Eine Checkkarte als “Einkaufsbegleiter” könnte im Supermarkt helfen, die Nährstoff-Angaben auf den Verpackungen von Lebensmitteln zu interpretieren. Die Vorlage zum Download gibt es bei den Verbraucherzentralen, die auch einen Online-Rechner zum Thema anbieten.

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Die Einkaufshilfe ist etwa so groß wie eine Kreditkarte und gehört nach Meinung der Verbraucherzentrale Hamburg in jedes Portemonnaie. Sie soll ein Gefühl dafür vermitteln, wieviel Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz als gering, mittel und hoch einzustufen sind. Die Angaben sind mit den Ampelfarben grün, gelb und rot unterlegt.

Die Verbraucherzentrale schreibt selbst zu ihrer Aktion: “Die Ampel-Karte ist aber kein Ersatz für verbindliche, leicht verständliche und einheitliche Nährwertangaben. Die Checkkarte ist eine Krücke. Damit die Verbraucher ohne Hilfsmittel durch den Konsumalltag laufen können, ist die obligatorische Ampelkennzeichnung von Nöten. Es kann nicht sein, dass die Hersteller die Rechnerei den Verbrauchern überlassen. Die Bundesregierung und die Lebensmittelindustrie dürften sich einer verbraucherfreundlichen Nährwertkennzeichnung nicht weiter verschließen.”

Die Vorlage für die Ampel-Checkkarte zum Ausdruckem gibt es auf dieser Downloadseite bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

Auch ohne Checkkarte kann man sich neuerdings Urteile zu gekauften Waren bilden. Es fällt nur möglicherweise etwas schwerer, wenn man sich einmal die Nährwertangaben auf den Verpackungen genauer ansieht:

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Dieser Text links stammt von einer Kekspackung. Man beachte, dass man mit einer “Portion” Kekse bereits 15% der empfohlenen (oder besser “zulässigen”?) Tagesration an Zucker zu sich nimmt. Wobei eine “Portion” aus genau zwei Keksen bestehen soll.

Ich gebe zu, ich persönlich beschränke mich beim Keksessen nicht auf derartig kleine Portionen. Vermutlich sollte ich schon morgens auf die Marmelade zum Frühstück verzichten. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass mich im Laufe des Tages noch die Lust auf Kekse packt…

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Sehr schön finde ich auch diese Angaben auf einer Pizza-Verpackung. Damit einem angesichts der Großzügigkeit, mit der hier gesalzen wird, nicht der Appetit vergeht, wird der Verzehr einer halben Pizza zum Maßstab erhoben. Der Pizzabäcker, der diese Angaben liefert, taut wahrscheinlich immer nur die Hälfte seiner Tiefkühlware auf oder verzehrt sein Produkte grundsätzlich nur zu zweit (“Darf ich Dich auf eine halbe Pizza zu mir einladen?”).

Wesentlich verständlicher für den Verbraucher wäre es, die Kekspackung mit einer roten Zuckerampel zu bedrucken und die Pizza mit einer roten Salzampel zwei hektisch rot blinkenden LEDs für Salz und Fett auszurüsten. Aber weil derartige Kennzeichnungen zur Zeit noch auf sich warten lassen, sei als Notlösung denn doch auf www.ampelcheck.de verwiesen.

Kommentare (4)

  1. #1 Alex
    August 12, 2008

    “Wesentlich verständlicher für den Verbraucher wäre es, die Kekspackung mit einer roten Zuckerampel…”

    Genau! Damit er weiß, dass Zucker drin ist. Hat er vorher ja sicherlich nicht. Und dann?

    Auf Vollkornbrot prangt zukünftig folgerichtig eine rote Salzampel. Nüsse/Nussmischungen bekommen eine gewaltig große rote Fettampel. Von Ölen ganz zu schweigen.

    Das Ampelsystem für Nahrungsmittel mag ja nett gemeint sein, ist im Endeffekt jedoch zu stark vereinfachend und trägt dadurch möglicherweise eher zu einer Verwirrung bei. Zusätzlich wird erneut versucht, den Verbraucher einer gewissen Verantwortung zu entheben: sich etwas mehr mit dem zu beschäftigen, was er sich zwischen die Kauleisten schiebt, als denn nur selbiges zu tun.

    Die Nährwertangaben pro 100g reichen vollkommen aus, wenn sie denn konsequent auf allen Packungen zu finden sind. Überflüssig, weil wie im Artikel angemerkt meist absolut unrealistisch, sind dagegen die Portionsangaben.

  2. #2 Daniel
    August 12, 2008

    Hey,
    persönlich finde ich das Ampelsystem auch nicht für geeignet. Bsp. siehe Kommentar von Alex.
    Viel wichtiger sind die Werte der zusammen gestellten Mahlzeit und nicht die der einzelnen Produkten.
    MfG

  3. #3 Stefan Jacobasch
    August 12, 2008

    @Alex: “Zusätzlich wird erneut versucht, den Verbraucher einer gewissen Verantwortung zu entheben: sich etwas mehr mit dem zu beschäftigen, was er sich zwischen die Kauleisten schiebt, als denn nur selbiges zu tun.”

    Ich würde eher vom Gegenteil ausgehen: Eine plakative Ampel auf der Vorderseite der Verpackung regt zum Nachdenken über die eigene Verantwortung an. Die Ampel könnte auch Leute erreichen, die das Kleingedruckte nicht lesen.

    @Daniel: “Viel wichtiger sind die Werte der zusammen gestellten Mahlzeit und nicht die der einzelnen Produkten.”

    Theoretisch richtig. In Zeiten von Fertigmahlzeiten und “Functional Food” hat aber ein großer Teil der Konsumenten das Zusammenstellen der Mahlzeiten bereits an die Hersteller abgegeben.

  4. #4 Alex
    August 13, 2008

    Stefan: Zugegeben, das wäre eine Möglichkeit. Eine andere wäre, dass die Ampel von dem Teil der Verbraucher, die sich bislang nicht um die Nährwertangaben gekümmert haben (oder mussten), genauso ignoriert wird. Vielleicht wird ein anderer Teil ausschließlich nach Produkten greifen, bei denen nur grün zu sehen ist? Grün ist ja vermeintlich gut.

    Wer Chips will, wird auch weiterhin Chips essen. Mögen bei gesättigtem Fett und Salz auch noch so die roten Lichter leuchten.

    Für die Mehrheit der Zivilisationskrankheiten verantwortlich zeichnet sich meines Wissens die über dem Gesamtumsatz liegende Kalorienmenge gepaart mit Bewegungsarmut. Daran ändern kann und wird ein Ampelsystem nichts.

    Mal ehrlich: Wieviele Leute glauben, dass der Genuss von Schokolade automatisch dick macht? Solange solche Fehlinformationen nicht aus den Köpfen zu bekommen ist, kann man VerbraucherInnen mit Nährwertangaben und Ampelsystemen nutzlos zupflastern. Es fehlt vielfach an Grundlagenwissen. Sie dann noch an die Hand nehmen zu wollen und mit einer Ampel, die auch bei eigentlich “gesunden” Produkten (Beispiele erster Post) rot zeigen kann, beim Beschreiten eines korrekten Weges zu hindern oder stoppen ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Oder auch gar keiner.