Emmy Noether hatte in Erlangen bei Paul Gordan, dem “König der Invarianten” über ein Thema der Invariantentheorie promoviert mit einer Arbeit, die sie später als “Mist” beschreiben würde. Nach Gordans Pensionierung wurde Ernst Fischer sein Nachfolger, der vor allem für den Satz von Riesz-Fischer L2=l2 bekannt ist, aber durchaus ein Vertreter des abstrakteren Standpunktes in der Algebra war und auf Noether einen stärkeren Einfluß ausübte aus als ihr Doktorvater. Sie ließ Gordans rechnerischen Ansatz fallen und beherrschte schnell den konzeptionellen Ansatz von Dedekind und Hilbert, so dass letzterer sie schließlich nach Göttingen eingeladen und letztlich ihre Habilitation durchgesetzt hatte. Drei Jahre nach der Habilitation bekam sie dann wenigstens eine außerordentliche Professur.
Die Ringtheorie, wie sie für die Algebra später fundamental wurde, ist weitgehend das Ergebnis der Schaffung eines allgemeinen Rahmens für Dedekinds Idealtheorie. Emmy Noether sagte über ihre Schöpfung immer, es stünde schon alles bei Dedekind. (Sie ermunterte ihre Studenten auch, die Komplemente zu Dedekinds Arbeiten zu lesen.)

In dieser allgemeinen Ringtheorie konnte Noether dann auch die allgemeine Fassung für den Satz von Lasker finden. Die Voraussetzung, die man an den Grundring stellen mußte, war dass jede unendliche aufsteigende Kette von Idealen ab einem bestimmten Index konstant wird; heute nennt man solche Ringe Noethersche Ringe. Diese Bedingung gilt beispielsweise für endlich erzeugte Moduln über einem Ring, der diese Eigenschaft bereits hat. Er gilt nicht für alle Ringe, zum Beispiel nicht für Z[1/p].
Noethers Entdeckung war dann, dass es diese Bedingung an aufsteigende Ketten war, die Laskers Beweis für Polynomringe (und Moduln über Polynomringe) zum Laufen brachte. Mithin konnte sie also die Primärzerlegung für alle diese Bedingung erfüllenden Ringe (und Moduln über ihnen) beweisen. Der Satz heißt deswegen heute Satz von Lasker-Noether.

Das Titelbild ist aus der „Noethember“-Aktion von https://mobile.twitter.com/Coni777

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Kommentare (8)

  1. #1 christ
    24. Dezember 2018

    Thilo
    zur Mathematik Emanuel Laskers kann ich nichts beitragen, aber zu seiner Person als 2. Schachweltmeister.
    Er war der einzige Schachspieler, der das Prädikat “Spieler” verdient hat. Bis heute.
    In seiner Jugend hat er mit Schachspielen seinen Lebensunterhalt verdient. Deswegen war sein einziges Ziel immer der Sieg, denn davon hing es ab, ob er morgen zu essen hat.
    Und er hat sich bis zu seinem Tode 1942 in den USA gegen die Besten der Welt gewinnen können, gegen Aljechin (4.. Weltmeister), gegen Capablanca (3. Weltmeister) und er hat sie in Blitzturnieren alle geschlagen. “Er vollbrachte auf dem Brett das Unmögliche” (Michael Tal (7. Weltmeister))
    Selbst heute, 100 Jahre später hätte ein Magnus Carlsen noch Probleme mit ihm.

  2. #2 Beobachter
    24. Dezember 2018

    Anmerkung am Rande:

    Da mir beim Namen “Emanuel Lasker” sofort die Dichterin Else Lasker-Schüler einfiel und ich mich fragte, ob beide wohl miteinander verwandt sind, habe ich mal nachgesehen.
    Sie sind … :
    Der älteste Bruder war mit der Dichterin verheiratet.

    https://www.math.berlin/mathematiker/emanuel-lasker.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Else_Lasker-Sch%C3%BCler

  3. #3 christ
    24. Dezember 2018

    Beobachter
    Danke für den Link zu seinem Lebenslauf. Das Foto ist ungewöhnlich, meistens sieht man ihn mit einer Zigarre im Mund.

  4. #4 tomtoo
    25. Dezember 2018

    @Tilo
    Wünsche dir ein paar besonders schöne Tage. Mathe ist ein besonders weites und für mich wirklich schwer nachvollziehbares Thema. Aber ich lese immer gerne mit. Also danke für dein Einsatz auch mich ein wenig in diese fremde Welt reinschnuppern zu lassen.

  5. #5 Toni
    7. Januar 2019

    Lasker ist auch bekannt als Kritiker der Einsteinschen Theorie.

    Dr. EMANUEL LASKER/ BERLIN
    ANTINOMIE DER RELATIVITÄTSTHEORIE

    Einsteins Deduktion übersieht, daß die Erfahrung über leeren Raum
    nichts ausmachen kann. Indem er für c den empirischen Wert von etwa
    300 000 km pro Sekunde einsetzt und so argumentiert, als ob die Leere
    des astronomischen Raumes unbezweifelbar sei, gelangt er zu einer
    Antinomie. In Wirklichkeit muß lim c = oo sein, wie ich schon 1919
    dargelegt habe, und damit ist die Antinomie gelöst. Die Methode der
    Deduktion Einsteins ist durchaus unschlüssig und die Methode des
    Disputs, die er befolgt, ist unsachlich.

    …Abschließend sei bemerkt, dass Lasker mehrere Arbeiten in den Sitzungsberichten der Berliner Mathematischen Gesellschaft veröffentlichte, darunter 1929 eine „Begründung des Satzes, daß es in Wirklichkeit Prozesse gibt, die sich mit beliebig großer Geschwindigkeit fortpflanzen“ – was jedoch das Verhältnis zwischen ihm und Einstein nicht nachhaltig trübte.
    https://www.math.berlin/mathematiker/emanuel-lasker.html

  6. #7 Gudrun
    Netherlands, Heiloo
    19. Februar 2021

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