Zehn Berliner Gesundheitsorganisationen haben sich mit dem Thema HPV-Impfung befasst und eine  Erklärung zur HPV-Impfung herausgegeben.

Scheinbar gibt es noch immer zu viele Missverständnisse. Die Welt schreibt von drastischen Fehlannahmen:
„Muss ich sterben, weil ich HPV-positiv bin?” oder
„Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich meine Tochter nicht impfen lasse?” sogar
„Ich krieg’ nie mehr Krebs, weil ich ja geimpft bin.”

Dabei ist die Thematik doch gar nicht so kompliziert:

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist eine unangenehme Erkrankung. Im Frühstadium ist sie eher harmlos, erst wenn der Tumor größer wird und unter Geschwürbildung zerfällt, beginnt die eigentliche Gefahr.

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Früher endete die Erkrankung häufiger tödlich als heute. Das liegt jedoch nicht an der Verfügbarkeit von Gardasil, sondern vielmehr daran, dass sich heute Frauen anders verhalten als noch vor wenigen Jahren. Damals konnte der Krebs ewig  im Verborgenen wuchern, weil die Frauen nicht zum Arzt gingen, wenn sie „unten” etwas zwackte.

Heute gehen Frauen zum Frauenarzt.  Dadurch können Vorstufen und Frühstadien entdeckt und auch operiert werden – meistens geschieht dies noch bevor der Krebs gefährlich wird. Dieser Effekt ist sehr gut belegt. Von Platz zwei der tödlichen Krebserkrankungen ist der Gebärmutterhalskrebs in den letzten Jahren auf Platz 11 abgerutscht.

Darüber kann man sich freuen.

Aber jetzt soll es noch toller werden. Denn dank Sanofi gibt es jetzt den Impfstoff Gardasil, der nicht etwa gegen die Krankheit hilft, aber gegen zwei häufige Erreger von Gebärmutterhalskrebs immun machen soll.

Für Personen mit erhöhtem Risiko für Gebärmutterhalskrebs (familiäre Häufung) mag das interessant sein. Doch der Pharmafirma reicht das natürlich nicht. Sie erklärt kurzerhand jede Frau zum potenziellen Krebspatienten – und so richtig übel kann man ihr das nicht nehmen, schließlich wollen alle Firmen ihre Produkte an möglichst viele Menschen verkaufen.

Richtig ärgerlich wird es jedoch, wenn unabhängige Institutionen wie die STIKO, die eigentlich eine Kontrollfunktion innehat, dasselbe Lied unverändert mitsingt.

Ohne Eingrenzung einer Risikogruppe hat die STIKO die Impfung empfohlen und vor zwei Jahren sogar dafür gesorgt, dass die gesetzlichen Krankenkassen diese teuerste aller Impfungen auch noch für sämtliche jungen Mädchen bezahlen müssen.

Zwar weiß noch kein Mensch, ob sich bei irgendeinem der betreffenden Mädchen irgendwann mal eine Auffälligkeit ausbilden würde (Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose ist 52 Jahre) oder ob die Impfung im fortgeschrittenen Alter überhaupt noch  wirkt – aber die Impfung wird erst einmal empfohlen.

Dabei sollten doch jeder Medizinexperten wissen, dass eine Impfempfehlung auf so breiter Basis stets auch einige fatale Nebenwirkungen zeigt.

Kann es bei dieser Ausgangslage richtig sein, einfach ja und Amen zu sagen?

Angst ist kein guter Ratgeber und in der „medizinisch notwendigen” Versorgung gibt es kein Medikament ohne Nebenwirkung.

Kommentare (5)

  1. #1 Querdenker
    April 23, 2009

    @ Peter,

    danke für den sehr guten Beitrag.

  2. #2 chartinael
    April 24, 2009

    Herr Artmann,

    “Ohne Eingrenzung einer Risikogruppe hat die STIKO die Impfung empfohlen und vor zwei Jahren sogar dafür gesorgt, dass die gesetzlichen Krankenkassen diese teuerste aller Impfungen auch noch für sämtliche jungen Mädchen bezahlen müssen.”

    so gehört sich das auch. Es ist Aufgabe der STIKO zu prüfen, inwiefern eine solche Impfung von den Krankenkassen bezahlt werden sollte. Nur wenn kein Nutzen erkennbar ist, sollte die generelle Empfehlung nicht ausgesprochen werden. Dabei sollte es natürlich absolut unerheblich sein, wieviel eine solche Impfaktion kostet.

    Fakt ist nämlich, daß ansonsten Impfungen nur der Bevölkerungsschicht zur Verfügung stehen, die sich solche auch leisten können.

    Wenn Sie für eine 2-Klassen-Versorgung plädieren, dann machen Sie das bitte offensichtlich, aber nicht hintenrum über die Breitbandempfehlung. Es wäre für einen Staat, der sich sozial nennen mag, nämlich äußerst verwerflich, wenn Schutzimpfungen nur einem kleinen der Teil der Bevölkerung zur Verfügung stünde. Obwohl, unser Bevölkerungsproblem löste sich dann sicherlich von selbst.

    Sozialdarwinisten erwachet, propagieret Impfverweigerung, praktizieret STIKO-Bashing, agitieret die Mär von der Pharmamafia!

    Herrje, auf die anderen Sache ala … Gebärmutterhalskrebs is ja ned so schlimm … will ich gar nicht erst eingehen. Ich rate Ihnen mal, mit Frauen zu sprechen, die eine Konisation hatten und versuchen ein Kind zu bekommen. Einfach mal googlen!

    Daß Sie Naturwissenschaftler sein wollen, vermag ich kaum glauben.

  3. #3 Adromir
    April 24, 2009

    Herr Artmann, wie stellen sie sich eine Risikogruppenauswertung vor?
    Gerade unter der, in ihrem Artikel mitschwingenden, Wirtschaftlichkeit?
    Sollen wir 100000 Frauen auf mögliche heriditäre Vorbelastungen zu testen? Wobei dies auch kein Garant ist, ein Zervixkarzinom zu bekommen, ebensowenig, wie das nichtvorliegen einer Vorbelastung kein Garant ist, es nicht zu bekommen. Und weil wir nicht sagen können, welche Frau mit durchschnittlich 52 Jahren ein Karzinom bekommt, sollte man die Möglichkeit der Impfung eben, wenn sie noch möglich ist. Und das ist nunmal in frühen Jahren.

  4. #4 wolfgang
    April 24, 2009

    Ich finde es schön, dass in Deutschland kostenfrei geimpft wird.

    Und was die Risikogruppen angeht, na das sind alle die vorhaben, jemals sexuelle Aktivitäten aufzunehmen. Obgleich ich kenne einen Arzt der behandelt eine Nonne mit Cervixkarzinom.

    In Österreich klassische 2 Klassenmedizin- muss Frau zur Gänze selber zahlen.Furchtbar.
    Dabei wäre das Geld im System ist ja ein reiches Land. Etwa 120 Todesfälle an Cervixkarzinom sind vermeidbar durch Impfung jedes Jahr. Seit 18 Jahren sind die Zahl der Todesfälle in etwa gleich- trotz screenen.

    Und dann gibts noch die Diskriminierung der Frauen. Für 120 vermeidbare Lawinentote (80% Männer) würden 360 Mio € als sehr kostenwirksam angesehen-für 120 vermeidbare Cervixca Tote (100% Frauen) ist kein Geld da- das würde nur 25 Mio € kosten, dann wären dabei auch die Buben geimpft.

    Und langfristig würde man sich trotz des hohen Preises noch Geld sparen, weil Behandlungskosten wegfallen. Die Industrie ist ja nicht blöd- die haben auch Kostenrechner und kalkulieren ihre Preise halbwegs so, dass es sich “rechnet”- und das tut es.

    Mädchen in Österreich können ja zu den Fischi Inseln auswandern, dort ist die Impfung kostenfrei. Sie könnten natürlich auch nach Deutschland gehen- nur die Fidschi Inseln sind halt schöner als der Ruhrpott.

  5. #5 presonic
    Mai 3, 2009

    super kritischer beitrag! danke!