Pünktlich zum Advent hat der Papst seine neue Enzyklika „Spe salvi“ verkündet und den deutschen Feuilletonkatholiken wird wieder ganz warm ums Herz. Auf Dutzenden von Seiten zitiert Benedikt entlegene Bibelzitate, debattiert Übersetzungsfeinheiten vom Griechischen ins Lateinische und räsoniert, welcher Bösewicht wohl wie lange Fegefeuer schmoren wird. Seine zentrale Aussage lässt sich dennoch in drei Worten zusammenfassen: „Glaube ist Hoffnung.“ Nur der gläubige Christ, der nach seinem Tode auf die Begegnung mit dem liebenden Gott, hoffen dürfe, könne ein erfülltes und sinnvolles Leben führen. Der Skeptiker wundert sich.

Leicht anmaßend ist diese Enzyklika schon deshalb, weil er Millionen Agnostikern und Atheisten per Federstrich Lebenssinn und -lust abspricht. Verwundert liest man den Text aber vor allem deshalb, weil der Autor meint, dass im Jahre 2007 eine Exegese von Bibelzitaten Beleg genug sei für die Hoffnung auf Erlösung durch Jesus Christus. Gibt es nicht ein paar Argumente mehr für Behauptungen wie diese? „Nicht die Elemente des Kosmos, die Gesetze der Materie, herrschen letztlich über die Welt und über den Menschen, sondern ein persönlicher Gott herrscht über die Sterne, das heißt über das All; nicht die Gesetze der Materie und der Evolution sind die letzte Instanz, sondern Verstand, Wille, Liebe – eine Person.“ Da war die Theologie schon mal weiter.

Ärgerlich wird es spätestens dann, wenn er der Wissenschaft seit Francis Bacon (1561-1626) neben ihren Verdiensten vor allem ihre negativen Auswirkungen vorwirft, einen rein vernunftbedingten Fortschritt nicht anerkennen will und dabei die historischen Verbrechen der Kirche und religionsbedingte Gewalt nicht weiter erwähnt. Es ist nun mal nicht so, dass die Moderne nur von orientierungslosen, verzweifelten Seelen bewohnt wird. Vielmehr haben wir es der Aufklärung und der modernen Wissenschaft zu verdanken, dass die meisten Menschen in Deutschland nicht mehr in Höllenangst leben, ihre Lebenserwartung vervielfacht haben und es für Zahnschmerzen eine Therapie gibt.

Kommentare (2)

  1. #1 Don Quijote
    Dezember 11, 2007

    Die Argumente des Papstes sind für den Nicht-religiösen gar nicht und für jemanden einer anderen Religion nur teilweise nachvollziehbar, weil sie eben Glauben schon voraussetzen. Eine wirkliche Debatte ist auf dieser Basis nicht möglich. Der Kaiser ist und bleibt nackt und keine Feinheiten zwischen Griechisch und Latein können über diese Tatsache hinwegtäuschen.

  2. #2 Alyxandria
    Dezember 19, 2007

    Das ist die “normale” Verhaltensweise eines Machthungrigen Diktators: zur Machterhaltung oder -erweiterung wird der “Feind” in diesem Fall der denkende Mensch der sich selbst aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit befreite verunglimpft um sich selbst zu feiern. So einen “Deutschen” hatten wir schon einmal.