Die NSA war ohne Zweifel der Star des 1. April 2014. Nicht weniger als zehn NSA-Aprilscherze habe ich gezählt. Heute stelle ich die ersten fünf davon vor.

Für alle, die es noch nicht gemerkt haben: Mein Artikel Voynich-Manuskript: Pornografische Darstellungen werden entschärft von vorgestern war ein Aprilscherz. Von Protestbriefen an die Beinecke Library bitte ich daher, Abstand zu nehmen.

FOCUS Online hat meinen Jux-Beitrag übrigens zu einem der 11 schrägsten Aprilscherze des Jahres 2014 erkoren – ein toller Erfolg, angesichts der harten Konkurrenz.

Mein Voynich-Artikel war allerdings bei weitem nicht der einzige Aprilscherz, der einen Bezug zur Kryptologie oder zur Datensicherheit hatte. Kein Wunder, schließlich hat sich die NSA in den letzten 12 Monaten als Scherzobjekt geradezu aufgedrängt. Nicht weniger als zehn NSA-Aprilscherze habe ich daher gefunden. Es sind so viele, dass ich sie in einem Artikel gar nicht alle aufzählen kann. Ich beginne daher heute mit den ersten fünf:

Alexanderplatz wird zu Ehren des NSA-Direktors umbenannt

Der Branchenverband TeleTrusT, in dem sich die deutschen Krypto-Anbieter zusammengeschlossen haben, berichtete am 1. April: Der Alexanderplatz in Berlin wird umbenannt. Er soll zukünftig “Keith-Alexander-Platz” oder abgekürzt “Alexanderplatz” (sprich “Älexäänderplatz”) heißen – zu Ehren des scheidenden NSA-Direktors Keith Alexander. Dieser hat sich nach Ansicht des Verbands um die öffentliche Bewusstseinsschärfung für IT-Sicherheit verdient gemacht. Da sich die Schreibweise des Platzes nicht ändert, sind keine größeren Kosten für die Stadt Berlin zu erwarten.

NSA sucht Hessisch-Dolmetscher

Der Radiosender FFH berichtete, die NSA suche nach Sprachkundigen, die Telefonate aus dem Hessischem ins Hochdeutsche übertragen können. Details wurden auf einer Web-Seite mit Stellenanzeige mitgeteilt (nsa-hessen.de). Ein angeblicher NSA-Mitarbeiter nahm Anrufe zum Thema entgegen und führte Bewerbungsgespräche, die teilweise gesendet wurden. Kommentar eines Hörers: “Wozu die Telefon-Nummer in der Anzeige? Seit Sascha Grey Mitarbeiter für die NSA wirbt, wissen wir doch, dass man für die Bewerbung jede x-beliebige Telefonnummer anrufen kann, denn die NSA hört alles.”

NSA-Versand liefert schon vor der Bestellung

Die NSA weiß bekanntlich alles über uns. Was wir kaufen wollen, wissen die US-Schlapphüte sowieso. Für den Versandhändler CafePress war dies Anlass, mit der NSA ein Joint Venture zu bilden. Das Ergebnis heißt Cafe Predict – ein Versandhandel, der liefert, bevor die Bestellung überhaupt abgeschickt wurde.

NSA-Abhörposten im Westerwald

Der 38 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Köppel im Westerwald ist vielen Einheimischen ein Dorn im Auge. Das 50 Jahre alte Bauwerk verfällt, doch für eine Sanierung fehlen die Mittel. Und jetzt ist der Skandal perfekt: Wie die Rhein-Zeitung meldete, hat sich die NSA den Turm unter den Nagel gerissen. Die US-Lauschbehörde macht daraus nicht einmal einen Hehl: “Schauen Sie sich doch nur mal die Lage des Köppels an und von wie weit her in der Region der Turm zu sehen ist”, wird ein NSA-Mitarbeiter zitiert, “einen besseren Lauschposten finden Sie so schnell nicht.” Bleibt zu hoffen, dass die NSA ordentlich Miete zahlt, dann kann die Renovierung bald beginnen.

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Die Welt ist der NSA nicht genug

“Die NASA hat offenbar die Kontrolle über ihren Marsrover Curiosity verloren”, meldete das Portal Raumfahrer.net am 1. April. Die NSA ist dieses Mal nicht an der Sache beteiligt – so hieß es zunächst. Stattdessen seien Außerirdische am Werk gewesen (kein Wunder, schließlich suchen diese seit Fertigstellung des Voynich-Manuskripts dringend nach einer neuen Aufgabe). Doch im dritten Update des Artikels sieht die Sache auf einmal anders aus – jetzt ist doch die NSA im Spiel. Anscheinend heißt es dort: Die Welt ist nicht genug.

Kommentare (2)

  1. #1 Michel
    Lönneberga
    3. April 2014

    Ich hab noch einen Aprilscherz gefunden, der einen Bezug zu Krypto hat: Nachdem China Bitcoin gebannt hat, hat Bitcoin nun China gebannt.
    https://www.coindesk.com/ceo-bitcoin-officially-bans-china/

  2. #2 Psyclash
    9. April 2014

    Wenn der Focus über eine nenneswerte Qualität verfügt, dann sind es wohl die ganzjährigen Aprilscherze, die von den allermeisten Menschen irrtümlich nur für schlechten Journalismus gehalten werden – Die altbekannte Tragik der verkannten Genies.
    Also in Anbetracht der Münch’ner Kompetenz auf diesem Gebiet, tatsächlich ein aussagekräftiger Erfolg. Gratulation!