Jetzt ist es raus: Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr nach Deutschland:
Harald zur Hausen hat ihn für die Entdeckung des HP-Virus erhalten.

Gut, es sind auch noch zwei Franzosen mit dabei, die für die Entdeckung des HI-Virus ausgezeichnet wurden:
Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier.

Unsereins fragt sich natürlich, warum denn nicht auch Robert Gallo ausgezeichnet wurde.

Ganz unbeteiligt war er schließlich nicht und außerdem in den 80er Jahren die deutlich dominierende Gestalt in Sachen Grundlagenforschung … aber die Wege der Akademie sind verschlungen, vor nicht allzu langer Zeit wurde ja auch Thomas Tuschl vergessen …).

Aber gut, the winner takes it all und das ist diesmal immerhin zu 50 Prozent unser Harald.
 
Manche haben ihn als egozentrischen Herrscher des DKFZ kennengelernt. Wissenschaftlich hochbegabt, aber menschlich dann doch nicht immer eine große Seele (zumindest erzählte mir das mal eine seiner Doktorandinnen …).

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Ganz spontan fällt mir dann noch sein seltsames Buch: Genom und Glaube (2002) ein, in dem er angeblich “zur Versachlichung der Gen-Debatte beitragen wollte”, aber tatsächlich  ziemlich direkt und unverhohlen mithilfe der Wissenschaft die Sinnlosigkeit von Religion beweisen wollte … also quasi eine Art Inquisition von der anderen Seite.

Aber gut, wer möchte heute darüber reden? Heute ist ein Tag des Feierns.

Wir sind wieder wer und das Schöne beim Vergleich der beiden Forschungsergebnisse ist ja auch, dass die Franzosen zwar HIV entdeckten, jedoch nicht bekämpfen konnten.

Stolz hingegen konstatieren die Deutschen, dass sie HPV nicht nur entdeckt haben, sondern sogar eine Impfung dagegen entwickeln konnten (selbes Institut).

So viel zum Thema Gründlichkeit.

Und erfreulich ist auch, dass hier endlich mal wieder eine Forschung ausgezeichnet wurde, die eine gesellschaftliche Relevanz hat:

Denn selbst wenn AIDS nicht geheilt werden kann (und vermutlich auch nie wird), so ist es doch mithilfe von Wissen aus der Grundlagenforschung möglich (wenn das entsprechende Kleingeld zur Verfügung steht), mithilfe von Medikamenten den Erreger recht sicher in Schach zu halten.

Insofern beglückwünschen wir die Akademie zu ihrer Wahl und Zur Hausen zu seinem Preis.