Als Science-Bloggerin, Social Media-Anhängerin  und Pädagogin an einem außerschulischen Lernort sehe ich die aktuelle Diskussion zum Thema „Computer“ und digitalen Medien unter unterschiedlichen Aspekten. Die rigorose Ablehnung der „Bildungsoffensive für die digitale Wissenschaft“ ist von Unsachlichkeit, ja von Hysterie geprägt. Ich wünsche mir eine kenntnisreichere Diskussion und statt dogmatischer Social Media- und Technik-Anfeindung eine zeitgemäße Bildung der Kinder und Jugendlichen als Ziel hat. Zu der auch angewendete Computertechnologie und Kenntnisse Neuer Medien gehören. Ich denke, dass auch Science-Blogs in einem zeitgemäßen Unterricht zu aktuellen Themen liefern könnten. Das Potential dazu haben sie.
Auch wenn dieser Post für „Meertext“ etwas Off-Topic ist, ist mir der Inhalt ein echtes Anliegen. Über konstruktiv-kritische Kommentare freue ich mich.

Essay: Neue Medien in der Schule – Medienhysterie versus Medienkompetenz

Aus dem Arbeitsalltag sind moderne Informations- und Kommunikationstechniken nicht mehr wegzudenken. Auch in der universitären Lehre an deutschen Universitäten ist der Einsatz neuer Medien längst selbstverständlich. Der Umfang des intermedialen Angebots ist zwar im Einzelfall immer noch abhängig vom dem Engagement der Dozenten und der Ausstattung des Fachbereichs. Aber das Angebot an e-learning-Einheiten und zeitgemäßer Mediennutzung nimmt stetig zu, und es wird von den Studierenden auch eingefordert.
Die Kompetenz zur Nutzung moderner Medien muss gelernt werden.  Die Schule und die Zeit als Kind und Jugendlicher wären der ideale Ort und Zeitpunkt dafür. Allerdings sieht es damit in Deutschland nicht sehr gut aus. Die technische Ausstattung vieler Schulen ist veraltet und nicht alle Lehrenden sind im Umgang mit Neuen Medien erprobt und kompetent.

Am 12.10.2016 stellte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka die “Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft” vor – das Programm, soll den digitalen Wandel in der Bildung vorantreiben. Denn: “Zu guter Bildung im 21. Jahrhundert gehören IT-Kenntnisse und der souveräne Umgang mit der Technik und den Risiken digitaler Kommunikation ebenso wie das Lernen mittels der vielen neuen Möglichkeiten digitaler Medien. Deutschland muss diese Chancen viel stärker nutzen als bisher. Wir müssen bei der digitaler Bildung einen großen Sprung nach vorn machen. Diese Entwicklung wird das Bundesbildungsministerium mit seiner neuen Strategie vorantreiben und mitgestalten”, sagte Wanka. “Zentral für den Erfolg digitaler Bildung ist die Pädagogik – digitale Technik muss guter Bildung dienen, nicht umgekehrt.”
„Das BMBF bietet demnach an, über einen Zeitraum von fünf Jahren mit rund fünf Milliarden Euro die rund 40.000 Grundschulen, weiterführenden allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen in Deutschland mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung, W-LAN und Geräten zu versorgen. Im Gegenzug sollen sich die Länder verpflichten, die entsprechenden pädagogischen Konzepte, die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie gemeinsame technische Standards umzusetzen. Die Grundlage für eine solche Vereinbarung ist Artikel 91c des Grundgesetzes, der die Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Bereich der Informationstechnik ermöglicht.“
Die Initiative wird von einem ganzen Maßnahmenbündel flankiert, das bei der Umsetzung helfen und eine nachhaltige Wirkung generieren soll.
Dazu gehören u. a.
„ ·  Regionale Kompetenzzentren Digitalisierung: Das BMBF unterstützt Kommunen und Bildungseinrichtungen dabei, vor Ort Digitalisierungsstrategien für Bildung zu entwickeln, Erfahrungen auszutauschen und gute Praxis in die Breite zu tragen. Geplant sind deutschlandweit bis zu zwanzig dieser Kompetenzzentren.
·  OER-Informationsstelle: Um Offene Bildungsmaterialien (Open Educational Resources OER) nachhaltig in allen Bildungsbereichen zu verankern, richtet das BMBF eine Informationsstelle ein, die Informationen bündelt und bereitstellt, sowie Fort- und Weiterbildung von Multiplikatoren zum Thema OER fördert.
·  Berufsbildung 4.0: Mit der bereits gestarteten Initiative Berufsbildung 4.0 unterstützt das BMBF den digitalen Wandel in der beruflichen Bildung. Wir entwickeln Ausbildungsordnungen weiter und fördern die digitale Ausstattung der überbetrieblichen Ausbildungsstätten sowie den Einsatz digitaler Medien in der Ausbildung.“

https://www.bmbf.de/de/sprung-nach-vorn-in-der-digitalen-bildung-3430.html

Sofort meldeten sich kritische Stimmen zu Wort, die dem Projekt ablehnend gegenüber standen. Warum sollte es jetzt Geld für Computer geben, wo die Schulen doch erst mal renoviert werden müssten? Der Bund dürfe solche Sachen gar nicht vorschlagen, da Bildung Ländersache sei. Und überhaupt…die Schüler sollten jetzt nicht auch noch im Unterricht „daddeln“ können, sondern lieber was Anständiges lernen. Und: Wenn jetzt die Computer angeschafft werden, wer kümmert sich dann um die Wartung in den nächsten Jahren, da die Schulen dafür kein Geld haben?

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Kommentare (32)

  1. #1 rolak
    7. November 2016

    Schon der Bleistift war ein Fehler, Griffel und SchieferTäfelchen funktionierte doch auch – und es gab diese schicken Schwämmchen. Apropos Griffel: Mit weichem Ton gehts auch…

    Den meisten Menschen fehlt beim computern das Grundwissen um die Dinge, die nicht gehen, wie eben der oben beschriebene (Nicht)Schluß ‘irgendwas Passendes gefunden’==’wesentliche Daten erarbeitet’.

  2. #2 Bettina Wurche
    7. November 2016

    @rolak: Mich macht es einfach fassungslos, dass wir im Jahre 2016 ernsthaft über sowas noch diskutieren.

  3. #3 tommtoo
    7. November 2016

    Tja ,was will mann da noch sagen.
    Meiner Meinung nach ist es eine absolute Pflicht Medienkompetenz zu lehren. Oder lässt mann Kinder ohne Hilfestellung einfach so mit dem Feuer spielen ?

  4. #4 RPGNo1
    7. November 2016

    Ich gebe gerne zu, dass ich kein Facebook, Twitter oder andere Social Media mag und sie auch nicht benutze und dass ich mich auch ganz Old-school-mäßig über den Computer ins Internet einlogge: kein Smartphone, kein Tabletcomputer. Die Computerbedienung habe ich mir Ende der 80er Jahre selber beigebracht, ebenso wie die Internetbenutzung in den 90er während des Studiums.

    Wenn jedoch heute die großartige Chance besteht, dass den Schülern unter pädagogischer Aufsicht der vernünftige Umgang mit Computer und digitalen Medien beigebracht werden kann (alles finanziert vom Bund und nicht von Länder- oder Schulbudgets), dann sollte die Gelegenheit am Schopf ergriffen werden. Es wird sicher nicht alles glatt gehen. Es wird auch zu Rückschläge kommen, aber die Kassandrarufe einiger Lehrerverbände sind fehl am Platz. Die skandinavischen Länder sind in diesen Dingen schon viel weiter als Deutschland. Trotzdem sind die Schüler nicht im Elend versunken, sondern erzielen regelmäßig beste Plätze bei den PISA-Studien.

  5. #5 rolak
    7. November 2016

    wir im Jahre 2016

    Vor gut 40 Jahren wurde an der Schule ein Computer angeschafft, ein (quite goth) TTL-Grab namens Wang 2200 – und wahrlich, ich sage euch, es entbrannte schon im Zuge des Entscheidungsprozesses genau dieselbe Pseudodiskussion. Pseudo, weil ein Teil der Teilnehmer nicht argumentierte, sondern postulierte bzw die große Wahrheit zu offenbaren vorgab, Unfähig, jedoch zumindest unwillig, die eigene Position auch nur um ein Angström zu ändern. Moderne Ludditen, wenns einen Namen braucht.
    Immerhin derart moderat, daß sie sich überstimmen ließen. Mir kommt es so vor, als wäre mittlerweile diese verquast rückwärts-romantische Fraktion zwischenzeitlich deutlich erstarkt und bigott genug, die damals und heute bekämpften Entwicklungen massiv zu nutzen und damit höchst versiert ein Instrument spielen, das insbesondere für von jeglicher aufklärerischer Entwicklung sich allein gelassen Fühlende die stärksten Melodien hervorbringt: Das Klavier der Emotionen.
    Und Teile haben das mit dem moderat mittlerweile abgelegt, manichäisch wird die Umwelt in böse und gut gesplittet, werden die definiert Bösen zur Schädigung freigegeben.

    Doch auch der damals sich durchsetzende Teil, auch wir haben uns der Romantik hingegeben, vorwärts gerichteten Träumereien, ignorierend, daß die Überstimmten weiter agierten. Die waren nicht weg, genausowenig wie die Nazis mit Ende WW2, genausowenig wie ihre Nachfolger im Städtchen nach dem Dichtmachen des bekannten Treffpunkts.
    Das Leben ist nur zeitlich+räumlich ziemlich lokal fluffig und niedlich, im Mittel dagegen Hardcore schon deswegen, weil die ganzen bescheuerten Ideologien eben nicht verschwinden, bestenfalls eine Pause machen zwischen zwei Tritten vors Schienbein.

    Übrigens, um wenigstens ein wenig beim Thema zu bleiben, war unter den vielen frühen Gedanken (stormy brain) bzgl des gelesenen Schulszenarios auch ein ‘aber gewisse SmartieAktionen blocken’. Was für ein Blödsinn. Nicht nur, daß sowas gräßlich oppressiv wirkt (ua, weil es so ist), sondern daß es letztlich doch irgendwie umgangen werden kann.

  6. #6 tommtoo
    7. November 2016

    @Rolag
    Ein Wang2200 da weden alte Erinnerungen wach. Meine ersten Basic Progs. in der Computer AG.

    😉

  7. #7 Lercherl
    7. November 2016

    Zu oft habe ich erlebt, wie Lernende einfach nur „googeln“ oder bei Wikipedia nachschlagen, weil sie meinen, dass dort alle Antworten stünden.

    Es müssen ja nicht alle Antworten auf eine Frage dort stehen, sondern nur eine. Und diese eine muss auch nicht die beste sein, sondern nur gut genug. Und das ist mit Google/Wikipedia für Fragestellungen in der Schule sehr häufig der Fall. Andere Methoden, z.B. Datenbank-Recherchen in spezialisierten Datenbanken mit mühsam zu bedienendem Interface (das sind die meisten, weil deren Erfinder nicht viel Ahnung von Interface-Design haben) sind viel aufwendiger: Vom Standpunkt der Schüler rentiert sich der Aufwand nur, wenn der erste Weg nicht zum Ziel führt – eine rationale und in den meisten Fällen sinnvolle Strategie.

    Mein Vorschlag für ein Neue-Medien-Projekt an Schulen wäre: intensive Auseinandersetzung mit Wikipedia (und zwar jenseits des reflexhaften „Wikipedia ist pfui“, dem man von Lehrern leider zu oft begegnet):

    * Studium der Artikel zu einem bestimmten Thema (egal was, Rumänien im Zweiten Weltkrieg und danach, Farbsehen in der Tierwelt, die Geschichte der Atomtheorie, …)

    * Wie sind diese Artikel entstanden: Studium der Versionsgeschichten und der Diskussionsseiten, welche Quellen wurden verwendet?
    * Beurteilung der Qualität der Artikel: genügen sie den von Wikpedia selbst definierten Anforderungen (neutraler Standpunkt, etabliertes Wissen aus verlässlichen Quellen usw.)? Sind sie untereinander konsistent (auch Vergleiche mit Versionen in anderen Sprachen)? Sind sie verständlich?
    * Und zuletzt der wichtigste Teil: Gemeinsam bestehende Wikipedia-Artikel verbessern und neue verfassen.

  8. #8 Nele
    7. November 2016

    Zum Glück ist es nicht irgendwo so. Hier in einem Weiterbildungskolleg (= Gymnasium für Erwachsene) in NRW arbeite ich seit rund 10 Jahren im abitur-online Projekt und verwende auch Informationstechnologie im normalen Unterricht – Moodle als Lernplattform und ein Computer+Internet als ganz normales Alltagswerkzeug im Unterricht.

    (Aber fürchterliche Probleme mit der Infrastruktur – ich sage nur WLAN! – kenne ich auch.)

    https://www.schulentwicklung.nrw.de/abitur-online/

  9. #9 Pia Bork
    München
    8. November 2016

    Junge Erwachsene in der Berufsausbildung fallen mir auf durch geringe oder fehlende Kenntnisse in:
    – professioneller Suche im Internet
    – Umgang mit Datenbanken im Internet
    – Sichtung und Wertung von Fundergebnissen
    – Verwendung von anderen Suchmöglichkeiten als Google
    – Umgang mit büroüblicher Software

    Es ist katastrophal, wie wenig Basiskenntnisse im Bereich Computer und Internet ich bei jungen Anwälten, jungen Sekretärinnen, jungen Ingenieuren antreffe. Ob es die Beherrschung der Tastatur ist oder grundlegende Kenntnisse von Betriebssystem, Kalkulation oder Schreibprogramm sind, ob es Basiskenntnisse des Suchens sind … ich muss bei jungen Erwachsenen in der Regel bei Null anfangen. In der Berufsbildung ist das eine Katastrophe, weil ich Kurse nie auf einem Grundniveau aufsetzen kann. Wo fange ich an, wenn ich bei “Tabulator” in fragende Gesichter gucke? Wo soll ich beginnen, wenn “Datenbank” ein Fremdwort ist? Was fange ich an mit jungen Juristen, die auf die Frage, welches Office-Programm sie daheim verwenden, antworten “Windows 7”?
    In der Berufsbildung brauche ich eine gewisse Basis, die in Schule und Studium gelegt wird: den routiniert-normalen Umgang mit Medien; wie und wo recherchiert man; welche Programme sind für welche Aufgabe geeignet?

  10. #10 Smørrebrød
    8. November 2016

    Ich finde die Idee grundsätzlich gut, aber eine Frage drängt sich mir auf:
    Besitzen die Lehrenden selbst genug Kompetenz im Umgang mit den “neuen Medien”, um den Lernenden diesen sinnvoll beizubringen?

  11. […] Als Science-Bloggerin, Social Media-Anhängerin und Pädagogin an einem außerschulischen Lernort sehe ich die aktuelle Diskussion zum Thema „Computer“ und digitalen Medien unter unterschiedlichen As…  […]

  12. #12 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @Smorrebrod: Etwas nicht zu wissen, ist kein Problem. Allerdings keine Ausrede dafür, etwas nicht zu lernen. Lehrende müssen, wie heute die meisten gebildeten und ausgebildeten Erwachsenen, stetig dazulernen. Wenn wir Lehrerfortbildungen zum Thema Klimawandel haben, muss es genauso Lehrerfortbildungen zum Thema Medienkompetenz geben. Medienkompetenz, Datenschutz u. a. sind auch gar keine neuen Themen, aber sie verändern sich stetig. Da muss man dranbleiben.

  13. #13 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @Pia Bork: Danke für diesen Kommentar! Zumindest an der Uni Frankfurt werden an einigen Fachbereichen zunehmend Kurse angeboten, dass zumindest Promotionskandidaten diese Basics strukturiert lernen. Was ich für viel zu spät halte. Diese Basics sollten wirklich vor Beginn der Berufsausbildung bzw. eines Studiums vorhanden sein.

  14. #14 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @Nele: Klasse! Es gibt Hoffnung : )

  15. #15 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @Lercherl: Exakt meine Rede. Die Beurteilung von Quellen ist das A und O der Recherche. Und Wikipedia viel besser als ihr Ruf. Im e-Learning wird oft damit gearbeitet, Lernende selbst ein Wiki erstellen zu lassen, damit begreifen sie die Struktur und Zuverlässigkeit viel besser.

  16. #16 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @rolak: Ich finde es immer wieder unglaublich, dass die immer wieder die gleichen ideologischen Diskussionen, über Jahrzehnte hinweg, geführt werden.

  17. #17 schlappohr
    8. November 2016

    “Ich gebe gerne zu, dass ich kein Facebook, Twitter oder andere Social Media mag und sie auch nicht benutze […]”

    Dito. So gesehen befinde ich mich in einer digitalen Nichtexistenz. Was für viele ein absoluter Albtraum zu sein scheint, ist für mich ein erstrebenswerter Grundzustand. Manchmal mache ich mir einen Spaß und google nach meinem eigene Namen, und finde nichts außer ein paar Veröffentlichungen, und ich möchte, dass es so bleibt. Das sagt übrigens jemand mit 13 Semestern technischer Informatik und einer Promotion im gleichen Gebiet, und der seinen Job ohne Internetrecherchen nicht machen könnte. Nur falls jetzt jemand mit Technikfeindlichkeit um die Ecke kommt.

    Aber mal den Zynismus beiseite. Diese Bildungsoffensive ist eine gute und längst überfällige Sache. Über all dem sollten aber einige goldene Regeln stehen, die den Kindern vermittelt werden müssen:

    1. Ein Computer ist ein Werkzeug, das Dir bei der Lösung bestimmter Probleme helfen kann, aber nur, wenn Du damit umgehen kannst. Lerne seinen Gebrauch.

    2. Es gibt Probleme, die Du mit dem Computer nicht lösen kannst. Dafür brauchst Du ein anderes Werkzeug, nämlich Deinen Kopf. Lerne seinen Gebrauch.

    3. Du musst in der Lage sein, ganz ohne Computer zu überleben, auch wenn es mit Computer einfacher ist. Versuche, dem Computer nur die Dinge zu überlassen, die _nur_ der Computer tun kann. Wenn Du ihm alles überlässt, verliert Dein Leben jeglichen Inhalt. Es gibt zwar für für alles eine App, aber meisten davon sind vollkommen sinnfrei. Wenn Deine Beine gesund sind, benutzt Du auch keine Krücken, obwohl Dir jemand welche anbietet.

    4. Die sicherste Methode um eine unattraktive Meinung vertreten zu können und dennoch einem Facebook-Shitstorm zu entgehen, ist es, kein Facebook-Konto zu haben. Likes and Followers fühlen sich gut an, aber sie sind eine Erfindung amerikanischer Großkonzerne und nicht wirklich wichtig , sofern Du keine Person von öffentlichem Interesse bist (z.B. ein Blogger).

    5. Wenn Dich jemand fragt, ob Du etwas zu verbergen hast, dann antworte mit JA. Dein gesamtes Leben mit alles wichtigen und unwichtigen Details. Es gehört allein Dir, und nicht der Regierung Deines Landes oder Apple oder Google. Und wenn es weg ist, bekommst Du es nicht zurück.

    6. Im Internet findest Du Juwelen, aber sie stecken tief in den Bergen des Schwachsinns. Meistens musst Du lange suchen, und Wikipedia und Google sind ein guter Anfang Deiner Grabung, keineswegs aber ihr Ende.

    7. Vielleicht das Schlimmste von allem: Siri ist nicht Deine Freundin. Sie versteht nicht was Du sagst, und sie weiß nicht, was Du willst. Sie ist wie ein komplizierter Tamagochi, aber sie wird Dich verpetzen mit allem was Du sagst.

    To be continued.

  18. #18 Frank Wappler
    https://free.wikipedia.now
    8. November 2016

    Bettina Wurche schrieb (7. November 2016):
    > Lernende […] Wir Lehrenden müssen ihnen beibringen, woher Daten ursprünglich kommen. Wie sie eigene Daten erstellen oder fremde Daten auf ihre Glaubwürdigkeit und Gültigkeit hin überprüfen müssen und können.

    Beigebracht werden kann und sollte natürlich außerdem,

    – wie sie eigene Prüfverfahren bzw. Messgrößen nachvollziehbar definieren oder lernen,

    – wie sie sich von denjenigen Administratoren abgrenzen, die Gültigkeit bzw. Nachweise für reine Formalitäten halten, die von Anderen/Außenstehenden/Vorgängern verantwortet werden könnten oder gar sollten,

    – wie sie all das wiederum lehren bzw. unter Einsatz oder Schaffung geeigneter technischer Mittel (crowd-)sourcen, dokumentieren, mitteilen.

    > Die Beurteilung von Quellen ist das A und O der Recherche.

    Selbstverständnis ist das A und O der Beurteilung.

  19. #19 RPGNo1
    8. November 2016

    @Schlappohr
    Schöne Regeln. Denen kann ich mich vollumfänglich anschließen.

  20. #20 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @Frank Wappler: Ein sehr wichtiger Aspekt: Selbstständigkeit beim Erarbeiten, Beurteilen und Kommunizieren bzw. Aufbereiten von Datensätzen und Inhalten sind die Basis (nicht nur) für wissenschaftliches Arbeiten. Zu oft findet in Schule und Studium stattdessen Bulimie-Lernen statt.
    Wie das Wetter ist, kann man auch mit einem Blick nach draußen bzw auf ein Außenthermometer herausfinden, statt danach zu googeln.

  21. #21 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @schlappohr: Das fällt unter Medienkompetenz: “Du bist der Hüter Deiner Daten. Und ein Computerprogramm ist nicht Dein Freund.” Der Film “Her” sollte eigentlich ins Bildungsprogramm aufgenommen werden.

  22. #22 Tobi
    8. November 2016

    @schlappohr

    Versuche, dem Computer nur die Dinge zu überlassen, die _nur_ der Computer tun kann.

    Deinen anderen Regeln stimme ich zu aber diese ist denke ich zu strikt formuliert. Man sollte ganz sicher nicht sein Leben einfach aus der Hand geben, aber man darf dem Computer schon manche Dinge überlassen, die er einfach besser kann. Dabei wäre es natürlich gut, wenn man auch weiß, wie es ohne Computer funktioniert. Um deinen Vergleich aufzugreifen: Wenn deine Beine intakt sind verwendest du sicher keine Krücken, aber bestimmt mal ein Auto.

  23. #23 schlappohr
    8. November 2016

    @Tobi,

    ja, da stimme ich Dir zu. Das mit dem Auto ist ein gutes Beispiel. Ich denke, hier muss jeder eine eigene Grenze setzen, zwischen dem, was er aus der Hand gibt und was er selbst tun möchte. Wichtig ist es, zu vermitteln, dass man diese Grenze überhaupt und möglichst sinnvoll setzen muss.

  24. #24 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/10/03/windows-10/
    8. November 2016

    Ich halte die Schwierigkeit, einen Computer zu benutzen, für weithin überschätzt. Als ich anfing damit, da gab es so dünne Bücher für ca. 10 Mark, xy-lernen in soundsoviel Stunden. Da habe ich mir selbst in einer Woche, täglich vielleicht 2 Stunden, Excel beigebracht und wusste danach das, was man in 95-99% der Fälle braucht. Alles weitere ich dann sporadisch bei Bedarf unsystematisch gelernt, teils über die eingebaute Hilfe, später auch mittels Netz, allerdings für OpenOffice, wo ja alles ähnlich war. Für die Textverarbeitung ähnlich, eher weniger Zeit.

    Heikel finde ich den Erwerb von Softwarelizenzen und das Trainieren kommerzieller Produkte. Wer die Ähnlichkeit nicht kennt, der wird lauthals Microsoft verlangen. Geht man nach Qualität müsste man bei Textverarbeitungen TeX üben. Neben Geräteanschaffung und Wartung muss dann auch alle paar Jahre die Software erneuert werden und auch wenn die Unterschiede nicht so gewaltig sind werden die Eltern motzen, wenn das Kind an einem 5 Jahre alten Gerät sitzen muss.

    Medienkompetenz lernen ist ein schönes Schlagwort, allein man müsste erst mal Lehrer mit Medienkompetenz haben. Wo sollen die herkommen? Außerdem eignen sich Rechner einerseits sehr zur Ablenkung, andererseits zur Sabotage. Zur Recherche müsste es Netzzugang geben, zum Mitbringen der Hausaufgaben USB-Sticks oder ähnliches, Im Zweifel macht der Lehrer das, was er schon kann, also Word, PDFs, Aufgaben über Facebook verteilen.

    Einen Text lesen und inhaltlich erfassen, die Stilmittel analysieren, das geht mit Papier genauso. Beim Schreiben kann die Rechtschreibhilfe eingreifen, ob man dadurch besser lernt weiß ich nicht. Ob es gebraucht wird, wenn später im Leben 90% auch mit einer solchen verfasst werden kann man bestreiten – schaut man sich Texte im Netz an, sind wir heute noch weit davon entfernt.

    Partizipation von Schülern in Wissenschaft, Forschung und Politik – das finde ich lustig. Immer häufiger hört man, dass die Unis klagen, die Studienanfänger würden Basiskenntnisse in Deutsch und Mathe fehlen. Für Politik interessiert sich schon gleich kaum jemand.

    In den alten Unterricht kann man Computer oft nicht nutzbringend integrieren. Wenn man guten Unterricht mit PC-Unterstützung machen will, müsste man den Unterricht an diesem ausrichten. Das erfordert Planung, Vorbereitung und Ausbildung.

  25. #25 Bettina Wurche
    8. November 2016

    @user unknown: Ihre Statements sind von den vorigen Kommentatoren bereits vollständig ausgeräumt worden:
    1. Auch Lehrende können lernen. Natürlich muss Mediendidaktik noch stärker auch in der Lehrerausbildung berücksichtigt werden.
    2. Medienkompetenz bedeutet wesentlich mehr als die Beherrschung einiger Nutzeranwendungen.
    3. Der Rechner ist ein Werkzeug von vielen und soll das Denken nicht ersetzen (Das ist an mindestens 4 Stellen ausführlich diskutiert worden).
    4. Dass über ungeschützte Verbindungen wie Facebook gearbeitet wird, ist ein absolutes Don´t im e-Learning. Dafür gibt es geschützte e-Räume und -Clouds auf Landesebene mit hohen Schutzvorrichtungen. Ein Super-Aufhänger, um über Datenschutz und Schutz der Persönlichkeitsrechte zu diskutieren.
    5. Pools mit Lizenzen werden über Landesebene zur Verfügung gestellt, daneben bietet sich ein Vergleich mit Open-Office-Programmen an.
    6. Es gibt genügend e-Learning-Angebote, etwa für den Umgang mit Lernplattformen und Mediendidaktik.
    7. Partizipation von Schülern in Wissenschaft, Forschung und Politik – finden Sie lustig? Ich nicht. Da gibt es so einige engagierte junge Leute, die von engagierten Lehrern angeleitet werden, Projekte durchzuziehen, von denen die meisten Erwachsenen nur träumen können. Ich kenne Physiklehrer, die grandiosen Astronomieunterricht anbieten, bis zum Mitflug in der fliegenden Sternwarte Sofia.

    Es gibt keine rationalen Argumente gegen eine sauber strukturierte und durchgeführte Medienerziehung.

  26. #26 kari90
    9. November 2016

    @Bettina Wurche #25:

    zu Punkt 1: Ja sie KÖNNEN lernen. Manchmal überkommt einen aber das Gefühl, dass manche einfach gar nicht lernen WOLLEN. Zumindest in Österreich ist fächerübergreifender Unterricht an manchen Schulen eine Traumvorstellung und genau darum würde es sich handeln.

    Das heißt aber jetzt nicht, dass ich der Meinung bin, dass man nicht trotzdem versuchen sollte diese Themen in der Schule aufzugreifen. Es wäre aber wahrscheinlich auch mit jetzigen Mitteln viel mehr möglich als tatsächlich umgesetzt wird. Es bringt nicht viel Geld in Infrastruktur zu investieren, wenn sie nicht genutzt wird. Bevor also hier Geld in die Hand genommen wird, muss zuerst einmal viel Zeit und Geld in die Ausbildung von Lehrern und in das Finden von interessiertem Personal für die Wartung der Infrastruktur ausgegeben werden. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass die Dinge ungenutzt bleiben.

    In Österreich kommt es wahrscheinlich stark darauf an von welcher Schulstufe oder welchem Schultyp wir sprechen. Gerade in den Volksschulen (1.-4. Schulstufe) aber auch an manchen Hauptschulen (5.-8. Schulstufe) fällt halt leider auf, dass es nur wenige an diesem Thema interessierte Lehrer gibt. In diesem Alter kommen Kinder aber meistens das erste Mal mit neuen Medien in Berührung. Hier wäre auch noch ein spielerisches Erlernen von erster Medien- und IT-Kompetenz möglich. Viele junge Lehrer(innen) – es sind hauptsächlich Frauen besonders in Volksschulen – sind zwar mit Computern aufgewachsen, trauen sich aber selbst nicht zu so etwas Technisches zu vie anzurühren. Vieles ist ihnen schlichtweg zu kompliziert, die Angst zu groß etwas “kaputt” zu machen. Auch fehlendes Interesse ist hier wohl ein Problem. Wen man bedenkt, dass diese Generation von Lehrern noch solche Ängste hat, wie sieht es dann mit älteren Kollegen aus?!

    Schwieriges Thema bei dem auf jeden Fall noch viel Arbeit notwendig ist.

  27. #27 Bettina Wurche
    9. November 2016

    @kari90: Absolut d´accord. Wir müssen mehr einfordern (auch von LehrerInnen) und es braucht deutlich mehr Anstrengung von allen Seiten – finanziell, infrastrukturell, didaktisch, intellektuell, etc. Da braucht es wesentlich mehr Anstrengungen schon in der Lehrerausbildung. Und ich habe auch den Eindruck, dass wir zumindest an deutschen Schulen auch ein Genderproblem haben. Und all diese Hinderungsgründe sind eben keine Entschuldigung, die jetzigen Chancen zu nutzen, um erste Schritte zu machen.
    Ein echtes Never-ending-Thema.

  28. #28 Bettina Wurche
    9. November 2016

    Es freut mich sehr, dass dieser Beitrag so viele und gute Kommentare bekommen hat. Als Science-Blogger und Pädagogin sehe ich mich bei solchen Fragen schon in der Verantwortung. Zumal ich immer mal wieder Zuschriften von Schülern bekomme, die “meertext” für Recherche genutzt haben. Mit denen würde ich gern mal eine interaktive Lernveranstaltung machen, woran sie zuverlässige Informationen aus dem Internet erkennen.
    An anderer Stelle bin ich im Frühstadium in eine Projektplanung involviert, wo es um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen geht. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird – gerade die Kombination aus “Hands-on” und virtuellen Welten finde ich verlockend.

  29. #29 Pilot Pirx
    Bad Schallerbach
    9. November 2016

    Das mit dem Genderproblem erläutere doch bitte kurz.
    Was virtuelle Welten zur Kompetenzbildung angeht, sowas gab es schon mal, und da ging es nicht nur um Medien, das kam aber auch dabei rum.https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwj0oMrj0JvQAhWBvRQKHYiQDAsQFggoMAE&url=http%3A%2F%2Fwww.fachportal-paedagogik.de%2Ffis_bildung%2Fsuche%2Ffis_set.html%3FFId%3D662512&usg=AFQjCNGYfJyqf3mUJ5LL9-Z5q9jZhMDkdg . Leider sind weitere Artikel bei flüchtiger Suche nicht mehr zu finden.
    Ich hatte damals mit Anelka als Nr.2 unserer Dioktatur öfters diplomatische Kontakte in unserer virtuellen Welt.
    Bei Bedarf gern nähere Erläuterungen.

  30. #30 tomtoo
    10. November 2016

    @Bettina
    Ich möchte das in #3 gesagte verdeutlichen.
    Vor 20 Jahren war die Hardware die
    mann heute als Smartphone bezeichnet ein durchaus brauchbarer Server. Und wie ein Server ist ein Smartphone in ständiger Verbindung mit dem Inet.
    Aber in Firmen sind für soetwas wie Sicherheit Spezialisten zuständig. Also welche Software darf aufgespielt werden usw. Was soll ein 12 Jähriges Kind ohne Begleitung denn tun ? Mit Medienkompetenz ist eben nicht gemeint wie ich einen Tab in Word setze. Sondern was passiert wenn ich mich mit eine Webserver wie Wikipedia verbinde. Und das muss früh geschehen. Es muss ja gar nicht tief gehen, aber es muss Verständnis geben was ist eine App lokal oder was ist eine App im Browser usw. Das inet ist wie Feuer , ohne Feuer währe der Forschritt zu unsere Kultur nur schwer denkbar , aber der Umgang damit muss gelernt werden . Auch mit den Gefahren. Und deswegen ist es eben kein ‘nice to have’ sondern eine Pflicht so etwas zu Lehren und zwar ganz früh.

  31. #31 Bettina Wurche
    10. November 2016

    @tomtoo: Absolut d´accord. Und zur Medienkompetenz gehören auch noch das abstrakte, dahinter stehende Wissen umd die Funktion der Algorhythmen und Maschinenkommunikation, das Lesen und Diskutieren von “1984” und wesentliche Aufklärung zum Datenschutz. Dazu würde ich sogar schon den freigiebigen Umgang mit Kundenkarten und einigen anderen Dingen zählen. Ebenfalls dazu zählen noch kritische Diskussdionen über die dunkle Seiten von Social Media, Cybermobbing nimmt leider zu. Und Diskussionen über zu extensives Spielen sind wichtig – schließlich klären wir auch über Drogen wie Alkohol und Zigaretten auf (zumindest hoffe ich, dass das thematisiert wird). Ein Medienverbot erzeugt keine Medienkompetenz und ist nicht hilfreich.

  32. #32 tomtoo
    10. November 2016

    @Bettina
    Absolut. Da wird viel zu viel verschlafen.