8 Meter lang.

Ein weiss-silbrig glänzender Körper mit eleganten Streifen.
Auf dem Kopf: eine filigrane Krone aus lachsroten Flossenstrahlen.
Schlangengleich schlängelt er sich in bedächtigen Windungen durch den Ozean, er ist garantiert der Grund für manchen Seeschlangenbericht.
Nur wenige Menschen haben einen lebenden Riemenfisch (Regalecus glesne) gesehen, er ist ein scheuer Bewohner der Hochsee.
Die Berichte über Riemenfische stammen fast alle von gestrandeten oder gefischten Exemplaren.

Jetzt ist erstmal das Video eines lebenden Riemenfisches veröffentlicht worden.
Im endlosen blauen Ozean erscheint zunächst ein diffuses weissliches Flimmern – der Riemenfisch in der Frontalaufnahme. Die tentakelähnlichen Bewegungen über dem Kopf sind die Flossenstrahlen der „Krone“, unter dem Kopf wird der undulierende Flossensaum der Bauchflosse sichtbar.

Durch die ausgedehnten Videoüberwachungen der Gas- und Ölindustrie (z. B. auf ROVs) werden immer mehr geheimnisvolle Tiere der Meerestiefen erfasst. Wissenschaftliche Projekte hätten dafür niemals ausreichende finanzielle Ressourcen, darum gibt es Kooperationen mit Wissenschaftlern, um das wertvolle Filmmaterial wissenschaftlich ausgewertet werden. Das SERPENT-Projekt (Scientific and Environmental ROV Partnership using Existing Industrial Technology) ist eine solche Kooperation und hat jetzt die  Veröffentlichung der spektakulären Aufnahmen ermöglicht.
Dass ausgerechnet ein Projekt namens „SERPENT“ diese Aufnahmen der „Seeschlange“ ermöglicht hat, ist eine amüsante Fußnote der Meeresbiologie.

https://deepseanews.com/2013/06/first-video-of-an-oarfish-in-the-wild/

M. C. Benfield, S. Cook, S. Sharuga and M. M. Valentine Five in situ observations of live oarfish Regalecus glesne (Regalecidae) by remotely operated vehicles in the oceanic waters of the northern Gulf of Mexico Journal of Fish Biology. Article first published online: 5 JUN 2013 | DOI: 10.1111/jfb.12144

 Bettina Wurche

Kommentare (5)

  1. #1 RainerM
    6. Juni 2013

    Fantastisch! Vor etwa drei Jahren tauchte zwar schon einmal ein Video dieser Art auf, aber die Qualität war im Vergleich dazu erbärmlich!

    Ob die vertikale Schwimmposition, die am Anfang zu sehen war, mit dem Nahrungserwerb zu tun hat? Dienen die nach vorne geklappten Flossenstrahlen dann als Fühler zum Aufspüren der Nahrung? Was ist das weisse Dingsbums, das da dran hängt? Welchen Sinn hat die steife Körperhaltung, die in Verbindung mit dem undulierenden Flossensaum an die elektrischen Messeraale erinnert?

    Im Begleittext zum Video steht, dass der Fisch ausgemessen werden konnte, nur wie lang er nu is steht nicht dabei…

    Schade dass das paper mal wieder hinter ner paywall liegt, da werd ich wohl bis morgen warten müssen.

  2. #2 Bettina Wurche
    6. Juni 2013

    Die meisten Fragen kann leider noch niemand beantworten.
    Aber so viel ist sicher: Riemenfische fressen Plankton.
    Es ist unwahrscheinlich, dass die verlängerten Flossenstrahlen der Rückenflosse zum Aufspüren von Nahrung dienen, das ist bei Fischen nicht üblich.

    Ich habe das Paper auch noch nicht gelesen, war aber so begeistert, dass ich es sofort posten wollte. ; )

  3. […] Seeschlange Ahoi! […]

  4. #4 para
    21. Juni 2013

    @RainerM

    die steife Körperhaltung und der stets bewegliche Flossensaum könnten am ehesten damit zu tun haben, dass die Tiere keine Schwimmblase haben, also ihre Vertikalbewegung mit reiner “Muskelkraft aufbringen müssen. Da ist es wohl energiesparender wenn man “steif” in der Wassersäule hängt um zu fressen.

  5. […] gibt es etwas Hintergrundwissen zu diesem längsten aller Knochenfisch: meertext: “Seeschlange ahoi!” und National […]