Passend zur aktuellen Diskussion über anonymes Bloggen wird der Pulitzer-Preis für Reportagen 2008 an ‘Pearls before breakfast’ vergeben.

‘Pearls before breakfast’ von Gene Weingarten erschien am 8.4.2007 in der Washington Post. Um den recht langen Artikel in wenigen Worten zusammenfassen:

Es ging um folgendes Experiment: Joshua Bell, einer der weltweit erfolgreichsten Violonisten, stellte sich als anonymer Straßenmusiker morgens an eine U-Bahn-Station im Washingtoner Regierungsviertel (also eine belebte Gegend, wo viele Klassik-Hörer vorbeikommen) und versuchte, mit seiner Kunst etwas Geld einzunehmen.

In der Regel füllt Bell problemlos Konzertsäle, in denen ein Sitzplatz über 100 $ kostet. Als anonymer Musiker nahm er in fast einer Stunde ganze 32 $ ein.

Nachdem der Artikel letztes Jahr erschien, warf Terence Tao in seinem Blog die Frage auf, ob das selbe Experiment auch in der Wissenschaft funktionieren würde.

Als Beispiel erinnerte er an den Physiker Richard Feynman: um Ansammlungen von Neugierigen zu vermeiden, gab der Physik-Nobelpreisträger öffentliche Vorträge manchmal unangekündigt, als ein Letzte-Minute-Ersatz für den angekündigten (und fiktiven) Vortragenden; aber der veröffentlichte Titel und Abstrakt (z.B. “On the structure of the proton”) waren völlig akkurat, und zogen damit nur Leute an, die am Thema und nicht am Vortragenden selbst interessiert waren. Tatsächlich wurde der Andrang an Zuhörern dadurch stark reduziert.

Im Kommentarteil schrieb Allen Knutson: Ich habe in Harvard mal die Ankündigung eines Vortrags unter dem Namen X-Y Z gesehen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es Jean-Pierre Serre war, und nicht Shing-Tung Yau. Vorträge von Serre leerten in der Regel alle Mathe-Institute rund um Cambridge.

Weitere interessante Kommentare zu Tao’s Frage findet man hier.