Bildergebnis für neemo 21 nasa coral

NEEMO- 21 Mission Day 6-7 Science highlights: Outside the @reefbase habitat (NASA)

Das Korallenprojekt war dafür ein ideales Trainingsumfeld.
Die Astronauten sollten nach der Instruktion von Wissenschaftlern arbeiten. Dazu gehörte die Auswahl einzelner Korallenkolonien und deren Aufpflanzen auf ein baumartiges Gerüst. Die Auswahl einer Koralle durfte natürlich nicht willkürlich erfolgen, sondern es mussten die richtige Art und ein geeignetes Exemplar sein.
Der Astronaut hat dem Wissenschaftler also zunächst die Umgebung gezeigt. Dann würde der Wissenschaftler seine Auswahl treffen und den Astronauten instruieren. Danach würde der Astronaut einzelne Korallenkolonien auswählen und die vereinbarten Arbeitsabläufe durchführen. Eine zeitaufwändige Prozedur, die der limitierten Zeit für jeden EVA-Durchgang (EVA: Extravehicular Activity) auf dem Mars mit ihrer verzögerten Kommunikation widerspricht. Zwischen Fragen und Antwort zwischen Mars und Erde liegen schließlich über 20 Minuten Zeitverzögerung.
Die Kommunikation musste effizienter werden!

In der verbesserten Kommunikation wählt der Astronaut im Feld eine Vorauswahl von Proben oder Probegebieten aus und markiert diese, z. B. mit Zahlentafeln. Dieses Bild schickt er dem Wissenschaftler und arbeitet dann weiter. Der Wissenschaftler sucht aus der Vorauswahl das oder die geeigneten Exemplare oder das Probenareal aus und schickt dem Astronauten seine Wahl zurück, indem er die Bezeichnung der Markierung nennt: „Bitte Probe Nr. X entnehmen“. In der Zeit, in der das Funksignal unterwegs ist, kann der Astronaut bereits weiterarbeiten. So kann die kostbare EVA-Zeit trotz der verzögerten Kommunikation effektiv genutzt werden.
Die Astronauten führen alle Arbeiten nach spezifischen Prozeduren durch, die Schritt für Schritt gelesen bzw. vorgelesen werden müssen. In manchen Fällen muss der Raumfahrer zwischen der durchzuführenden Arbeit und dem Manual am stationären Computer hin- und herlaufen. Das kostet viel Zeit.
So wurden in diesem Projekt erstmals Laptops unter Wasser getestet. Sehr erfolgreich! Die mobilen persönlichen Computer sind natürlich wesentlich effektiver und komfortabler zu benutzen als stationäre Computer.

Im Habitat haben die Aquanauten dann noch Experimente ausprobiert, die für die ISS vorgesehen waren. Etwa das Entnehmen und Sequenzieren von biologischen Proben. Auch das hat gut geklappt, so dass der Versuchsaufbau dann wenige Wochen später auf der ISS erfolgreich durchgeführt wurde.
Die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Muskel- und Knochenmasse sowie die Erhaltung der Feinmotorik ist bei Weltraum-Aufenthalten in der Schwerelosigkeit oder bei verringerter Gravitation immer ein sehr wichtiger Aspekt. Darum haben die Aquanauten noch ein neues, platzsparendes Sportgerät für die ISS getestet: Miniature Exercise Device – MED 2.
Nach einem Raumflug, so Matthias Maurer, brauchen Astronauten in der Regel drei Wochen, bis ihr Gleichgewichtsgefühl wieder vollständig hergestellt ist. In dieser Zeit dürfen sie etwa kein Auto fahren.

Dieses Video gibt einen bildhaften Einblick in NEEMO 21:

LUNA: Die Mondbasis in Köln

Hier erklärt Matthias Maurer LUNA:

Matthias Maurers Rolle war es, LUNA zu initieren und zu planen. Diese Rolle hat derzeit Samantha Christoforetti übernommen.
Zum Mondtraining habe ich selbst noch sehr viele Fragen, die ich an dem Abend leider nicht mehr loswerden konnte. Das wird wohl eher noch mal ein eigener Beitrag.

(Dieser Beitrag gibt den größten Teil von Matthias Maurers Vortrag wieder, ist aber keine wörtliche Mitschrift. Ich habe den Inhalt in meinen eigenen Worten wiedergegeben und an manchen Stellen etwas mehr Hintergrund erklärt.)

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Kommentare (13)

  1. #1 Pilot Pirx
    2. März 2017

    Danke für diesen spannenden Text(Teil1 und 2).
    Aber mit dem Mars sollte man sich doch langsam mal beeilen. Man hat ja schon reichlich Verspätung, nach dem, was man so in den 70ern so als Zeitvorgabe angenommen hatte.
    Im Ernst, ich war 5, als die erste Mondlandung war und ich hab heut noch eine sehr präsente Erinnerung
    an diese Nacht.
    Und vor meinem Ableben würde ich schon gerne noch die Marslandung miterleben 😉 .

  2. #2 Alderamin
    3. März 2017

    @Pilot Pirx

    Ehrlich gesagt – ich (gleiches Alter wie Du) verliere gerade die Hoffnung, dass ich es noch erleben werde. Unter anderem dank Trump. Vor den 2040ern wird das eh’ nichts werden (allenfalls ein Vorbeiflug), und wenn man jetzt doch erst wieder zum Mond fliegt, wird’s auch noch 2050-55, das wird dann sehr eng für einen alten Greis kurz vor 90.

    Elon Musk ist ja willens, auf das Gaspedal zu drücken, aber finanziell kann er das nicht alleine stemmen. Er will sich mit seinem Colonial Transporter als “Enabler” positionieren, so dass die Regierung bzw. die NASA ihm evtl. den Auftrag gibt, den Marsflug umzusetzen, weil er wesentlich günstiger wäre, als eine Eigenentwicklung der NASA.

    Dazu braucht es aber mehr als die Rakete. Es fehlt noch so viel, die abgeschirmten Module für den Flug, die Technik, große Wohnmodule auf den Mars herunter zu bringen, die Produktion von Nahrungsmitteln, von Treibstoff… das muss alles erst entwickelt und erprobt werden, und nichts davon (bis auf ein wenig Salat auf der ISS) wird derzeit ernsthaft im angemessenen Maßstab verfolgt. Und das Budget der NASA reicht gerade mal aus, um die laufenden Projekte zu decken.

  3. #3 Bettina Wurche
    3. März 2017

    @Pilot Pirx @Alderamin: Wie steht es eigentlich in der chinesischen Raumfahrt? Ich frage mich, ob die nächsten Lunanauten nicht Chinesen sein werden? Dort wird Raumfahrt groß geschrieben, die Projekte werden aus politischen Gründen strukturiert und gezielt vorangetrieben. Hier sind mal einige Stummen dazu:
    Unbemannte Mondlandungen
    https://www.airspacemag.com/daily-planet/chinas-moon-missions-are-anything-pointless-180961633/
    Bemannte Mond- u evtl Marslandungen:
    https://www.businessinsider.com/china-plans-mars-moon-landings-2016-4?IR=T
    Letzterer Beitrag nennt als Quellen chinesische Offizielle.

  4. #4 Alderamin
    3. März 2017

    @Bettina

    Ich habe gehört, dass die Chinesen in den 2030ern bemannt auf dem Mond landen wollen und die Russen reden gelegentlich auch davon, sowie von einer Station in einem der Mond-Lagrangepunkte. Eine bemannte Mondlandung erleben wir bestimmt noch einmal. Aber zum Mars ist es dann doch ein wenig aufwändiger, das braucht mehr Zeit, und es ist logisch, alles zunächst auf dem Mond zu testen, bevor man den großen Schritt wagt. Ich traue den Chinesen zu, dass sie es bis zu den 2040ern auch auf den Mars schaffen und damit die Amerikaner überholen. Wenn die sich das gefallen lassen. Die Chinesen gehen jedenfalls sehr zielstrebig und planerisch vor.

    Das Problem bei der NASA ist, wie ich mal in einem Artikel las, dass die Gouverneure der NASA-Anrainerstaaten zwar ein großes Interesse daran haben, die dortigen Jobs zu erhalten, aber nur ein minimales, dass bei der Arbeit auch etwas heraus kommt, denn ein beendetes Projekt bedeutet ja im allgemeinen den Wegfall von Jobs. Deswegen wird die NASA genau so gefüttert, dass sie überlebt, aber nicht viel zu Stande bringt. Und die Gouverneure sind dabei spendabler als Staat und stocken das Bundesbudget noch auf.

  5. #5 Pilot Pirx
    3. März 2017

    @Alderamin. Mit manchem bist Du mir zuvorgekommen. aber über China hört man vieles…na ja… .
    Und was alles noch getan werden muß? Sowas kann schnell gehen, wenn Ressourcen und vor allem der Wille vorhanden sind. Und Trump lassen wir doch mal eine Weile präsidieren, dann sind wir schlauer.
    Immerhin ist er nicht der Sonnenkönig.
    Die NASA ist mit Sicherheit an vielem selber Schuld.
    Riesenapparat, beweglich wie ein gichtkranker Dinosaurier, der ein Gutteil seines Futters in Blähungen umwandelt.
    Aber ernsthaft, mir ist es fast egal, wer das schafft.
    Sowas ist in letzter Instanz für alle und nicht für eine Nation.

  6. #6 RPGNo1
    3. März 2017

    Die bemannte Marsmission wäre doch eigentlich ein hervorragendes Ziel für eine Zusammenarbeit der internationalen und nationalen Weltraumorganisationen mit Unterstützung durch private Organisationen. Aber die nationalen Egoismen und das gegenseitige Misstrauen überwiegen leider in der momentanen Zeit.

  7. #7 Bettina Wurche
    3. März 2017

    @RPGNo1: Ich bin gar nicht so sicher, wie sich das alles entwickeln wird… Die ESA hat ein paar Lehren aus der Unberechenbarkeit der NASA gezogen. Schauen wir doch mal, ob die Karten nicht in den nächsten Jahren noch mal neu gemischt werden…

  8. #8 Pilot Pirx
    3. März 2017

    @Bettina: Wie geht eigentlich die ESA mit nationalen und politischen Befindlichkeiten und Begehrlichkeiten um?
    Mit den Eitelkeiten von wem auch immer?

  9. #9 Bettina Wurche
    3. März 2017

    @Pilot Pirx: Pragmatisch. Schon bei ESA müssen sich über 20 Staaten zusammenraufen. Weil sie alle zusammen Raumfahrt machen wollen, klappt das auch. Genauso pragmatisch gehen sie auch mit den anderen Raumfahrtbehörden um. Alles Weitere musst Du bitte ESA-Vertreter fragen : )

  10. #10 Pilot Pirx
    3. März 2017

    Pragmatisch… ESA-Vertreter fragen… Ich denke, ich verstehe… 😀

  11. #11 Alderamin
    10. März 2017

    Die Pläne bezüglich einer Station in Mondnähe sind offenbar weiter als ich dachte. Soll auch viel schneller gehen als bei der ISS. Spannend.

    https://www.planetary.org/blogs/guest-blogs/2017/20170309-nasa-iss-partners-cislunar-station.html

  12. #12 Bettina Wurche
    10. März 2017

    @Alderamin: Den Eindruck hatte ich auch. Die Frage des Hinkommens schien im Moment das Nadelöhr zu sein. Leider hatten wir nach dem Maurer/Wörner-Double-Feature keine Möglichkeit mehr für Fragen, weil beide schnell weg mussten. Ich habe mir die Fragen nach dem Planungsstand aber im Kopf notiert und hoffe, irgendwann im nächsten halben Jahr dafür Gesprächspartner mit ein paar Minuten Zeit zu finden.

  13. #13 Alderamin
    10. März 2017

    Laut Artikel soll die SLS alle Komponenten der Station zum Ziel bringen – endlich eine Anwendung für diese “Rakete ohne Mission”. Versorgungsflüge könnte die Falcon Heavy und die Angara 5 durchführen. Alles Raketen, die zur Zeit noch nicht fliegen.

    Interessant auch, dass die Amerikaner von dort aus zum Mars und die Russen hnunter zum Mond wollen. Allemal spannender als die seit 35 Jahren währenden bemannten Flüge in den Erdorbit.