Der Fall des Somerton-Manns ist ein großes Rätsel. Seltsam ist vor allem, dass der Tote nie identifiziert wurde. Heute präsentiere ich ein paar Hypothesen, woran das liegen könnte.

Im Jahr 1948 fand man am Stradabschnitt Somerton Beach in Adelaide die Leiche eines Mannes.

Somerton-Lego

Es ließ sich nicht ermitteln, ob der Somerton-Mann eines natürlichen Todes gestorben oder umgebracht (vergiftet?) worden war.

In der Tasche des Somerton-Manns fand man einen Zettel, der aus einem Buch stammte. Das zugehörige Buchexemplar wurde unweit des Toten entdeckt. Darin fand man folgenden (verschlüsselten?) Text, der auch als “Taman-Shud-Kryptogramm” bekannt ist:

Somerton-Cryptogram

Details zu diesem bis heute ungelösten Kryptogramm gibt es hier.

Das Rätselhafteste am Somerton-Mann ist aber weder dieses Kryptogramm noch die Todesursache, sondern die Tatsache, dass der Tote nie identifiziert werden konnte. Obwohl es gute Fotos der Leiche gibt, die inzwischen seit Jahrzehnten durch die Presse und das Internet geistern, konnte bisher niemand sagen, um wen es sich handelt. Das ist nun wirklich äußerst ungewöhnlich.

Somerton.Man

Woran kann es liegen, dass jemand unter diesen Umständen nicht erkannt wird? Wer nach einer Antwort sucht, muss einige Dinge beachten:

  • Der Somerton-Mann wirkte gepflegt, körperlich fit, trug gute Kleidung und verdiente seinen Lebensunterhalt vermutlich nicht mit harter körperlicher Arbeit.
  • Er trug keine Ausweispapiere oder persönliche Gegenstände bei sich. Auch in einem Koffer, den er am Bahnhof aufgegeben hatte, fand man nichts derartiges.

Im Folgenden präsentiere ich ein paar Hypothesen, die erklären könnten, warum das Gesicht des Toten niemandem etwas sagte.

Einzelgänger-Hypothese

War der Somerton-Mann ein extremer Einzelgänger, der keine sozialen Kontakte pflegte und den deshalb niemand kannte?

So richtig kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand so einzelgängerisch lebt, dass ihn überhaupt niemand erkennt. Völlig auszuschließen ist diese Erklärung jedoch nicht.

Geheimdienst-Hypothese

War der Somerton-Mann ein Geheimagent aus dem Ostblock?

Diese Hypothese würde sehr gut erklären, warum sich nie jemand meldete und den Toten identifizierte. Allerdings haben Geheimagenten normalerweise (falsche) Ausweispapiere dabei. Handelte es sich vielleicht um einen Überläufer?

Transvestiten-Hypothese

Lebte der Somerton-Mann normalerweise als Frau? Wurde er also nicht erkannt, weil ihn in Männerkleidern niemand kannte?

Auf diese Hypothese hat mich Wolfgang Wilhelm aufmerksam gemacht. Für sie spricht, dass die Füße des Somerton-Mann eine Fehlbildung aufwiesen, wie sie (unter anderem) von Stöckelschuhen verursacht wird. Im Übrigen fällt mir hierzu das Buch Blind Spot von Gordon Rugg ein (dieser ist auch als Voynich-Manuskript-Experte bekannt). Die Botschaft dieses Buchs kann man etwa so zusammenfassen: Wenn man die Antwort zu einer Frage trotz großer Anstrengungen nicht findet, obwohl man sie eigentlich finden müsste, sollte man prüfen, ob die Frage richtig gestellt ist. Vielleicht müsste die Frage hier lauten: Wer war die Somerton-Frau?

Flüchtlings-Hypothese

War der Somerton-Mann ein Nazi-Verbrecher, der aus Deutschland geflüchtet war, um dort seiner Bestrafung zu entgehen? Entsprechend könnte er natürlich auch ein anderer Flüchtling mit entsprechender Vergangenheit aus einem anderen Land gewesen sein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten sich viele Nazi-Schergen ins Ausland ab (oft über die so genannten Rattenlinie). Vielleicht landete einer von ihnen in Australien. Ein Mann mit zweifelhafter Vergangenheit hätte dort sicherlich einen Grund gehabt, seine Ausweispapiere und andere private Gegenstände zu vernichten. Außerdem dürfte so jemand versucht haben, sein Aussehen zu verändern. Vielleicht war der Fall des Somerton-Manns in Europa so unbekannt, dass nie ein Angehöriger das Bild des Toten zu Gesicht bekam.

Fazit

Das Faszinierende am Somerton-Mann ist, dass keine der Erklärungen so richtig überzeugt. Irgendwie muss es aber gewesen sein. Vielleicht hat ja ein Leser eine bessere Hypothese parat.

Zum Weiterlesen: TV-Dokumentation über den Somerton-Mann

Kommentare (32)

  1. #1 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Ein Zuwanderer, vermutlich. Seine Habseligkeiten waren in dem Koffer, den man nie gefunden hat, und den jemand Unbekanntes hatte mitgehen lassen. Das Kryptogramm sieht wenig professionell aus; ist womöglich rein privat. Die Veränderungen im Fuß könnten womöglich auch durch unpassendes Schuhwerk z.B. während einer Kriegsgefangenenschaft verursacht worden sein.

  2. #2 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Transvestit? Ich vermute konktret Transsexualität.

    Warum vermutet man hinter Unbekannten immer Geheimdienst-Mitarbeiter? Er wirft das Buch in ein Auto – obwohl er eine Notiz daraus in seiner Kleidung hat?!
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Person nicht so viele verschiedene Bücher gelesen hat und sich eben an dieses eine Buch klammerte (als Buchhändler fallen mir auf Anhieb ein paar Leute ein).

    Vielleicht wollte er das Buch damit einer anderen Person überlassen bzw. hoffte er, dass das Buch so wenigstens nicht im Müll landet. Es war doch für ihn/sie ein kraftgebendes Buch. Er hat auf seiner letzten Reise alles hinter sich gelassen – und nun auch noch das Buch.

    Andere Ideen (vielleicht auch eine Kombination daraus) finde ich interessant, wobei für mich die Herkunft sekundär ist. Aber stellen wir uns vor, es handele sich um jemanden aus Seattle, der seinen letzten Sonnenuntergang am Meer erleben wollte – vielleicht am Atlantik, auf Hawaii oder in Australien und sich für letzteres entschiede, weil er dort eben eine Person kannte, der er vertraute?

    Ich halte es sogar für möglich, dass er zum ersten mal in Australien war: “Ich sehne mich nach einem fernen Land, fernen Ort, fernen Tal und möchte dort meine Ruhe finden.” Wer das Lied “Տեսնեմ Անին ու նոր մեռնեմ” (lass uns den Ani sehen und dann sterben) kennt oder Bilder vom Хан-Теңири (Khan Tengri) sieht uns sich nach dem Tian-Shan-Gebirge sehnt, der kann so ein Gefühl sofort nachvollziehen.

  3. #3 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Seine Habseligkeiten waren in dem Koffer, den man nie gefunden hat, und den jemand Unbekanntes hatte mitgehen lassen.
    ^^ Oder bei der Person, die ihm das Gift gegeben hat. Diebstahl mag ich aber nicht ausschließen….

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Wenn man nicht auf einem wackelfreien Tisch, sondern auf den Knien schreibt, während das Schiff unterwegs ist, könnten die sonst sicheren Buchstaben schon gerne unsicher wirken.

  4. #4 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Seine Habseligkeiten waren in dem Koffer, den man nie gefunden hat, und den jemand Unbekanntes hatte mitgehen lassen. ^^ Oder bei der Person, die ihm das Gift gegeben hat. Diebstahl mag ich aber nicht ausschließen. Das Kryptogramm sieht wenig professionell aus; ist womöglich rein privat. ^^ Jupp, daher verstehe ich auch nicht, warum Klaus Schmeh es in sein Buch aufgenommen hat. Ich mache mir auch immer wieder kleine Notizen, die zwar anders aussehen, aber die in der Summe etwas den selben Informationsgehalt haben: tu dies, denk an das, ordne dies jenem zu oder was auch immer. Zur Schrift: vielleicht hat er in seinem Leben auch nicht viel mit der Hand geschrieben? Aber da gebe ich die Frage lieber an Graphologen weiter. Die Veränderungen im Fuß könnten womöglich auch durch unpassendes Schuhwerk ^^ Dazu passen aber nicht die Waden. Außerdem gut gepflegt, mit für diese Temperaturen unpassender Kleidung am Strand.

  5. #5 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Was die Schriftausführung betrifft, so hatte ich das geschrieben: – kommt eigentlich niemand auf die Idee, dass das “I” aus der durchgestrichenen Zeile nicht ein begonnenes “A” sein könnte?! – dass der Mann dann bemerkte, dass das “B” fehlt und dieser Abschnitt eigentlich in die dritte Zeile gehört? – wer in seinem Leben je mit Gartenzäunen zählte und entsprechend aus korrigierte, würde nie auf die Idee kommen, dass die letzte Zeile mit einem “I” oder gar einem “V” beginnen könnte. – das “B” am Ende des Vierzeilers wirkt auf mich wie ein runder Abschluss. – dazu passt auch, dass die Zeile in der Mitte durchgestrichen wurde: hätte er sich in der zweiten Zeile nicht verschrieben, so hätte der gesamte Text unter über die Zeile gepasst [1], die er vermutlich vorher schrieb und dann durchstrich. Meine persönliche Vermutung: diese vier Zeilen gehören zusammen und dann ist Ende. Weiter möchte ich darüber nicht spekulieren – die Auswertung muss von Graphologen erfolgen. Erst dann sollten Kryptologen überhaupt über die Bedeutung von WRGOABABD / WTBIMPANETP / MLIABO AIAQC / TTMTSAMSTGAB nachdenken. [1] https://pp.vk.me/c623722/v623722403/42908/xCzbj1wKwIU.jpg

  6. #6 Klaus Schmeh
    28. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Ich lese da “Samstagabend” am Ende. Rein vom Gefühl her.

  7. #7 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Gestorben ist er am 1. Dezember 1948 – das war ein Mittwoch. Vielleicht ist er am Samstag zuvor gekommen? Wie auch immer: mir ist es jedenfalls zu wenig, um hier irgendetwas herauszulesen, sonst kommen bei mir so komische Dinge raus wie: We aRe GOing to Australian Beach ABD.

  8. #8 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Mir kommt es vor, als hätte er sich komplett verirrt. Er ist überstürzt bzw. unvorbereitet irgendwo hingereist und woanders angekommen, womöglich durch einen Fehler oder eine Verwechselung und wusste nicht mehr weiter. – Heutige forensische Methoden würden deutlich mehr Hinweise erbringen. Ist er dort gestorben, wo man ihn gefunden hatte? Hatte er Verletzungen? Ist der Stoff abgerieben an unüblichen Stellen? Sind überhaupt toxikologische Untersuchungen gemacht worden? – Aber das ist alles nicht Thema dieses Blogs, sorry.

  9. #9 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Und nein, die “A”s sind eindeutig stärker geneigt als die “I”s. Ich gehe nicht davon aus, dass das I in der durchgestrichenen Zeile ein angefangenes A sein könnte.

  10. #10 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Wolfgang Wilhelm über Facebook:

    Hm… vielleicht kam ihm so ein Gedanke beim Schreiben: T; nein kein T; doch T.

  11. #11 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    … was letztlich doch auf eine Verschlüsselung hindeuten würde. Allerdings eine, die man auch im Kopfe machen könnte.

  12. #12 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Und wenn man etwas recherchiert, scheint man seinen Koffer dann doch gefunden zu haben. Aber der Fall ist mysteriös. Hier eine interessante Seite dazu: https://beforeitsnews.com/alternative/2014/06/taman-shud-the-time-traveler-that-died-in-1948-time-travel-2979974.html

  13. #13 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Geheimdienst vermutlich deswegen, weil alle Markierungen in seiner Kleidung herausgetrennt waren. Warum sollte ein normaler Bürger das tun?

  14. #14 Klaus Schmeh
    29. September 2015

    Kommentar von Frank G. Gerigk über Facebook:

    Habe etwas recherchiert. Wie es aussieht, hatte er den Zug durch einen Zufall nicht mehr erwischt. Die Telefonnummer einer Dame nur 400 m von dem Ort, an dem man seine Leiche aufgefunden hatte, war in seiner Tasche. Diese jedoch leugnete jede Bekanntschaft.

  15. #15 Marian Dominik Branski
    Hessen
    29. September 2015

    Falls es ein Mord war (und das ist angesichts des Tatsache, dass er “körperlich fit” und dem Bild nach zu urteilen nicht übermäßig alt war durchaus so wahrscheinlich wie ein natürlicher Tod), sollte man den oder die Täter in die Betrachtung miteinbeziehen. Wenn eine der wenigen Personen, die ihn hätte identifizieren können (z.B seine Frau), in den Mord verwickelt war, hätte sie ihn nicht nur nicht als vermisst gemeldet, sondern auch verhindert, dass andere (z.B. Arbeitskollegen) dies tun. Dass keiner aus diesem eher überschaubaren (ich denke da sind wir uns einig) Personenkreis selbst über das Foto stolpert, ist nicht allzu verwunderlich, da der Informationsfluss damals noch ein ganz anderer war und der Herr vermutlich aus einer anderen Stadt kam.

  16. #16 BreitSide
    Beim Deich
    29. September 2015

    Faszinierend!

  17. #17 Kristin
    29. September 2015

    Gefällt mir, aber…

    Zuerst einmal muss ich sagen das mir solche Überlegungen generell gut gefallen, wenn auch sicher einige solche ″Experimente″ nicht mögen. Angetan hat es mir ja die Sommerton-Frau. Beißt sich das, oder wie es sonst in Deutschland heißt, aber nicht ein wenig mit dem Problem der Einzelgängerhypothese? Konnte Australien bis 1948 für diese ″Lebensweise″ (Mir fällt kein neutraler umfassender Begriff ein) die Möglichkeiten (Straffreiheit, medizinische Versorgung,…) dafür stellen?Allerdings kann ich nur wiederholen das mir diese Idee gefällt. Ich habe das zwar nie als ″Blinder Fleck″ gelernt, aber als zweite Stufe wenn man ein Problem lösen will.

    Ich würde aber deswegen die Frage nochmals anders stellen. Wieso wollte niemand den Sommerton-Mann identifizieren? Ein internationaler Verbrecher? Hatte er den ersten, ältesten der Flüche auf sich geladen? Ich glaube nicht, da dann sicher die Behörden wenigstens ein Spur gefunden hätten. Aber was ist mit einer unerbittlichen Verfolgungsorganisation… einer bigotten Gesellschaft? Ein Mann von einem gewissen sozialen Status (gute Konstitution, keine Zeichen für schwere Arbeit), jemand der sicher auch im Australien der Kriegs- und Nachkriegszeit etwas zu verlieren hatte, lässt sich was zu Schulden (womöglich etwas sehr lächerliches) kommen dass sein Umfeld nicht tolerieren will. Dieser Mann wird durch den Krieg wer weiß wohin verschlagen und ist auf einmal tot. Wie groß ist da wohl die Wahrscheinlichkeit das jemand aus dem Umfeld sich meldet?

    Zugegeben auch nur eine Theorie. Allerdings hat sich gerade im Umfeld des WKII so einiges ereignet.

    Ich freue mich jedenfalls auf ihren nächsten Beitrag! Vielen Dank!!

    Kristin

    P.S.: Hoffe ich finde das Buch Blind Spot

  18. #18 Crazee
    30. September 2015

    Es gibt auch eine Hoaxilla-Folge zum Thema.

  19. #19 Pnugi
    München
    30. September 2015
  20. #20 Wolfgang Wilhelm
    1. Oktober 2015

    Transvestiten-Hypothese sollte eher Transsexuellen-Hypothese heißen. Hier noch mal mein Beitrag, veröffentlicht am 8. August auf Facebook (und auch in vk).

    https://www.facebook.com/wolfgang.wilhelm.50/posts/968776853185853

    Ausgehend vom Buch “Nicht zu knacken” [1] von Klaus Schmeh kam ich im 6. Kapitel zum sog. Somerton-Mann [2]. Schon beim Lesen fragte ich mich, was dieser Fall von seiner Art her denn mit Spionage zu tun haben sollte?

    Man fand eine Notiz [3], aber andererseits hätte ein Spion diese sowie sein Buch doch anders entsorgt – zumal er doch sonst bei allen Dingen ganz penibel war. Überhaupt: den Umgang mit dem angeblichen Spionage-Code finde ich einfach nur peinlich:
    – kommt eigentlich niemand auf die Idee, dass das “I” aus der durchgestrichenen Zeile nicht ein begonnenes “A” sein könnte?!
    – dass der Mann dann bemerkte, dass das “B” fehlt und dieser Abschnitt eigentlich in die dritte Zeile gehört?
    – wer in seinem Leben je mit Gartenzäunen zählte und entsprechend aus korrigierte, würde nie auf die Idee kommen, dass die letzte Zeile mit einem “I” oder gar einem “V” beginnen könnte.
    – das “B” am Ende des Vierzeilers wirkt auf mich wie ein runder Abschluss.
    – dazu passt auch, dass die Zeile in der Mitte durchgestrichen wurde: hätte er sich in der zweiten Zeile nicht verschrieben, so hätte der gesamte Text unter über die Zeile gepasst [4], die er vermutlich vorher schrieb und dann durchstrich. Meine persönliche Vermutung: diese vier Zeilen gehören zusammen und dann ist Ende. Weiter möchte ich darüber nicht spekulieren – die Auswertung muss von Graphologen erfolgen. Erst dann sollten Kryptologen überhaupt über die Bedeutung von
    WRGOABABD / WTBIMPANETP / MLIABO AIAQC / TTMTSAMSTGAB
    nachdenken.
    Am Ende des Kapitels zitierte der Autor eine Selbstmord-Theorie – diese ist an sich nicht neu -, aber ich habe dabei eine andere Vermutung. Und die mögliche Vaterschaft wirkt nur wie eine Ausrede.

    Wir schreiben das Jahr 1948: wir wissen [5], dass der Somerton-Mann zwar in guter körperlicher Verfassung war, aber längere Zeit in spitz zulaufenden Schuhwerk gelaufen ist und Wadenmuskeln mit einer Ausprägung hatte, die auf hohe Absätze schließen lassen. Er war an Körper, Armen und Beinen nur schwach behaart, die Hände zeigten keinerlei Anzeichen harter körperlicher Arbeit. Fuß- und Fingernägel waren ordentlich gepflegt, er hatte weder Schwielen noch Hornhaut an den Füßen. Also in einer Zeit, in der 2. WK gerade drei Jahre zu Ende war?! Gleichzeitig wurde er von niemandem vermisst.

    Wie phantasielos muss man eigentlich sein, um nicht zu erkennen, dass die unbekannte Person die ganze Zeit als Frau lebte (und sich nur deshalb so sehr trainierte, um irgendwie doch seinen Mann zu stehen)? Mit etwas mehr Phantasie könnte man noch auf die Idee kommen, das diese Person während des Krieges im Büro in der Verschlüsselung arbeite – Alan Turing lässt grüßen.

    Wie geht man damit um, wenn die Gesellschaft und/oder man sich selbst nicht akzeptieren kann? An was klammert man sich dann? Im vorliegenden Fall dürfte der Gedichtband “Rubaiyat” in jedem Fall dazugehört haben. Und wenn das nicht mehr genügte? Sollte nach außen der gutgepflegte Mann sterben, damit innerlich die Seele er Frau weiterleben kann? Giftmorde sind ohnehin für Frauen typisch.

    Wir schreiben den 1. Dezember – in Australien ein warmer Sommertag. Der Somerton-Mann ist gut gekleidet und so will er die Welt auch verlassen. Ganz egal, was das Thermometer sagt! Der Blick auf den Abendhimmel über dem Meer – das Leben sollte ein schönes Ende finden. Stunden nach dem Sonnenuntergang findet das Leid des Somerton-Mannes sein Ende.
    In diesem Sinne: ruhe in Frieden, Somerton-Frau!

    Quellen/Anmerkungen:
    [1] ISBN 978-3-446-42923-9
    [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Somerton-Mann
    [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Somerton-Mann…
    [4] https://pp.vk.me/c623722/v623722403/42908/xCzbj1wKwIU.jpg
    [5] ich muss leider immer wieder Wikipedia zitieren

    • #21 Klaus Schmeh
      1. Oktober 2015

      Das Kryptogramm muss nichts mit einer eventuellen Spionage-Tätigkeit zu haben. Ich denke generell, dass das Kryptogramm nichts wirklich Wichtiges war und wohl nicht viel zur Aufklärung des Falles beitragen würde, selbst wenn man es lösen könnte.

  21. #22 Hans Kanns
    2. Oktober 2015

    Ich könnte mir in einem Anflug von romantischem Wahn vorstellen, dass er den letzten Versuch unternahm seine (Jugend)Liebe zu erobern. Während der Reise zu ihr hat er sich seine Worte überlegt und damit er diese nicht mehr vergisst, die Anfangsbuchstaben notiert. Mir persönlich mangelt es am englischen Vokabular um den Text vernünftig zu rekonstruieren, aber einige Passagen würden Sinn ergeben.

    Die Zweite Zeile könnte lauten “My Love Is A Ocean” die er durchgestrichen hat, entweder weil er denkt es gibt noch etwas wichtiges, das er voranstellen muss oder weil er es umformulieren wollte in “My love is a Big Ocean”. Weiter: “And I Always…” oder vielmehr “All I AsQ is To Tell Me That..:” oder sogar “To Meet”.”Meet” Könnte irgendwo passen wegen der Zeichnung. Ist wohl eine bekannte Stelle dort am einem Ufer in dieser spitzen Form und er zeigt ihr wo sie sich treffen sollen. Das würde dann allerdings eher darauf hindeuten, dass er sie ( zumindest erstmals ) nicht persönlich treffen wollte. Es wollte den zettel in ihrer Wohnung lassen und dann an der markierten Stelle warten. Setzt dann voraus, dass die Dame die “Nachricht” versteht. Gibt es ansonsten eine Erklärung für die zeichnung? Ich habe leider nicht die zeit mir alles zu dem Fall durchzulesen im Moment, werde das aber mit Sicherheit nachholen, ist ne interessante Geschichte. Die Hypothese mit der Transsexualität bietet dann natürlich andere Lesarten. Aber “My Love Is ( like a ) A Big Ocean” wurde doch damals in der Zeit recht gängig verwendet, oder?

  22. #23 Hans Kanns
    2. Oktober 2015

    Einige Kilometer über Adelaide gibt es eine Art Landzunge, die der Zeichnung sehr ähnlich kommt: https://www.google.de/maps/place/Somerton+Surf+Life+Saving+Club/@-34.7597183,138.5136695,13.54z/data=!4m2!3m1!1s0x6ab0dbb1043a44cb:0x6742513e94cf981c
    Direkt Mittig auf der Karte bei St Kilda. Wären ca. 30-35km Entfernung. Inwieweit sich die Landschaft dort seitdem verändert hat kann ich jetzt natürlich nicht sagen, und vermutlich findet man ähnliche Strukturen an jeder Küste, aber die ist doch recht prägnant.

  23. #24 Hanns Kanns
    2. Oktober 2015

    Wäre es denn vorstellbar, dass manche Wörter durch 1+ Buchstaben abgekürzt sind? So etwas wie in der letzten Zeile: STG = something. Oder AIAQC = all i acquired. Wobei cq hier in falscher Reihenfolge stehen, was denke ich doch zu weit geht und eher auszuschließen ist. Auch denkbar ist, dass R = are. So z.B. erste Zeile: We aRe GOing ABoarD. Die Tatsache die mich am meisten irritiert ist, dass es so scheint als wäre der “Text” von verschiedenen Leuten geschrieben worden. Dieselben Buchstaben unterscheiden sich teilweise derart stark… vllt tatsächlich zurückzuführen auf unterschiedliche “Schreibbedingungen”, a la Schiff, Zug etc… Auch auffällig war, dass in der letzten Zeile das letzte S einen Querstrich hat und etwas anders aussieht als das 3 Buchstaben zuvor. Könnte unter anderem darauf hindeuten, dass 5 AM gemeint ist. Das GA und insbesondere das letzte B wirkt wie eine Unterschrift.
    PS: Sry für die Mehrfachposts, ich kann immer noch in der Pause kurz reinschauen 🙂

  24. #25 Erich
    21. Oktober 2015

    könnte es nicht sein das der mann ein deutscher war? die letzte zeile klingt für mich sehr nach samstag abend, davor steht TT was meist für tag steht (bei den meisten formularen TT.MM.JJ).
    meine “theorie wäre folgende: er wollte bzw. musste verschiedene personen treffen, der durchgestrichene “satz” würde bedeuten das er diese person schon getroffen hat usw.
    war mal nur so ein denkanstoss.

  25. #26 Erich
    21. Oktober 2015

    in der dritten zeile würde mir auch das wort “paket” ins auge stechen…

  26. #27 soundgod
    22. Januar 2016

    Eine australische Neuerscheinung auf dem Musikmarkt behandelt das Thema. Aus dem Songtext geht hervor, daß der Mann am Gift des Kugelfisches gestorben sei. Außerdem fällt das Wort Pädophiler, was ebenfalls zum Spekulieren anregt.

    • #28 Klaus Schmeh
      22. Januar 2016

      Danke für den Hinweis! Wie heißt denn dieser Song?

  27. #29 soundgod
    23. Januar 2016

    Das Wort Pädophiler steht allerdings in keinem Kontext zur ersten Strophe, in der einzigen, in der es um den Somerton Man geht. Das ist die Band The Drones – Taman Shud. Hier wäre noch eine interessante Konversation mit einem Professor Derek Abbott von der Adelaide University.
    https://www.reddit.com/r/UnresolvedMysteries/comments/2xlfdd/taman_shud_ongoing_discussion_thread/

  28. #30 Gray Goods
    24. Januar 2019

    Der Somerton Mann war 5’11” groß, also 1,80. Der hätte als Frau mit hochhackigen Schuhen viel mehr Aufsehen erregt denn als Mann. So interessant die Erklärung für die Zehenfehlstellung und die stark entwickelten Waden also ist, wirklich Sinn macht sie nicht.

  29. #31 Ghosthunt
    13. Dezember 2020

    Der Mann ist m.E. ein deutschsprachiger Pole, der in die USA ausgewandert.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Somerton-Mann

    “W (oder M) RGOABABD

    MLIAOIW (oder M) TBIMPANETPMLIABO

    AIAQCI (oder V) TTMTSAMSTGAB”

    ×××
    I (oder V) TTMT (S mit Oberpunkt, diakritsches Zeichen, selten europäisch)
    AM (S mit Querstrich, eine Wolfsangel) TGAB (letztere Buchstaben unterstrichen)

    Da wo unklar ist, ob M oder W, hat er vielleicht ein Runen-M geschrieben.

    http://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/futhark-runen.htm

    Das Runen M hat ein x in der Mitte.

    Das S mit dem Oberpunkt meint eine andere Sprache, in Polen gibt es ein kleines und ein großes S mit Oberpunkt/Strich.

    Ich denke, wann immer er Buchstaben schreibt, die nicht lateinisch sind, also das S mit Oberpunkt, die Wolfsangel und das Runen-M,
    meint er eine Person und deren Nationalität/Gesinnung.

  30. #32 Kredenzia
    16. Oktober 2022

    Seine Identität und Herkunft konnten erst im Jahr 2022 durch eine DNA-Analyse geklärt werden.
    vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Somerton-Mann
    + https://hoaxilla.com/hoaxilla-301-dreierlei-update/