Patrice Donfack, 30 Jahre, aus Kamerun studiert sein September 2005 in Bremen und darf nun in Lindau dabei sein. Er erzählt, warum er sich für Deutschland und nicht die USA entschieden hat und berichtet von der Forschungssituation in seinem Land.

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Patrice Donfack PhD Student (Chemical Physics) in Bremen

ScienceBlogs: Patrice, Du kommst aus Kamerun nach Lindau. Wie hast Du das geschafft?

Patrice: Oh, ich komme jetzt aus Bremen, wo ich dank der Unterstützung durch den DAAD seit 2005 an meiner Doktorarbeit in Chemical Physics arbeite.

SB: Kann in Kamerun jeder studieren? Hattest Du Einschränkungen?

Patrice: Jeder kann studieren, nur muss man dafür zahlen. Ein Semester bei uns kostet 15.000 CFA Franc (175 Euro), das ist nicht so viel, aber für viele doch zuviel. Unabhängig davon musste ich als Festkörperphysiker nach meiner Diplomarbeit nach anderen Möglichkeiten suchen, denn für Festkörperphysik, im Speziellen Materialforschung benötigt man diverse Geräte, die sehr viel Geld kosten, wie Spektroskope, Röntgenstrahlgeräte und mehr. Die gibt es in Kamerun schon teilweise, aber eben nur in limitierter Zahl.

SB: Du hast Dich zuerst in Richtung US-Amerika orientiert.

Patrice: Ja, schon während meiner Diplomarbeit dachte ich, ich müsste in die USA. So strebte ich beispielsweise die GRE, Graduate Record Examination, an. Diesen Nachweis über sehr gute Englischkenntnisse habe ich benötigt, um in den USA studieren zu dürfen. Dafür musste ich Geld investieren und erstmal Geld verdienen. Ein Problem war beispielsweise, dass ich nicht mal eine Kreditkarte hatte. Ich habe einem Kommilitonen Bargeld gegeben und dieser hat es dann überwiesen, damit ich Kurse machen konnte.

SB: Wieso bist Du jetzt doch in Deutschland?

Patrice: Mein Professor Samuel Domgang von der Université de Yaounde hat gute Kontakte nach Deutschland und erzählte mir einmal von Prof. Arnulf Moterny von der Jacobs University Bremen. Ich habe mich getraut und ihm eine E-Mail geschrieben, einfach nur um zu fragen, ob er eine Idee hat, wo ich denn mit meiner Forschung weitermachen könnte. Er war extrem nett und freundlicher als meine Kontakte in den USA und er hat mich sehr unterstützt. Schließlich machte er mir das Angebot direkt bei ihm meine Doktorarbeit zu machen.

SB: Wie findest Du das Meeting hier?

Patrice: Großartig, aber jetzt muss ich zu den Lectures. Ich sitze gerne weit vorne.

Patrice entschwindet und ich sehe ihn prompt direkt hinter den zuhörenden Laureaten in der dritten Reihe konzentriert zuhören.

Kommentare (1)

  1. #1 andreas
    Juli 3, 2008

    sorry, Leute, aber geht es auch etwas weniger herablassend, habt ihr als Journalisten jemals etwas von der Moeglichkeit gehoert, Anti-Rassismus-Seminaren beizuwohnen, BEVOR man solche Artikel schreibt bzw. Interviews konzipiert? Aehnliches gilt fuer eure ach-so-witzige Ueberschrift zum Thema blogging aus Bangladesh: ‘Wir sind nicht allein’, mir ist schon klar, dass die deutsche Provinz Bangladesh fuer ‘outer space’ haelt, aber muesst ihr es so derbe-ins-Auge der Weltoeffentlichkeit klarmachen, wie rueckstaendig Lindau ist? Gott-sei-dank gab es keine Uebersetzung ins englische hiervon, so kann sich die rest-Welt weiterhin in der Illusion ueben, in Deutschland haette sich innerhalb der letzten sechzig Jahre etwas geaendert..