Zwei Beiträge der aktuellen Ausgabe von ‘Nature’ setzen sich aus evolutionsbiologischer bzw. spieltheoretischer Sicht mit dem Nutzen von Strafen auseinander.

In der Spieltheorie geht es, trotz des Namens, weniger um Gesellschaftsspiele als um eine mathematische Beschreibung sozialer oder ökonomischer Konfliktsituationen.

Seit der Doktorarbeit von John Nash (bekannt durch den Hollywood-Film A Beautiful Mind) weiß man auch theoretisch, daß es Situationen zwischen zwei Verhandlungspartnern gibt, in denen man durch rationales Verhalten nicht zu einer für beide Spieler günstigeren Lösung kommt. Ein gern gewähltes und leicht verständliches Beispiel dafür ist das Gefangenendilemma, eine Art Kronzeugenregelung, die letztlich dazu führt, daß beide Angeklagten sich belasten. (BTW hat Mark Chu-Carroll auf unserem Schwesterblog gerade eine Reihe zur Spieltheorie mit einem Artikel zum Gefangenendilemma begonnen.)

Spieltheorie wird gelegentlich auch als Erklärungsmuster in der Evolutionsbiologie benutzt. Dabei fragt man sich natürlich, warum solche Nash-Gleichgewichte die Evolution nicht in eine Sackgasse treiben. Von manchen Spieltheoretikern und Evolutionsbiologen wird die These vertreten, daß es zusätzliche ‘Bestrafungen’ unkooperativer Spieler sind, die die Evolution voranbringen.

In der neuesten Ausgabe von ‘Nature’ erscheinen ein Beitrag ‘Winners don’t punish’ von Dreber, Rand, Fudenberg, Nowak, der experimentell zeigt, daß ‘costly punishment’, d.h. die Möglichkeit unter Inkaufnahme eigener Nachteile unkooperative Mitspieler zu bestrafen, zwar zu besserer Kooperation, aber nicht zu besseren Endergebnissen führt, sowie ein Artikel ‘Human behaviour: Punisher pays’ von Milinski und Rockenbach mit folgendem Abstrakt: The tendency of humans to punish perceived free-loaders, even at a cost to themselves, is an evolutionary puzzle: punishers perish, and those who benefit the most are those who have never punished at all.