Wieder einmal debattiert der Bundestag über eine Lockerung des Stammzellgesetzes. Und die Wissenschaftler freuen sich schon mal auf neue Embryonen. Dabei sollten sie sich fürchten. Denn solange die jetzige strenge Regelung gilt, haben sie eine Ausrede für ihre Erfolglosigkeit: Wir können, aber wir dürfen ja nicht. Fällt sie, wird klar: Sie dürfen, aber sie können nicht.

Wer den vierten Tätigkeitsbericht der Zentralen Ethikkommission für Stammzellforschung, die die Anträge zum Import von embryonalen Zellen beurteilt, genauer anschaut, stößt auf eine erstaunliche Zahl. 14 Forschergruppen arbeiteten bis Ende 2006 in 20 Projekten mit den begehrten Vielkönnern. Aber nur ganze vier Teams haben überhaupt Ergebnisse in internationalen Fachjournalen publiziert. Die nächste Enttäuschung ist die Zahl der Veröffentlichungen: ganze elf. Elf Ergebnisse aus 20 Projekten in fünf Jahren – das ist in einem so jungen Bereich fast peinlich.

Wir dürfen ja nicht, sagen die Forscher. Der Gesetzgeber erlaube ihnen nicht, an neuen und guten Stammzell-Linien zu arbeiten. Sie können nicht, sage ich. Denn die entscheidenden Durchbrüche der letzten Zeit wären auch mit der deutschen Regelung möglich gewesen:

Forscher in Japan fanden die entscheidenden Gene, mit deren Hilfe sich Hautzellen zu embryoähnlichen Zellen reprogrammieren lassen: Die Basis legten Versuche an Mäusen – in Deutschland erlaubt.

Wissenschaftler aus den USA und Japan schleusten die entscheidenden Gene ein und drehten so die Zelluhr zurück: Wieder waren Mäuse die Versuchstiere.

US-Forscher behandelten mit diesen Zellen Sichelzellenanämie. Man wird erraten wo: an Mäusen.

Nur den Beweis, dass auch menschliche Zellen sich in den Urzustand zurückversetzen lassen, hätte man wahrscheinlich den Japanern überlassen müssen. Trotzdem bleibt das Gefühl: Woanders ist man erwachsen geworden, deutsche Forscher stecken noch in der Embryonalphase.

Sollte man deshalb auf eine Neuregelung des Embryonenschutzgesetzes verzichten? Nein, denn sonst verliert das Land endgültig den Anschluss. Die Forscher sollten nur nicht so tun, als wäre ein Gesetz das Einzige, was sie am Fortschritt hindert.