Der rote Tiefseevampir mit seinem eleganten „Umhang“ ist das ideale Halloween-Special!
Dass diese Meeresvampirchen am liebsten Meerschnee naschen und schon 1903 von dem deutschen Zoologen Chun beschrieben wurden, hatte ich ja kürzlich schon geschrieben.

In einem weiteren Video erzählt der Tiefseeökologe Bruce Robison vom Monterey Bay Aquarium Research Institute weitere spannende Sachen zum Vampyroteuthis. Er war auch derjenige, der die Sache mit dem Meerschnee entdeckt hatte). Und man merkt ihm die Begeisterung für das ungewöhnliche Tier deutlich an.

Für mich bleiben immer noch sehr viele Fragen:
Wozu haben die Tiere diese Widerhaken in der Innenseite des Mantels?
Normalerweise nutzen Kopffüßer solche Haken an den Fangarmen zum Festhalten ihrer Beute.
Vampyroteuthis ernährt sich aber von Meerschnee, den er mit seinen Filament-Tentakeln aus dem Wasser pflückt.
Sind die Haken einfach Relikte? Oder haben sie andere Aufgaben übernommen?
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf weitere Forschungsergebnisse.

VampironassaDie Tiefseevampire mit den großen blauen Augen sind Relikte einer sehr alten Tintenfisch-Gruppe: Es gibt mehr als 200 Millionen Jahre alte Fossilien.
Die ältesten Fossilien dieser Gruppe stammen aus der Oberen Trias (Rhät). Aus dem Mitteljura (Callovium, ca. 161,2–164,7 Milllionen Jahre) von Südostfrankreich ist Vampyronassa rhodanica überliefert – mit perfekter Weichteilerhaltung! Die Weichteile sind pyritisiert, so dass der Umriss des Weichtieres ausgezeichnet erkennbar ist.

Ob sie damals auch schon in der Tiefe lebten?
Das wissen wir nicht.
Genauso gut kann ihr heutiger Lebensraum ein typisches Reliktvorkommen sein.
Auch andere „Relikte“ haben sich in tiefe Meeresschichten zurückgezogen: Der Quastenflosser (Latimeria chalumnae) und die Schnecke Neopilina galatheae sind Vertreter uralter Tiergruppen und kommen heute nur noch in tiefen Meeresschichten bzw. der Tiefsee vor, obwohl sie einst wesentlich weiter verbreitet waren.
Es ist durchaus denkbar, dass sie dem sehr hohen Konkurrenzdruck “modernerer” Organismen in den stärker belebten höheren Wasserschichten nicht standhalten konnten.
Der Begriff „Lebende Fossilien“ ist allerdings  falsch: Auch wenn die Tiere sich äußerlich scheinbar nur wenig verändert haben, dürfte zumindest ihre Physiologie sich ganz beträchtlich weiterentwickelt haben.

 

Kommentare (6)

  1. #1 rolak
    24. Oktober 2014

    SciFri – was doch ein kleiner Buchstabe alles ändern kann^^ Übrigens ein schlechter clip, dicke Chance verpaßt – wie leicht wäre es gewesen, mit Bruce Robison dem Original täuschend nahe zu kommen 😉

    Wozu?

    Obgleich die Idee einer sich über die Beute stülpenden ‘Matte’ nicht nur morbid-faszinierend, sondern iirc schon mehrfach SciFi-verwertet worden ist – wiki erzählt: Nahrungspartikel werden “von den Saugnäpfen der acht anderen Arme eingeschleimt”. Is ihm wohl ze drüsch, hat sich in der Nahrungsketten-Hierarchie nach oben geschleimt.

  2. #2 Bettina Wurche
    24. Oktober 2014

    @ rolak: manche Viecher sind SF-mäßiger als die meisten Aliens : )
    Ich denke, das ist mir demnächst mal einen Vortrag wert.

  3. #3 Gerhard
    25. Oktober 2014

    Hoffentlich sinkt Plastik nicht so tief, sonst fasst der Mantel auch das. Jedenfalls faszinierend das Aufwallen des Mantels, das vergleichsweise eine ordentliche Zeit braucht. Da die Beute aber nicht wegschwimmt, darf die künstlerisch anmutende Performance in aller Breite durchaus so sein 😉

  4. #4 Bettina Wurche
    26. Oktober 2014

    Leider sinkt Plastik bis in die Tiefsee.Und es wird immer mehr.
    https://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/biologist_find_more_and_more_plastic_waste_in_the_arctic_deep_sea/?cHash=a0f9ecd6bf3eba20ea7cb41d027dfa3c
    Und das Mikroplastik ist auf solchen Bildern ja noch gar nicht visuell erfassbar. Das tatsächliche Ausmaß der Plastikverschmutzung bis in Tiefsee und arktische/antarktische Gebiete dürfte also noch weitaus höher liegen, als bisher nachgewiesen.

  5. #5 Gerhard
    27. Oktober 2014

    Herzlichen Dank für den Link.
    Kürzlich stolperte ich über die Arbeit von Chris Jordan: “Running the numbers”, in der “Unmengen” bildlich dargestellt werden. Kaum jemand weiß, wie groß etwa die Zahl 426.000 ist( und das ist vergleichweise eine sehr kleine Zahl, wenn es um Verbräuche geht)..
    Was es damit auf sich hat, findet man in einer der Grafiken.
    Es ist einfach ungeheuerlich!

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