS
MDOQTLAOQSDCH
PQQIQDQQTQOOT
UDBNIQHBHHTDU
TEETFDUEAUMOR
ESQEQEMLTMETI
RECLICAIQATUN
QRALTENEINRKG

So erhält man ein Zitat von Alan Turing: A COMPUTER WOULD DESERVE TO BE CALLED INTELLIGENT IF IT COULD DECEIVE A HUMAN INTO BELIEVING THAT IT WAS HUMAN WWW.METRO.CO.UK/TURING

Ganz so schwierig war das GCHQ-Rätsel also gar nicht. Allerdings ist das im Nachhinein einfach zu sagen. Zugegebenermaßen habe ich das Rätsel nicht selbst gelöst, sondern mir die Lösung von dieser Web-Seite geholt. Als GCHQ-Codeknacker käme ich ohnehin nicht infrage, weil ich dazu britischer Staatsbürger sein müsste.

Das GCHQ hat übrigens schon öfter solche Rätsel veröffentlicht. Zum Beispiel dieses (weitere Informationen inklusive Lösung gibt es hier):

GCHQ-Test-2011

Leider habe ich bisher noch nirgends eine systematische Zusammenstellung von GCHQ-Rätseln gesehen. Kennt vielleicht ein Leser eine solche?

Kommentare (5)

  1. #2 Ralf Bülow
    Berlin
    20. Januar 2014

    Kleiner Hinweis zur 007-Biographie: James Bond hatte mit Kryptologie und dem GCHQ wenig zu tun – im Roman “From Russia with Love” taucht eine sowjetische Chiffriermaschine Spektor auf, die aber nicht benutzt wird – sondern arbeitete im SIS oder MI6. Er hätte bei dem GCHQ-Test also auch schlecht abgeschnitten.

  2. #3 Peter
    21. Januar 2014

    Danke Klaus
    Eigentlich konnte ich früher nicht viel anfangen mit dieser Art
    von Verschlüsselung. Aber dank diesem einem Weg, ist mir vieles klarer. Auf den ersten Blick kompliziert. Auf den zweiten, eine Frage der Rechenleistung.
    Wichtig für mich ist, jetzt habe ich den Weg verstanden.
    Alles andere ist Fleissarbeit

  3. #4 Ole Phat Stu
    Lichtenau
    25. Januar 2014

    Apropos 007,
    Ian Fleming, Autor der James Bond Bücher, arbeitete in Bletchley Park.

    • #5 Klaus Schmeh
      25. Januar 2014

      Es gibt also doch einen echten Bezug zwischen James Bond und Verschlüsselung.