Bei “heise online” will man offenbar mit vorschnellen Erfolgsmeldungen in Serie gehen. Nach dem Jungbrunnen-Bier von gestern wird heute mit einem Zahnpflege-Joghurt nachgelegt. Freuen können sich darüber höchstens die PR-Arbeiter am MIT.

Soviel vorweg: Studenten mit einem Forschungswettbewerb zu motivieren, halte ich für eine gute Sache. Sich selbst damit ins Gespräch zu bringen, ist aus Sicht des Massachusetts Institute of Technology (MIT) auch ein berechtigtes Anliegen. Mit der “Technology Review” gibt das MIT eine eigene Zeitschrift heraus, in der schamlos Propaganda mit der diese Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden kann.

Aber muss deshalb gleich der Hannoversche Heise-Verlag, der eine deutsche Lizenzausgabe verantwortet, nun jede MIT-Zeile kritiklos nachdrucken? Und noch dazu im hauseigenen Ticker “heise online” Meldungen veröffentlichen, welche die TR-Geschichten eine Spur zu stark zur Erfolgsmeldung drehen?

Gestern habe ich bereits ein Beispiel benannt, heute geht es munter weiter. So meldet Heise:

Eine Forschergruppe am MIT hat Joghurtbakterien so manipuliert, dass sie sich nicht nur als Zwischenmahlzeit eignen, sondern gleichzeitig auch die Zähne schützen können. (…) Wer ein so verändertes Joghurt isst, soll bereits von der Schutzwirkung profitieren, die mehrere Wochen anhält.

Wer allerdings neugierig geworden die Langmeldung anklickt, wird enttäuscht:

Der nächste Schritt ist nun, diese DNA-Abschnitte in das Joghurtbakterium Lactobacillus bulgaricus einzupflanzen. Soweit sind die Studenten zwar noch nicht, doch sie haben bereits erfolgreich fremde Gene in den Mikroorganismus eingefügt, was zeigt, dass er sich für weitere gentechnische Veränderungen eignet.

Mit Joghurtkulturen kann man so einiges anstellen. Ob das den Zahnschutzeffekt schon beweist, wage ich zu bezweifeln.

Wenn der vollständige Mikroorganismus dann hergestellt ist, würde es ausreichen, Joghurt zu essen, um ihn auf den Zähnen anzulagern, wo dann das Peptid produziert würde.

Wieder mal “wenn”. Und wenn nicht, dann nicht.

Jeden Tag klicke ich mich auf der Suche nach News durch Pressemeldungen von Universitäten und Forschungseinrichtungen, die das Finden eines Puzzleteilchens dazu nutzen, das Erreichen ihres großen Ziels vorweg zu nehmen. Einem PR-Arbeiter mag das legitim erscheinen, als Journalist auf Themensuche findet man sowas ermüdend. Schade, dass solche halbgaren Geschichten jetzt kritiklos auf das Publikum losgelassen werden. Schade auch, dass “heise online” die Vorlage so zuspitzt, dass die Meldung zur Falschmeldung mutiert.