Es sieht aus wie eine La Ola Welle im Fußballstadium. Tausende asiatische Riesenbienen (Apis dorsata) machen eine wellenförmige Bewegung.

Dazu strecken sie ihr Hinterteil sozial koordiniert in die Höhe.

Link: Riesenhonigbiene macht La Ola (c) Kastberger

Was hierzulande eher als Begeisterungsgeste aus Fußballstadien bekannt ist, hat im Tierreich natürlich praktischere Aufgaben.

Studienautor Gerald Kastberger, der seine Beobachtungen im Fachmagazin PLOS One veröffentlicht hat, schreibt, dass die Welle mehrere Funktionen hat:

  1. Lassen sich damit Wespen, die die wichtigsten Fressfeinde der Honigbienen darstellen, aus dem Nest herausdrängen. „Und zwar genauso, als ob wir mit der ganzen Länge der Unterhand bis zum Ellbogen über den Tisch streifen und so einen unerwünschten Gegenstand hinunterwischen“, erklärt Kastberger.
  2. Werden damit große Säugetiere abgeschreckt. Damit sind ausnahmsweise Mal nicht wir Menschen gemeint (obwohl wir natürlich auch von dem großen Muster stark beeindruckt sind). Nein, es geht um die noch größeren Elefanten, also jene Dinger, mit der sprichwörtlich dicken Haut.

Kastberger vermutet, dass diese Säugetiere das große, runde sich bewegende Muster als Auge wahrnehmen (weil eben Säugetiere fast alles als Gesicht interpretieren) – und Reißaus nehmen, ein Trick der auch bei Vögeln wirksam sein soll.

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Zusätzlich weist er daraufhin (ja das auf dem Foto ist Kastberger, direkt vor einem der von ihm studierten Stöcke – nicht schlecht was?), dass diese Gemeinschafts-leistung der Bienen extrem effizient ist, da die persönliche Energieleistung für jede Biene sehr gering ist.
 
Niemand muss abheben und zusätzlich muss bei La Ola auch kein Mitglied des Stocks bei der Abwehrschlacht sterben (wenn Biene Maya bei ihren vielen Abenteuern auch nur einmal ihren Stachel verwendet hätte, hätte es keine weiteren Fortsetzungen gegeben).

Kastberger hat jedenfalls allen Grund, stolz auf seine Beobachtung zu sein. Schließlich gibt es im Tierreich nur wenig andere vergleichbare Phänomene von sozialer Intelligenz, die sich in freier Wildbahn ereignen. Der Grazer Forscher reiste für seine Beobachtung bis nach Kathmandu in Nepal.

Aber was soll jetzt dieses reißerische “heiße Bienen” im Titel?
Naja, das ist Trick Nummer Zwei der Riesenhonigbiene. Denn der Panzer der Wespen ist so dick, dass die Bienen sie nicht totstechen können und wenn bloßes Heraustransportieren nicht hilft, grillen sie einfach ihren Feind.

 
Bislang ist das Phänomen nur von Apis cerana und Apis mellifera bekannt. Kastberger hat es jetzt erstmals bei der Riesenhonigbiene nachgewiesen:
Wenn eine Wespe den Weg ins Nest der Bienen findet, wird sie zielstrebig von mehreren Bienen umballt und bis zu eine Viertelstunde lang festgehalten. In dieser Zeit produzieren die Bienen mit ihrer Muskulatur eine Temperatur von bis zu 48 Grad Celsius, die die Bienen zwar aushalten, die Wespe jedoch nicht.