Für immer mehr Kassenpatienten ist der Gang zum Arzt mit zusätzlichen Kosten verbunden. Die 10 Euro Praxisgebühr spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Viel stärker fallen individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) ins Gewicht, die bei manchen Arztpraxen ein fester und gar nicht mal so geringer Bestandteil des Praxisbudgets sind.

“Wie bitte, Sie wollen keine Krebsvorsorge?” “Aber den Augeninnendruck sollten wir doch schon bei Ihnen messen, denken Sie einmal an die Gefahr eines Glaukoms.” “Wir empfehlen Ihnen dringend, mit einem PSA-Test ihr Risiko einer Prostataerkrankung abzuschätzen”.

Häufig werden Patienten schon an der Theke mit IGeL-Artikeln konfrontiert. Kein Wunder, schließlich bieten manche Pharmahersteller – passend zu ihren Produkten – Kurse an, mit denen sie Arzthelferinnen gezielt schulen, um die Leistungen am effizientesten an den Patienten zu bringen.

Wie mache ich meine Praxis IGeL fit, richtet sich hingegen direkt an den Chef.

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Der IGeL Markt ist groß und unkontrolliert. Schätzungsweise eine Milliarde Euro setzt er um. Mal mit – häufig auch ohne Rechnung.

Zu den wenigen Menschen, die sich um Zahlen in diesem Marktbereich bemühen, gehört der Kölner Klaus Zok, vom Wissenschaftlichen Institut der AOK in Köln.

Aktuell ist er endlich mal der Frage nachgegangen, woher eigentlich der Impuls zur Nutzung von IGeL-Leistungen stammt.

Oder anders gefragt: Bitten die Patienten an der Theke um kostenintensive Tests oder werden ihnen die Produkte regelrecht aufgedrängt.

Für die Beantwortung dieser Frage ließ das Institut 3000 Telefoninterviews mit gesetzlich Versicherten durchführen.

Wie sich zeigte, gaben zwei Drittel (67,1%) der Befragten an, dass die Initiative für die Vermittlung von IGeL Produkte vom Arzt oder dem Personal ausging.
Nur ein Drittel (32,4%) erklärte von sich aus nach den Leistungen gefragt zu haben.

Klaus Zok kritisiert: „IGe-Leistungen werden zu einem Stachel im Arzt- und Patientenverhältnis“.

Unserer Ansicht nach ist das ein guter Grund sich mal ausführlicher mit IGeL zu beschäftigen und dafür eine Serie im medlog zu starten.

Unter anderem möchten wir dabei klären:

  • warum muss man überhaupt für Leistungen beim Arzt als Kassenpatient extra bezahlen
  • wer entscheidet, was eine IGeL Leistung ist
  • ist IGeL immer gleich IGeL oder nicht doch manchmal eine Kassenleistung
  • ist es sinnvoll kein Portemonnaie zur Arztpraxis mitzunehmen, um sicher zu gehen nicht eine dieser Leistungen aufgeschwatzt zu bekommen?
  • Was sind die häufigsten IGeL
  • Welche Ärzte verkaufen die meisten IGeL
  • Und nicht zuletzt: Weshalb wurden eigentlich die einzelnen IGeL nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen …

Kommentare (3)

  1. #1 Maritta
    August 25, 2008

    Ziemlich weit vorne bei IGEL liegen die Frauenärzte.

    Als ich zum Termin meiner Vorsorgeuntersuchung erschien fragte die Sprechstundenhilfe: “Möchten Sie die kleine oder die große Vorsorgeuntersuchung?” Wie sich nach meiner Nachfrage herausstellte, war die “große” kostenpflichtig.

    Relativ gereizt sprach ich den Arzt darauf an, der dann zugab, in meinem Fall sei die “große” Vorsorgeuntersuchung medizinisch nicht notwendig. Warum wird sie mir dann von einer Sprechstundenhilfe wie eine Pizza angeboten, fragte ich erbost. Er eierte rum, ich ließ noch etwas Dampf ab. Er jammerte über die böse Politik, die an allem Schuld sei. Ich wechselte den Arzt.

  2. #2 Peter Artmann
    September 1, 2008

    Hallo Monika,

    Du hast natürlich recht. Top 1 sind die Frauenärzte. Top 2 die Allgemeinmediziner und Top 3 die Augenärzte.
    Die etwas längere Liste kommt später.

    Dir Alles Gute
    Peter

    P. S. Ist wahrscheinlich besser ab und zu den Arzt zu wechseln, als sich über die ewig gleiche Abzocke (denn es bleibt ja doch nie bei nur einem Versuch) zu ärgern.

  3. #3 Anne
    September 11, 2008

    Hey ihr lieben,
    Das mit den IGeL ist meiner meinung nach ein zwei-schneidiges schwert, ich denke vielen patienten werden sie unnötig bzw zu häufig aufgeschwazt zB. halbjährlich obwohl jährlich genügen würde.
    Ich persönlich war letztens seit langer zeit mal wieder beim augenarzt. Da ich diabetiker bin wollt ich auf krankheitsbedingte schäden überprüfen lassen. da wurde mir auch gleich die vorsorge zur Glaucom-Früherkennung angeboten (18€!!!). Ich dachte ok, einmal kannst das mal machen. im nachhinein dachte ich, die hamm dich ein wenig übers ohr gehaun, denn durchschnittsalter für diese erkrankung liegt ab dem 40ten Lj und ich bin 23! hmm, trotzdem bin ich froh dass ichs gemacht habe, denn bei mir wurde ein glaucom im anfangsstadium diagnostiziert.
    Es müssten viell. auch die Krankenkassen besser aufklären, damit man weiss was es gibt für Privatvorsorgeleistungen und was sinnvoll für einen persönlich ist…