So mancher fragte sich bei dem Thema der Ausstellung in der Bielefelder Kunsthalle: Gibt es den deutschen Impressionismus überhaupt? Auf drei Namen kann man kommen: Liebermann, Corinth und Slevogt. Aber dann wird es ruhig. Und so starten die Bielefelder auch mit den dreien, aber verharren dort nicht sondern zeigen Arbeiten von 34 Künstlern und einer Künstlerin.

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Bildquelle: Impression der Ausstellung Bielefeld

Dass der deutsche Impressionismus eine eigenständige Variante des großen französischen Vorbilds war, beweisen die ausgewählten 180 Werke, die eine große thematische und stilistische Vielfalt dokumentieren. Und die das Schauen zu einer waren Freude werden lassen.

Die Stadt ist den deutschen Impressionisten sowohl mondäne, urbane Lebens- und Vergnügungswelt als auch Stätte der Industrialisierung und der technisierten Arbeitswelt. Lesser Ury zeigt sich als Maler der Großstadt, der Berlin nicht nur im Sonnenlicht, sondern speziell auch im nächtlichen, regnerischen Gaslicht darstellt. Hermann Pleuer dagegen konzentriert sich auf die Dampflokomotiven, die Züge und den Stuttgarter Hauptbahnhof als Symbolen der Modernisierung und Technifizierung des Lebens.

Der öffentliche Garten (Biergarten wie Parkanlage), den die Künstler als Orte der Freizeit und der Muße entdecken. Die Gartenbilder sind mit der Betonung der Lichtreflexionen und der Schatteneffekte dem französischen Impressionismus nahe.

Während der französische Impressionismus von den mediterranen, sonnendurchfluteten Landschaften geprägt ist, reisen die Deutschen an die kühleren Nord- und Ostseestrände der Niederlande, Belgiens und Deutschlands.
Entsprechend sind die Meere bewegter, die Wolken oftmals dunkel und gewitterträchtig, die Menschen der scharfen Meeresbrise ausgesetzt. Otto Scholderer, Franz Skarbina, aber auch der junge Max Beckmann entdecken die raue See für sich.

In der Hochphase um 1890 beginnend, bleibt der Impressionismus bis 1905 unangefochten die populärsten und etablierten Kunstrichtung in Deutschland. Ab 1905 kommt dann mit dem antibürgerlich gestimmten Expressionismus eine Entwicklung in Gang, die im Rückblick die vergleichsweise sanfte künstlerische Revolution der Vorgänger überstrahlt.

Interessant ist aber wirklich, auch im Vergleich zu der aktuell in Wuppertal gezeigten Monet-Ausstellung, dass der deutsche Impressionismus, deutlich dunkler in der Palette war, als der französische.

Kommentare (3)

  1. #1 Horst Arndt
    Dezember 28, 2009

    Ein toller Tipp. Danke. Wer sich auf den Weg nach Bielefeld macht, sollte nicht nur in Wuppertal bei Monet halt mach, sondern auch in Dortmund beim “Berliner Impressionismus”. Lobenswert ist der gegenseitige Hinweis auf die drei Ausstellungen.

    Horst Arndt

  2. #2 Dr.Hartwig Grass
    März 2, 2010

    Ich bin ein von Bildeindrücken geprägter, sogenannter visueller Typ. Gerade die Themengruppierung in der Bielefelder Kunsthalle ( Bilder an der See beispielsweise )und die knappen Texte an der Wand lösen eine intensive Stimmung aus, verleiten dazu, einige Bilder fast ” auswendig zu lernen”. Ich persönlich war für mich froh, dass ich ohne Ablenkung durch einen Audioguide unbeeinflusst die Bilder erlebt habe und den Impressionismus jetzt besser verstehe. Eine gelungene Ausstellung.

  3. #3 Morgenstern
    August 17, 2010

    Diese Austellung hat es bewiesen: Es gibt den deutschen Impressionismus – eine Ausstellung der ganz feinen Art.
    LG – Andreas