Nachdem die ersten Tests meiner ScienceBlogs-Kollegen eher negativ ausgefallen sind, habe ich mir die selbsternannte “knowledge engine” Wolfram Alpha auch mal näher betrachtet. Was verrät sie uns über Ernährungsfragen?

Entdeckung Nummer eins: Die Maschine kennt keinen “Apfel”, es muss ein “apple” sein. Na gut, das war vielleicht zu erwarten bei einem US-amerikanischen Projekt. Bei komplexen Suchanfragen informiert uns das System immerhin In unserer Sprache: “Wolfram|Alpha versteht noch kein Deutsch.”

Entdeckung Nummer zwei: Die Datenbank ist inhaltlich etwas techniklastig. Unter dem Stichwort “apple” denkt sie zuerst an den gleichnamigen Computer-Hersteller, schlägt aber immerhin vor, auch in Richtung “food” weiter zu schalten. Der Link führt zu recht ausführlichen Nährwertangaben. Nicht fündig werde ich dagegen, wenn ich etwas über den Anbau des Obstes wissen will. “apple harvest” führt zu Aktienkursen, mit “apple crop” oder “apple yield” kann das System nichts anfangen. Genauso ergeht es mir mit den Zusätzen “farming” und “agriculture”. Viel mehr als die Nährwerte hat Wolfram Alpha zu Äpfeln offenbar noch nicht zu bieten.

Genauso unbefriedigend verlaufen alle Suchanfragen, wenn man im Bereich Ernährung mehr erwartet als die direkten Nährwerte. Was sich in diesem Feld überhaupt suchen lässt, erläutert die Maschine selbst mit ein paar Vorschlägen für beispielhafte Anfragen.

Immerhin, ein schönes Element findet sich klein am unteren Rand der Ergebnisseite: Die Maschine gibt mir “Source information”, verrät also, auf welche Quellen sie ihre Angaben stützt. Das lädt zum Weitersurfen und Überprüfen ein.

Und das Überprüfen ist empfehlenswert, denn Wolfram Alpha ist nur bedingt zu trauen. Das belegt z.B. die Suche nach Scienceticker.info, einer Nachrichtenseite, an der ich beteiligt bin. Nach Nennung unseres Providers an erster Stelle (warum auch immer) verkündet die Maschine, wir erzielten täglich 70.000 Seitenabrufe. Tatsächlich wird diese Zahl aber nur monatlich erreicht. Als Quelle beruft sich die Wolfram Alpha auf Alexa. Doch woher hat sie wohl unseren “Site rank” von 103.369? Alexa verpasst uns aktuell einen “Traffic rank” von 135.016. Nebenbei bemerkt, ist Alexa eine mit Vorsicht zu genießende Suchmaschine für Webseiten, die recht abenteuerliche Schätzungen vornimmt. Je kleiner ein Webangebot ist, um so verzerrter fallen die Ergebnisse aus.

Wenn sich Wolfram Alpha schon auf Datenbanken wie Alexa verlässt, wie gut sind dann wohl die anderen Quellen für statistisches Material? Und wie häufig wird es aktualisiert? Zu befürchten ist, dass derartige Daten von Wolfram & Co künftig wie selbstverständlich im Web kursieren werden – selbst bei so genannten “Qualitätsmedien”, die ja schon mehrfach auf Falschinformationen hereingefallen sind, weil sie zunehmend das schnelle Ergebnis einer sorgfältigen Recherche vorziehen.

Fazit: Meine erste Wahl für den groben Einstieg bleibt wohl bevorzugt Wikipedia, zumal dort besser dokumentiert wird, wann die Angaben verfasst, ergänzt und geändert wurden.

Aber vergessen wir auch nicht: Wolfram Alpha ist tatsächlich “alpha”, also eine Datenbank im frühesten Stadium ihrer Existenz. Prinzipiell kann daraus noch was Tolles werden…