“Wer knackt diesen verschlüsselten Brief aus dem Jahr 1817?”, fragte ich am 2. Januar. Der Leser Kent Ramliden hat es möglicherweise geschafft.

Letzte Woche berichtete ich über einen Brief, den ein gewisser Vincent LeRay de Chaumont im Januar 1817 an einen gewissen Joseph Rosseel schickte. Beide Herren hatten zu diesem Zeitpunkt mit der Erschließung von Grundstücken im Norden des US-Bundesstaats New York zu tun. So sah der Brief aus (hier ist der Artikel von letzter Woche dazu, dort gibt es eine höhere Auflösung)):

Leray-Letter-1817-excerpt

Der Brief ist offensichtlich in einer Kurzschrift verfasst. Kurzschriften waren vor Aufkommen moderner Bürotechnik weit verbreitet, es gab unzählige Systeme. So manche Kurzschrift lässt sich heute nur noch schwer entziffern. Wenn es nicht gelingt, das System zu identifizieren, muss man oft Codeknacker-Methoden anwenden.

Der Blog-Leser Kent Ramliden, der mir diesen Brief zur Verfügung gestellt hat, ist ein meisterhafter Codeknacker. Er hat mir nun einen Lösungsansatz zugeschickt. Dieser basiert allerdings nicht auf einer Dechiffrier-Methode, vielmehr hat er anscheinend die passende Kurzschrift gefunden. Hier ist sie (leider habe ich keine genaueren Informationen darüber):

Dictionnarie-Tachygraphique

Die erste Kurzschriftzeile (aus Laiensicht besteht sie aus drei Buchstaben) lässt sich in “mon cher monsieur” entschlüsseln. Das erscheint mir bei einem Brief in französischer Sprache ziemlich plausibel. Danach geht es weiter mit “je vou fai” (“ich mache Ihnen”), was ebenfalls passt, auch wenn an zwei Wortenden jeweils ein “s” fehlt. Da im Französischen der letzte Buchstabe eines Worts meist sowieso nicht gesprochen wird, bietet es sich an, diesen in einer Kurzschrift wegzulassen. Wesentlich weiter ist Kent Ramliden leider noch nicht gekommen.

Schafft es jemand, weitere Passagen zu entschlüsseln? Französischkenntnisse sind sicherlich von Vorteil. Für Hinweise im Diskussionsforum wäre ich dankbar.

Zum Weiterlesen: Ein Buch aus dem 19. Jahrhundert gibt Rätsel auf

Kommentare (3)

  1. #1 werner
    10. Januar 2015

    Die Tabelle stammt aus Tachygraphie des Français , Seite 46. Ab Seite 41 gibt’s anscheinend eine Erklärung zum System, ich bin jedoch “Lateiner” und kein “Franzose”, daher überlasse ich die Interpretation anderen.

    • #2 Klaus Schmeh
      10. Januar 2015

      Danke für den Hinweis. Was es bei Google Books nicht alles gibt!

  2. #3 werner
    11. Januar 2015

    Dafür ist Google Books ja wohl gedacht – rare oder wenig bekannte Bücher allgemein zugänglich zu machen.