Der Autor eines Kryptologie-Buchs aus dem Jahr 1808 verschlüsselte nicht nur seinen Namen, sondern gab zudem seinen Lesern einige knifflige Krypto-Rätsel auf. Zwei davon sind bis heute ungelöst.

Heute geht es um zwei kryptografische Rätsel, über die ihr Schöpfer schrieb: “Ihre Auflösung ist einem geübten Entzifferer nicht ganz unmöglich; ich wenigstens habe viele ähnliche entziffert.”

Wer diese Rätsel geschaffen und diesen selbstbewussten Satz geschrieben hat, ist nicht ganz klar. Es handelt sich um den Autor des Buchs Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern, über das ich mehrfach auf Klausis Krypto Kolumne berichtet habe. Der besagte Autor nannte seinen Namen nicht, sondern gab lediglich “; + 1 Λ + o” an. Blog-Leserin Julia Bernotat hat in akribischer Arbeit einen Kandidaten ermittelt (siehe hier und hier) – den sächsischen Physiker Georg Wilhelm Sigismund Beigel.

Bernotat-small

Bernotats Arbeit hat eine äußerst spannende und anspruchsvolle Diskussion angeregt. Inzwischen sind über 80 Beiträge im Diskussionsforum zum Artikel eingegangen. Prof. Thomas Ernst aus den USA hält einen anderen Autor als Beigel für den richtigen. Vielleicht steht das Kryptogramm “; + 1 Λ + o” auch gar nicht für den Autorennamen, sondern für den Erscheinungsort. Interessant ist auch, dass das Buch anscheinend ein Plagiat ist. Entdecker dieses Rätsels ist übrigens Tobias Schrödel, der sich sehr gut mit Krypto-Büchern aus allen Epochen auskennt.

 

Ungelöste Rätsel

Heute soll uns jedoch nicht der Autor von Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern interessieren. Stattdessen geht es um kryptografische Rätsel, die sich auf den Seiten 116 bis 118 finden. Sie sind noch ungelöst.

Auf Seite 116 findet sich zunächst ein kurzes Kryptogramm, das der Autor als unlösbar bezeichnet (“Dk52m…”). Danach kommt das erste Rätsel, das “nicht ganz unmöglich” ist (“NVN…”). Unter der Überschrift “Ferner” folgt ein zweites Rätsel dieser Art (“griult…”.

Kunst-entziffern-116

Auf Seite 117 und danach sieht man dann, dass das zweite Rätsel der Kategorie “nicht ganz unlösbar” aus sechs (oder sieben) Teil-Kryptogrammen besteht. Ob und wie diese zusammenhängen, ist nicht klar.

Kunst-entziffern-117

Auf 118 geht es weiter. Noch immer sind wir beim zweiten Rätsel der Kategorie “nicht ganz unlösbar”.

Kunst-entziffern-118

Kann jemand diese Rätsel lösen? Nach über 200 Jahren wäre es so langsam Zeit.

Zum Weiterlesen: Bellasos Aufgaben aus dem 16. Jahrhundert

Kommentare (88)

  1. #1 Thomas
    14. Februar 2016

    Zunächst wäre es einmal wichtig zu wissen, ob und inwieweit die Chiffrate zutreffend aus Kortums “Anfangsgründen der Entzifferungskunst” übertragen sind, was angesichts der Übernahme des Beispiels S. 79 f. aus den “Schicksalen” fraglich ist. Durch etwaige Fehler der Übertragung würde die Dechiffrierung unnötig erschwert. Dr. Thomas Ernst oder sonst jemand, dem Kortums “Anfangsgründe” zur Verfügung stehen, müsste dazu etwas sagen können.

  2. #2 Norbert
    14. Februar 2016

    @Thomas: Ich hoffe, morgen für einen ausführlichen Vergleich Zeit zu finden!

    Auf jeden Fall sind die Beispiele aus dem Buch “Anfangsgründe der Entzifferungskunst deutscher Zifferschriften” von Kortum übernommen worden. Es scheint, dass dieser hier ein wenig über sich selbst erzählt. Der letzte Text lässt sich so entziffern:

    und wohne seit dieser Zeit in diesem Ort als Arzt

  3. #3 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    14. Februar 2016

    Der erste Text, “NVN […]16.4.0.” (Kortum p. 137) enthält folgende Abweichungen: Zeile 1: das “V” an zwölfter Stelle ist bei Kortum ein “X”; Zeile 2: ohne Fehler; Zeile 3: bei Kortum durchgehend “I” statt; “J”, das kleine “b” ist bei Kortum ein “L”; Zeile 4: dritte Zahl bei Kortum “9.” statt “0”; Zeile 5: bei Kortum durchgehend “I” statt “J”, fünftes “B” bei Kortum ein “R”; Zeile 6: dritte Zahl bei Kortum “12.” statt “14.” in der “Kunst”. – Dieses erste Chiffrierbeispiel beschließt Kortums Paragraphen 152.

  4. #4 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    14. Februar 2016

    Der zweite Text, Kortums Paragraph 153 (p. 137), “griu […] xqit”: identische Zeilenunterteilung; Zeile 1: bei Kortum am Schluß nur ein “s”; Zeile 2: wie Kortum; Zeile 3: wie Kortum; der erste Buchstabe anscheinend ein “f”, und keine Variante von “s”; Zeile 4: der fünfte Buchstabe bei Kortum ein “o” statt “c”, bei Kortum nicht “2o1” sondern “2ot”; Zeile 5: erster Buchstabe bei Kortum eindeutig ein “c”, bei Kortum “llf” statt “ltf” in der “Kunst”. Dieser Text beschließt Kortums Paragraphen 153.

  5. #5 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    14. Februar 2016

    Dritter Text, Kortums Paragraph 154 (p. 137), dort ebenfalls “Fortsetzung” überschrieben, “Miv […] tvn” in der “Kunst”: identische Zeilenunterteilung; Zeile 1: bei Kortum fünfter und zwölfter Buchstabe ein “r” und kein “t”, Kortum “drc” statt “dri”; Zeile 2: wie Kortum (vierter Buchstabe ein “a”, fünfter ein “o”); Zeile 3: bei Kortum
    “Deutr” statt “Deute”, vor “eeaa” bei Kortum ein “r”, statt “ieht” bei Kortum “ichr”, bei Kortum “heaer” statt “henet”; Zeile 4: fehlendes “h” nach “Svrn” in der “Kunst”, Schlußbuchstabe bei Kortum “e” statt “n”; Zeile 5: fünfter Buchstabe bei Kortum “u” statt “ü”, Kortum Zeilenschluß “hosaiee” statt “hosoim”; Zeile 6: bei Kortum, so scheint es mir auf meiner Fotokopie, “s8ii” statt “s8Ii”, Zeilenende Kortum “beondrtrtve” statt “baonontrtvn”. Dieser Text beschließt Kortums Paragraphen 154.

  6. #6 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    14. Februar 2016

    Die “Tierkreiszeichenchiffre” der “Kunst” (p. 117) ist – wohl aus Platzgründen – zusammengeschmissen aus Kortums Paragraphen 155 und 156; Paragraph 156, bei Kortum mit “Fernere Fortsetzung” überschrieben, beginnt mit “tr6u”, in der “Kunst”, Zeile sieben, falsches “trbu”. Überhaupt sind diese beiden Chiffren in der “Kunst” ein allegro di confusione ohnegleichen. Habe die Zeichen im Computer, aber da wird man ja blind bei. – Allein zur Struktur sei des weiteren noch angemerkt, daß die beiden “Rechteckchiffren” bei Kortum den Paragraphen 157 ausmachen, also vielleicht inhaltlich zusammengehören, überschrieben mit “Abermalige Fortsetzung”. Die bei Kortum mit “KaSeecei6” (das “c” möglicherweise ein “e”, aber es sieht mir nicht so aus; jedenfalls nicht “taSeeeei6” der “Kunst”) beginnende Chiffre ist Kortums Paragraph 158, Titel “Weitere Fortsetzung”, während “aacaaaaaacgg[…] Kortums Paragraphen 159 ausmacht und dort mit “Beschluß.” überschrieben ist.

  7. #7 Norbert
    15. Februar 2016

    @Thomas Ernst: Das ist ja toll, vielen Dank!

    Ich bin vielleicht noch ein paar Worte zur Entzifferung vom letzten Text schuldig: “c” ist der Buchstabentrenner (wurde einmal vergessen, glaube ich). Für die anderen Geheimbuchstaben (a, b, g) gilt: Je nachdem, wie oft sie hintereinander geschrieben sind, stehen sie für verschiedene Klartextbuchstaben:

    a      -> s     b      -> r      g     -> w
    aa     -> u     bb     -> a
    aaa    -> e     bbb    -> z      ggg   -> d
    aaaa   -> o     bbbb   -> m      gggg  -> h
    aaaaa  -> i     bbbbb  -> l      ggggg -> t
    aaaaaa -> n

    Ergibt: “und wohne seit dieser Zeit in diesem Ort als Arzt.”

  8. #8 Norbert
    15. Februar 2016

    Kunst S. 117 oben (“Mivt…”):

    Hier muss man in jeder Zeile abwechselnd ein Buchstaben von links und von rechts nehmen. Die fünf letzten Zeichen, also die in der Mitte jeder Zeile, sind Dummies und können ignoriert werden. Die Zeilen 1 bis 5 sind recht eindeutig, nur beim Wort “Tochter” scheint Kortum vier Buchstaben ausgelassen zu haben:

    Mein Vater war Christian Friderich
    Kortum, Apoteker in Muelheim,
    die Mutter aber Helena Mari[a]
    Severin, [Toch]ter des Apotekers
    Severin aus Bochum.

    In der letzten Zeile interpretiere ich ein kleines i als 1, ein o als 0 und “s8ii” als “s81i” und erhalte mit diesen Annahmen:

    Der Vater starb den 10. Novembris 1784.

  9. #9 Norbert
    15. Februar 2016

    … was mich (im Gegensatz zu meinen permanenten Schreibfehlern) nun doch etwas erstaunt – stammt Kortums Buch nicht aus dem Jahre 1782?

  10. #10 Dario
    15. Februar 2016

    @Norbert:
    > und wohne seit dieser Zeit in diesem Ort als Arzt

    Ja genau, ganz gut! Dabei gilt c als Separator, und jeder Buchstabe wird durch eine Reihe von a, b oder g codiert (S=a, R=b, W=g, U=aa, A=bb, E=aaa, Z=bbb, D=ggg, usw… hat jemand eine Ahnung, ob es eine Regel dafür gibt?)

    Damit ist der letzte Text, Kortums Paragraph 159, völlig gelöst.

    @Thomas Ernst:
    Vielen Dank für den akribischen Vergleich. Ich glaube, dass all diese Fortsetzungen mit dem endlichen Beschluß inhaltlich zusammengehören.

    > bei Kortum durchgehend “I” statt “J”
    Durch die ganze Kunst macht der Plagiator keinen Unterschied zwischen I und J. Die Kleinbuchstaben i und j gelten nur als typographische Varianten, vor Konsonanten bzw. Vokalen, und werden in der alphabetischen Reihenfolge nicht unterschieden. Siehe z.B. die Wortlisten S. 10ff.

  11. #11 Dario
    15. Februar 2016

    @Norbert:
    Natürlich hatte ich deine letzte Kommentare mnoch nicht gelesen, als ich den meinen abgeschickt habe.
    Jedenfalls:
    >Der Vater starb den 10. Novembris 1784.
    >…
    > stammt Kortums Buch nicht aus dem Jahre 1782?

    Hier findet man

    KORTUM, Christian Friedrich
    * 11.11.1710 in Kutzerow,
    + 10.11.1748 in Mühlhein an der Ruhr

    und es passt wunderschön. Mit einer solchen Verschlüsselung ist es sehr leicht, zwei Ziffern auszutauschen…

  12. #12 Dario
    15. Februar 2016

    Auf der selben Seite gibt es unseren Kortum auch:

    KORTUM, Carl Arnold
    * 05.07.1745 in Mühlheim an der Ruhr,
    + 15.08.1824 in Bochum

    So hat er mit 3 den Vater verloren. Ich wette, dass die Paragraphen 155-158 erzählen, wie die Mutter mit dem kleinen Kind zu ihren Eltern nach Bochum zurückgezogen ist…

  13. #13 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    15. Februar 2016

    @ Norbert: Dechiffrierung MARI, TOCHTER: die “Kunst” hat zwischen linkem I und rechtem R von MARI noch “ehtas”, bei Kortum ebendort “chras” (irrtümliches “e” für Kortums “c”, mein Übersehen). Da Maria/es Nachname ja Severin war, dürfte “chras” noch zu MARI gehören; vielleicht verschriebenes MARIECHEN, oder MARISCHA (???); Kortum vertut sich ja auch bei der Chiffrierung der MUTTER. – Die TOCHTER ist ganz da; ihre Verstümmelung geht auf meine Kosten: die betreffende Zeile lautet bei Kortum: “Svrnohedsptkrpqougseeoaertctiee”. So leicht vertut man sich beim eigenen Korrekturlesen …

  14. #14 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    15. Februar 2016

    Die beiden Rechteckchiffren, diesmal vollständig aus Kortum abgeschrieben (§ 157, pp. 138-9), um Übersehen meinerseits zu vermeiden. Erstes Rechteck, untere Zeile: “axywzxkfy7zvfg3c[vielleicht “e”]rw7c4daenya”, rechte Zeile: “13grikzv”, obere Zeile: “n3ygnemrxgnmvf1m[Dreieck]owze4axk”, linke Zeile: “yx1re7ov”; das “r” arg zerquetscht. – Zweites Rechteck, untere Zeile: “8y413zedmxaoxuyxgze[Dreieck]ny”, rechte Zeile: “gxrncvf1ov”, obere Zeile: “a713yx4rxkzzeimekzen8aek”, linke Zeile: “xfvhezo77”. – Ein Vergleich entsprechender Typen an anderer Stelle bestätigt, daß “1” weder ein “i” noch ein kleines “l” ist.

  15. #15 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    15. Februar 2016

    @ Norbert: zu meiner # 13: hatte die mittigen Leerbuchstaben vergessen, mein Fehler! Also fällt das Mariechen oder die Marischka nun in den Brunnen …

  16. #16 Jörg
    Mülheim an der Ruhr
    15. Februar 2016

    Hallo.

    Mülheim an der Ruhr schreibt sich übrigens nur mit einem ‘h’ in Mülheim.

  17. #17 Dario
    15. Februar 2016

    @Jörg:
    >Mülheim an der Ruhr schreibt sich übrigens nur mit einem ‘h’ in Mülheim.

    Stimmt. Ich habe die beiden Einträge, samt Fehler, aus dieser Genealogie-Website kopiert und eingefügt.

  18. #18 Norbert
    15. Februar 2016

    Hier der Versuch einer Transkription von Kortum §155-156 (entspricht “Kunst” S. 117 unten). Mir raucht ein bisschen der Kopf, ich hoffe dass es keine Verschlimmbesserung wird.
    Im Original tauchen keine Großbuchstaben auf: alle Großbuchstaben im Folgenden sind transkribierte Symbole, siehe Legende. Ich vermute, dass die griechischen Symbole im Browser dargestellt werden (Achtung, χ=chi nicht mit x und γ=gamma nicht mit y verwechseln).

    §. 155.
    Weitere Fortsetzung.

    4QwirtS293VLuVKwKmsΦVS7aU
    S9Vp1ww7Vwrt4LZ9VK9Q7KZu8rt
    *ΦaVQeZ7m2wrtπwKQγϱM7Vw
    MΦDuπVVZVβwKΦZ4VtuZZ7n+K
    artβ*2γtm*SrrQχγϱLS3w
    4mrtaKy*Vuwβ8*nsS6mZ*8VS.

    §. 156.
    Fernere Fortsetzung.

    tr6uπ89xQrrS* mtd8*π +Suζf
    SuVKmζMw94S zβ+zπwmaf8uVmβS
    1πSwmaSuγwβM dS1zm8S4zw
    zL6trwuiww8pπβunm+
    8fxQrrS*Q9mq6 u1zπfx*+
    zwMQ1w+S tr9βzm8zMqwπS
    a+u8r9Sa* wπm3zrγS4SdmK
    βSmaVpβw18S tr4dzQβπtm1
    waw18Sπd* u1zππfx*+
    wmt+8.

    Anmerkungen
    D: Dreieck ∆
    Q: Quadrat □
    S: Sonne ☉
    L: Mondsichel ☽
    V: Venus ♀
    M: Merkur ☿
    K: Konjunktion (wie Marssymbol ohne Pfeilspitze) ☌
    U: Um 180° gedrehtes Konjunktions-Symbol.
    Z: kleines z in Frakturschrift
    ζ: ähnlich dem kleinen Fraktur-z, aber anderes Zeichen (ohne Schlaufe)
    z: kleines lateinisches z
    i: kleines i ohne i-Punkt, wahrscheinlich identisch mit “1”

  19. #19 Thomas Ernst
    Latrobe
    15. Februar 2016

    Lösungsvorschlag für die ersten beiden Zeilen von § 153, p. 137, “griu[…]”: Zeile 1: MEIN GROSSVATER WAR IOACHI + 9 Luschen, Zeile 2: “M DIEDRI[C]H SEIN[E] FRAU AGNES PASCELI + 9 Luschen, Zeile 3 beginnt dann: “S […]”. Sorry, muß zurück zum Unterricht.

  20. #20 Thomas Ernst
    Latrobe
    15. Februar 2016

    @ Norbert: Ihre Anmerkungen sind hervorragend und erleichtern mir die Korrektur (vor meiner letzten Klasse). Hier § 155 à la Kortum. Zeile 1: das “Q” an zweiter Stelle ist ein Quadrat, das “S” nach “wirt” das Sonnenzeichen, das “VL” nach “293” die Zeichen für Venus und Mond, die “VK” nach “u” “Venus” und “Konjunktion”, das “k” nach “w” nochmal “Konjunktion”, “VS” am Ende Zeichen für Venus und Sonne, das Schluß-“U” ein umgekehrtes Konjunktionszeichen (Ihr “U”). Zeile 2: “S” “Sonne”, “V” durchgehend “Venus”, “L” “Luna”, die beiden “Z” klein geschrieben, die beiden “K” = “Konjunktion”, “Q” = “Quadrat”. Zeile 3: die beiden “V” = “Venus, die beiden “Q” = “Quadrat”, “Z” = klein, “K” = “Konjunktionszeichen”, “Q” = “Quadrat”, “M” = “Merkur”. 4. Zeile: “M” = “Merkur”, “D” = Dreieck, die drei “V” = “Venus”, die vier “Z” klein, die beiden “K” = “Konjunktion”. 5. Zeile: die beiden “S” = “Sonne”, “Q” = “Quadrat”, “L” = “Mond”. ^. Zeile: “K” = “Konjunktion”, die beiden “V” = “Venuszeichen”, die beiden “S” = “Sonne”, kleines “z”. Für ein paar der Spezialzeichen hat die “Kunst” sich also der Anfangsbuchstaben bedient; sonst recht akkurat. Demnächst mehr.

    • #21 Norbert
      15. Februar 2016

      @ Thomas Ernst: Oh, das klingt nach einem Missverständnis. Meine Transkription galt nicht der Kunst, sondern Kortum, dem ich heute in der Bibliothek meine Aufwartung gemacht hatte. Aber so darf ich Ihre Anmerkungen als Bestätigung auffassen? 🙂 Bin gespannt auf die Fortsetzung Ihrer Auflösung von § 153!

  21. #22 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    16. Februar 2016

    Zu meinen eigenen Dechiffrieranfängen von § 153: Die erste Zeile könnte auch lauten: DER GROSSVATER WAR IOACHIM, dann vielleicht noch der Beginn seines zweiten Vornamens, DI[EDERICH] (oder DI[DRICH]. Das hieße 14 oder 12 Leere, nicht 9 (ich war in Eile …). Auf jeden Fall verwendet Kortum hier eine Menge Vakatbuchstaben. Ich versuchte, zählerweise ein System in den Klartext zu bringen, habe es aber noch nicht gefunden: Kortum macht anfangs scheinbar große Buchstabensprünge, 10 – 12 Buchstaben, dann wird er anarchisch. – Die zweite Zeile beginnt oder vervollständigt den zweiten Namen seines Großvaters; SEINE FRAU war natürlich nicht Agnes Pascelis (welche in der dritten Zeile zu vermuten ist), sondern ANNA SOPHIA / SOPHIE / SOFIE. Probleme gibt’s da hinsichtlich des “N”, das Kortum vielleicht nur einfach chiffriert hat. In der vierten Zeile vermute ich 1734, das Todesjahr des Großvaters; weniger wahrscheinlich 1705, das Hochzeitsjahr der Großeltern, schon gar nicht zwei Jahresangaben zugleich: d. h. 6 der 10 Zahlen kann man fallenlassen! – § 152 halte ich für einen lateinischen Text, vielleicht den Titel eines Breviers, welches die Genealogie enthalten haben mag; Zeile “DQT[…] sehe ich nur noch QUOTIDIE plus vielleicht noch was. Die Zahlen unter den Buchstaben bezeichnen eine selbstbestimmte Reihenfolge, und keinen eigenständigen Text; Kortum läßt jeweils die “1” aus und zählt jede Zeile 023[…]. Eine der beiden “16” unter Zeile 1 dürfte für “19” stehen. Ich halte nur die drei Zeilen in Großbuchstaben für Klartext, die Zählerei für Schabernack.

  22. #23 Thomas
    16. Februar 2016

    @ Thomas Ernst, Norbert
    Danke für Ihre Mühe beim Vergleich Kortum – Kunst! Eins noch: Stimmt “taSeee…ri6ip” mit Kortum überein?

  23. #24 Norbert
    16. Februar 2016

    @Thomas:
    Nein, leider gar nicht … Ich habe gestern dazu nur schnelle Notizen gemacht, also mit Vorbehalt (Thomas Ernst kann sicherlich korrigieren, falls nötig).

    Kortums § 158 hat:

    KaSeeeei6zLopx2og484g483
    47a6b5πi3796b8793N3b769
    qw42βrdei127a3bxvwgrΨrSae
    fghokpq32ηβvachλμStegβri
    ab2his6abrvde278ωπ9carst
    i34opqrqp78hgk169deikubari6ip.

    Wie Thomas Ernst schrieb, könnte das dritte e der ersten Zeile auch ein c sein (“KaSeecei6…”). Beim Exemplar der Staatsbibliothek würde ich eher zum e tendieren.

    @Thomas Ernst:
    Noch eine Frage zum ersten Text.

    Der erste Text, “NVN […]16.4.0.” (Kortum p. 137) enthält folgende Abweichungen: Zeile 1: das “V” an zwölfter Stelle ist bei Kortum ein “X”

    An zwölfter Stelle steht in der “Kunst” ein H – ist es dies, welches bei Kortum ein X ist? So habe ich es jedenfalls gestern in meiner “Kunst”-Kopie vermerkt, aber ich weiß nicht mehr, ob ich es anhand des Kortum-Drucks oder Ihres Kommentars getan habe.
    Ich hätte auch geschätzt, dass die Zahlen hier angeben, in welche Reihenfolge die Buchstaben gebracht werden sollen, und dann eine simple Buchstabenersetzung vermutet.

  24. #25 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    Kortum, § 153, Lösung:
    1) DER GROSSVATER WAR IOACHIM + 17 Leere
    2) DIDERICH SEI[NE] FRAU ANNA + 17 Leere
    3) SOPHIA GEBORE[N]E [Z]U COLMAR + 17 Leere
    4) ER IST 1734 ABGESCHIEDEN + 17 Leere
    5) CHRISTIAN ALLEI[N] + 17 Leere

  25. #26 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    @ Norbert: völlig richtig, Kortums “X” an 12. Stelle ist in der “Kunst” fälschlich ein “H”. – Die Zahlen – 19, 14, 19 – bezeichnen die Buchstabenanzahl jeder Zeile. Sonst hätte ich geglaubt, daß sie vielleicht eine Vor- oder Rückverschiebung im Alphabet bedeuteten. Da aber in der Mittelzeile nix über 19 vorkommt, scheide ich das aus. Es kann sich natürlich um eine Substitution handeln; dann müßte man jeden Buchstaben nach unten durchs gesamte Alphabet ziehen und gucken, ob da ‘was bei ‘rauskommt, wenn man den Zähler anlegt, also NOP usw, dann VWX usw. Ich habe es noch nicht versucht. Doch die “02”-Sache läßt mich eher auf Schelmerei schließen. Substitution wäre trotzdem einen Versuch wert, obwohl ich vermute, daß die drei Zeilen schon im Klartext stehen.

  26. #27 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    @ Norbert: meinte natürlich “[…] Mittelzeile nix über 14 […]”.

  27. #28 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    Lösung von Kortum, § 151. Wir sollten nicht die chiffrierte Schlußzeile von Kortums § 151 vergessen, “Hier ist übrigens ein Beyspiel einer Zifferschrift, welche unmöglich aufgelöset werden kann, wenn man dazu den Schlüssel nicht hat: […].” Ihren Klartext, Herr Kortum, habe ich nun doch herausklamüsert: GENEALOGIA [5 Leere] K/CORTUMENSIS. 2 und k = e, 5 = n, Beta und B = o, y und u = i.

  28. #29 Dario
    17. Februar 2016

    @Prof. Thomas Ernst:
    > GENEALOGIA [5 Leere] K/CORTUMENSIS
    Ja, super! (Dabei o = β und p, nicht β und B, mindestens in der Kunst-Version). Ihre Lösung ist sinnvoll und überzeugt mich, obwohl man aus einem so kurzen Geheimtext auch andere mögliche Klartexte vielleicht herausziehen könnte. Desto besser, dass die fünf leeren Buchstaben nicht anderswo auftauchen.

    Im Gegenteil könnte ich Ihr Ergebnis mit §153 nicht wiedergeben. Es überzeugt mich noch nicht. Daran habe ich viele Zweifel. Sicher sind Sie auf dem richtigen Weg, aber

    1) Wenn Zeile 1: bei Kortum am Schluß nur ein “s”, wie Sie schreiben, so sollten dort die Leere 16 und nicht 17 sein. Jedenfalls sind 16/17 Leere pro Zeile wirklich viel…

    2) Kortums Großmutter hieß von Rollmann und ich habe keine Verbindung zwischen von Rollmann und Colmar gefunden

    3) Was soll “CHRISTIAN ALLEIN” bedeuten?

    Danke für Ihre große Mühe, und herzliche Gratulationen für die wunderbaren Ergebnisse,

    Herzliche Grüße aus Italien
    Dario

  29. #30 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    17. Februar 2016

    @ Dario: die 5 Leeren von § 151 kommen auch in Norberts Dechiffrierung von § 154 vor. Daß Kortum in § 153 nun durchgehend 17 Leere verwendet, ist insofern überzeugend, als es 17 Leere in jeder Zeile sind. Sollte ich mich in Zeile 1 um eine Leere vertan haben, dann muß der Klartext eben um einen Buchstaben geköpft werden, ich werd’ es nochmal nachzählen. Eine ganze Menge Leerer, aber warum erwarten wir denn, daß es derer immer nur wenige sein dürfen? – Meiner Kortum-Genealogie zufolge – https://www.heidermanns.net/gen-pers.php?ID=24841 – war die Frau von Joachim Diedrich Anna Sophia von Kolmar. “allein” bedeutet, daß Christian ein Einzelkind war, oder als einziges überlebt hat. Für “einzig” fehlten drei Buchstaben, deswegen entschied ich mich für “allein”, wo nur daß “n” fehlte.

  30. #31 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    @ Dario: Sie haben recht, da verbleiben nur 16 Leere in der ersten Zeile. Wir können das zweite “S” beim GROSSVATER drücken, oder das “A” in IOACHIM. Ich schlage die Kürzung GROSVATER vor, vielleicht schon implizites “ß”, es bleibt egal. Korrektur § 153, Zeile 1 also: DER GROSVATER WAR IOACHIM + 17 Leere. – Und herzliche Grüße zurück.

  31. #32 Thomas Ernst
    Latrobe
    17. Februar 2016

    Lösung von Kortum, § 152 (doch kein lateinischer Titel, wie ich zuerst vermutete):

    VORGROSSELTERN WAREN
    IOHANNES KORTUM
    MIT DER AGNES PASCELIS.

    Die “0” bezeichnet in jeder Zeile den nicht chiffrierten Anfangsbuchstaben.

  32. #33 Thomas
    17. Februar 2016

    # 32 Zu “NVN….HAM”:
    Welchen Schlüssel haben Sie gefunden? Um eine einfache Substitution entweder in der vorliegenden Abfolge der Buchstaben oder nach deren Umordung in der Reihenfolge der Zahlen (0, 2, 3…) kann es sich dann wohl nicht handeln ?

  33. #34 Thomas Ernst
    Latrobe
    18. Februar 2016

    @ Thomas: nur Ansätze zu Schlüsseln. Die Zahlen bezeichnen die Abfolge der Buchstaben des Klartextes, sind also nicht nur Schabernack, wie ich annahm. In jeder der drei Zeilen gibt Kortum den Startschuß mit einem Klartextbuchstaben auf “0”, und gibt zwei weitere, nicht chiffrierte Buchstaben. In Zeile eins 0/V, 14/N und (erste) 16/A (die zweite 16 ist verdruckt für 19), in Zeile zwei 0/I, 4/A und 10/O, in Zeile drei O/M, 17/L und 18/I. Des weiteren substituiert er seinen Klartext, indem er gelegentlich die Positionszahl im Klartext mit der Entfernung vom Klartextbuchstaben gleichsetzt, rück- oder vorzählig. Z. B. Zeile 2, wo der zweite Chiffrebuchstabe M plus 2 Klartext O ergibt. Gelegentlich hingegen schließt Kortum den Chiffrebuchstaben in die Zählung ein – à la römischer Kalender – , z. B. Zeile drei, wo # 4 ab A um 4 vorausgezählt D ergibt, oder 8/R um 8 zurückgezählt Klartext-G, 12/E, diesmal einschließlich J, um 12 vorausgezählt Klartext-P. Zeile drei ist # 7, um fünf zurückgezählt, Klartext-A; 9/I, um fünf vorausgezählt, Klartext-N (immerhin zwei Fünfer bei zwei aufeinanderfolgenden, ungeraden Zahlen). Dieses “System” verwendet Kortum jedoch ebenso begrenzt wie jenes der nicht chiffrierten Buchstaben. Aus seiner Perspektive immerhin verständlich: er glaubt, mit den je drei Klartextbuchstaben und den paar Positions-Bedeutungsidentischen Buchstaben schon genug hergegeben zu haben. Er schreibt ja auf S. 136: “Folgende Zifferschriften […] leiden noch die Anwendung einiger Regeln.” Und “einige Regeln” hat er – siehe oben – angewandt. Den Rest muß man ausprobieren und sich hinzudenken: Zeile 1 Präfix “VOR” (“UR” hätte nur 18 ergeben), “IO” in Zeile 2 für IOHANNES, und anfängliches “M” als “MIT zu deuten, ist nicht weiter schwer. Nachdem ich GENEALOGIA CORTUMENSIS in § 151 ‘raus hatte, und die Großeltern in § 153, und Norbert uns schon so schön mit den Eltern in § 154 vertraut gemacht hatte, gab’s gewisse Erwartungen an § 152: entweder der Titel eines lateinischen Buches, in welchem diese Genealogie aufgezeichnet wurde, oder der Anfang der Genealogie selbst.

  34. #35 Dario
    18. Februar 2016

    @Thomas Ernst:
    Ich danke Ihnen für die Erklärungen und gratuliere zum neuen überzeugenden Erfolg mit §152.

    Indem die primären Quellen unvollständig sind, so sind die verschiedenen Genealogie-Datenbanken auch nicht miteinander einig. Hier, z.B, wird Joachim Dietrichs Mutter als Anne Fredenhagen identifiziert, weil Agnes Pascelis als eine spätere Frau von Johann angegeben ist. Und hier heißt Joachim Dietrichs Frau, die Mutter von Christian Friedrich und noch vier anderen Kindern, “Anna Sophie von Rollmann” und nicht “von Kolmar”. Hier ist Anna Sophia von Rollmann die Mutter nur von Siegfried Georg, dem letzten Kind von Joachim Dietrich… Die verschlüsselte Genealogie, worum es hier geht, kann von Interessierten als eine weitere Quelle anerkannt werden.

    Jedenfalls, verstehe ich richtig, dass Sie §153 mit Anagrammen entschlüsseln, indem man keine Regel für die Buchstabenumstellung finden kann, sei es auch nur eine sehr lose Regel mit gelegentlich verschiedenen Anwendungsweisen und Ausnahmen, wie in §152?

    • #36 Thomas Ernst
      Latrobe
      19. Februar 2016

      “Die verschlüsselte Genealogie, worum es hier geht, kann von Interessierten als eine weitere Quelle anerkannt werden.” Bei all den Genealogien, die Sie anführen, anscheinend nicht nur als eine weitere, sondern überhaupt “die” Quelle, Kortum muß es doch am besten gewußt haben. Da hatte ich eben Glück mit “meiner” Genealogie … – “Jedenfalls, verstehe ich richtig, dass Sie §153 mit Anagrammen entschlüsseln, indem man keine Regel für die Buchstabenumstellung finden kann …” – Ja, genau das scheint der Fall zu sein! Wir müssen uns immer wieder darin erinnern, Chiffrierungen wie diese aus der Perspektive des Chiffreurs zu sehen, und nicht aus unseren Erwartungen heraus. – “… wie in §152”: da ist möglicherweise bei IOHANNES KORTUM 50% System drin, doch siehe meine Einschränkungen oben. – Mit den besten Wünschen!

  35. #37 Thomas
    18. Februar 2016

    @Thomas Ernst:
    Zwar überzeugt mich Ihr guessed plaintext an dieser Stelle voll, und Ihre Lösung ist bestechend. Wasser in den Wein: Bei der Substitution zweifle ich noch. Bedenken habe ich, ob man Kortums “…leiden noch die Anwendung einiger Regeln” so verstehen darf, dass bei mehreren Chiffrezeichen jegliche Beziehung zum jeweils korrespondierenden Klartextbuchstaben fehlen kann. Solche Regellosigkeit dürfte man doch wohl nur Füllzeichen (“Luschen”) durchgehen lassen, anderenfalls die Botschaft auch für den berechtigten Entschlüssler, der den Schlüssel kennen sollte, nicht eindeutig ist. Die Einleitung zu den “schweren” Fällen habe ich, jedenfalls bisher, lediglich so aufgefasst, dass noch einige der vorangehend in den “Anfangsgründen” dargestellten Entzifferungsregeln anwendbar sein sollen.
    (guessed plaintext: Wann kommen Bochum und Helena Margaretha Ehinger? – Bei § 158 (“KaS…6ip”) habe ich sie noch nicht unterbringen können, bin bisher aber nur bei der Hypothese, dass die Ziffern (evt. bis auf Jahreszahlen) und griechischen Buchstaben Füllzeichen sind.)

  36. #38 Thomas
    18. Februar 2016

    Nächste These: griechische Buchstaben als Homophone?

  37. #39 Thomas Ernst
    Latrobe
    18. Februar 2016

    @ Thomas: ehe noch jemand das Wasser im Wein meiner # 34 bemerkt: meine Bemerkungen betreffs eines Schlüssels bedürfen einiger Korrekturen, z. B. “in Zeile zwei 0/I, 4/A und 10/O” – nein, “4/A” war beim Korrekturlesen spätabends stehengeblieben – Zeile zwei hat nur zwei nicht chiffrierte Buchstaben, 0 und 10. Inzwischen habe ich das Alphabet von Zeile zwei durchgehend nach unten verlängert, und – pardauz – dabei ergab sich für den Klartext IOHANNES KORTUM, daß die sechs Klartextbuchstaben 2/E = Klartext-O, 4 oder 7 oder 8 oder 13/I = Klartext-S, 5/L = Klartext-V, 6/D = Klartext-N, 11/V oder 14/V = Klartext-E, 12/Q = Klartext-A sich alle bei einer Substitution der Chiffrebuchstaben um zehn voraus ergeben (Chiffrebuchstabe bei der Zählung eingeschlossen). Einleitendes Klartext-I + sechs Substitutionen aus nur einem Alphabet, i. e. der halbe Klartext, wäre nett. Liegt dem vielleicht eine bestimmte Rechnung zugrunde: 2, 5, 6, 12 sind nicht variabel, 4, 7, 8, 13 und 11, 14 sind es; wegen dieser beiden Variablen könnte die Substitution à 6 in Zeile zwei trügerisch sein. Des weiteren bräche dabei das Konzept der Zahlen als Zähler der Klartextbuchstaben zusammen. Klartext 10/O könnte ein Hinweis auf das obige Substitutionsalphabet sein, doch warum an dieser Stelle? Weitere Alphabetentsprechungen 6 auf einen Streich für die verbleibenden Buchstaben H, K/C, M, N, R, T (O ist Klartext) gibt es nicht, höchstens à 2 (oder à 3, allerdings nur unter nochmaliger Verwendung schon substituierter Buchstaben). Zeilen 1 und 3 bin ich nocht nicht durchgegangen.

  38. #40 Thomas Ernst
    Latrobe
    18. Februar 2016

    Allgemeine Anmerkung zu Titel und Einleitung dieser Kolumne: ich halte es für angebracht, wenn schon nicht Kortums Originalseiten eingestellt werden können, den Titel zu “Wer löst diese Verschlüsselungen aus dem Jahr 1782?” zu ändern, und als Einleitung “Der Autor eines Kryptologie-Buches aus dem Jahr 1782 gab seinen Lesern einige knifflige Krypto-Rätsel auf (hier nach einem anonymen Plagiat von 1808 wiedergegeben). Neun davon sind bis heute ungelöst.” Und diese Änderungen bitte OHNE einen neuen “thread” zu beginnen; es wäre schade, unser munteres Forum nur wegen einer Modifizierung von Titel und Vorspann stillzulegen, jedoch schön, nicht länger unter einer Piratenfahne zu segeln. Die ewigen Vergleiche zur “Kunst” sind inzwischen – dank Norberts Akribie – überflüssig (ich habe vergessen, ob wir schon § 158 haben?; wenn nicht, hole ich es gern demnächst nach). – “Neun” übrigens wegen Kortums § 151 – 159, wobei erwähnt werden müßte, daß die originale Tierkreiszeichenchiffre zweiteilig ist. Daß es sich bei dem Autor um Kortum handelt, und daß fünf inzwischen gelöst sind, erfährt der Leser dann ja selbst.

  39. #41 Thomas Ernst
    Latrobe
    18. Februar 2016

    Originaltext von Kortums § 158, S. 139 (ich glaube, er ist noch nicht eingestellt):

    Kortum, § 158.
    Weitere Fortsetzung.
    KaSeee[c?]ei6zLopx2o[0?]g484g483
    47a6b5Π13796b8793N3b7[kleiner als die erste “7”]69
    qw42βrdei127a3bxvwgrΨrSae
    fghokpq32ηβvachλμStegβri
    ab2his6abrvde278ωπ9carst
    i34opqrqp78hgk169deikubari6ip.

    Die griechischen Buchstaben kursiv gedruckt, außer “Ψ” und “λ”.

  40. #42 Thomas Ernst
    Latrobe
    19. Februar 2016

    Kortum § 157 (pp. 138-9), Lösung:

    Erstes Rechteck:

    Rechts: I H
    Links: O I
    Oben: A M [R] T S H E 1 3 A
    Unten: C K O V M C I D 7 4 B

    IOACHIM KORTUM SCHIED 1734 AB. Teilsubstitution Chiffre-g = C, Chiffre-x = S, Chiffre-y = i (neben dem normalen “i”), Chiffre-z = H, Dreieck =B.

    Zweites Rechteck:

    Rechts: C S
    Links: H T
    Oben: R I K [R] T S H E 1 4 A
    Unten: I A N O U M C I D 7 8 B

    CHRISTIAN KORTUM SCHIED 1748 AB. Teilsubstitution Chiffre-g = C, Chiffre-x = S, Chiffre-y = i (neben dem normalen “i”), Chiffre-z = T, Chiffre-3 = H, Dreieck = B.

    Ich habe direkt aus Kortum dechiffriert und weiß nicht, ob und was die “Kunst” hier verdruckt hat. Es ist auch egal. – Die Tabellen finden sich hier leider nicht so ordentlich untereinandergestellt, wie ich sie ursprünglich hatte, doch das Prinzip dürfte trotzdem erkenntlich sein. Nach IOACHIMKORTUM und CHRISTIANKORTUM scheint, wegen der jeweils ungeraden Buchstabenzanzahl, eine Pause eingeschoben zu sein. – Das in beiden Klartexten fehlchiffrierte R kann ich mir nicht erklären: es kommt als nicht-substituiertes “r” in beiden Texten vor, doch eine Doppelsubstitution – wie Chiffre-i, -y = I, und Chiffre-h, -3 = H – ist nicht möglich.

  41. #43 Klaus Schmeh
    19. Februar 2016

    Thomas, Thomas Ernst, Norbert, Dario:
    Vielen Dank für die tolle Dechiffrier-Arbeit! Anscheinend ist das Rätsel zu einem großen Teil gelöst. Ich bin absolut begeistert und stolz, solche Fachleute als Leser (und Schreiber) zu haben.

  42. #44 Thomas
    19. Februar 2016

    @Thomas Ernst
    Ganz famos!

  43. #45 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    20. Februar 2016

    Nachschlag zum scheinbar fehlchiffrierten R im ersten Teil von § 157: Klartext-R existiert neben Chiffre-w = R, also eine weitere Doppelchiffrierung. Im zweiten Teil sind die Buchstaben der Oberzeile allerdings alle schon besetzt. – Ohne Norberts Einstieg in diese Familienchronik per Dechiffrierung von § 154 hätte es sicher länger gedauert. Und es bleiben ja noch drei Nüsse zu knacken, Thematik zu erwarten, aber anscheinend mit teilweisen Mehrfachsubstitutionen eines Buchstabens, und möglicherweise falsch getrennten Wörtern. Oder sollten die Worttrennungen in Onkel Kortums § 156 gar stimmen … Nein, so etwas könnte nicht sein …

  44. #46 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    20. Februar 2016

    Kortum § 158, Lösung:

    DER SOHN CARL / HEIRATETE 1768 / HELENE EHINGER / ER HATTE KINDER / DEN SOHN IOHANN / UND EINE TOCHTER.

    Schlüssel (Klartextwert zuerst)
    A = a; B = /; C = c, [? letzte Zeile unklar]; D = p; E = e, f, w, x, η; G = g; H = h, v, β; I = i; K = /; L = Ψ; M = /; N = b, k, 2; O = o; P = /; Q = /; R = r, , μ; S = s; T = q, λ; U = u; V, W, X, Y, Z = /.

    Statt HEIRATETE habe ich auch EHELICHTE versucht, doch es paßte nicht, trotz der drei “E”. Kortum hatte, NDB zufolge, zwei Töchter, eine davon früh verstorben, und einen Sohn. Daß er den Sohn zuerst und namentlich nennt, obwohl die überlebende Tochter schon vorher geboren sein mag, darf in dieser mannesstämmlich ausgerichteten Genealogie nicht verwundern. Hinsichtlich der Chiffrierung bleibt das “C” in Tochter offen. Der Umschlag in die erste Person “UND WOHNE” in § 159 scheint nicht zu passen, könnte wegen des Schlußpunktes nach § 158 aber wie ein nachträglicher Ausklang verstanden werden, desgleichen das “DIESEM” in § 159, das einen schon erwähnten Ort impliziert. Und wie schon gesagt: bei O’ Kortum ist da eindeutig ein “.” am Ende von § 158 – da kommt mir der “Beschluß” in § 159 vor wie das Ende von Schumanns “Papillons”.

  45. #47 Thomas
    20. Februar 2016

    @Thomas Ernst: Chapeau!!!

    Nur eine Ergänzung zu Ihrer genealogischen Quelle:
    Die Angaben in der NDB sind lückenhaft; zuverlässiger ist – auch zu sämtlichen Vorfahren – Kortums autobiographische Schrift “Des Jobsiadendichters Carl Arnold Kortum Lebensgeschichte” (Digitalisat über UB Düsseldorf, dort S. 47 ff.). Danach hatte Kortum zwei Töchter und zwei Söhne, wobei eine Tochter und ein Sohn nicht einmal ein Jahr alt wurden:

    1. Johanna Helena Carolina, geb. 1.4.1769, verst. 16.12.1769 an der “Zahnarbeit”
    2. Helena Christina Henriette, geb. 1.5.1770
    3. Johann Carl Arnold, geb. 23.8.1772
    4. Johann Friedrich Theodor, geb. 19.7.1778, verst. 19.12.1778 an der “Brustkrankheit”

    Im Kryptogramm hat Kortum offenbar nur die beiden “überlebenden” Kinder 2. und 3. erwähnt. (Im “Jobsiadendichter” berichtet Kortum auf S. 55 ff.übrigens auch sehr schön, wie er durch Lavaters Tagebuch-Kryptogramme zu den “Anfangsgründen” inspiriert wurde, und über den sich anschließenden – z.T. chiffrierten – Briefwechsel mit Lavater.)
    Unverständlich ist in der Tat der fehlende Anschluss zum letzten Kryptogramm, das an einen Umzug zum derzeitigen Wohnort anzuknüpfen scheint. Vielleicht hat Kortum hier einfach den Überblick über die eigenen Kryptogramme verloren – oder ein Windstoß hat ihm den Manuskriptteil mit “Bochum” aus der Hand gerissen und wie einen Schmetterling davonflattern lassen.

  46. #48 Thomas
    20. Februar 2016

    @Thomas Ernst # 41, 46:
    Ich brauche aber noch Nachhilfe zu § 158. Können Sie den gefundenen Klartext entsprechend über oder unter den Zeilen des Kryptogramms verteilen, um die Zuordnung leicher verständlich zu machen? Wo sind die Blender? Das in #46 im Schlüssel (“Klartextwert zuerst”) aufgeführte Chiffrezeichen “/” für B,K,M,P,Q,V usw. kann ich in Ihrer Wiedergabe des Chiffrats #41 nicht finden.

  47. #49 Norbert
    20. Februar 2016

    @Thomas Ernst:
    Zu “NVN…” (Kortums § 152, “Kunst” S. 116 Mitte): Mit Ihrer ersten Vermutung, dass es sich um Latein handelt und die Zahlen wohl nur Verwirrung stiften sollen, lagen Sie doch goldrichtig! Die drei Zeilen lassen sich wunderbar anagrammieren zu:

    NATVS SVM ANNO MDCCXLV
    DIE QVINTO IVLII
    IN MVELHEIMIA AD RVRAM

    Das scheint mir überzeugender als die Sache mit den Vorgroßeltern.

  48. #50 Norbert
    20. Februar 2016

    Ich würde auch bei den anderen Lösungen noch nicht unbedingt den Deckel draufmachen.

    Zu “griult…” (Kortums § 153, “Kunst” S. 116 unten): Hier könnten die Urgroßeltern, die durch meine Lösung aus § 152 verbannt wurden, evtl. noch ein Plätzchen finden, wer weiß? Auf jeden Fall dürfte die von Thomas genannte Quelle von unschätzbarem Wert sein, da hier tatsächlich Carl Arnold Kortum selbst das Ergebnis seiner Familienforschung mitteilt. Wichtig die von ihm benutzten Begriffe: Voreltern, Ureltergroßvater, Großältervater, Ältervater, Großvater. Und noch eine Frage klärt Kortum hier höchstpersönlich: Die Frau von Joachim Dietrich Kortum war “ein geborenes adliches Fräulein von Kolmann” – also weder Colmar noch Rollmann, aber ein guter Kompromiss aus beiden Namen 😉 Und als letzte Zeile kann ich mir “Christian allein” nicht vorstellen, es ergibt keinen sinnvollen Anschluss an § 154.

    Zu den Rechtecken: Abgesehen davon, dass ich in der unteren Zeile des zweiten Rechtecks keine “7” finden kann, erscheint es mir ganz grundsätzlich nicht plausibel, dass Kortum das Todesjahr seines Vaters ein zweites Mal angibt. Ab § 154 tragen alle Paragraphen das Wort “Fortsetzung” im Titel, bis auf den letzten, der “Beschluß” heißt, also gehören §§ 153-159 zusammen und sollten m. E. einen in sich geschlossenen Text ergeben. Bei den “Blutwunder”-Beispielen (§§ 111-116) hat Kortum das genauso gehandhabt.

    Ebenso würde ich aus der Tatsache, dass die vorgeschlagene Lösung von § 158 nicht zum Anschluss von § 159 passt, nicht unbedingt schließen, dass Kortum hier die Übersicht verloren hat, sondern es als Indiz werten, dass vielleicht die Lösung noch nicht perfekt ist …

  49. #51 Thomas
    20. Februar 2016

    @Norbert#49
    Ja, das ist es, passt wunderbar auch zum Schriftbild!

  50. #52 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    20. Februar 2016

    Norberts Lösung von § 152 ist brilliant und makellos, meine kann in den Müll. Allein die Großbuchstaben scheinen Latein anzukündigen. Man sollte seinem ersten Instinkt folgen… Mit den “Vor-” bzw. “Urgroßeltern” hatte ich selbst gekämpft, Thomas’ Quelle war mir nicht bekannt – vielen Dank dafür, ich werde sie fortan benutzen. – Daß ADB und NDB oft unzuverlässig sind, weiß ich, es ging mir nur um schnelle Aufsuche des Sohnennamens, und IOHANN stimmt ja. – “C/Kolman[n]” ist offensichtlich richtig, “C/Kolmar” nicht; diese Änderung einzufrisieren, dürfte jedoch nicht schwer sein. – § 157, zweites Rechteck: gerade dort wiederholen sich sehr viele Werte in Ober- und Unterreihe, und ich war mir mehrere Male unklar, ob ich nun oben-unten oder unten-oben oder schlangenförmig oben-oben, unten-unten lesen sollte. Eine “7” steht dort in der Oberzeile. Eine ähnliche “falsche” Umkehr übrigens auch im ersten Rechteck. Ausschlaggebend für mich waren die beiden Todesjahre und die jeweils passenden Vor- und Nachnamen sowie das System selbst. Wie Kortum, trotz § 111 – 116, die “Fortsetzungen” seiner Genealogie gestaltet hat, ist nicht so einfach vorauszusagen, Wiederholungen nicht auszuschließen. – In “meinem” § 158 – den ich, spätabends, im Anschluß an die beiden Rechtecke -, zu lösen versuchte, vermisse ich ein “Bochum”, und der Personenwechsel zwischen § 158 und 159 behagt mir selbst nicht (Norberts “WOHNE” zu “WOHNT” zu ändern, ist unmöglich), besonders da ja auch § 152 und 154 in der ersten Person sind. – Zum “Beschluß” ein Mißverständnis: meine “/” im Schlüssel zu § 158 bedeuten keine Chiffriersymbole, sondern soviel wie “not applicable”: die solcherart bezeichneten Klartextbuchstaben finden – zumindest in meiner Lösung – keine Verwendung.

  51. #53 Thomas Ernst
    atrobe
    21. Februar 2016

    Anmerkungen zu § 153, 158: Es ist möglich, in § 153 aus meiner Zeile drei SOPHIA GEBORE[N]E [Z]U COLMA[N] zu machen. Wenn wir den – zumindest in meiner Fotokopie – arg zerquetschten Schlußbuchstaben als “n” lesen, hätten wir nur zwei Druck/Chiffrierfehler. Oder “N” und “Z” könnten auch Doppelgänger in den sonst nicht verwendeten “f” und “q” haben; damit wäre dann eine ganz neue can of worms geöffnet. – § 158, Zeile 3: “ER” läßt sich auf “ICH” umschalten, indem man als Variante des Klartext-I das anderweitig unbesetzte, groß geschriebene Chiffre-S verwendet: ICH HATTE KINDER. Das hieße: neutraler Anschluß an den vorher (nochmals, ich weiß) erwähnten Vater Christian, und halbweg durch den Text Umschwung auf die erste Person, und passender Vorspann zu § 159. Sind dies “Instinktlösungen”? – Nein, nur mögliche Verbesserungen. Nach Norberts Lösung von § 152 kann man sich nur noch vor den nächsten Reisebus werfen: das war so ein Glanzstück, wo man sofort weiß, daß es stimmt, und dies Gefühl kommt nur selten auf.

  52. #54 Dario
    21. Februar 2016

    >Nach Norberts Lösung von § 152 kann man sich nur noch vor den nächsten Reisebus werfen:
    >das war so ein Glanzstück, wo man sofort weiß,
    >daß es stimmt, und dies Gefühl kommt nur selten auf.

    Ja, Norbert hat mit §152 eine wunderbare Arbeit geschafft. Es handelt sich nicht um ein arbitrarisches Anagramm, die Entschlüsselung wird wie folgt durchgeführt:

    1) Der erste Buchstabe jeder Zeile ist auch der erste Buchstabe im Klartext.
    2) Die Zahl, die unter jedem Buchstaben steht, zeigt die Stelle des nächsten Buchstabens im Klartext (deswegen gibt es 1 nicht!)
    3) Unter dem letzten Buchstaben des Klartextes von jeder Zeile steht 0.

    Dabei muss man bemerken, dass die zweite und dritte Zeile kein Problem geben, wenn man die originale Kortum-Version verwendet, also wie folgt:

       D   Q   T   V   I   I   E   I    O    I   L   V   N   I
       6  12   9  11   8  7   2   0  10   4   5  14  3  13

      I   V  E  A  R  N  I   V  M  A   I    L  M  D  R  E  H  A  M
      6  3 12 14  8 13  9 15 11 19 18 17   2  5 10   7 16  4  0

    Mit der ersten Zeile gibt es schon bei Kortum ein Problem: es tauchen zwei 16 auf, und die Korrektur ist nicht, eine davon als 19 zu lesen; man muss die ganze Reihe 16,16,17,18 in 16,17,18,19 umwandeln, wie folgt:

      N  V  N  M  A  T  M  D  V  A  C  X  V  O  L  C  N  S  S
     10 18 14  5 17  2  8  11  4  6 16 15  0  7 13 12  3 19  9

  53. #55 Norbert
    22. Februar 2016

    Kortum § 153 / “Kunst” S. 116 unten (“griultnae…”):

    Jetzt muss ich die Großeltern auch noch aus der Geschichte streichen und entschuldige mich im Vorhinein dafür!

    Der Schlüssel ist in den Geheimtext hineingeschrieben, und zwar in Gestalt der letzten zwei Ziffern in der vierten Zeile: “43”. Man zählt abwechselnd vier und drei Buchstaben ab
    (“gri U lt N aec D df W …”) und erhält:

    und wurde vom luterischen Prediger Cruse am 13ten dito getauft.

  54. #56 Dario
    22. Februar 2016

    >und wurde vom luterischen Prediger Cruse am 13ten dito getauft

    Ja, super! Das stimmt mit der Lebensgeschichte perfekt überein.

    Nochmals, chapeau!

  55. #57 Thomas Ernst
    Latrobe
    22. Februar 2016

    @ Norbert: Bitte sich nicht zu entschuldigen, ich warte schon an der Haltestelle … Die “Lösung” der Rechtecke kann, ich fühle es in allen Knochen, ebenfalls unter die Räder. Daß Kortum – allerdings ein Mathematiker – solch ein präziser Kryptologe war, der nicht viele Klartextbrotkrumen unter den Tisch fallen läßt, hatte ich unterschätzt. Ich hatte einfach mehr Leere erwartet: wenn der 5 kann (§ 151 und 154), dann könne er auch mehr … Zur sicher immanenten Neulösung von § 157 merke ich nur an, daß – Sie werden es schon gemerkt haben – die linken und rechten Zeilen bei # 1 jeweils 8 Werte umfassen, bei # 2 hingegen 9 und 10. Vielleicht ein Kreuzweben der Klartextbuchstaben, wobei die Umkehrung der Langzeilen zwischen # 1 und 2 wohl zur Bestimmung des Anfangs beiträgt. – Nochmals herzliche Glückwünsche!

  56. #58 Thomas
    22. Februar 2016

    Spitze, auf die Taufe und diesen Schlüssel muss man erst mal kommen!

    Kortum hat die erste Fassung der Familiennachrichten im “Jobsiadendichter” und die “Anfangsgründe” nicht nur im selben Jahr (1782) verfasst, sondern offenbar auch Teile der ersteren fast wörtlich in die Kryptogramme übernommen. Da sich die Klartexte zu 152 bis 154 auf den Seiten 13, 14 und der Inhalt von 159 auf Seite 50 des “Jobsiadendichers” wiederfindet, ist der Klartext zu den restlichen Kryptogrammen, die mir nach soviel Transpositionen eher nach Substitution aussehen, vermutlich in den Begebenheiten dazwischen zu suchen. Die Grosseltern scheinen damit endgültig auszufallen, zu erwarten ist eher etwas von Schule, Medizinstudium in Duisburg, Praxis in Mülheim mit Umzug nach Bochum und/oder Kindern.

  57. #59 Thomas Ernst
    Latrobe
    23. Februar 2016

    Ich erwarte zumindest noch die Nennung des Onkels Daniel Kortum, der in der Biographie eine etwas herausragendere Rolle einnimmt.

  58. #60 Klaus Schmeh
    24. Februar 2016

    Ich war leider ein paar Tage außer Gefecht. Daher musste ich beim Bloggen pausieren und konnte außerdem die vielen Kommentare an dieser Stelle nicht ausreichend würdigen.
    VIELEN DANK AN ALLE!
    Ich werde in den nächsten Tagen einen Blogartikel in Angriff nehmen, der das alles zusammenfasst.

  59. #61 Norbert
    26. Februar 2016

    Die Rechtecke! Ich hatte immer gedacht, dass sie eigentlich von Kortum als zwei Kreise gedacht waren und sozusagen die Eheschließung symbolisieren. Und das Dreieck hielt ich für die Markierung des jeweiligen Anfangs. Weit gefehlt!

    Man liest in Textrichtung, also das erste Rechteck gegen, das zweite im Uhrzeigersinn. Der Text vom ersten beginnt in der linken unteren Ecke mit “axy”, der vom zweiten in der rechten oberen mit “gxv”. Es handelt sich im Prinzip um eine einfache Substitution, allerdings haben die fünf Vokale jeweils zwei Homophone. Zusätzliche Besonderheit: Der Geheimtextbuchstabe r kann sowohl für Klartext A als auch U stehen – ob das Absicht oder ein Versehen ist, sei dahingestellt. Hier die Ersetzungstabelle (Klartext sind die Großbuchstaben):

    g,r -> A     3   -> H     e   -> R
    w   -> B     a,f -> I(J)  7   -> S
    1   -> C     4   -> L     n   -> T
    k   -> D     v   -> M     o,r -> U
    y,z -> E     x   -> N     d   -> V
    i   -> F     c,m -> O     8   -> W
    u   -> G     h   -> P     ∆   -> Z

    Damit erhalten wir folgenden Klartext:

    IN EBENDIESEM JAHR ABSOLVIRTE ICH AUF DEM THEATRO ANATOMICO ZU BERLIN DEN CURSUM

    ANATOMICUM WELCHER VON JUNGEN AERZTEN IM PREUSSISCHEN LANDE ERFORDERT WIRD

  60. #62 Dario
    26. Februar 2016

    Ja, der Norbert hat’s nochmals geschafft! S. 42ff. der Geschichte meines Lebens!
    Und jetzt wissen wir, dass der zweite Teil vom Tierkreiskryptogramm (d.h., §156) das Jahr 1766 erwähnt.
    Super!

  61. #63 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    26. Februar 2016

    @ Norbert: zu den Rechtecken, und auch sonst: einfach umwerfend schön und klar ziselierte Lösungen! Wir befinden uns in der von Thomas eingestellten “Lebensgeschichte” nun oben auf S. 45, mit dem “Zeugnis” vom 19. 12. 1766. – Meine ursprüngliche “Genealogia”, § 151, ähnelt nun eher einer “Biographia”. Der Name von Kortums Frau in § 158 müßte statt “Helene” “Helena” enden.

  62. #64 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    26. Februar 2016

    Revision der letzten vier Zeilen meiner “Lösung” von § 158 (auch hier Homophone):
    […]
    DIE BASE HELENA EHINGER [19 Signifikante + 5 Leere]
    WIR HATTEN VIER KINDER [19 Signifikante + 5 Leere]
    UNSER SOHN IOHANN LEBT [19 Signifiknte + 5 Leere]
    UND DIE IUNGE TOCHTER HELENA. [24 Signifikante + 5 Leere]
    Die beiden Anfangszeilen werden nach demselben Prinzip à 5 Leere verlaufen, aber es ist zu spät am Abend für mich.

  63. #65 Thomas
    26. Februar 2016

    Brilliant! Glückwunsch zu den Lösungen!

  64. #66 Norbert
    26. Februar 2016

    Es sieht tatsächlich so aus, dass der Titel Genealogia Kortumensis nicht mehr passt. Ich schlage eine neue Lösung für die “Zifferschrift, welche unmöglich aufgelöset werden kann” vor, wobei ich betonen möchte, dass sie erstens bei weitem nicht so elegant ist und zweitens natürlich, wie jede hier denkbare Lösung, niemals zweifelsfrei bewiesen werden kann. Ein reines Gedankenspielchen also:

    CAROLUS ARNOLDUS KORTUM

    mit ebenfalls einigen Homophonen und fünf “Nullen” irgendwo zwischen RO und OR. Immerhin bliebe so der Titel lateinisch bzw. latinisiert, was ja einen guten Übergang zur “NVM”-Chiffre gewährleistet.

  65. #67 Norbert
    26. Februar 2016

    Dabei fällt mir auf, dass wir hier noch nicht berichtet haben, wie die erste (unlösbare) Chiffre im Kortumschen Original aussieht. Zur folgenden Transkription, der ich die bisherigen Lösungsvorschläge gleich anfüge, ist noch anzumerken, dass von den lateinischen Buchstaben k, m und n in Fraktur, die übrigen (agtoipbcfruw) in Antiqua gedruckt sind.


    ϑk52mεβΦγagtμhoipbcfr25nuw
    GENEALOGIA_____CORTUMENSIS
    CAROLUS__ARNOLDUS___KORTUM

  66. #68 Thomas Ernst
    Latrobe
    26. Februar 2016

    Die Substitution CAROLUS ARNOLDUS KORTUM klingt gut und ist inzwischen sinnvoller; mit dem Chiffre-a = Anfangs-A von ARNOLDUS käme man auf erst 2, dann 3 Leere (besser als Chiffre-o = Klartext-O von ARNOLDUS, was 1 + 4 Leere ergäbe). Des weiteren überzeugen vier Substitutionen hinsichtlich ihrer alphabetischen bzw. optische Nähe: Chiffre-m = L, β ähnelt S, a = A, Chiffre-u (neben zwei Homophonen) = U, und Chiffre-w = umgedrehtes M. Im Falle der GENEALOGIA gäbe es nur zwei solcher Entsprechungen, Chiffre-γ und -a für IA. CAROLUS ARNOLDUS KORTUM esto! – Gibt es schon Einfälle für die nur um ein doppeltes π voneinander abweichenden Schlußwörter – angenommen es handelt sich um Worttrennungen – in Zeilen 5 und 9 von § 156? “Duisburg” (Duisburgia etc. wäre zu lang)?

  67. #69 Thomas Ernst
    Latrobe
    27. Februar 2016

    Nach(t)gedanken zu § 151: der schönen Lösung CAROLUS ARNOLDUS KORTUM fehlt mir ein Aufhänger. Kortums Name allein tut’s nicht, “Genealogia” allein ist auch nicht das rechte, und “Biographia” klingt irgendwie falsch. Ich vermisse – nach allem, was wir bisher erfahren haben – eine “Vita”, wie in der “Vita Caroli Magni”. VITA CAROLI ARNOLDI KORTUMI ergibt nur 25 Buchstaben; die drei Genitive ohne Unterbrechung sind häßlich, KORTUMI fraglich. GENEALOGIA VITAQ’ KORTUMENSIS wäre etwas gewagt wegen der Abbreviatur für QUE (obwohl fast spiegelverkehrte Substitution g/Q). Deswegen schlage ich vor: GENEALOGIA & VITA KORTUMENSIS. Kortum geht auf die Herkunft ja zumindest in § 152 und 154 ein (Geburt, Taufe, Eltern), und um welchen Kortum es sich handelt, ist vom Verfassernamen her ersichtlich. Mit dieser Lösung kämen alle 26 Chiffrebuchstaben ins Spiel. Des weiteren hätten wir ein paar hübsche alphabetische bzw. erscheinungsweise Entsprechungen: ϑ / G, γ / I, a / A, g / umgekehrtes &, i vor K, p nach O; die Spiegelpaare “52” und “25” blieben erhalten.

  68. #70 Thomas
    27. Februar 2016

    Handelt es sich bei dem doppelten Pi in der letzten Zeile nicht schlicht um einen Druckfehler?

    Was mir bei noch oberflächlicher Betrachtung von Norberts Transkription #18 aufgefallen ist: In § 156 findet sich in Zeilen 1 und 5: QrrS*; in § 155, Zeile 5, steht die umgekehrte Zeichenfolge: *SrrQ
    Deutete man das xQrrS* in § 156 etwa als “Mutter”, wäre die umgekehrte Zeichenfolge in § 155 als “Rettu” zu lesen und könnte (Chi ist nicht x, s. Norbert #18) etwa zu “Rettung” ergänzt werden.
    Ein Widerspruch zu dem von Thomas Ernst zu § 156, Zeilen 5 und 9, vorgeschlagenen “Duisburg” ergäbe sich nicht: Von (zumindest Vokal-)Homophonen gehe ich aufgrund der Gesamtzeichenzahl und Norberts Lösung zu den Rechteckchiffren aus.
    Habe aber noch nicht geprüft, ob das zu anderen Zeichenfolgen passt.

  69. #71 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    27. Februar 2016

    Gedankenspielereien zu § 156: “Duisburg” war eine Mutmaßung auf die Schnelle, daß die Stadt irgendwo in § 156 in Erscheinung tritt, ist wahrscheinlich; das doppelte π halte ich auch für einen Druckfehler. Es sind auch “dissertatio/ne/nem” und “epilepsia” zu erwarten, doch vielleicht schon in § 155; in § 156 paßte zweimal “rr”, doch der Rest ergäbe unwahrscheinlich viele Homophone, besonders für I. Den scheinbaren Worttrennungen in § 156 traue ich nicht, zumindest nicht durchgehend. Beim Schluß fällt mir wieder nur Latein ein, entweder ein Verb, oder eben DUISBURG/ENSIA, Schlußzeile vielleicht rückwärts. À propos Wiederholungen: ferner viermal “tr”: Zeile 1 in der Verbindung “tr6”, Zeile 4 “6trw”, Zeile 6 “tr9”, Zeile 8 “tr4”, dabei “tr” dreimal in (scheinbarer) Anfangsposition, und zweimal mit “6”. Sollten die Zeilen abwechselnd vor- und rückwärts zu lesen seien – vermeintliches DUISBURG zufällig auf ungeraden und vorläufigen Zeilen, böten sich EI oder ER oder ES an.

  70. #72 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    28. Februar 2016

    Ergänzter Lösungsvorschlag, Kortum § 158:
    Weitere Fortsetzung.

    KaSeecei6zLopx2og484g483 (19 + 5 Leere)
    WO ICH NACH BOCHUM GING
    47a6b5Π13796b8793N3b769 (18 + 5 Leere)
    DA HEIRATETE ICH 1768
    qw42βrdei127a3bxvwgrΨrSae (19 + 5 Leere)
    DIE BASE HELENA EHINGER
    fghokpq32ηβvachλμStegβri (19 + 5 Leere)
    WIR HAT[T]EN VIER K[I]NDER
    ab2his6abrvde278ωπ9carst (19 + 5 Leere)
    UNSE[R] S[O]HN IOHANN L[E]BT
    i34opqrqp78hgk169deikubari6ip. (24 + 5 Leere)
    [U]ND [D]IE IUNGE TOCHTER HEL[E]NA.

    Schlüssel (Klartext zuerst): A = r, 6, S; B = 4, π; C = 8; D= a; E = b, β, μ, π, Ψ, w; G = g; H = e; I = f, i, 3; K = λ; L = d; N = q, s, v, x, z; S = 2; O = o, ω; R = h, η, 7; T = t, 9; U/V = c; W = K, k.
    Zahlen: 1 = 5; 6 = N; 7 = Π; 8 = 9.

    Ein paar Elemente des Schlüssels ließen sich umräumen, z. B. Chiffre-7, um die Fehler in eckigen Klammern zu bereinigen; ein überzeugender Anschluß an das UND von § 159 ist mir nicht gelungen.

  71. #73 Norbert
    29. Februar 2016

    Die Bemerkung von Thomas zu *SrrQ (in Kortum § 155) und QrrS* (zweimal in Kortum § 156) finde ich hochinteressant! Wenn man die (vermutlich sowieso trügerischen) Wortgrenzen in § 156 wegdenkt, wird die Entsprechung noch länger: tm*SrrQ in § 155 und QrrS*mt in Zeile 1 von § 156.
    Es gibt noch mehr derartige Beispiele, z. B. das viermalige tr in § 156 (siehe Post #71 von Th. Ernst) gegenüber sechsmal rt in § 155 (umgekehrt enthält § 155 kein einziges tr und § 156 kein rt). Wenn man zusätzlich noch ein paar unterschiedliche Zeichen “unterwegs” akzeptiert, ergeben sich vor allem zwei längere korrespondierende Textteile:

    *2γtm*SrrQ (§ 155 Zeile 5)
    *8dtm*SrrQ (§ 156 Zeile 1 rückwärts)

    p1ww7Vwrt4L (§ 155 Zeile 2)
    p8wwiuwrt6L (§ 156 Zeile 4 rückwärts)

    Auch Thomas Ernst schrieb ja schon von der Möglichkeit, dass Zeilen abwechselnd vor- und rückwärts geschrieben sind. In Anbetracht der vielen Vor-/Rückwärtsentsprechungen scheint mir die These vielversprechend, dass § 155 und § 156 mindestens einen Teil des Schlüssels gemeinsam haben und einer der beiden Paragraphen komplett oder zeilenweise rückwärts chiffriert wurde.

    § 156 ist relativ lang und der Zeichenvorrat mit 32 verschiedenen Symbolen noch einigermaßen moderat. Viele Muster wiederholen sich. Der Inhalt dürfte sich um Kortums Dissertation drehen. Das muss doch lösbar sein …

  72. #74 Thomas
    1. März 2016

    @Norbert
    Wegen einer möglichen Umkehrung hatte ich die Hoffnung auf “Rettung”, die zudem nicht so recht in den vermuteten Klartext passt, auch schon aufgegeben. Dass Kortum (anders der unwissende Plagiator) die – vom Zeichensatz her gesehen – einheitlich erscheinende Chiffre in zwei Teile aufgeteilt hat, mag darauf beruhen, dass er in einen der beiden mit der entgegengesetzten Leserichtung eine weitere “Komplikation” eingebaut hat. Für wahrscheinlicher halte ich zunächst die Variante, dass § 156 rückwärts zu lesen ist (von einfacher zu schwieriger). Allerdings stehe ich beim vermuteten Klartext zu den Doppelzeichen – bis auf die “Mutter” – auf dem Schlauch, vielleicht hilft ja Ihr Vorschlag “Dissertation” weiter. Wenn es inhaltlich um die Dissertation gehen sollte, müsste sich wohl “epilepsia” finden lassen. Für trügerisch halte ich, ebenso wie Thomas Ernst, die “Wortzwischenräume” in § 156, hier kommen mir einige Zeichengruppen doch sehr lang vor.

  73. #75 Norbert
    Berlin
    1. März 2016

    Die Zahlen! Das war der Casus knacksus. Es war ja damit zu rechnen, dass Kortum Jahreszahlen, mindestens 1766 angibt. Wie würde er das tun, wenn Ziffern ausscheiden, weil sie schon anderweitig im Geheimalphabet vergeben sind? Natürlich mit römischen Zahlen! Das erklärt alles, z. B. auch das einfache/doppelte π – hier unterscheidet sich die Datumsangabe (in diesem Fall der Tag im Monat) einfach nur um 1, π ist also in § 156 ein i.

    Einen Fehler in meiner Transkription (Kommentar #18) muss ich beichten: Das fünftletzte Symbol der sechsten Zeile von § 156 ist V (Venus) statt M (Merkur). Außerdem habe ich im Nachhinein in beiden Paragraphen jedes i als 1 (Eins) interpretiert – den i’s fehlte sowieso der i-Punkt. Aber auch so kommen wir auf bis zu fünf Homophone pro Buchstabe, nicht ohne! Und wieder gibt es jeweils ein Symbol, das zwei Klartextbuchstaben darstellen kann: In § 155 steht das s für n und für u, in § 156 das ζ (das seltsame Mittelding zwischen Fraktur-z und 3) für o und u.

    Schlüssel für § 155 (Klartextbuchstabe zuerst):
    a: 4,3,u,γ     i: 1,2,a,β,n   s: w
    b: M           k: D           t: Z
    c: r           l: Q           u: s,8,e,ϱ
    d: S           m: *           
    e: 9,Φ,7,U,π   n: V,s,+       w: p
    f: L           o: 6           x: χ
    g: K                          y: y
    h: t           r: m

    Schlüssel für § 156:
    a: 6,d,+       i: π,8,9       s: w
    b: M                          t: z
    c: r           l: Q           u: ζ,V,4
    d: S           m: *           v: f
    e: β,a,1       n: u           w: p
    f: L           o: ζ,γ,3       x: x
    g: K           p: q
    h: t           r: m           z: n

    Klartext:

    § 155

    Als ich die Anfangsgruende je-
    den Wissenschaften gelegt, auch
    mein luterisches Glaubens-
    bekaenntnis getan hatte, [g]ing
    ich im Jahr MDCCLX auf das
    Archigymnasium in Dortmund,

    § 156 (zeilenweise rückwärts gelesen)

    von da im Jahr MDCCLXIII nach
    der Universitaet Duisburg und
    studirte da besonders die
    Arzneiwissenschaft.
    Am XVI-ten April MDCCLXVI
    disputirte ich daselbst
    gradu doctoris medicinae,
    erhielt auch diese
    Wuerde am XVII-ten Mai dieses
    Jahrs.

  74. #76 Thomas
    1. März 2016

    Eine brilliante Lösung, bewundernswert!
    Mit den römischen Zahlen und dem kompletten Austausch der Vokalhomophone zwischen den beiden Teilen hat Kortum Fallen gestellt, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

  75. #77 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    2. März 2016

    @ Norbert: sobald ich Ihr trügerisches “Das muss doch lösbar sein …” vom Schalttage dieses Jahres las, legte ich weiserweise Kortum, Stift und liniiertes Papier beiseite. Doppeltes π als Druckfehler gefiel mir selbst nicht so ganz; ich erwartete in § 156 einen lateinischen Text mit arabischer 1766, und Erwähnung der “epilepsia”. – Ihnen gebührt der gradus doctoris cryptologiæ.

  76. #78 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    3. März 2016

    @ Norbert: jetzt, wo alle der neun “Unlösbaren” mehr oder weniger gelöst sind – gut, zwischen 8 und 9 ist noch Glatteis, vielleicht durch “und wohnen” – denn da sind ja einige Lücken in § 159 – zu beheben, oder Korrektur meiner 158 (doch § 151 mag ich meine “& vita”) – fände ich es schön, wenn Sie einen Artikel darüber/daraus machten. Denn was Kortum hier bietet, war doch stellenweise recht gewieft, und die richtigen kryptologischen Knallfrösche kamen alle aus Ihrer Ecke. Schön wäre es auch, noch den kryptologischen Briefwechsel mit Lavater beizuzufügen, der ja 1910 fehlt. Insgesamt eine treffliche Ergänzung zu Rousts Buch vom letzten Jahr. Titel vielleicht: “Kortums neun Unlösbare”.

  77. #79 Norbert
    3. März 2016

    @Thomas Ernst: Die Doktorwürde cryptologiæ delectamenti causa würde ich mit Freude und Stolz entgegennehmen 🙂 Aber bevor an eine dissertatio inauguralis zu denken ist (wie und wo eigentlich?), würde ich ja allzu gerne dem Rätsel von §158 noch auf die Spur kommen. Ich habe keine bessere Lösung anzubieten als Ihre, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass eine ebenso “elegante” wie bei den anderen Texten existieren muss.

    Doch der riesige Zeichenvorrat von 41 verschiedenen Symbolen entmutigt mich – dazu die seltsamen Häufungen von Zahlsymbolen inklusive auffälliger Muster in Zeile 1 und 2, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Wenn so viele Symbole als Homophone zur Verfügung stehen, warum dann Wiederholungen wie “g484g48”? (Dazu fällt mir auch sehr wenig möglicher Klartext ein: “fREIE REIchsstadt” etwa und “haBE NEBENbei”.)

    Die einzige Gewissheit besteht darin, dass das Wort “Bochum” fallen muss. Dass das Jahr 1770 (Umzug nach Bochum) explizit erwähnt wird, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher (“seit dieser Zeit” heißt es in §159, nicht “seit diesem Jahr”). Und ich würde auch nicht mehr darauf wetten wollen, dass die Heirat mit Helena Margaretha Ehinger 1768 Erwähnung findet. Der Lebenslauf scheint mir doch recht “professionell” und egozentrisch. Vielleicht geht es ja nur um die Erlangung der Approbation durch den preußischen Hof (Familiennachrichten S. 49/50), evtl. noch den Eid vor dem Magistrat zu Bochum im Jahre 1770, basta: “… und wohne seit dieser Zeit in diesem Ort als Arzt.”

    Ich werde die Sache zwecks besseren Nachtschlafs für einige Zeit beiseite legen. Auch erwartet meine eigene Familie ab und zu andere “Nachrichten” als von der Lösung alter Geheimschriften 😉

  78. #80 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    4. März 2016

    Zeit & Konzentration für diese (oder jedwelche) Dechiffrierungen schaffen – eben das ist das größte Problem. – Ihrer Meinung betreffs chiffrierender Egozentrik trotz Bonhomie des Vorworts stimme ich zu. Ausgangspunkt “Bochum” – alles andere bleibt fraglich. Daß einer vermeintlich identischen Anzahl von Leeren bei O’ Kortum nicht zu trauen ist, habe ich über die Rechtecke gelernt. Wahrscheinlich also gespickter Volltext. – Vorerst Pause auch meinerseits.

  79. #81 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    4. März 2016

    Verbesserung “meines” § 158: mir gefällt die Schlußzeile ICH HEIRATETE DORT [DORT HEIRATETe ICH] HELENA EHINGER, i. e. 29 Signifikante und keine Leeren: wobei der Schluß “ari6ip” entweder für HELENA rückwärts steht (doch ähnliches hatten wir ja schon), oder “kub ar i6ip” für rücksilbiges IEH AR ETET und Wortschub nach innen. Für mehr ist es zu spät. Keine Leeren zumindest, jedoch Silben- oder Wortverschiebung, und BOCHUM wohl in Zeile 5 zu erwarten.

  80. #82 Thomas Ernst
    Latrobe
    22. März 2016

    Meine bisherigen Bemerkungen zum § 158 dürfen vergessen werden. Den Schlüssel zu dieser wirklich heiklen Chiffrierung habe ich nun endlich gefunden: jeder Chiffrebuchstabe entspricht bei jedem Gebrauch einem anderen Klartextwert, und der Chiffretext hat keine Leeren. Die je achtmal erscheinenden Buchstaben “a”, “e”, “i”, “r” z. B haben jeweils acht verschiedene Klartextentsprechungen, wobei sich kein Klartextäquivalent wiederholt. Dasselbe gilt für die Zahlen als auch die griechischen Buchstaben, z. B. das dreimalige β. – Kortum selbst gibt uns für diese Verschlüsselungsform ja die Anleitung: “Wenn jede Ziffer, sobald sie zum erstenmal in der Schrift angebracht ist, gleich ihre erste Bedeutung verliert und eine andere willkührliche Bedeutung annimmt, auch diese Bedeutung so oft verändert wird, als die Ziffer wieder vorkommt.” (Kortum, p. 134) Ich habe den Klartext fast fertig, bin aber noch am Umräumen und Verbessern von Wörtern: wenn man auf acht verschiedene “a” und “i” kommt, aber nur sieben verschiedene “r”, muß noch ein wenig geschliffen werden. – In anderen Worten: der Klartext stimmt erst, wenn jeder wiederholte Chiffrewert einem jeweils anderen Klartextwert entspricht.

  81. #83 Thomas Ernst
    Latrobe
    4. April 2016

    Endgültige Lösung von § 158:

    KaS eecei6zLo px 2 og484 g483
    ich heiratete am 7. iunii 1768

    47a6b5π 13796b8793 N3b769
    regnihe ahteragram aneleh

    qw 42βrde i12 7a3bx vwgrψrSae
    in bochum vor herrn bordelius

    fgho kpq 32ηβva chλ μStegβri
    tzra nie etlhef nun tsblesad

    ab2 his6ab rvde 278ωπ9carst
    ich gewann bald approbation

    i34opq rpq7 8hgk 169 dei kub ari 6ip
    muhcob hcan 0771 nun goz dnu foh mov

    Schlüssel: Chiffrewerte nehmen bei nachmaligem Gebrauch einen anderen Klartextwert an, wobei sie auch für sich selbst stehen können. Kortum chiffrierte seinen Text zeilenweise vor- und rückläufig, vielleicht um symbolisch die Verehelichung und den Bochumer Äskulapstab anzudeuten. Folgender detaillierter Schlüssel zeigt zuerst den Chiffrewert an, in runden Klammern seine Häufigkeit, dann die Klartextwerte, und dahinter in eckigen Klammern deren betreffende Zeile. Die Chiffrewerte sind à 2 nach mehr- und einmaligem Auftreten aufgeteilt. Ich habe keine Chiffrier- oder Druckfehler finden können

    mehrmalig: a (9): C [1], G [2], E, U [3], F [4], I, N, T [5], F [6] | b (7): I, A, E [2], R [3], C, N [5], U [6] | c (3): I [1], N [4], A [5] | d (3): U [3], L [5], G [6] | e (8): H, E, R [1], M, S [3], L [4], D [5], O [6] | g (6): U, 1 [1], R [3], Z, E [4], 7 [6] | h (4): R, U [4], G [5], 7 [6] | i (8): A [1], V [3], D [4], E [5], M, Z, H, O [6] | k (3): N [4], 1, D [6] | o (4): E, I [1], A [4], C [6] | p (5): A [1], I [4], O, C, V [6] | q (4): I [3], E [4], B, A [6] | r (8): H, D, L [3], A [4], B, I [5], H, O [6] | s (2): W, O [5] | t (2): B [4], N [5] | v (3): B [3], E [4], A [5] | w (2): N, O [3] | x (2): M [1], N [3] | S (3): H [1], I [3], S [4] | β (3): C [3], H, S [4] | π (2): E [2], O [5] | 1 (3): A [2], O [3], N [6] | 2 (6): 7. [1], O, R [3], T [4], H, A [5] | 3 (7): 8 [1], H, M, N [2], R [3], E [4], U [6] | 4 (6): N, I, 7 [1], R [2], B [3], H [6] | 6 (7): T [1], N, R, E [2], A [5], U, M [6] | 7 (7): E, T, R, L [2], H [3], P [5], N [6] | 8 (5): I, 6 [1], G [2], P [5], 0 [6] | 9 (5): E, A, H [2], B [5], N [6]

    einmalig: f (1): T | u (1): N | z (1): E | K (1): I | L (1): T | N (1): A | η (1): L | λ (1): N | μ (1): T | ψ (1): D | ω (1): R | 5 (1): H

  82. #84 Thomas Ernst
    Latrobe
    4. April 2016

    Addendum: Chiffre-r wiederholt sich als Klartext-H in Zeilen 3 und 6. Diesen einzigen Buchstaben lasse ich nach stunden-, ja tagelangem Herumexperimentieren mit Lexik und Syntax nun gern als Druck- bzw. Chiffrierfehler gelten. Zeile 3 mit “VOR” anzufangen, geht schon wegen der 4 nicht.

  83. #85 Thomas Ernst
    Latrobe
    4. April 2016

    Nach[t]gdanken zu § 158: natürlich gibt es auch schönere Formulierungen: z. B. könnte man, bei stimmigen Zählern, in Zeile 1 das Tagesdatum weglassen zugunsten von “ICH HEIRATETE/EHELICHTE 1768 IN BOCHUM”, Zeile 3: “UNS SEGNETE PASTOR BORDELIUS” formulieren, Zeile 5 “ICH ERSUCHTE UM […]”, Zeile 6 “AUS BERLIN” statt “VOM HOF […]”. Doch damit kommen neue Buchstaben-Engpässe. Es stellt sich die Frage, wieviele Wiederholungen an welcher Stelle man in Kauf nehmen möchte.

  84. #86 Thomas
    6. April 2016

    @Thomas Ernst
    Vorausgeschickt, dass ich keine andere Lösung anzubieten habe, nur einige Überlegungen:
    Zweifel habe ich, ob Kortum mit dem Satz “Wenn jede Ziffer, sobald sie zum erstenmal in der Schrift angebracht ist, gleich ihre erste Bedeutung verliert und eine andere willkührliche Bedeutung annimmt, auch diese Bedeutung so oft verändert wird, als die Ziffer wieder vorkommt.” im Sinn hatte, dass Zeichen einander ohne erkennbares Regelprinzip zugeordnet werden; “willkührlich” muss hier nicht nicht dem heutigen allgemeinen Sprachgebrauch entsprechend als “beliebig” aufgefasst werden. Kortum könnte bei diesem Satz eine – seinerzeit noch nicht “geknackte” – polyalphabetische Verschlüsselung mit einer wechselnden, aber dennoch regelhaften Zuordnung vorgeschwebt haben.
    Zweifelhaft erscheint mir aber auch, ob der Satz überhaupt auf § 158 zu beziehen ist. Lässt die Verwendung von 41 Zeichen nicht vielmehr vermuten, dass hier Homophone oder Blender verwendet wurden? Für eine Chiffrierung, bei der sich die Bedeutung eines Chiffrezeichens fortlaufend ändert, hätten ja auch 25 oder 26 Zeichen ausgereicht.

  85. #87 Thomas Ernst
    Latrobe
    6. April 2016

    @ Thomas: Was ich von § 158 erwartete, waren: “1768”; “1770”; “Helena (Margaretha) Ehinger”; “Prediger” oder “Pastor” oder “Herr Bordelius”; “nach Bochum” oder “in die Stadt Bochum”; “Approbation”; “vom Hof”, “höfisch”, “aus Berlin”. Entscheidend und unumstößlich wurde für mich die Eureka-Zeile 2: “Helena Margaretha Ehinger” rückwärts. Damit wußte ich: a) jeder Wert zählt, b) jeder wiederholte Chiffrewert nimmt eine neue Bedeutung an, c) der Text ist teilweise oder gänzlich rückwärts geschrieben. Nach langem Herumprobieren erwies sich abwechselnd Vor- und Rückwärts per Zeile als beste Möglichkeit (es hätte auch 3 + 3 sein können, oder 2 + 2 + 2). – Das doppelte “H” hatte ich übersehen, als ich schrieb, es gebe keine Fehler. Anscheinend eben doch. Wenn z. B. die 3 am Schluß von Zeile 1 nicht wäre, könnte man auch auf “1768 heiratete/ehelichte ich in bochum | helena margaretha ehinger | uns segnte pastor bordelius | kein arzt/medicus … (Zeile 4 läßt am meisten Spielraum | erhielt approbation vom hof … | im herbst/oktober 1770 zog ich nach bochum oder ähnlich formulieren. Man kann mit den Wörtern “ehelichen”, “heiraten”, “zur Frau nehmen”, “einsegnen” experimentieren, den Titeln “Herr”, “Prediger” oder “Pastor” (für Bordelius), “zog” und “ging”, “Herbst” und “Oktober”. Desgleichen kann man das Tagesdatum der Heirat nehmen oder lassen (eine “Baase” oder “Base” paßte allerdings nirgends, und ich erwartete sie hier auch nicht). Meine eingestellte Dechiffrierung ist sehr pedantisch, da ich Wiederholungen bei den Klartextäquivalenten gänzlich vermeiden wollte. Aber anscheinend gibt es ein paar (wenige) Druck- oder auch Chiffrierfehler, wie ja auch schon in den vorangegangenen Chiffrierungen. – Bei der Mannigfaltigkeit der Chiffresymbole war, glaube, deren absichtliche Häufung auf einer Zeile, und dann deren plötzliches Verschwinden auf der nächsten entscheidend, also das verwirrende Erscheinungsbild: Zeile 2 hat 17 Zahlen und nur 5 Buchstaben, Zeile 4 dann 22 Buchstaben, darunter fünf griechische, und nur zwei Zahlen; dasselbe gilt für die Mengenverteilung innerhalb der Gruppen von Chiffrewerten: bei den Kleinbuchstaben neunmal “a” und ein einziges “u”, bei den Zahlen, eine einzige “5” gegenüber je sieben “3”, “6” und “7”. Um ein Polyalphabet jedoch handelt es sich keinesfalls. – Kortums Passage über die “Willkührlichkeit” war nur ein Nachgedanke, und über den Unterschied zu “beliebig” bin ich mir im Klaren. “Nicht-Wiederholung” ist kein beliebiges, jedoch ein von der “Willkühr” des Autors bestimmtes Chiffrierprinzip. – Zweifelos ist § 158 (neben § 151) die undankbarste von “Kortums Neun”, da man – wie schon angemerkt – den Text verbessern und verändern kann, je nachdem welche Fehler man gelten lassen möchte. Über den Inhalt der sechs Zeilen – Heirat / HME / Bordelius / kein Arzt / Approbation / Umzug nach Bochum habe ich – dank Ihrer Einstellung von Kortums Autobiographie, sowie dem von Norberts zeitlich abgesteckten Rahmen – keine Zweifel.

  86. #88 Thomas Ernst
    Latrobe
    7. April 2016

    nur grammatikalisch: zum Schluß meines vorangehenden Kommentars sollte es heißen: “[…] sowie des von Norbert zeitlich abgesteckten Rahmens”. Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod …