Der Verband amerikanischer Kinderärzte hat im Fachjournal Pediatrics als Leitlinie empfohlen, übergewichtigen Achtjährigen cholesterinsenkende Medikamente zu verschreiben.

Obwohl die Kinder noch zu  jung für Techno sind (“Werft’ ein – solange der Körper noch mitmacht”) sollen sie sich schon frühzeitig ans Tablettenschlucken gewöhnen – Ist das nicht sensationell, was Lobbyisten in Amiland erreichen können?

Ab dem zweiten Lebensjahr soll zudem bei allen dicken Kindern die Konzentration der Cholesterine gemessen werden …

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“Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass Cholesterinsenker weitgehend sichere Medikamente sind und deshalb auch Kindern verschrieben werden können” begründet Stephen Daniels, der leitende Kinderarzt der Kinderarztvereinigung den gewagten Schritt.

Der Jubelschrei der Pharmaindustrie (welch ein gigantischer Markt sich auftut) ist nicht dokumentiert, doch verwundert die Empfehlung der Kinderärzte, angesichts der Kritik an Cholesterinsenkern, die sogar bis in die Redaktion von PC-Zeitschriften gedrungen ist. Übrigens haben wir zuvor auch schon darüber berichtet. Aber ausbaden soll es jetzt das Kind …

Zwar soll weiterhin an erster Stelle der ärztlichen Empfehlungen gegen Übergewicht die Empfehlung stehen, unbedingt abzunehmen und sich sportlich mehr zu betätigen, gefolgt von einer Beratung zur Ernährungsumstellung (seltsamerweise gehört der Rat weniger fern zu sehen nicht zu den Empfehlungen – aber vielleicht konnten das ja wieder andere Lobbyisten verhindern).

Doch sofern diese Bemühungen keinen Erfolg zeigen (also eine Gewichtsabnahme), sollen die Ärzte nicht zögern und die entsprechenden Medikamente verschreiben, raten die Kinderärzte.

Grundsätzlich heißt es, sollen die Maßnahmen vor der um sich greifende Verfettung der Bevölkerung schützen, die einen rasanten Anstieg der Herzerkrankungen nach sich gezogen hat und ihren Ursprung in der frühesten Kindheit haben soll.

Derzeit sind den Angaben zufolge ein Drittel der amerikanischen Kinder übergewichtig und 17 Prozent fettsüchtig.
Ob die Kinderärzte jetzt auch vorschlagen das Tischgebet in: „Unser täglich Pillchen, gib uns heute” zugunsten der Pharmaindustrie zu ändern, war indes nicht in Erfahrung zu bringen.

Kommentare (3)

  1. #1 Bert Ehgartner
    Juli 9, 2008

    Mangelnde Bewegung und die enorm energiereiche Ernährung der Kinder (gezuckerte Cornflakes, Pommes, Burger,…) sind das Hauptübel im American Way of Life.

    Meines Wissens ist noch nirgends gezeigt worden, dass Statine beim Abnehmen helfen. Auch nicht, dass der Bewegungsdrang zunimmt.

    Die medikamentöse Senkung des LDL Spiegels über Statine hat bisher nur bei herzkranken Erwachsenen wirklich gute Resultate gezeigt.

    Die Statinempfehlung sehe ich als pure Verzweiflungsmaßnahme mit ungewissem Ausgang. Gewiss ist nur der Profit der Hersteller.

  2. #2 Peter Artmann
    Juli 9, 2008

    Hallo Bert,
    angeblich soll ja das frühzeitige Verschreiben von Statinen das Risiko späterer Herzerkrankungen absenken.
    Aber das hört sich schon in der Theorie so krank an, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dadurch irgendjemand gesund wird …

  3. #3 Christian
    Juli 10, 2008

    Tja, Tabletten empfehlen ist leider immer noch deutlich einfacher als Leute zu mehr Verantwortungsbewusstsein und besseren Ernährungsgewohnheiten anzuhalten. Letzteres hat ja mit Verzicht und Arbeit zu tun, ersteres ist psychologisch besser zu vermitteln. Da kann man nur hoffen, dass von dem Zeug keiner abhängig wird. Wenn es schon nicht viel nutzt, sollte es wenigstens nicht auch noch schaden…