Ulm ist bekanntlich der Geburtsort Albert Einsteins, der dort aber nur die ersten anderthalb Jahre seines Lebens verbrachte. An diese Tatsache erinnert ein von Max Bill gestaltetes und momentan innerhalb einer Baustelle verstecktes Denkmal vor dem Geburtshaus (Bild unten) sowie ein Kirchenfenster im Ulmer Münster.

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Weil Einstein im Ulmer Stadtbild aber trotzdem kaum vorkomme, hat die Stadt jetzt eine Ausstellung im Stadtmuseum und zur Werbung für diese eine Aktion des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl initiiert: 500 Alberts auf dem Ulmer Münsterplatz.
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Mittwochvormittag findet auf dem Platz vor dem Ulmer Münster der Wochenmarkt statt, weshalb die meisten Einsteinfiguren den Platz räumen müssen. Einige immerhin schaffen es, sich zwischen Estragon und Sauerampfer zu verstecken und einer nimmt gar wie ein Chamäleon die Farbe seiner Umgebung an.
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Nachmittags nach dem Ende des Wochenmarktes sind die Einsteins alle wieder da, wirken auf dem großen Platz aus der Ferne zunächst etwas verloren.
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Mit den Figuren wird vom Publikum natürlich einiges an Unsinn angestellt, schlimmstenfalls kommt dann auch mal die Security.
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Viele scheuen keine Mühen für ein Albert-Foto.
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Nachts werden die Figuren eingesperrt, damit sie nicht gestohlen werden. Angeblich sollen einige Ulmer am ersten Tag mit Einsteinfiguren in Seitenstraßen verschwunden sein, behauptet der Künstler in dieser Podiumsdiskussion. (Er erwähnt, dass er eine ähnliche Aktion auch schon mal mit Karl-Marx-Figuren in Trier durchgeführt hätte, den habe aber niemand haben wollen.)
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Man kann die Figuren aber auch käuflich erwerben.
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Kommentare (16)

  1. #1 Beobachter
    10. Mai 2018

    Was würde Albert Einstein zu dieser Aktion wohl sagen, wenn er noch könnte?

    Im Grunde ist es wohl eher eine Werbemaßnahme der Marketing-/Tourismus-Abteilung der Stadt Ulm, um das Geschäft in Ulm und um Ulm herum wieder anzukurbeln.
    Er muss da sozusagen als Maskottchen und in Werbeträger-Gestalt in Form eines überdimensionalen Gummibärchens herhalten –
    500-fach für teures Geld (pro Stück 300 €/600 €) käuflich zu erwerben:

    https://www.ulm-news.de/weblog/ulm-news/view/dt/3/article/63832/Albert_begeistert_Ulmer_und_Touristen_.html

    Wohl weniger eine Hommage an den Physiker Albert Einstein und seine Leistungen …

    Na ja, was sie so alles machen, die Menschen, um an Geld zu kommen –
    und so “kreativ” …

    @ Thilo:

    Ein paar der Fotos sind verdreht oder verkehrt rum im Beitrag eingestellt – das irritiert etwas.

  2. #2 Thilo
    10. Mai 2018

    Ah sorry, auf meinem iPad war alles richtigrum angezeigt worden. Jedenfalls sollte es jetzt korrigiert sein.

  3. #3 Herr Senf
    11. Mai 2018

    … wenn man Bildschirm kopfstellt, geht’s schon 😉

  4. #4 Beobachter
    12. Mai 2018

    Sehr viel passender und wichtiger hätte ich es gefunden, man hätte in Ulm an das erinnert, was man deutschen jüdischen Wissenschaftlern wie Einstein nach Ende der Weimarer Republik in der NS-Diktatur angetan hat –
    wenn man schon seine ersten anderthalb Kinderjahre dort in Beschlag nimmt bzw. sie als Aufhänger benutzt.

    https://www.sueddeutsche.de/politik/juden-im-nazi-deutschland-alltaeglicher-hass-1.2487389-2

    Bis heute hat man in Ulm zur Einstein`schen Familie und ihrer Geschichte im Faschismus und Weltkrieg ein “ambivalentes Verhältnis” (wie es so schön beschönigend heißt) :

    https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/einstein-fuer-alle-25445540.html

    ” … Einsteins Familie sei einst fest in die israelitische Gemeinde und die Stadtgesellschaft integriert gewesen, sagte Wettengel. Der kleine Albert verließ Ulm zwar eineinhalbjährig, doch viele Verwandte wohnten noch immer hier. Während der Nazi-Zeit tat der Nobelpreisträger, was er konnte, um sie zu retten, mehrere Angehörige aber wurden im Holocaust ermordet. Albert Einstein betrat Ulm nie wieder. … ”

    ” … Etwa als die Stadt 1922 eine Straße nach Einstein benannte, was man ihm aber erst sieben Jahre später mitteilte. Er nahm es mit Humor: „Mein tröstlicher Gedanke war, dass ich ja nicht für das verantwortlich sei, was darin geschieht.“ Nach dem Krieg wollte man ihm offenbar eine Ehrenbürgerwürde wiedergeben, die er nie bekommen hatte, und auch die Benennung der Universität nach ihm scheiterte an Widerständen, wie Iris Mann erzählte.
    Ein „ambivalentes Verhältnis“, diagnostizierte sie, … ”

    Im Grunde ist es eine ziemlich widerliche Dreistigkeit, ihn jetzt so zu vermarkten.
    Jetzt, wo von rechtsextremen deutschen Politikern lautstark kundgetan/gefordert wird, “der Holocaust gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte” … !

    @ Thilo:
    Einige Bilder sind immer noch verkehrt rum –
    eigentlich ist es ziemlich wurscht; man weiß ja auch so, um was es geht und was gemeint ist.
    Zumal heutzutage so Vieles verdreht und verkehrt rum läuft …

  5. #5 Thilo
    12. Mai 2018

    Es gibt in Ulm einige Informationstafeln zu Einstein und eine geht immerhin auch auf das Schicksal der Familie ein:
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  6. #7 Beobachter
    12. Mai 2018

    @ Thilo:

    Na ja, so ganz hat man das “Schicksal” der “Familie Einstein in Ulm” wohl nicht unter den Tisch fallen lassen können …

    Und wer liest dazu schon 1 Informationstafel mit Kleingedrucktem –
    bei diesem Marketing-Event-Trubel mit 500 Einsteinchen-Maskottchen zum Anfassen und Kaufen?!

    Zumindest scheint man beim Ulmer Einstein weniger Berührungsängste zu haben als beim bösen, gefährlichen Trierer Marx … 🙂

    Jedenfalls danke, dass Sie über diese Ulmer “Kunst-Aktion” berichtet haben.
    Man kann sich darüber so seine Gedanken machen –
    wenn man will.

  7. #8 rolak
    12. Mai 2018

    “Kunst-Aktion”

    Scharf beobachtet: Was einem selber mißfällt, kann selbstverständlich keinesfalls Kunst sein.

    jetzt korrigiert

    So ganz scheint das Problem noch nicht gelöst zu sein, Thilo. Von oben nach unten ist oben: oben, oben, oben, oben, links, links, oben, oben, unten, oben, unten, unten, oben, oben, oben.

  8. #9 Thilo
    12. Mai 2018

    Die Bilder sind jetzt eigentlich alle richtigrum. Liegt es vielleicht am Cache?

  9. #10 rolak
    12. Mai 2018

    Cache?

    Befürchtete ich zuerst auch, Thilo, und forcierte ein ‘nochmal!’ mit ctrlF5. Blieb aber alles.

  10. #11 Beobachter
    12. Mai 2018

    @ rolak, # 8:

    Allerdings: “Scharf beobachtet” und “scharf” gelesen und zitiert – siehe schon oben in # 4:

    https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/einstein-fuer-alle-25445540.html

    “Kunst-Aktion: Einstein für alle
    … “

  11. #12 rolak
    12. Mai 2018

    zitiert

    Und somit vom Text als Eigenaussage distanziert, wie gesagt.
    Abgesehen davon war diese Ausflucht abzusehen, Ausflüchtler.

  12. #13 Beobachter
    12. Mai 2018

    @ rolak, # 12:

    Wieso “Ausflucht” und “distanzieren”, Stänkerer ?!

    Hab ich doch gar nicht nötig.
    Dass und aus welchen Gründen ich diese “Kunst-Aktion” ziemlich widerlich finde, habe ich ausführlich schon dargetan – diese Meinung zu äußern ist mein gutes Recht.
    Andere können andere haben.

    Außerdem habe ich noch wörtlich zitiert.
    Also doppelter Wortsinn … umso besser …

    Lass mich hier mit deinen persönlichen Anwürfen in Ruhe –
    hast du nichts Besseres zu tun an einem sonnigen Samstagmorgen ?

  13. #14 rolak
    13. Mai 2018

    Lass mich hier mit deinen persönlichen Anwürfen in Ruhe

    Was der erste persönliche Vorwurf hier im thread ist – nachdem zugegeben ward, daß die ursprüngliche Einordnung sehr wohl zutreffend war und parallel die hier gemachten Beteuerungen zum GänsefüßchenGebrauch als das offenbart wurden, was sie sind: Ausflüchte.

    hast du nichts Besseres zu tun?

    Klar, wenn eine Kritik erfolgt, kann dies selbstverständlich keinesfalls an eigenen Fehlern liegen, sondern nur an grundloser Böswilligkeit aus Langeweile und ähnlichen Motiven. Was war das noch mit ‘persönlich’?

    Bei dem Verstecken eigener Unfähigkeiten haben wir (nicht nur exakt) hier in den blogs aber schon deutlich bessere Versuche gesehen, Beobachter, da geht sicherlich noch mehr – einfach etwas üben, das wird schon noch!

  14. #15 Beobachter
    13. Mai 2018

    @ rolak:

    Halte deine Stöckchen jemand anderem hin … 🙂

  15. #16 Name auf Verlangen entfernt
    Nürnberg
    29. Mai 2018

    Die Aktion ist Klasse. Als Allegorie kann man sie nur so deuten, dass Einstein eben nicht Ein-Stein ist, sondern Zwei-Stein, Drei-Stein, usw. bis ad ultimo entindividualisiert; Mathematiker naturgemäß begeistert. Die Botschaft: Ein-Stein ist relativ. Es ist großartig: Einstein eine sinnlose, klonfähige Plastikpuppe, die Kunst “im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit” lockt auch Walter Benjamin herbei … der dann feststellt: auch Aura haben die Einstein-Zwerge nicht – also nicht nur die Sinnlosigkeit Einsteins, sondern auch die Dekonstruktion der Kunst überhaupt – ! … jetzt muss man natürlich schon vorsichtig sein, Science-Blogs LeserInnen nicht zu überfordern …