Der Umwelt-Forschungssatellit ist so groß wie ein Bus, sein hervorragendes Solarmodul ist noch einmal so groß. Er kreist manövrierunfähig, taub und stumm, um die Erde, der für Erdbeobachtungssatelliten beliebt ist. Darum ist der Raumfahrtveteran ein ideales Objekt für die Entwicklung und Erprobung eines Active Remove-Projekt.

Aber wie fängt man einen busgroßen Satelliten ein?
Die Mission muss
1. das Ziel sicher identifizieren, die Bewegungen beider Raumschiffe synchronisieren und sich sicher annähern,
2. das Ziel sicher greifen – mit einem Netz oder einem robotische Greifarm und
3. das Ziel sicher in den Erdorbit bringen, wo Envisat dann verglühen soll.

Dieser Film von Airbus Defence and Space von 2015 zeigt das Einfangen von Envisat:
“Fatal satellite collisions and break ups led to 23,000 uncontrolled objects in space – a number supposed to rise.
In order to manage and avoid debris Airbus Defence and Space creates solutions and concepts for debris removal and on orbit servicing.”

Für 2023 ist geplant, Envisat einzufangen, einen kontrollierten Rücksturz zur Erde und den Eintritt in die Atmosphäre durchzuführen, wo das Raumschiff-Wrack dann verglüht.
“We did not receive the funding to continue [e.Deorbit] but we did get a little funding to study the synergy between e.Deorbit and space servicing vehicles,” sagt Luisa Innocenti. “The question is if we modify it a bit, would this vehicle be more flexible and be able to do in-orbit servicing?”
Für die erfolgreiche Durchführung dieses ambitionierte Projekts werden jetzt Synergien zwischen der Instandhaltung im Orbit (on-orbit servicing) und der Schrottentsorgung (Space Debris) geprüft.

Für die Instandhaltung im Orbit ist die Entwicklung von Space Servicing Vehicles  (SSVs, Space Tugs) geplant, also relativ kleinen, günstigen Raumschiffen als Weltraumschlepper. Ihre Aufgaben:

  • im Orbit andere Raumschiffe mit Treibstoff versorgen, Batterien nachladen oder austauschen oder Solarpanels reparieren.
  • Raumschiffe an einen anderen Platz schleppen können, etwa vom Erdorbit in einen Mondorbit, oder von einer niedrigen Umlaufbahn in eine geostationäre
  • im Orbit große Systeme zusammenbauen, wie die Befestigung einer Antenne an einem Satelliten.
    Die kleinen Service-Schlepper haben auch schon einen Namen: RENEGaDE – Robotic Elements for Servicing and Debris Removal

Die RENEGaDEs sind Schlüsselelemente der robotischen Technik, sowohl für den Service im Orbit (on-orbit-servicing) als auch für die Schrottsammlung (debris-removal).

Concept for future deorbit mission (ESA)

Eine Studie für das eDeorbit-System sieht ein großes Netz vor, eine andere einen robotischen Greifarm.
Das große Netz ist über ein starkes Kabel an einem der kleinen Raumschlepper befestigt ist. Das Netz würde den ganzen Schrott-Satelliten sicher einfangen, seine beschwerten Enden würden das gesamte Zielobjekt mit seinen fragilen Anhängseln sicher umschließen.
Ein robotischer Greifarm hingegen würde das Ziel an einer stabilen Stelle greifen. Bei so großen Objekten wie Envisat würde ein Ziehen als Transport besser funktionieren, bei kleineren Objekten wäre auch ein Schieben möglich.

 

NEO: Was das Aussterben der Dinosaurier mit Raumfahrt zu tun hat
In dem Beitrag „Defending earth from Asteroids“ erklärt Rüdiger Jehn (SSA-NEO Co-Manager NEO Segment), wie ESA die Welt retten kann.

NEO sind Near Earth Objects, also Asteroiden, die auf ihrer Bahn der Erde nahe oder vielleicht sogar zu nahe kommen könnten.
Die Asteroidenabwehr ist sicherlich der plakativste Bereich der Weltraumsicherheit – Planetary Defense hört sich nach Hollywood an, das ist der Stoff, aus dem Filme wie „Armageddon“ gemacht sind.
Aus einem Asteroiden wird beim Einschlag auf der Erde per Definition ein Meteorit.
Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass mal wieder ein größerer Meteorit auf der Erde einschlägt: „The question ist not if, but when“, sagt der ESOC-Direktor Rolf Densing bei der Eröffnung der Konferenz.
Als Beispiel führt er, wie zahlreiche weitere Redner  der Konferenz, den Meteoriten-Einschlag in der russischen Stadt Tscheljabinsk an. Noch nie war ich auf einer Veranstaltung mit einer so hohen Meteoriten–Einschlagsdichte – in gleich mehreren Vorträgen schepperte immer wieder der Tscheljabinsk-Meteorit auf die Erde. Nur durch viel Glück hatte es 2013  lediglich verletzte Menschen und Sachschaden gegeben, die meisten Menschen waren durch zerplatzte Fensterscheiben verletzt worden.

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