Gaststätten, Imbisse und Lebensmittelhändler, die im Berliner Bezirk Pankow durch Unsauberkeit auffallen, finden sich ab heute auf einer Negativliste im Internet wieder.

i-1a705eb41d2c0dce4922158b392badd7-Smiley-Pankow.jpg

Für jeden, der in Pankow mit Lebensmitteln handelt, hatte die amtliche Lebensmittelüberwachung heute eine gute und eine schlechte Nachricht parat. Demnach dürfen jene Händler und Restaurantbesitzer, die eine amtliche Kontrolle positiv bestanden haben, ihr Geschäft mit einem Smiley-Aufkleber schmücken. Wer allerdings negativ auffällt, wird auch veröffentlicht – auf einer Liste, die der Öffentlichkeit zum Download bereit steht.

Diese Form des Online-Prangers dürfte bundesweit einzigartig sein. Bisher wurden Händler, die mit verdorbenen Lebensmitteln für Schlagzeilen sorgten, nur selten namentlich genannt. So gesehen ist die frei zugängliche Negativliste ein Fortschritt.

Ich habe allerdings auch etwas Bauchschmerzen, wenn ich mir den heutigen Start der Aktion ansehe: Auf der Positivliste finden sich gerade mal zwei Gastronomiebetriebe und drei Altenpflegeheime. Weitere 60 Betriebe befänden sich in der Prüfung, schreibt der Bezirk. Auf der Negativliste stehen derweil 39 Betriebe. Insgesamt gibt es im Bezirk Pankow aber um die 7.000 Lebensmittelhändler und -hersteller sowie 2.500 Gastronomen. Laut “Tagesspiegel” sagte der Ordnungsstadtrat, es habe bei 2.300 der 7.000 Lebensmittelbetriebe “immer wieder Beanstandungen” gegeben. Wie kommt es dann zu der Auswahl der 39 “Sünder”?

Die Liste suggeriert, es finde eine regelmäßige Qualitätskontrolle statt. Der Bezirk verfügt aber nur über ein Dutzend Prüfer – also einer auf rund 800 Betriebe. Man kann sich ausrechnen, wie selten Kontrollen im Alltag durchgeführt werden. Wer einmal auf die “schwarzen Liste” kommt, ist womöglich pleite, bevor er bescheinigt bekommt, dass er sich um Verbesserungen bemüht hat. Andere schwarze Schafe bleiben dagegen über Monate oder Jahre unentdeckt, wenn sie nur etwas Glück haben.

Die Smiley-Auszeichnung steht für eine Momentaufnahme. Wer den Button ans Schaufenster kleben darf, wird nicht häufiger kontrolliert als seine Mitbewerber auch. Das Positivzeichen zu bekommen, dürfte aber angesichts der kleinen Zahl der Prüfer und der großen Zahl der Betriebe eine Menge Geduld von den Gewerbetreibenden erfordern.

Ich bin gespannt, ob sich weitere Berliner Bezirke dem System anschließen. Und ja, in welcher der beiden Listen sich meine Stammlokale wiederfinden, interessiert mich natürlich auch…