Ich müsse dort unbedingt hingehen und mir dafür viel Zeit nehmen, hatte mir Professor Wolfgang Schürer, Vorstand der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee, ans Herz gelegt und mir begeistert nicht nur von den Inhalten der Ausstellung „Entdeckungen – Wasser” berichtet. Schürer hat insbesondere vom architektonischen Konzept der Ausstellung geschwärmt. Aufblasbare Bauten. Dabei dachte ich sofort an Energie verschwendende Hüpfburgen. Aber nein, das Konzept sei nachhaltig. So etwas will ich immer genau wissen.


Deshalb brach ich gemeinsam mit dem JoVE-Team Klaus Korak und Jens Tomat im Anschluss an die sehr hitzige und wertvolle Debatte zu „Global Warming and Sustainability” mit Rajendra K. Pachauri (head of IPCC), dem „Sceptical Environmentalist” Bjorn Lomborg, den Nobelpreisträgern Mario Molina and Richard Schrock und Cornelia Quennet-Thielen (BMBF) sowie Thomas Stocker von der Universität Bern auf, um mir ein Bild von diesen Ausstellungsgebilden zu machen.

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Sie sehen sehr schön aus, mitten im Sonnenblumenfeld. Doch was steckt dahinter? Weshalb sollten diese weißen Würfel besonders umweltfreundliche Ausstellungsbauten sein? Gleich im ersten Pavillion, der einen Überblick über die Gesamtausstellung zum Thema Wasser vermittelt, haben wir Glück. Einer der Architekten, Tobias Klauser, von der DRKH Architecture ist da und gewährt uns gerne einen Blick hinter die Kulissen.

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Fangen wir von unten an. Das Holz für den 8 Meter auf 8 Meter großen Boden stammt von der Insel. Es wurde also für den Transport keine Energie verbraucht. Der Grundsatz Nummer eins, think local, ist hier also gewahrt. Der Außenkubus ist eine schlichte weiße Zeltplane, die zusammengelegt wohl in einen Koffer passt. Wieder ein Pluspunkt – diesmal für möglichst geringen Transportaufwand. Außerdem, so erzählt uns Klauser, könne man aus dem Material später etwa Taschen nähen oder sie anders weiterverwerten.

Besonders neugierig bin ich allerdings auf die pneumatische Konstruktion. Schließlich werden die Ausstellungswürfel nicht von Zeltstangen gestützt, sondern durch ein Luftdruckystem, das permanent aufrecht erhalten bleiben muss. Tobias Klauser öffnet einen Reißverschluss und gibt uns damit den Blick auf das Geheimnis hinter den Wänden frei. Fiberglas verstärkte etwa 80 Zentimeter im Durchmesser messende Schläuche stehen jeweils an den vier Ecken senkrecht, weitere vier tragen oben die Zeltkonstruktion in der Waagerechten. Ein pneumatisches System sorgt dafür, dass in ihnen im Schnitt ein Druck von etwa 2 bar herrscht. So stehen sie stabil.

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In diesem Moment betreten Nobelpreisträger Roger Tsien und seine Frau das Zelt und ich bitte Klauser, doch alles nochmals für ihn zu erklären. Tsien zeigt sich fasziniert und interessiert, aber ebenso skeptisch, wie ich. Ihn plagt die gleiche Frage: Woher kommt der Strom für die pneumatische Anlage?

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Nun gut, hinten auf dem Areal steht eine neue Photovoltaik-Anlage, welche genügend Strom erzeugt, um die Pavillions zu versorgen. Sie erzeugt laut Klauser sogar einiges an Überschuß, der tagsüber in das allgemeine Stromnetz eingespeist wird. Dafür zapfen sich die Druckanlagen der Pavillions nachts wiederum Strom vom Netz ab. Tsien will es genau wissen. Wie viel verbraucht jeder der einzelnen Pavillions und wie viel erzeugt die Anlage. Hier muss Klauser passen. Und Tsien zeigt sich leicht enttäuscht.

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Aber Klauser lässt das nicht auf sich beruhen. Er sucht uns später auf dem Areal und informiert uns noch. 6 Kilowatt erzeuge die Anlage im Schnitt pro Tag. 0,35 Kilowatt verbrauche ein Pavillion pro Tag an Strom. Das ergibt bei 20 Pavillions einen Bedarf von 7 Kilowatt 19 Pavillons einen Bedarf von 6,65 Kilowatt pro Tag (der 20ste Ausstellungsraum ist ein festes Gebäude, das nicht mit Luft betrieben wird). Die Anlage ist also nicht ganz ausreichend. Aber vielleicht wird hier noch nachgebessert? Immerhin kann man die Anlage aber auch nach dem Ende der Ausstellung weiter nutzen und sie wird noch viele Jahre Solarstrom gewinnen.

Natürlich wäre eine Ökobilanz im Vergleich zu herkömmlichen Ausstellungszelten wunderbar. Wie schneiden Zelte mit Metallstangen ab? Was ist mit Holzkonstruktionen? Metallcontainern mit langer Lebensdauer….

Eines ist allerdings gewiss: Schön sind sie auf jeden Fall die „Bauten auf Luft”. Ein architektonisch wunderbar leichtes und bestechendes Konzept für luftige Ausstellungsbauten.

Kommentare (1)

  1. #1 Bella
    April 14, 2010

    ich find den beitrag sehr interessant und es hat mich gefreut das ich über die seite gestollpert bin