Lindau ist ein beschauliches Örtchen wie es scheint. An den Häusern wachsen Rosen und der Himmel ist strahlend blau mit flauschigen Kumuluswolken. Das Kopfsteinpflaster erweist sich als schwierig mit meinen schicken Schuhen, aber auch das lässt sich in Erwartung der Eröffnungszeremonie meistern. Nach einigen Schwierigkeiten sitze, bzw. stehe, ich dann aber mit meinen Co-Bloggern und Bloggerinnen im Festsaal der Inselhalle in Lindau.

Die Eröffnung war als eine Mischung aus Grußworten, Podiumsdiskussionen, musikalischen Einlagen und Ehrungen konzipiert und hat so einiges von der Steifigkeit verloren die solchen Events öfter inne wohnt. Überhaupt gab es viele schöne Worte, so bittet die Gräfin Bettina Bernadotte, mit einem hinreißenden hutartigen Kopfschmuck, die teilnehmenden jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: “We want you to have a good time […] but do not stop at this week. Take [the connections and inspiration] back to your laboratories and schools.”

Auf die Frage hin ob dieses Treffen nicht sehr exklusiv sei antwortete sie, dass jedes Treffen exklusiv sei weil man nie alle einladen könne, aber das Kuratorium versuche mit Onlinemedien, von denen dieses Blog ein Teil ist, einer breiten Öffentlichkeit die Ideen des Treffens näher zu bringen. Annette Schavan hält eine gute aber nicht besonders inspirierte Rede. Ich glaube ihr zwar nicht ganz dass sie “passionate for science” ist, aber sie hat recht wenn sie sagt dass Wissenschaft auch in der Krise essentiell ist.

Das Oberthema der Tagung scheint Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu sein, das kam in allen Reden vor. Ich finde das gut, möchte aber anmerken, dass Wissenschaft nicht immer gute Resultate bringt, bzw. das nicht alle Probleme wissenschaftlich zu lösen sind. Manchmal muss ein umdenken statt finden. Allerdings glaube ich nicht, dass das ein Thema ist, dass in den Gesprächen und Reden der Nobelpreisträger zu kurz kommt.

“Scientific discovery is not just about discovering new facts, but also about discovering new ways of looking at them.” spricht der ehemalige indische Wissenschaftsminister. Er ist sehr sympathisch und hält eine wunderbare Rede dazu wie Kapitalismus, Wissenschaft und Ethik zusammenhängen. In einer Podiumsdiskussion mit fünf jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus allen Teilen der Welt ist der Tenor ähnlich. Gute Wissenschaft braucht Leidenschaft, ehrliche Kritik, Anerkennung, Netzwerke, Offenheit gegenüber neuen Ideen, Ehrgeiz, Glück und eine gute Infrastruktur. Mit diesem positiven Grundton werden die Gäste und Teilnehmer des Treffens entlassen. Es geht zu diversen Parties, oder an den See. Ich führe noch ein Interview und schnake mit meinen Co-Bloggerinenn und Bloggern, bis es im großen Zelt Essen gibt und wir zufrieden zurück ins Hotel radeln.

 » Paula Schramm ist Chemikerin und Doktorandin an der Uni Stuttgart. i-56e669b40c1f215ed1c1539d606a346d-Paula_Schramm_45.jpg

Kommentare (1)

  1. #1 Marc
    Juni 29, 2009

    Ich finde das gut, möchte aber anmerken, dass Wissenschaft nicht immer gute Resultate bringt, bzw. dass nicht alle Probleme wissenschaftlich zu lösen sind.

    Diese Feststellung möchte ich unbedingt unterstreichen. Es ist einfach eine ambivalente Angelegenheit: die Probleme lassen sich sicher ohne Wissenschaft nicht lösen (insofern sind Investitionen in diesen Bereich absolut notwendig und sinnvoll), allerdings darf das freilich nicht heißen, daß man weiterhin eine umwelt- und klimaschädliche Wirtschaftsweise fortführt in der Hoffnung bzw. falschen Sicherheit, daß man sich in 20-30 Jahren dank Technologien der Probleme schon wieder entledigen kann.