In einem Wettbewerb, der 2004 stattfand, ging es darum, ein verschlüsseltes Tagebuch zu knacken. Leider ist mir die Lösung nicht bekannt. Vielleicht findet sie ein Leser.

Kennen Sie Agatha Highfield? Vermutlich nicht, denn diese Dame hat nie gelebt. Es handelt sich um eine fiktive Tagebuchschreiberin, die ihre Einträge mit Hilfe einer Geheimschrift verschlüsselte, die an ägyptische Hieroglyphen erinnert.

Highfield-Diary-04

Der gezeigte (fiktive) Tagebuch-Eintrag stammt aus dem Jahr 1912 und wurde in Kairo verfasst. Dieses Rätsel zählte zur National Cipher Challenge 2004, einem Wettbewerb, der damals von der Universität Southampton und der Tageszeitung The Guardian ausgerichtet wurde. Die Web-Seiten zu diesem Wettbewerb (der natürlich längst beendet ist) sind leider nur noch teilweise abrufbar.

Schafft es jemand, dieses Tagebuch zu entschlüsseln? Oder findet man die Lösung irgendwo im Internet? Auch wenn Frau Highfield nie existiert hat, würde mich interessieren, was sie geschrieben hat.

Analyse-Material für Codeknacker gibt es genug. Hier ist ein weiterer Auszug aus dem Highfield-Tagebuch:

Highfiled-Diary-08

Offensichtlich hat die Schreiberin die Buchstaben zu Fünfergruppen zusammengefasst. Die Originallänge der Wörter ist dadurch nicht erkennbar. Daher dürften die Buchstabenhäufigkeiten den wichtigsten Ansatzpunkt bilden. Im Englischen ist das E der häufigste Buchstabe, gefolgt von T, A und O. Auch die Häufigkeiten von Buchstaben-Paaren und -Tripeln können beim Dechiffrieren helfen.

Weitere verschlüsselte Tagebücher finden sich in meiner Encrypted Book List. Ich  habe Agatha Highfield’s Tagebuch mit der Nummer 00072 in diese Liste aufgenommen.

Zum Weiterlesen: Kryptogramm aus dem Jahr 1900: Die verschlüsselten Memoiren des Simeone Levi

PS: Klausis Krypto Kolumne ist auch dieses Jahr für die Auszeichnung Wissenschaftsblog des Jahres nominiert worden. Jeder kann sich an der Abstimmung beteiligen. Ich würde mich über viele Stimmen freuen.

Kommentare (9)

  1. #1 Nils Kopal
    Kassel
    12. Dezember 2015

    Hiho,

    die Challenges gibt es übrigens hier:
    https://www.maths.soton.ac.uk/cipher2003/

    2003 kann man auch durch andere Jahre ersetzen (2002 bis 2014, 2015 scheint leider nichts zu kommen)

    Das “Tagebuch” von 2003 ist scheinbar auch kein echtes Buch, sondern eine Sammlung von verschiedenen Challenges, wobei die meisten Substitutionschiffren zu sein scheinen.

    Die “National Cipher Challenge” werden/wurden? wohl von der Universität von Southampton für Schüler bis 19 Jahren veranstaltet.

    Interessant ist, dass unter anderem das GHCQ als auch IBM da Preise verteilen – leider gehts nur für Schüler aus UK 🙂 – Die Preisvergaben wurden wohl stilecht in Bletchley Park gemacht

    Viele Grüße,
    Nils

  2. #2 Nils Kopal
    Kassel
    12. Dezember 2015

    Eine Transkription der ersten 265 des “1912 Textes” Buchstaben:

    ABCDE FBGHI BGJKL BEMHN CFGIO KAEAP DNBPD NAOOC QGJJC MPGNP NBRGJ LEMBH MPCDN BBGIO OEBCQ DIHJP OOEMG NBRGG RDEOS DSINR DECGP CDEGB DCPBC BJGFI OCQLD NGTEI BOLMB CQOAK LPEGI GMBNI CPOGG UCBPK ELBEG AOOMB VPCIC PMSHN GKLGF DPGCL GDTGC OGAMK GMBGI OEGTE GRKRE GRGBE GUMBC QGLUI CGMBM PCONN JKIFD GCPDN CBBIG FLEQN DDCEM

    Es scheint eine Monoalphabetische Substitution zu sein. Die Sprache ist mit einem Koinzidenzindex von 0,06518 wohl Englisch – was naheliegt :). Allerdings geben alle Solver die ich ausprobiert habe keinen sinnvollen Text aus… Vielleicht habe ich einen Fehler in der Transkription – den ich allerdings auf Anhieb nicht finden konnte. Die Solver finden bei englischen Texten der selben Länge übrigens sofort die Lösung. Ich vermute von daher, dass die 5er Gruppern bzw der Text an sich noch irgendwie transponiert ist. Vielleicht hat Jemand Lust, das noch durchzuprobieren 🙂

    • #3 Klaus Schmeh
      12. Dezember 2015

      Danke für die Informationen. Ist wohl nicht ganz so einfach, wie ich gedacht habe.

  3. #4 Robert
    12. Dezember 2015

    Die Lösungen kann man sich hier ansehen, z. B. Challenge 6:
    https://www.maths.soton.ac.uk/cipher2003/journal/Challenge_6.html

    • #5 Klaus Schmeh
      13. Dezember 2015

      Danke für den Hinweis. Eine einfache Buchstaben-Ersetzung ist es wohl tatsächlich nicht.

  4. #6 Torbjörn Andersson
    Kalmar, Schweden
    13. Dezember 2015

    Erst muss man die Hieroglyphen transkribieren. Sie haben meistens ihre richtige
    Bedeutung, mit wenigen Ausnahmen (“Segel” steht z.B. für ‘E’, ‘sh’ [das Rechteck] für ‘C’, “Mund mit Streich” für ‘V’ usw). Danach nehmen man Abschnitt
    von sechs Zeichen und lesen Sie rückwärts.
    BTINAC TEURTE PYMTAH = canitb etruet hatmyp … (Can it be true that my p…)

    • #7 Klaus Schmeh
      13. Dezember 2015

      Vielen Dank! Zur Buchstaben-Ersetzung kommt also eine Umordnung (Transposition), wie Nils vermutet hat. Damit ist das Rätsel wohl gelöst.

  5. #8 Merit-Seto
    14. Dezember 2015

    @Torbjörn:
    nur eine kurze Anmerkung: Ich glaube, das Segel, dass du meinst, ist kein Segel. Wenn du die selbe Hieroglyphe meinst, wie ich, dann ist das ein Schilfblatt 🙂 (Gardiner-Liste #M17 )

  6. #9 Torbjörn Andersson
    16. Dezember 2015

    @Merit-Seto
    Wir haben die Hieroglyphen ein bisschen verwechseln (es ist leicht)…
    Mit “Segel” meine ich Gardiner P5. Der Lautwert ist mir nicht bekannt (der Zeichen ist kein Einkonsonantenzeichen), und ist wahrscheinlich zufällig ausgewählt für “E” (es gibt ja kein “E” in der Hieroglyphenschrift, nur Konsonanten).
    Gardiner M17 steht hier für “I”. Man kann es jedoch für “E” in Spätantike verwenden (z.B. in “Kleopatra”), so du hast Recht, wenn wir über die richtige Hieroglyphenanwendung sprechen 😉