Die beiden großen christlichen Kirchen beklagen sich in der gemeinsamen Erklärung Gesundheit – höchstes Gut?
über die Vernachlässigung der Seele.

Von äußerlichen Gesichtspunkten betrachtet handelt es sich um eine Eifersuchtsdebatte.


Schließlich sind Fitnessstudios das Gegenteil von Kirchen:

  • Gut besucht (trotz teilweise horrender Monatsbeiträge mit Abo)
  • Voller gutaussehender Menschen (im Vergleich zu den sonntäglichen Gottesdienstbesuchern)
  • extrem beliebt bei jungen Menschen (erübrigt nach der Kommunion eine Antwort)

Anstelle von Kirchenschließungen liest man Alllernorten von Fitnessstudio-Neueröffnungen.

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Statt leerer Häuser gibt es volle Kurse und volle Parkplätze.

Man könnte also durchaus darüber nachdenken, was die Fitnessstudios richtig machen und wo die Kirchen daneben liegen.

Denn wie der Vergleich zeigt, arbeiten die Leute nicht zu viel, sondern sie haben genug Freizeit …die sie jedoch lieber in Schwitzbuden als in „Gotteshäusern” verbringen.

Doch ganz richtig ist diese Erkenntnis auch nicht.

Denn sehr viele Menschen machen sich auf die Suche nach einem Sinn.
Hape Kerkelings sehr persönliches Sachbuch über den Jakobsweg ist das bestverkaufte deutschsprachige Buch seit Jahren (31. Auflage, gerade die drei Millionen Grenze geknackt …).
Sehr viele andere Menschen im mittleren Alter sind also interessiert. Das bestätigt auch ein Blick auf den stetig wachsenden Markt für esoterische Bücher, Zeitschriften und Artikel.

Die große Frage, die sich Huber und der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff eigentlich stellen müssten ist deshalb: Warum kommt von denen eigentlich keiner zu uns?

Diesmal sollen also die Schwitzbuden schuld sein …, nach dem alten Prinzip – lieber einen neuen Feind suchen, als eigene Versäumnisse zu rekapitulieren.

Ob man damit die Häuser wieder voll kriegt?

Nebenbei bemerkt:  Früher sagte man, dass gute Kunst immer eine Vorwegnahme von späteren gesellschaftlichen Ereignissen darstellt.
Wer immer noch an dieser Definition festhält, müsste objektiv den Wise Guys eine hohe Künstlerschaft zuerkennen.
Denn auf ihrem aktuellen Album „Frei” haben sie im Song: „Quäl dich fit” genau das vorweggenommen, was die Kirche jetzt kritisiert. Es heißt darin:

„Quäl dich fit! Alle machen mit!
Folter dich gesund!
Wir werden bald hundertfünfzig Jahre alt.
Halt Schritt!
Sieh es als Investition,
als Ersatz für Religion.
Krampfhaft jung. Wenn es sein muss, mit Gewalt.”
Musik & Text: Daniel “Dän” Dickopf

Nur dass es sich von den Wise Guys gesungen … richtig gut anhört.