Von der Landwirtschaft können oder wollen immer weniger Menschen leben. Das zeigt eine niedersächsische Studie zur Situation der Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben. Wie das zuständige Ministerium mitteilt, stützt sich die Untersuchung auf 455 Fragebögen aus 38 Landkreisen. Ergebnis: “Die außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit der Frauen hat sich im Vergleich zu 2001 nahezu verdoppelt.”

Demnach arbeiten 30 Prozent der Befragten hauptberuflich in der Landwirtschaft, aber schon 59 Prozent nur noch in so genannten Nebenerwerbsbetrieben. Dies zeige, “wie sehr die Stellung der Frauen in den landwirtschaftlichen Betrieben einem steten sozialen Wandel unterliegt.” Ausschließlich aus der Landwirtschaft erzielen nur noch 18 Prozent der Familien ihr Einkommen (im Jahr 2000: 40 Prozent).

Viel zu verdienen gibt es nicht: “Bei gleicher monetärer Bewertung der Arbeitsstunden beider Partner liegt der Stundenlohn für landwirtschaftliche Tätigkeiten bei 12,40 € und für Arbeiten im landwirtschaftlichen Nebenbetrieb bei 9,00 €. Die meisten außerbetrieblich erwerbstätigen Frauen erwirtschaften ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 €. Bei der Berechnung des außerbetrieblichen Stundenlohns der Frauen wurde berücksichtigt, dass die Bruttomonatsverdienste von Frauen in Deutschland 24 % niedriger als die der Männer liegen. So ergibt sich für außerbetriebliche Tätigkeiten ein Stundenlohn von 9,50 €.”

Man kann das als Niedergang eines Berufes betrachten; die ministeriale Pressestelle schafft immerhin noch die rhetorische Wende zum Guten: “Es zeige sich, dass der stetige Wandel in allen Bereichen der Landwirtschaft von allen Beteiligten große Flexibilität verlangt und dass sich gerade die Frauen hier mit Engagement und Ehrgeiz der Herausforderung stellen.”

Die Ergebnisse der Befragung gibt es unter dem schönen Titel “Frauen sind ein Gewinn!” auf der Download-Seite des Ministeriums.

Kommentare (1)

  1. #1 Tim
    Mai 29, 2009

    Man sollte aber die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe berücksichtigen. Die ist in Niedersachsen komplett anders als z.B. in Bayern. 43% der befragten Betriebe bewirtschafteten 50 ha und mehr. In Bayern sind das z.B. weniger als 10%. Norddeutsche Höfe sind im Durchschnitt doppelt so groß (52 ha gegenüber 26 ha) und werden zu 62 Prozent (Bayern 46 Prozent) im Haupterwerb bewirtschaftet. Außerdem ist der niedersächsische Viehbesatz höher. Ein Niedersachen ist Bäuerin ein sterbender Beruf, in Bayern ein ausgestorbener, wie auch der Vollerwerbsbauer ohne Nebentätigkeit, beispielsweise beim Kommunaldienst, mit touristischen Angeboten oder anderes.