Water hippos. Eine verniedlichende Abkürzung für water hippopotamus. Und das heißt Wasser-Flußpferd. Eigentlich ein Pleonasmus, schließlich ist das Flußpferd sowieso ein Wasserbewohner, wie ja die Bezeichnung „Fluß“ bereits andeutet.
Und wo kommen jetzt bei Unpaarhufern die Mollusken ins Spiel? In diesem Fall ist das Water Hippo ein Tintenfisch: Metasepia pfeifferi.
Wie die meisten Tintenfische wachsen die Weichtiere schnell bis zu ihrer Maximalgröße von 3,5 Inch oder 8,6 Zentimetern heran und werden ein Jahr alt. Sie haben acht Arme mit Saugnäpfen und zwei längere Tentakel zum Erbeuten ihres Seafoods wie Weichtiere, Krebse und kleine Fische. Ungewöhnlich ist ihre Fortbewegung: Wenn sie auf gekrümmten Armen über den Meeresboden laufen, sieht es aus, als würden sie galoppieren. Der nach vorn gerichtete Eingeweidesack mit den Kopforganen wirkt dann noch wie ein runder Kopf mit großer Schnauze. Sie erwecken tatsächlich die Assoziation eines galoppierenden Flusspferds – allerdings eines in schreibunter Ausführung.
Als Sepien haben sie einen recht kleinen, diamantförmigen Schulp und ein außergewöhnliches Farbenspiel inklusive auf Kommando erscheinende Hautbuckel.
Eine Kokosnuss als Kinderwiege
Die kleinen Sepien sind schon 1874 entdeckt worden, auf der berühmten Challenger-Expedition. In flachen tropischen Gewässern, zwischen 3 und 86 Metern Tiefe, von Indonesien über Papua-Neuguinea bis nach Australien leben sie, auf Sand- und Schlammböden oder über Korallenstöcken. Sie paaren sich Kopf an Kopf – in einer Armlänge Abstand, oder eher einer Hectocotylus-Länge. Die Weibchen applizieren ihre Gelege dann in einer Kokosnußschale oder unter einem Korallenstock oder Stein.
Ihre grelle Farbigkeit, zu der natürlich noch die spektakulären Tintenfisch-Farbwechsel dazukommen, stehen in krassem Gegensatz zu der sonst bei Tintenfischen meist üblichen Tarnfärbung.
Klein, knallbunt und tagaktiv ist eigentlich keine sehr gute Überlebensstrategie im Korallenriff. In diesem Fall ist eine Tarnung aber überflüssig. Der farbstarke Auftritt der Water Hippos soll Feinde abschrecken!
Die kleine Prachtsepia hat nämlich eine Geheimwaffe: Sie ist extrem giftig.
Metasepia pfeifferi verfügt über das gleiche tödliche Nervengift wie der der berühmt-berüchtige blaugeringelte Oktopus bzw. der Kugelfisch.
Ob Delphine auch mit Metasepia pfeifferi herumspielen, um sich einen Drogenkick zu holen, ist bisher nicht bekannt.
Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die kleine knallbunte Sepia ein Delphinliebling wird? Die quirligen Kleinwale waren wahrscheinlich bisher einfach zu sehr damit beschäftigt, andere ihnen unterlegene Kreaturen herum zu schubsen, auf ihnen zu kauen oder sie anderweitig zu erschrecken und zu nerven.
Im Monterey Bay Aquarium sind einige von ihnen zu sehen, sie scheinen sich dort sogar zu vermehren. Erfahrene Aquarianer raten allerdings vor der von Prachtsepien in privaten Aquarien ab: Für Menschen besteht Vergiftungsgefahr! Außerdem wirkt sich ein Run auf ein Meerestier wegen der unkontrollierten Wildfänge schnell sehr schlecht auf dessen Bestand aus.
Gerade heute, am Tag des Artenschutzes, sollte uns das nicht egal sein.
Beim Anblick dieser bunten Mini-Kopffüßer musste ich wieder an die Kolibri-Bobtail-Sepia denken. Auch ein kleiner, extrem bunter, tagaktiver Tintenfisch. Dessen atemberaubendes Farbspiel an seinen Mitbewohnern, den bioluminiszenten Bakterien der Art Aliivibrio fischeri (früher: Vibrio fischeri), liegt. Da fragte Frau Schuster in einem Kommentar, ob nicht die gleichen Bakterien Tetrodotoxin produzieren. Die Recherche ergab nur, dass Bakterien aus der gleichen Gattung Tetrodotoxin erzeugen können. Dabei würde eine solche Giftigkeit auch die ebenfalls winzig kleinen und eher wehrlosen Tentakel-Kolibris schützen. Vielleicht hat einfach noch niemand danach gesucht?
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