Vor etwa 90 Jahren stieß ein Postzensor in den USA auf eine verschlüsselte Nachricht. Die Lösung ist nicht überliefert. Findet sie ein Leser?

Der US-Amerikaner Herbert Yardley war eine der schillerndsten Figuren der Kryptologie-Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg baute er im Auftrag des US-Außenministeriums eine Codeknacker-Truppe auf, die bald zu den besten der Welt gehörte. Als diese 1929 aufgelöst und Yardley entlassen wurde, rächte er sich mit der Veröffentlichung des Buchs The American Black Chamber, in dem er über seine streng geheime Arbeit als Dechiffrierer berichtete (mehr zu dieser Geschichte gibt es in diesem Blogartikel).

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The American Black Chamber ist ohne Zweifel äußerst lesenswert. In einem Kapitel berichtet Yardley über Entschlüsselungsarbeiten, die er damals für die US-Post erledigte. Anscheinend gab es dort während Yardleys Amtszeit eine Zensurabteilung, die Briefe und Postkarten auf mögliche Spionage-Nachrichten durchkämmte. Wenn ein Zensor auf etwas stieß, was nach Verschlüsselung aussah, schaltete er Yardleys Codeknacker-Truppe ein. Diese hatte meist keine große Mühe, die Lösung zu finden. Allerdings zeigte sich, dass die meisten verschlüsselten Mitteilungen nicht von Spionen, sondern von Verliebten stammten. Dies galt vermutlich auch für die folgende Nachricht, auf die ein Post-Zensor gestoßen war:

Yardley-Cryptogram

Yardley gibt in seinem Buch keine Lösung an, sondern fordert den Leser auf, selbst Hand anzulegen. Schafft es ein Leser, diese Verschlüsselung zu knacken?

Zum Weiterlesen: Wer kann diesen verschlüsselten Brief dechiffrieren?

Kommentare (10)

  1. #1 Armin
    24. September 2014

    Ok, ich versuch’s mal:

    H.W.I.
    MEXICO GE CITY
    WE ARE DOING
    WELL ON OUR END GET
    HARD ON THEM OUR AIM IS
    TO CEND THEM TO HELL
    THESE NOTE WAS MADE
    THE ????????
    E ANG R ? ??
    ———-
    ????

    Für einige Buchstaben scheinen mehrere leicht veränderte Symbole verwendet zu werden.

    Aus den letzten 3 Zeilen werde ich nicht schlau.

    Die Symbole des Wortes in der drittletzten Zeile (T-V-://:T) kommen im übrigen Text nicht vor. Vielleicht sind es Zahlen, die ein Datum angeben (“Diese Notiz wurde geschrieben am 23031912”) ?

    • #2 Klaus Schmeh
      25. September 2014

      Vielen Dank für die Entschlüsselung! Nach einem Liebesbrief sieht das ja eher nicht aus. Stammt das vielleicht von einem Kriminellen? Auf jeden Fall will da jemand jemand anderen zur Hölle schicken.

      >Vielleicht sind es Zahlen, die ein Datum angeben
      Das wäre möglich. Die Nachricht müsste aus den zwanziger Jahren stammen.

  2. #3 Nick Pelling
    24. September 2014

    Well done Armin! 🙂

    I got the “THEM” “THEM” “THESE” “THE” words by eye, so I wasn’t far behind. 🙂

    • #4 Klaus Schmeh
      25. September 2014

      Thanks, Nick, it seems you were on the right track.

  3. #5 Jan
    26. September 2014

    Zum Thema: T-V-://:T
    das ist ziemlich sicher ein Datum. Da in dem Text Satzzeichen unverschlüsselt vorkommen, vermute ich das der Bindestrich “-” auch als solcher zu lesen ist. Der Doppelpunkt ist dann wie schon erwähnt die “1”.

    Da bei den Amis immer zuerst der Monat kommt, ist das Format vermutlich M-D-YYYY

    Jetzt müsste man wissen, wann die Karte genau abgefangen wurde. Ansonsten gibt es mehrere Möglichkeiten:

    2-3-1912
    3-2-1913
    4-2-1914
    2-4-1912
    …usw.

    Wenn der Bindestrich eine Zahl sein sollte, dann kann “T-” nicht größer als 12 sein. Wenn der Doppelpunkt die 1 ist, dann kann das “T” schon mal keine eins mehr sein. Etwas größer als 1 geht für den Monat auch nicht. D.h., das “T” kann dann NUR eine 0 sein. Eine Möglichkeit wäre dann:

    03231910

    • #6 Klaus Schmeh
      28. September 2014

      Interessat. Sollte es tatsächlich so sein, dann war das Kryptogramm schon ein paar Jahre alt, als Yardley seine Kryptologen-Karriere startete.

  4. #7 Jan
    26. September 2014

    Un noch etwas: Es heißt nicht “ON OUR END” sondern
    “ON OUR JOB”

    Wenn man sich das Alphabet mal aufschreibt erkennt man gewisse Regelmäßigkeiten in den Symbolen. B,C,D,E haben Striche mit Punkten, J -K sind diagonale Striche mit Punkten usw.

    Deswegen würde ich behaupten, dass auch das G vom “GET” eigentlichtlich ein anderer Buchstabe ist, da der punkt nicht im Halbkreis sondern links davon ist. Aber wie es aussieht waren das nicht die aller Hellsten Köpfe und vielleicht haben sie sich wie beim (C/S)END verschrieben.

    • #8 Klaus Schmeh
      28. September 2014

      Danke für den Hinweis. Das Kryptogramm ist also größtenteils entschlüsselt.

  5. #9 Jan
    26. September 2014

    Und hier noch ein wenig Kontext:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Mexican_Revolution

    Diese Revolution ging von 1910-1920, passt also Zeitlich. Da die Urheber dieses Briefes das Ganze verschlüsselt haben, kämpften sie wohl auf der Seite der Revolutionäre, da die USA die Konterrevolutionäre unterstüzte…

    Hilft jetzt nicht wirklich weiter, aber fand ich ganz interessant.

    • #10 Klaus Schmeh
      28. September 2014

      Das wäre sicherlich eine Möglichkeit: Die Nachricht stammt aus der mexikanischen Revolution. Dadurch wäre das Kryptogramm historisch deutlich interessanter als eine Liebesbotschaft.