Treibnetze – Todesfalle (nicht nur) für Wale
Die pelagischen Treibnetze waren an der Südseite der George-Bank entlang des Kontinentalschelf-Abhangs positioniert, weil dort reiche Fischgründe sind. Die Wale waren aus den gleichen Gründen dort unterwegs.

Die 10 Sowerby-Zweizahnwale sind Beifang aus dem Schwertfischfang zwischen 1989 bis 1998. Insgesamt betrug der Beifang an Schnabelwalen aller Arten 46, insgesamt kamen mehr als 1100 Meeressäuger (also Robben und Wale aller Größen) durch die Netze ums Leben.

Diese Wale wurden überhaupt wissenschaftlich untersucht, weil Beobachter der US-amerikanischen Umweltbehörde NOAA an Bord der Fischereifahrzeuge waren

Aufgrund der sehr hohen Beifangzahlen an Meeressäugern wurden die Treibnetze an der Georges-Bank 1998 verboten.

Der Impact der Fischerei auf Wale und Robben ist weltweit beträchtlich. Die Zahl der Beifänge liegt weit über der Zahl der im Walfang direkt getöteten Tiere.
Alle Versuche, Netze „walsicher“ zu machen – etwa durch Pinger (akustische Signalgeber) – sind bisher fehlgeschlagen.

Nur das Verbot bestimmter Fischereimethoden und das Ausweisen von Meeresschutzgebieten könnte Abhilfe schaffen

Auch in Deutschland etwa besteht dringender Handlungsbedarf, da vor allem in der Ostsee eine erschreckend hohe Anzahl der unter strengem Schutz stehenden Schweinswale als Beifang in Fischernetzen endet. Leider ist bis heute nichts passiert.

Wie macht ein Wal sich unsichtbar?
Schnabelwale sind eigentlich gar nicht so klein – aber auch ein mehrere Meter lange Wal ist im Ozean leicht zu übersehen.
Vor allem, wenn er den größten Teil seines Lebens fern der Küsten verbringt, gern tief taucht und Begegnungen mit Menschen lieber vermeidet. Die delphinförmigen Zweizahnwale sind nicht auf Begegnungen mit Menschen aus, sie tauchen ab, sowie sie Schiffe hören – lange bevor sie von den Schiffen aus gesehen werden.

Ich habe in der Antarktis bei unserem Wal-Survey 1996/97 selbst erlebt, wie wir eine Zweizahnwal-Art niemals vom Schiff aus gesehen haben, aber zweimal vom Helikopter aus. Beide Sichtungen verliefen so, dass das jeweils einzelne Tier  unter der Oberfläche schwamm und beim Überfliegen in die Tiefe glitt, ohne die Fluke zu zeigen oder eine Spur an der Wasseroberfläche zu hinterlassen. Vom Schiff aus wäre er unsichtbar geblieben.

Alle Schnabelwalarten sind immer noch wenig erforscht. Die meisten Kenntnisse stammen von den wenigen toten Exemplaren, die noch lebend oder schon tot an den Küsten stranden. Oder aus den längst vergangenen Zeiten des Walfangs. Schnabelwale haben nämlich ein ähnlich kostbares Kopföl wie Pottwale und sind deshalb zeitweise „gefischt“ worden.
Daher stammen auch die meisten Daten über Vorkommen, Ernährung, Größe,…

Bestandsschätzungen gibt es nicht, die Datenlage ist einfach zu dünn („Data Deficient“ lautet die Einschätzung der IUCN („Rote Liste“)).
Allerdings ist aus Vergleichen mit anderen Walarten anzunehmen, dass sie aufgrund ihrer Größe und ihres langsamen Wachstums ziemlich alt werden, sich eher selten fortpflanzen und die Bestände nicht sehr groß sind.
Schließlich brauchen Tiere dieser Größe mit ihrem gewaltigen Appetit ein recht großes Revier.
Darum dürften auch wenige in Fischernetzen verendete Tiere schon negativ für die Gesamtpopulation sein.

Mehr über Schnabelwale:
Geheimnisvolle Schnabelwale – von Entenwalen und Zweizahnwalen

Der Bahamonde-Schnabelwal – ein mysteriöses Phantom aus der Tiefsee?

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Kommentare (1)

  1. […] Meertest stellt einen Artikel vor in dem es um die seltenen Sowerby-Zweizahnwale geht. […]