Was wissen afrikanische Kakaobauern über ihr Produkt? Kann es sein, dass sie ihre Bohnen noch nie probiert haben?

Auf BoingboingTV bin ich auf ein Video gestoßen, das den US-amerikanischen Schokoladenhersteller Tcho vorstellt. Die Firma verkauft Zartbitterschokolade ausschließlich über das Web, zu Preisen von 5 $ pro 50-Gramm-Riegel. Offenbar möchte Tcho in der Liga der Luxusmarken mitspielen; aber das Geschäftskonzept soll hier nicht mein Thema sein.

Sehen wir uns das Video an. Neben reichlich Werbung für den Hersteller erzählt der Beitrag ausführlich über Anbau und Ernte der Kakaobohnen. Tcho kooperiert direkt mit Bauern in Ghana. Das Land liegt mit einer Jahresproduktion von 380.000 Tonnen weltweit an dritter Stelle der Kakaolieferanten (Wikipedia).

Tcho-Gründer Timothy Childs erzählt im Interview, 90 Prozent der Kakaoplantagen seien kleine Familienbetriebe. Deren Besitzer hätten meist noch nie ihre eigenen Bohnen gekostet, erst recht nicht Schokolade aus ihren Rohstoffen verzehrt. Daher sehe er seine Aufgabe als Hersteller auch darin, den Bauern zu vermitteln, wie die Produktion ablaufe und wie sie ihre Bohnen besser fermentieren könnten, um die Qualität der Schokolade zu steigern. Neben dem Fermentieren spiele auch das Trocknen der Bohnen eine entscheidende Rolle für den Geschmack, so Childs. Die besten Techniken dafür seien den an seinem Projekt beteiligten Bauern nicht bekannt gewesen.

Diese Aussagen haben mich überrascht. Wie kann es sein, dass den Kakaobauern solch grundlegende Kenntnisse über ihr Produkt fehlen? Ich hätte vermutet, dass gerade die Pflanzer diejenigen sein müssten, die das meiste Wissen über Kakao besitzen. Das bestmögliche Produkt abzuliefern müsste doch höhere Gewinne nach sich ziehen.

Offenbar leistet Tcho gerade ein Stück Entwicklungshilfe – eine Aufgabe, für die sich eigentlich die Politiker der produzierenden Länder verantwortlich fühlen sollten.

Hier das Video von BoingboingTV: