Alle regen sich über die 64-jährige Frau aus Aschaffenburg auf, die im späten Alter per Eizellspende Mutter wurde. Ihr “Gebär-Egoismus” ginge zu Lasten des Kindes, die Gesundheit des Sprossees sei gefährdet und sie überhaupt zu alt, um es richtig zu erziehen. Vor allem, wenn es in einem Jahrzehnt in die Pubertät komme. Alle paar Jahre meinen dann Experten, sie müssten einmal wieder über die Eizellspende, die in Deutschland verboten ist, debattieren und über die Methoden der Reproduktionsmedizin, die hierzulande unmöglich, in den benachbarten Ländern aber erlaubt sind.

Die Frau hatte im Ausland ein Spenderei mit den Spermien ihres Mannes befruchten und einsetzen lassen.
Hier sollte man sich wirklich einmal abregen. Mutterglück mit über 60 wird kein Massentrend. In den vergangenen Jahren gab es in ganz Europa eine Handvoll Sixtysomethings, die ein Kind zur Welt brachten. Wenn diese Frauen aus welchen Gründen auch immer meinen, ein zumindest teilweise genetisch verwandtes Kind haben zu wollen wollen, nimmt unsere Gesellschaft doch wohl kaum Schaden daran. Dieser Wunsch wird ein äußerst seltener Einzelfall sein.
Die Eizellspende wird in absehbarer Zeit nicht in Deutschland erlaubt werden. Wer ungewöhnliche Methoden der Reproduktion wünscht, reist ohnehin nach Spanien, Israel oder Belgien. Dass die IVF-Verfahren hier rechtlich streng geregelt sind, hat sich in der Vergangenheit für die Mehrzahl der Paare bewährt. Bei einigen wenigen individuellen Problemfällen wird es schwierig, das könnte es Ausnahmeregelungen geben, zum Beispiel bei der Präimplantationsdiagnostik. Wir können bei uns nicht so tun, als ob wir die medizinische Ethik für uns gepachtet hätten, weil unser Embryonenschutzgesetz so streng ist.
Ob sich eine Frau als Mutter bewährt, hängt wohl nicht hauptsächlich von ihrem im Pass eingetragenen Alter ab, sondern ihrer Fähigkeit, das Kind durch Beispiel und Liebe zu erziehen.
Was ist übrigens mit den Männern, die jenseits der 60 noch Vaterfreuden geniessen? Hier hat auch niemand in der Vergangenheit breitflächig an deren Erziehungs-Tauglichkeit gezweifelt.