Auf einem mittelalterlichen Schwert befindet sich folgende Inschrift: +NDXOXCHWDRGHDXORVI+. Es ist völlig unklar, was sie bedeutet.

Gleich mehrere Leser (Jan S., Ralf Bülow und Max Bartkowski) haben mich dankenswerterweise darauf hingewiesen: Die British Library in London hat einen Aufruf veröffentlicht, in dem es um eine verschlüsselte (?) Inschrift geht. Diese ziert ein mittelalterliches Schwert, das 1827 in im Fluss Witham bei Lincolnshire gefunden wurde. Es ist 96 Zentimeter lang und wiegt 1,2 Kilogramm. Vermutlich hat es einmal einem Ritter gehört.

Witham-Schwert

Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich leider keine vollständige Abbildung des Witham-Schwerts zeigen. Das Titelbild dieses Artikels ist nur ein Symbolbild. Auf der Web-Seite der British Library können Sie dafür mehrere Fotos des Originals anschauen. Die Inschrift liest sich wie folgt:

+NDXOXCHWDRGHDXORVI+

Was steckt steckt dahinter? Ralf Bülow hält ein (griechisches?) Akrostichon für möglich. Ein Akrostichon ist eine Nachricht, die sich aus den Anfangsbuchstaben eines Texts (es kann sich um die Anfangsbuchstaben der Wörter, der Zeilen oder der Seiten handeln). Vielleicht ist es ein Akrostichon aus einem Bibeltext.

Max Bartkowski hat auf eine Ähnlichkeit mit den Altarinschriften von Moustier hingewiesen, die jedoch erst Jahrhunderte später entstanden sind. Gibt es vielleicht einen Bezug zu den Templern? Auf der Web-Seite der British Library werden weitere Hypothesen zum Witham-Schwert und seiner Inschrift diskutiert.

Hat vielleicht ein Leser von Klausis Krypto Kolumne weitere Ideen, die Licht ins Dunkel bringen könnten? Ich würde mich sehr darüber freuen.

Hinweis: Dem Artikel zum Witham-Schwert auf der Seite der British Library wurde inzwischen ein Postskript hinzugefügt. Es stammt von dem niederländischen Historiker Marc van Hasselt. Dieser kennt offensichtlich weitere Schwerter mit ähnlichen Aufschriften. Er hat einige Ideen zur Bedeutung, doch eine generelle Lösung der diversen Kryptogramme kann er bisher nicht bieten.

Zum Weiterlesen: Küss mich!: Wissenschaftler knackt Wikinger-Verschlüsselung

Kommentare (22)

  1. #1 Norbert
    9. August 2015

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Inschrift genauso transkribieren würde wie die British Library. Die beiden als R transkribierten Zeichen sehen komplett verschieden aus. C und G hätte ich spontan genau umgekehrt zugeordnet. Aber am meisten erstaunt mich dieses “moderne” W. Gab es das damals überhaupt schon? Bzw. müsste ein W im 13. Jh. nicht wenigstens viel mehr Ähnlichkeit mit einem doppeltem V ausgesehen haben? Für mich sieht das mehr nach einem gestürzten M aus.

  2. #2 Max Baertl
    9. August 2015

    Eventuell handelt es sich um Römische Ziffern, die das Schmiedejahr angeben.

  3. #3 BreitSide
    Beim Deich
    10. August 2015

    Abo

  4. #4 Lech
    Wien
    10. August 2015

    Es sind die Namen der Opfer. .. hexen

  5. #5 Merit-Seto
    10. August 2015

    Auch wenn ich ein absoluter Laie bin frag ich mich, ob ein Akrostichon wahrscheinlich ist… Das X kommt gleich 3 Mal vor und ich meine… wieviele Wörter fangen mit X an!? 😉 Will sagen, ich würde es für wahrscheinlicher halten, dass eine andere Verschlüsselung benutzt wurde.

  6. #6 gedankenknick
    10. August 2015

    @Max Baertl
    Dies halte ich für unwahrscheinlich:
    I = 1; V = 5; X = 10; L = 50; C = 100; D = 500; M = 1000; Die Additions/Subtraktionsregeln innerhalb der römischen Zahl sind festgelegt.
    Da sind zu viele Buchstaben, die nicht in die Reihe passen udn sich den Standard-Zahlen-Regeln sperren.

    @Lech
    Die beiden +Zeichen an beiden Enden des Texts deuten für mich auf eine abschließende Gravur ohne spätere Erweiterung. Eine “Opfer”-Liste würde ja im Verlauf der Geschichte des Schwerts erweitert/ergänzt werden müssen. Wenn man diese Theorie verfolgt, würden also eher “angestrebte Opfer” graviert sein.

    @Problem:
    Sehr merkwürdig finde ich, dass das erste “R” und das zweite “R so unterschiedlich graviert sind. So wie das “W” eher wie ein kopf stehendes M aussieht, scheint mir das erste “R” eher ein kopf stehendes U (wobei ich gar nicht weiß, ob damals Us nicht als V geschrieben wurden) oder ein Schreibschift-N (was aber wieder mit dem ersten “N” nicht im EInklang steht).

  7. #7 Roland B.
    10. August 2015

    Das ist sicher ein altwalisischer Dialekt in einer eigentümlichen Rechtschreibung und bedeutet “nicht in die Hände von Kleinkindern gelangen lassen” oder so was.

    @gedankenknick: Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, daß ein mittelalterlicher Schmied in Britannien (oder Deutschland, was die British Library ja vermutet) entsprechend gebildet war (vielleicht ebensowenig der Auftraggeber), was Schreib- und Rechenregeln des Lateinischen angeht.

    Da der Schmied vermutlich Analphabet war und die Buchstaben vielleicht ohne Verständnis abgeschrieben hat, vielleicht von einer nicht ganz deutlichen Vorlage, kann ich mir auch vorstellen, daß Buchstaben falsch geschrieben wurden.

  8. #8 Willi
    10. August 2015

    @gedankenknick Das mit den Kreuzen am Anfang und Ende scheint damals üblich gewesen zu sein. Habe ein Beispiel des Ulfberht-Schwertes hinzugefügt

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ulfberht

  9. #9 Willi
    10. August 2015

    @Roland B. Es ist zwar nicht gesichert, aber: “13th century, possibly of German manufacture”. Das Schwert scheint von guter Qualität und sehr kostbar gewesen zu sein und somit mit hoher wahrscheinlichkeit für jemand gedacht, der etwas mehr Bildung genossen hat. Da schaut man dem “ungebildeten” Schmied doch eher auf die Finger, oder? Das “wertvoll” habe ich einfach aus dem Folgenden geschlossen: “inscription, found along one of its edges and inlaid in gold wire”.

  10. #10 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/01/16/the-empire-strikes-back/
    11. August 2015

    Bezüglich C und G könnte ich mich auch der umgekehrten Lesart anschließen, finde das aber nicht zwingend. Die Unterschiede der R finde ich auch bemerkenswert. Das erste sah mir erst wie ein kl. n aus, aber als einziger Kleinbauchstabe – das macht noch weniger Sinn. Am Ende fast, das V, da wundert mich, wie weit die Schenkel unten auseinanderstehen. Aber vom unten spitz zulaufenden O schließe ich, dass die Bearbeitung wohl nicht so einfach war.

    Welches Zeichen welcher Buchstabe ist, dass sollten aber Leute mit großer Sicherheit sagen können, die viel mit solch alten Texten umgehen, und denen bessere Bilder/das Schwert selbst vorliegt.

    Zudem wäre eine Kenntnis in Schwertinschrifttraditionen sicher hilfreich. 🙂

    Dass bei so einem teuren Gegenstand mit missverständlichen Vorlagen gearbeitet wurde halte ich auch für extrem unwahrscheinlich.

    Als vollkommener Laie rate ich, dass der Text entweder etwas sagt wie “Dem starken, edlen Cholerisch, König aller Flusen und Drausen” oder “Gott mit uns!”

  11. #11 Jakub
    11. August 2015

    https://gizmodo.com/can-you-help-decode-the-unknown-language-on-this-750-ye-1723190494

    Um paar weitere Theorien und Fakten ins Gespräch zu bringen.

  12. #12 Matthias
    Sindelfingen
    12. August 2015

    Servus,

    bitte bedenkt hier das hohe Alter des Schwertes und die damalige Kunst. Buchstaben konnten schon mal etwas anders aussehen.

    auch denke ich, dass man hier vorgehen könnte wie bei alten münzen (die ja auch ihre eigene form der beschriftung haben die nicht jeder entziffern kann).

    bei münzen lateinisiert man gern und kürzt man gerne ein wort mit 1-3 Buchstaben ab. so wird beispielsweise aus

    Ernst Friedrich Karl von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen

    Ernestus Fridericus carl dei gratia dux saxonia

    und in Kurz: ERN FRI CAR DG DS

  13. #13 Greif Renate
    Hügelsheim
    14. August 2015

    Es wurde vor 1350 gefertigt (Parierstange).
    Es ist vielleicht ein Gastgeschenk “Xenim”.
    R.G.

  14. #14 Peter
    14. August 2015

    Ich würde mal sagen der Anfang ist…..
    Nomine Dominus ex

    und der schluss….
    ex orbi

    • #15 BreitSide
      14. August 2015

      Ist das lateinische “V” nicht eher ein “U” als ein “B”?

      Ich kenne es eher vom Spanischen, dass “V” und “B” gleich ausgesprochen werden.

      …und aus dem Fränkischen (und Säxischen), dass “B” und “P” sich gleichen…:-)))

  15. #16 Peter
    14. August 2015

    oder der ganze Anfang …N.D.X.O.X….
    nomine dominus ex orbi ex…….
    Der Name des Besitzers der Welt…….

  16. #17 Peter
    15. August 2015
  17. #18 M. Sox
    15. August 2015

    To the BRITISH LIBRARY,Dear Fellows

    My transcription of the inscription from the sword
    [Lincolnshire 1825;British Museum 1858,1116.5]:

    +ND XOXG HWDN CHD XORVI+

    ND________Noster Dominus/Nostro Domino
    XO________reX Orbis
    XG________reX Gudaeorum
    HWDN____Hal W*D*N (*=vowel)
    CHD______CHristus Deus
    XORVI____reX ORBIs/Regi ORBI/Rege ORBI

    Regards

    M. Sox, Karlsruhe (15.08.2015; 3:17)

  18. #19 BreitSide
    Beim Deich
    15. August 2015

    Daadsächlich! Bassd brima! 🙂

  19. #20 BreitSide
    15. August 2015

    #19 sollte eine Antwort auf Beder #17 sein 😉

  20. #21 Ralf Anders
    Tarija, Bolivien
    29. August 2015

    Meine Lösung lautet wie folgt:
    NDX OX (C)H(W)D (R) (G)HD XO RVI

    NDX ist ein Kürzel für Christus/Gott
    RVI ist ein Kürzel für Rudolf I (Sachsen-Wittenberg), dem ersten Reichs-Marschall und damit Schwertträger
    XO/OX steht für die Verbindung des Omnipotenten und des Schwertträgers
    (R) ist ein Symbol für “und”
    (C)/(G) sind Symbole für das irdische und das himmlische Reich
    (W) ist ein invertiertes M

    Der Mittelteil liest sich dann wie folgt (altgermanische Sprache):
    “Dem Herrn des himmlischen Reichs und Dem Marschall des Heiligen (irdischen/römischen) Reichs”

  21. #22 Altägypter
    10. November 2015

    ich denke, es wäre schlecht, wenn wir den Text einfach so entschlüsseln könnten. Diese Inschriften waren vielleicht Identifikationsmerkmale für seinen Besitzer (er musste plausibel erklären können, was es bedeutet). Nur dann war man sicher, dass der Ritter auch tatsächliche derjenige ist, welcher man erwartete und das Schwert nicht einfach nur gestohlen worden ist.

    Da wird die Entschlüsselung natürlich müsig. Name, Hause (von Schlagmichtot), Name des Vaters, Großvaters, … alles ist möglich und alles ist irgendwie abgekürzt.