Die Neural Correlate Society veranstaltet seit 2004 jährlich den Wettbewerb ‘Best Visual Illusion of the Year’. Der erste Preis ging dieses Jahr an eine Animation mit überraschenden Restbildern.

Wenn man folgende Animation eine Weile anschaut, wird man auch nach Verschwinden der Farben noch ein hell-grünes oder -rotes Restbild zu sehen glauben. Das ist soweit natürlich nicht überraschend. Aber: obwohl beide Figuren völlig identisch sind, sieht man links zuerst ein grünes Restbild, rechts dagegen ein rotes.

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© 2008 van Lier & Vergeer
(Hinweis: man muß 20-30 Sekunden auf das Bild schauen, damit sich der Effekt einstellt.)

Die Autoren, Rob van Lier und Mark Vergeer von der Radboud-Universität Nijmegen
liefern dafür folgende Erklärung: ‘Bekanntlich kann das Betrachten einer farbigen Fläche ein ‘Nachbild’ in der Komplementärfarbe induzieren (z.B. die Farbe Rot induziert ein grünlich-bläuliches Nachbild). Unsere Illusion zeigt, daß ein farbiges Bild verschiedenfarbige Nachbilder bei gleicher Augenstellung erzeugen kann. Die Farben des wahrgenommenen Nachbildes hängen von den Konturen ab, die nach dem farbigen Bild kommen.’

Die weiteren 10 Erstplatzierten findet man hier.

Der einzige Top10-Beitrag mit deutscher Beteiligung, von Jisien Yang und Adrian Schwaninger (Univ.Zürich/MPI Tübingen), zeigt, daß der gleiche Augenabstand bei asiatischen Gesichtern als geringer wahrgenommen wird als bei europäischen.
(Link anklicken, dann auf Start klicken):

animation4.swf

Kommentare (3)

  1. #1 Matthias
    4. Juni 2008

    Ich würde es etwas anders interpretieren: offensichtlich entstehen die Nachbilder nicht – wie man vermuten könnte – auf der Netzhaut, sondern im Gehirn: man sieht immer das Komplementärbild zu der Form, deren Umriss stehen bleibt – obwohl es im Inneren eigentlich nie irgendeine Farbe gibt.

  2. #2 blugger
    4. Juni 2008

    Mir ist zwar jetzt ganz schummrig, aber ich finde das hochspannend. Und @Matthias, sagt Ihr nicht beide letztlich dasselbe? “Die Farbe des wahrgenommenen Nachbildes hängt von den Konturen ab”. “sieht immer das Komplementärbild zu der Form”. Das ist ja gerade das Interessante, dass sowohl die Komplementärfunktion als auch die Formwahrnehumg eine Rolle spielen.