Einen kleinen Aufruhr in der mathematischen Welt hat der Verlag Taylor & Francis am vergangenen Freitag mit einer e-Mail an den Teheraner Professor Abbas Fakhari ausgelöst. Dessen mit seinem in Brasilien arbeitenden Landsmann Mohammad Soufi geschriebene Arbeit “Saturation of generalized partially hyperbolic attractors” (hier die ArXiv-Version) war nach zwei Jahren Begutachtung letzten Monat bei “Dynamical Systems” angenommen und dort auch bereits Anfang dieses Monats auf der Webseite online publiziert worden. Am Freitag erhielt Fakhari nun diese Mitteilung des Verlages:

7th December 2018

Dear Dr Abbas Fakhari and Dr Mohammad Soufi,

Ref: 1554029/CDSS-2016-0182.R2 – SATURATION OF GENERALIZED PARTIALLY HYPERBOLIC ATTRACTORS

Thank you for your submission to Dynamical Systems.

As a result of our compliance with laws and regulations applied by the UK, US, European Union, and United Nations jurisdictions with respect to countries subject to trade restrictions, it is not possible for us to publish any manuscript authored by researchers based in a country subject to sanction (in this case Iran) in certain cases where restrictions are applied. Following internal sanctions process checks the above referenced manuscript has been identified as falling into this category. Therefore, due to mandatory compliance and regulation instructions, we regret that we unable to proceed with the processing of your paper.

We sincerely apologise for the inconvenience caused. Should you wish to submit your work to another publication you are free to do so and we wish you every success.

Yours faithfully,

Justin (Sent on behalf of Dynamical Systems)

Managing Editor | Taylor & Francis | Routledge Journals

Mehr Informationen dazu auf Piece of Mind und Gowers’s Weblog. Die Entscheidung paßt anscheinend in einen allgemeinen Trend, dass iranischstämmige Wissenschaftler bei manchen Konferenzen nicht mehr eingeladen und bei manchen Stipendienentscheidungen benachteiligt werden sollen.

Glücklicherweise blieb das Herausgebergremium hart und schickt am Mittwochmorgen diese Nachricht an den Verlag:

Dear Editorial Staff at Taylor and Francis,

We, the Editorial Board at Dynamical Systems: an International Journal, recently learned that the authors of an article that had already beenaccepted at DS:aIJ, Drs Fakhari and Soufi, received an email informing them that their paper had been summarily rejected on the basis that publishing the paper would entail a failure to comply with laws based on the US sanctions on Iran. This decision was made without either consulting or even notifying the Editorial Board or even the Editors-in-Chief. We understand that this position has, after some delay and in the middle of a furore, been reversed today.

While we recognize Taylor and Francis’ obligations to comply with the laws of the countries in which they operate, this decision appears to have been made out of an excess of caution and *there cannot be any justification for failing to involve or notify the Editorial Board*.

We understand that:
(1) this is not an isolated incident, in that a similar decision was taken at the T&F journal Linear and Multilinear Algebra, and is currently being addressed through the intervention of the American Mathematical Society;
(2) that other publishers have considered the issue and concluded that merely publishing papers by Iranian authors does not contravene any laws around the United States sanctions on Iran. Specifically, the American Mathematical Society and Cambridge University Press, among others have taken the position that publishing material by Iranian authors does not break any laws. The American Mathematical Society has, as we understand it, decided that it cannot enter into contracts to pay royalties to Iranian authors, but that it will continue to publish papers by Iranians.
(3) these actions of T&F Editorial Staff have led to severe reputational damage to DS:aIJ, and threaten to damage the reputations of the Board.

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Kommentare (13)

  1. #1 Michael
    16. Dezember 2018

    “Die Entscheidung paßt …”

    Es will eben nicht jeder einen klerikal faschistischen Staat unterstützen.

  2. #2 Thilo
    16. Dezember 2018

    Viele der betroffenen Wissenschaftler arbeiten gar nicht im Iran, sondern haben nur einen iranischen Paß. Abgesehen davon hat man im Iran einen deutlichen Antagonismus zwischen der (staatstreuen) Landbevölkerung und den (staatskritischen) Akademikern, und solche Maßnahmen treffen offensichtlich die falschen.

  3. #3 tomtoo
    16. Dezember 2018

    @Michael
    Aber das Paper kam doch garnicht aus Saudi-Arabien?

  4. #4 Uli Schoppe
    16. Dezember 2018

    @tomtoo YMMD XD

  5. #5 Uli Schoppe
    16. Dezember 2018

    Und wo wir gerade bei klerikal faschistisch sind :
    Erdogan und Trump stimmen sich ab bevor er in Syrien wieder zuschlägt.

  6. #6 Michael
    16. Dezember 2018

    #2

    Das Streben des Mullah-Regimes nach Atomwaffen und Raketen wird von den “staatskritischen” Wissenschaftler erst ermöglicht – nicht von der “staatstreuen” Landbevölkerung.

    #3, #4

    Mit Ihren Beiträgen verharmlosen Sie das Regime im Iran. Ist das reinen Dummheit oder verachten Sie Menschen allgemein?

    Nebenbei: Es sollte jedem klar sein, dass der Iran nicht das einzige Regime dieser Couleur ist.

  7. #7 Thilo
    17. Dezember 2018

    Ja, dass Leute, die bei einem Atomwaffenprogramm mitarbeiten, nicht in die USA gelassen wurden, versteht sich ja von selbst. Die würde freilich auch der Iran kaum ins Ausland reisen lassen. Darum geht es hier aber nicht. Im Übrigen ist das Atomwaffenprogramm ja beendet und die Einhaltung der entsprechenden Verträge wird auch regelmäßig kontrolliert.

  8. #8 Kai
    17. Dezember 2018

    @Thilo: Wow, ist es häufiger der Fall, dass in der Mathematik das Peer-Review 2 Jahre dauert? Ich kenne sowas sonst nur von extrem komplizierten Beweisen in der theoretischen Informatik.

  9. #9 Thilo
    18. Dezember 2018

    Das ist eigentlich nicht üblich, kommt aber schon mal vor. Offiziell soll die Begutachtung 6 Monate dauern, in Wirklichkeit ist ein knappes Jahr der Normalfall.

  10. #10 Memo.ST
    18. Dezember 2018

    @ Michael
    16. Dezember 2018 #1

    Immer die Faschismuskeule. Scheint so athock auf alles scheinbar Böse zu passen, was?

    Erklär doch mal, was Faschismus ist.
    Damit ichs dann selbst auch so eindeutig erkennen kann, wie all die anderen.

    Ansonsten ist diese Farce natürlich geradezu geschaffen dazu, die Gemüter weiterhin zu spalten.
    Und überhaupt: Menschen, die in die Lage geraten, “Weltbewegendes” entscheiden zu dürfen/können. Ach ja, ein erhebendes Gefühl. Sie spielen “Weltpolitik”, dabei wissen sie nicht, was sie tun. Hauptsache Furore. Was die harmlosere Variante wäre.

  11. #11 Memo.ST
    18. Dezember 2018

    @ Thilo
    17. Dezember 2018

    Ja, dass Leute, die bei einem Atomwaffenprogramm mitarbeiten, nicht in die USA gelassen wurden, versteht sich ja von selbst.

    -> Also, ich verstehe es so gar nicht, wie man diejenigen, die angeblich den Mord an Jamal Kashogie durchführten, demonstrativ die Einreise verwehren tut. Wäre es doch eine ideale Möglichkeit, derer habhaft zu werden. Das versteht sich ja von selbst, oder?

    Oder nicht?

  12. #12 Kai
    18. Dezember 2018

    Michael ist ein Troll, da brauch man nicht weiter drauf einzugehen. Es ist doch wohl jedem klar, dass ein Regime rein gar nichts davon hat, wenn ein Mathematiker einen Fachartikel veröffentlicht. Entsprechend ist das auch keine “Unterstützung eines faschistisch klerikalen Staates”. Wie man zu den Sanktionen im Iran steht, ist völlig unerheblich, da sie hier schlichtweg nicht zur Anwendung kommen. Es ist einfach traurig, wie in vorauseilendem Gehorsam Menschen im Iran (und nicht nur dort) drangsaliert werden.

  13. #13 schorsch
    19. Dezember 2018

    Michael gehört wohl dem gleichen widerwärtigen braunen Gesindel an, das AFD-Hetzportale gegen Lehrer ins Internet stellt.

    Solange es nur gegen jegliche Form der Aufklärung geht, stellt er sich sogar gegen seine Gesinnungsfreunde in Teheran.