Ich wage nicht zu hoffen, dass wegen einer jährlichen Orca-Wanderung eine Warnung an Fischereischiffe ergeht, bestimmte Areale für Tage oder Wochen zu meiden. Aber hoffen darf ich ja mal. Vor Alaska hat man ja immerhin gerade ein Frühwarnsystem für Pottwale, die Langleinen leer fressen, initiiert. Ob das auch für andere Wale denkbar wäre.
Diese Forschungsergebnisse sind für mich persönlich gute Meldungen. Denn es bedeutet, dass eine Walart nicht nur von einer Beute abhängig ist. Eine größere Flexibilität im Nahrungsspektrum bedeutet einen großen Vorteil für das Überleben der Art in einem veränderlichen Ökosystem. Die Fischerei erschöpft immer mehr Fischbestände. Fischschwärme ändern durch ozeanographische Vorgänge ihre Wanderrouten. Der Klimawandel und die steigenden Temperaturen in den Ozeanen werden zu massiven Veränderungen der Ökosysteme führen. Dadurch werden sich die Nahrungsnetze ändern. Und vielleicht erhöht sich dadurch sogar die Gefahr giftiger Algenblüten, an denen auch immer wieder Wale sterben.

Das Wichtigste ist für mich:
Mittlerweile ist der Orca durch Whale-watching-Aktivitäten ein Sympathieträger. In den 70-er Jahren wurden die älteren Tiere bzw. die Eltern des heutigen Bestands vor Island noch als Fisch-Schädlinge mit Wasserbomben beworfen. Davon spricht heute niemand mehr. Kommerzielles Whale-watching ist der beste Schutz für lebende Wale, den es zurzeit gibt. Als nächstes hätte ich gern, dass die Isländer sich vom Piraten-Walfang verabschieden und die Norweger auch ihre kleine Quote weiter reduzieren. Am liebsten auf Null. Wale aufzuessen passt einfach nicht mehr ins Bild eines modernen Europas.

Übrigens:
Die Orcas in norwegischen Gewässern haben ihre Freßtour mit den Heringen verlagert. Sie sind jetzt nicht mehr so regelmäßig im Winter im Tysfjord, sondern viel häufiger vor den Vesteralen anzutreffen. Vor allem vor Andenes kann man wunderbar Whale-watching betreiben: Die Orcas sind oft schon von Land aus sichtbar. Außerdem bietet die Whalesafari Andenes Wal-Safaris an. Mit Nahezu-Walgarantie. Dort kann man auf jeden Fall guten Gewissens einsteigen, denn diese Wal-Touren werden streng nach IFAW-Richtlinien durchgeführt. Im Sinne der Wale.

Auch vor den Hebriden gibt es Whale watching-Touren. Sie werden ebenfalls auf wissenschaftlicher Basis durchgeführt. Das Online-Angebot sieht für mich gut aus, ich habe aber selbst noch keine Erfahrungen vor den Hebriden gesammelt.

Quellen:
https://www.mba.ac.uk/marinebiologist/wp-content/uploads/2015/04/TMB_Issue4_Orca.pdf

u. a.

 

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