Der Photograph David Liittschwager hat für den National Geographic dokumentiert, dass das Plankton des Ozeans mittlerweile in einer Suppe aus kleinen Plastikteichen schwimmt: “Striking photos reveal plastic and plankton side-by-side”. Bunt und vielgestaltig schwappen Plankton und Plastik Seite an Seite in den Wellen.
Die Plankton-Organismen wie silbrig-transparente Fischlarven unterschiedlicher Altersstufen und Arten, bläulich-transparente Ruderfußkrebse, Garnelen und Krebslarven mit vielen Beinen und Antennen, gelatinöse Rippenquallen und andere Kleinstlebewesen fressen die kleineren Kunststoffpartikel und rudern und zucken um die größeren herum. Die Blaufärbung der winzigen Meereswesen deutet darauf hin, dass sie zum Ökosystem der Meeresoberfläche gehören, dem Neuston.
Dieses gelatinöse Plankton bildet eine wichtige Nahrungsgrundlage für größere Fische. Manche von ihnen wählen gezielt einzelne Beutetiere aus, ihre Lieblingsarten erkennen sie oft an deren charakteristischer Bewebung. Andere Jäger nehmen einfach ein Maul von der Planktonmasse – mit Plastik!

Liittschwager hatte im vergangenen Jahr Makrophotographien von Wasserproben vor Hawaii (Temporary Field Laboratory, NOAA Pacific Islands Fisheries Science Center, Kailua Kona, HI) und vor dem englischen Plymouth gemacht.

Die Wasserproben goß er auf durchsichtige Tabletts, die von unten beleuchtet wurden – so sind die kleinen Organismen und die Plastikpartikel am deutlichsten zu sehen. Das bunte Gewimmel macht die Unterscheidung von Lebewesen und Müll auf den ersten Blick sehr schwierig. Beim Auseinandersortieren wird deutlich: Die 400 Milliliter-Wasserprobe von hawaii enthielt mehr Kunststoff als Plankton. Die meisten Plastikteile sind kleiner als 5 Millimeter, also Mikroplankton. Auffallend sind die hellgrünen und türkisen Fasern, die aus zerfasertem Fischereigeschirr wie Leinen und Netzen stammen. Sehr flache Teile scheinen Folien-Stückchen zu sein. Die meisten bunten Splitter mit oft scharfen Kanten lassen sich nicht mehr zuordnen, sie sind Bruchstücke von durch UV-Strahlung zermürbtem und durch Wellengang zerschreddertem Wohlstandsmüll.
Von der Masse der Plastikteile war Liittschwager schockiert.
Liittschwager hat in seiner 20-jährigen Tätigkeit als Naturphotograph selbst in entlegensten Gebieten so hohe Kunststoffbelastungen gefunden, dass er die Dokumentation der allgegenwärtigen Plastikverschmutzung zu seiner Mission gemacht hat.
Die Bildrechte seiner beeindruckenden und schockierenden Makrophotographien liegen beim Photographen und dem National Geographic, darum darf ich sie leider nicht abbilden. Aber es lohnt sich unbedingt, sie anzuschauen!

Mittlerweile ist sicher, dass viele Fische mit dem Plankton auch Plastik fressen. So ist etwas nachgewiesen, dass Anchovis Plastikteile vor allem dann fressen, wenn sie schon von einem Algenrasen bedeckt sind – die Algen-Plastik-Pellets haben dann den richtigen Geruch. Die kleinen silbernen Heringsartigen mit dem strengen Geschmack sind wieder die Nahrungsbasis für viele größere Tiere, Tintenfische, Fische, Haie und Wale.
Eine andere Studie wies nach, dass in 90 % des Meersalzes, das für den menschlichen Verzehr verkauft wird, bereits Mikroplastik nachzuweisen ist.
So landet der Wohlstandsmüll auch wieder auf den Tellern seiner menschlichen Produzenten, im Mikrobereich oft unerkannt. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen sind bis jetzt nicht abzuschätzen, es gibt dazu noch keine belastbaren Langzeitstudien. Aber es ist zu befürchten, dass es nicht folgenlos bleiben wird. Darum wird jetzt zunehmend auch an den Müll-Plankton-Wechselwirkungen geforscht, wie etwa die ICES-Konferenzen (ICES: International Council for the exploration of the Sea) zeigen.

Quelle:

: “Striking photos reveal plastic and plankton side-by-side – Hidden just beneath the surface of the ocean is a world where tiny ocean creatures must navigate a dense world of plastic soup.” National Geographic, January 29, 2019
Photographs by

Kommentare (27)

  1. #1 tomtoo
    10. Februar 2019

    Ein riesen Plastik Feldversuch. Da sich dem eh keiner entziehen kann, werden wir sehen wie er ausgeht.Der BfR hatt zwar keine ausreichenden Daten geht aber davon aus das es harmlos ist. Ich kann zwar nix sehen, aber wird schon blau sein. *thumbs up*

  2. #2 Joseph Kuhn
    11. Februar 2019

    Wenn man zynisch wäre, könnte man das als Recycling der anderen Art sehen. So manches, was wir tun, ist einfach nur deprimierend.

  3. #3 roel
    11. Februar 2019

    @Bettina Wurche

    “Der Photograph David Liittschwager hat für den National Geographic dokumentiert, dass das Plankton des Ozeans mittlerweile in einer Suppe aus kleinen Plastikteichen schwimmt: “Striking photos reveal plastic and plankton side-by-side”. Bunt und vielgestaltig schwappen Plankton und Plastik Seite an Seite in den Wellen.”

    Hier ist der Link dazu.

    https://www.nationalgeographic.com/environment/2019/01/photos-reveal-plastic-plankton-in-ocean/

  4. #4 Bettina Wurche
    11. Februar 2019

    @roel: Danke – ich war völlig sicher, dass ich den link gesetzt hatte. Ich schreibe die Quelle jetzt noch einmal sauber drunter.

  5. #5 Beobachter
    23. Februar 2019

    Anmerkung:
    (siehe auch nebenan bei “Gesundheits-Check”)

    Aktuell:
    Die Homöopathie-Branche bemächtigt sich des Meeres, der Wale und Delfine, des Pazifischen Lachses und diverser “Meeresmittel”.
    Sie bemächtigt sich NICHT der dortigen Plastikmüllberge/-strudel und Mikroplastiksuppe –
    die kommen auf diesem zertifizierten Fortbildungs-Ärztekongress nicht mal homöopathisch vor.

    https://www.homoeopathie-kongress.de/

    “Homöopathie und das Meer – vom Ursprung des Lebens”

  6. #6 Beobachter
    23. Februar 2019

    ” … So landet der Wohlstandsmüll auch wieder auf den Tellern seiner menschlichen Produzenten, im Mikrobereich oft unerkannt. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen sind bis jetzt nicht abzuschätzen, es gibt dazu noch keine belastbaren Langzeitstudien. Aber es ist zu befürchten, dass es nicht folgenlos bleiben wird. … ”

    Wäre es deshalb nicht allerhöchste Zeit, dass sich Wissenschaftler, Ärzte und besonders Umweltmediziner sich des Themas, der Problematik bemächtigten und annähmen, zumal es ja schon lange bekannt ist ?

  7. #7 Bettina Wurche
    23. Februar 2019

    @Beobachter: Bisher sind Fragmente der Zusammenhänge gut dokumentiert worden. Aber nur an Tieren. Es sieht zwar danach aus, dass Plastik bzw. Kunststoffbestandteile letztendlich auch bei Menschen zu Entzündungen, Unfruchtbarkeit, Belastung von Herz, Leber und anderen Organen führen dürften, aber der letzendliche Nachweis steht aus. Das mit der Nahrung aufgenommene Mikroplastik in Menschen (Menge, Zeitraum, Zusammensetzung) ist nicht bekannt, darum können auch spätere Krankheitsbilder nicht konkret darauf zurückgeführt werden.
    Es wäre erst einmal wichtig, endlich in Deutschland bzw. Europa eine Stelle zu finanzieren, die diese ganzen bisherigen Ergebnisse zusammenführt, sammelt und daraus Metastudien erstellen kann. bzw. entsprechende Fragestellungen definieren kann. Bereits daran mangelt es zur Zeit.
    Einen Vorgeschmack, wie kompliziert das ist und wie stark die Industrie und Lobbyisten es bekämpfen dürften, geben die Themen “Rauchen”, “Feinstaub” und “Zucker”. Das Rauchen gesundheitsgefährdend ist, ist seit den 30-er Jahren bekannt.

  8. #8 Bettina Wurche
    24. Februar 2019

    @Beobachter: Max Liboiron (Assistand Professor Umweltwissenschaften der Uni Neufundland) forscht zu “Discard Studies”. Sie hat einen Forschungsansatz, mit vielen freiwilligen (Citizen Science) Kabeljaue auf Mikroplastik zu untersuchen. Ihr Fokus war zunächst, die Qualität solcher Laienforschung zu analysieren bzw. sicherzustellen. Ich hatte sie vor zwei Jahren interviewt
    https://www.torial.com/bettina.wurche/portfolio/237865
    Das ist ein ganz interessanter Ansatz, der auf jeden Fall viele Daten sammelt.

  9. #9 Beobachter
    27. Februar 2019

    @ Bettina Wurche, # 8, # 7:

    Danke für den interessanten Link.

    Man kann gesundheitliche Risikofaktoren wie “Rauchen”, “Feinstaub” und “Zucker” in einer Reihe nennen, was die jeweils entsprechenden Lobbytätigkeiten der Wirtschaft/Industrie betrifft.
    Aber ich meine, man sollte unterscheiden zwischen vermeidbaren Risikofaktoren und solchen, denen man sich nicht entziehen kann.
    Es wird niemand gezwungen, zu rauchen und sich ungesund zu ernähren (zuviel Zucker, zuviel Fett) –
    aber “gesunde” (schadstofffreie bzw. -arme) Atemluft braucht jeder (am Arbeitsplatz, unterwegs, am Wohnort).
    Ebenso braucht jeder “gesundes” Trinkwasser (z. B. ohne Nitrate, Antibiotika) und “gesunde” Lebensmittel (z. B. ohne Pestizide, Mikroplastik), “gesunde” Wohnverhältnisse (z. B. ohne Fluglärm) und “gesunde” Arbeitsbedingungen (z. B. ohne Dauerstress).

    Besonders da wäre “die Politik” in der Verantwortung, mit entsprechenden Regulationsmechanismen für Industrie und Wirtschaft –
    im Interesse des Gemeinwohls, der allgemeinen Lebensgrundlagen.

    M. E. ist es z. B. Irrsinn, dass immer noch auf Individualverkehr gesetzt wird – statt auf ÖPNV.
    Und wir eine marode, privatisierte Deutsche Bahn haben, deren Ticket-Preise immer weiter steigen.
    Und gleichzeitig die Verkaufszahlen für teure, spritfressende Dreckschleuder-SUVs steigen.
    usw. etc. …

    In vielen Fällen bräuchte man keine wissenschaftlichen Fragestellungen mehr zu formulieren, nicht mehr zu forschen –
    man bräuchte “nur” etwas zu tun …
    Denn es geht um unsere Lebensgrundlagen.

    Sorry, das sind im Grunde alles Plattitüden, ich weiß …

    ” … Große Probleme werden nicht entschieden, sondern liegengelassen. … ”

    Kurt Tucholsky, 1925 (!)

    https://www.textlog.de/tucholsky-plaedoyer.html

  10. #10 Beobachter
    27. Februar 2019

    Aktuell:

    “Plastikmüll-Gipfel”:

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/plastikmuell-137.html

    “Gipfel gegen Plastikmüll
    Die Industrie hängt an der Verpackung

    Verpackungen sollen weniger und umweltfreundlicher werden. Das ist das Ziel von Umweltministerin Schulze. Sie empfängt deshalb heute Vertreter von Handel und Industrie. Doch die hängen an den Verpackungen.
    … ”

    Man setzt auf “Freiwilligkeit” … !

    Ich frage mich, wie wir das unseren Kindern und Enkeln erklären sollen.

  11. #11 roel
    27. Februar 2019

    @Beobachter Hm, habe ich heute auch mit Erstaunen gehört. Das war jetzt alles nichts Neues. Keine Ahnung, warum dieses Gespräch eine Meldung wert war.

    Ab und zu meine ich, haben die einzelnen MinisterInnen keinen Überblick über die Gesetzeslage und keine Informationen, woran ihre Kolleginnen zur Zeit arbeiten.

    Aus https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/Nationale_Strategie_Lebensmittelverschwendung_2019.pdf?__blob=publicationFile :

    “Intelligente Verpackungen, die die Genusstauglichkeit und Sicherheit von Lebensmitteln genau anzeigen, sollten zügig zur Marktreife gebracht und in der Praxis hinsichtlich ihres tatsächlichen Beitrags zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle überprüft werden. Das BMEL fördert durch sein Innovationsprogramm entsprechende Forschungsvorhaben, die auch anspruchsvolle Fragen etwa zur nachhaltigen Produktion solcher Verpackungen adressieren.”

    Das eine Ministerium möchte weniger und einfacher recyclebare Verpackungen, das andere intelligente Verpackungen mit Indikatorsystemen. Die sind, nach heutigen Stand der Technik, schwieriger recyclebar und verlangen nach zusätzlichen Stoffen, eben den Indikatoren.

  12. #12 Beobachter
    28. Februar 2019

    @ roel, # 11:

    “Intelligente Verpackungen” – die Perversion an sich:

    https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/intelligente-verpackungen-7065

    Da freuen sich die Datenkraken und die Marktforscher, und der Endverbraucher kann nun völlig auf den Gebrauch seiner Sinne verzichten (wie sehen, riechen, schmecken).
    Es wird ihm alles abgenommen, inklusive seiner Daten und seines Geldes (für die teure Verpackung!).

    Alle Ministerien haben einen Stab von “Beratern/Experten”, und man wird recht genau wissen, woran wo und wie “gearbeitet” wird.
    Die passende Gesetzeslage macht man sich dann je nach Bedarf, könnte man meinen.
    (Siehe auch besonders “Gesundheitsministerium” mit J. Spahn.)

    Große Konzerne wie Nestlé und Procter & Gamble werden sich an freiwillige Vereinbarungen nicht halten und nur drüber lachen.

    Insofern halte ich diesen Plastikmüll-Gipfel für wenig mehr als Augenwischerei –
    um der Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, man nähme das Problem ernst und täte etwas …

  13. #13 roel
    28. Februar 2019

    @Beobachter

    ““Intelligente Verpackungen” – die Perversion an sich:”

    Na ja nicht unbedingt, es gäbe auch sinnvolle Einsatzgebiete, z.B. um Personen zu helfen, die eingeschränkt sind. Aber den massenhafte Einsatz, daran ist gedacht, halte ich nicht für sinnvoll.

    “Alle Ministerien haben einen Stab von “Beratern/Experten””

    Davon gehe ich aus. Das eine Ministerium möchte Verpackungsmenge und Verpackungsdicke reduzieren sowie Mehrweg fördern und wenn das nicht geht Recyclingquoten hochschrauben, wofür dann Monomaterialien favorisiert werden. Das andere Ministerium möchte Indikatoren einbauen, das sind zusätzliche Stoffe, die zusätzlich aussortiert oder entsorgt werden müssen und nicht mehrwegfähig sind.

    Das zu vereinbaren dürfte verdammt schwierig sein.

    “Große Konzerne wie Nestlé und Procter & Gamble werden sich an freiwillige Vereinbarungen nicht halten und nur drüber lachen.”

    Dem ist nicht so. Beide Firmen haben eine Plastikstrategie mit der sie gegen zuviel Plastikmüll vorgehen wollen. Eine solche Strategie haben alle großen Unternehmen. Mittlerweile wird das auch von Geschäftskontakten abgefragt.

    Was da jetzt am runden Tisch besprochen wurde, bzw. was davon nach aussen durchdrang, ist alles schon lange bekannt, da habe ich keinen neuen Ansatz gehört oder gelesen.

    “man nähme das Problem ernst und täte etwas ” Es passiert tatsächlich einiges, was man als Verbraucher im Moment noch nicht so richtig spürt. Das neue Verpackungsgesetz gilt ja erst seit 2 Monaten. Der Flaschenpfand wird erweitert, Einwegprodukte werden langsam aber sicher vom Markt genommen, neue Recyclingverfahren sind in der Entwicklung und die Verpackungsdicken werden reduziert.

    Aber einmal ganz klar gesagt, der deutsche Verpackungsmüll, der in die Umwelt gelangt kommt zum aller größten Teil durch Verbraucherfehlverhalten und kriminelle Machenschaften oder mangelnde Kontollen beim Entsorger in die Umwelt. (Bettina Wurche hatte letztlich dazu retweetet). Der wirklich größte Anteil wird zur Energieerzeugung genutzt, also nicht einfach nur verbrannt. Ein kleinerer Teil, der wird leider ab und zu größer dargestellt als er ist, wird recycelt.

  14. #14 Beobachter
    28. Februar 2019

    @ roel:

    Bsp.:

    Wenn keine unnützen Verpackungen (unter Vergeudung von Ressourcen) produziert würden, könnten sie weder verwendet/gekauft/weggeworfen werden noch müssten sie sortiert/verbrannt/recycelt werden.

    Wie hat die Menschheit wohl vor der “To-Go”-Konsum-Ära überlebt?

    https://www.n-tv.de/wissen/To-go-Abfaelle-nehmen-dramatisch-zu-article20682945.html

    Wieso rühmt man sich jetzt halbherziger Mini-“Strategien” und freiwilliger Vereinbarungen, um ein grundlegendes Problem anzugehen, das man selbst sehenden Auges über Jahrzehnte hinweg erzeugt hat?
    Es war absehbar und wurde in Kauf genommen.

    Selbst jetzt tritt niemand auf die Notbremse.
    Und es wurden/werden weiterhin “Bedürfnisse” bei den (potenziellen) Konsumenten erzeugt, bevor die selbst glauben, dass sie sie haben und befriedigen müssen …

  15. #15 roel
    28. Februar 2019

    @Beobachter “Wenn keine unnützen Verpackungen (unter Vergeudung von Ressourcen) produziert würden, könnten sie weder verwendet/gekauft/weggeworfen werden noch müssten sie sortiert/verbrannt/recycelt werden.” und “Und es wurden/werden weiterhin “Bedürfnisse” bei den (potenziellen) Konsumenten erzeugt, bevor die selbst glauben, dass sie sie haben und befriedigen müssen …”

    Mag ja alles sein, aber die To-Go-Produkte schmeißen sich nicht selbst in die Autobahnab- und Auffahrten, in die Straßengräben und Bäche, Flüße, Seen, die Zigarettenkippen auch nicht. Es ist nicht der Handel oder die Industrie, die jemanden dazu bringt die Umwelt zu verschmutzen. Und gerade diese To-Go-Produkte sind als erstes dran.

    https://www.welt.de/wirtschaft/article185801052/EU-verbietet-Wegwerfprodukte-aus-Plastik-und-loest-damit-Kontroversen-aus.html

    https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-politik_artikel,-plastikbecher-sind-kuenftig-tabu-_arid,1778243.html

    “Selbst jetzt tritt niemand auf die Notbremse.” Wenn es schneller gehen soll, müsste man schon persönlich Verzicht üben. Wie gesagt, es ist oftmals nur ein Fehlverhalten der Verbraucher. Ich trinke keinen Kapselkaffee, ich trinke nicht aus Pappbechern, schon gar nicht aus Plastikbechern, also geht es doch auch ohne.

  16. #16 Beobachter
    1. März 2019

    @ roel:

    ” .. Wenn es schneller gehen soll, müsste man schon persönlich Verzicht üben. … ”

    Wer (zuerst): Der Konsument oder der Produzent?!
    😉

    Das “Geschäftsmodell”, die Maxime des Letzteren ist grenzenloses Wachstum.
    Der Fehler steckt im System … 🙁

    Kleiner dystopischer Scherz, passend zur aktuellen Narren-Zeit:
    Und wenn sie mit unserem Planeten fertig sind, machen sie auf einem anderen weiter …

    Schönes Wochenende … !

  17. #17 Beobachter
    4. März 2019

    Mariner Plastikmüll und Seevögel:

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/mariner-plastikmuell-ballons-bringen-den-tod-a-1256041.html

    “Plastikmüll
    Nichts ist so tödlich wie ein Luftballon
    Unsere Meere sind voller Plastik, an dem immer mehr Tiere verenden. Ein australisches Forscherteam wollte wissen, woran genau. Für Seevögel gilt: je weicher der Müll, desto tödlicher.
    … “

  18. #18 Beobachter
    6. März 2019

    Neue Mainzer Geschäftsidee:

    Europäische Plastik-“Beifänge” werden zu Kunststoff-Pellets/Nylongarn, aus dem in China Rucksäcke hergestellt werden:

    https://www.taz.de/Plastikmuell-im-Meer/!5575009/

    “Plastikmüll im Meer
    Plastik zum Tragen
    Wenn ein Fischer sein Netz einholt, befindet sich neben Fisch vor allem auch Plastik darin. Zwei Mainzer haben daraus eine Geschäftsidee gemacht.
    … ”

    ” … Unter dem Label „Got Bag“ haben Benjamin Mandos und Roman Ruster einen Rucksack entworfen, der zu 100 Prozent aus Meeresplastik hergestellt wird. „Plastik ist ein toller Rohstoff, dem man immer wieder neues Leben einhauchen kann“, sagt Mandos. … ”

    Naja, dann haucht mal – zusammen mit dem Geschäftspartner/Hersteller in China …

    Ob wohl die Fischer der spanischen Kooperative für ihren Plastik-Rohstoff-Beifang schon genauso gut/schlecht entlohnt werden wie für ihren Fisch ?!

    Teure, schick designte Meeresplastik-Rucksäcke (made in China) werden demnächst bestimmt total hip …
    Irre … !

  19. #19 roel
    6. März 2019

    @Beobachter Interessanter Artikel.

    Aus deinem Link:

    “Was davon in den Netzen der Seaqual-FischerInnen hängen bleibt, wird nach Kunststoffsorten sortiert, zu Pellets geschmolzen und zu Nylongarn verarbeitet.”

    Um das mal richtig einordnen zu können: Es gibt in der Verpackung die geläufigsten Kunststoffe: PET, PE, PP, PVC, PS und PA. PA ist Polyamid. Nylon ist ein Polyamid 6.6. Jedenfalls ist es die Idee aus Polyamid-Beifang Nylon-Rucksäcke herzustellen.

    Polyamid oder auch Nylon in reiner Form (die brauchen sie zur Zeit dazu noch) findet man als Borsten (Zahnbürste), Bänder, Seile, Fäden, Strumpfhosen. Nylon hat eine höhere Dichte als Wasser, sinkt also auf den Boden.

    Der weitaus größte Teil des Beifangs dürfte PET, PE, PP, PS deren Verbunde und PA/PE-Verbunde sein. Wäre interessant zu wissen, was damit passiert. Das PET (Polyester) könnte man z.B. ebenfalls gut weiterverarbeiten.

    Wo wir gerade dabei sind. Es gibt Firmen, die machen z.B. aus alten Plastikgewebesäcken Taschen oder aus alten Airbags Rucksäcke. Von der Produktion dieser Artikel leben in Asien ganze Dörfer. Hier werden allerdings die Ausgangsstoffe nicht aus dem Meer gefischt, sondern bevor sie dort hingelangen können als Wertstoffe raussortiert. Siehe z.B. hier: https://www.thealternative.in/lifestyle/upcycled-treasures-at-angkor-wats-night-market/

  20. #20 Beobachter
    6. März 2019

    @ roel:

    Ja, der taz- Artikel ist etwas undurchsichtig und nicht gut recherchiert.
    Mir stellen sich auch etliche Fragen.
    Z. B. auch die, was alle anderen Fischer bzw.besonders die großen (Schleppnetz-)Fischereiflotten mit ihrem Plastikmüll-Beifang machen ?
    Werfen sie den einfach wieder zurück in die Meere ?!

  21. #21 Beobachter
    7. März 2019

    Aktuell:

    https://www.taz.de/Millionen-Tote-wegen-Umweltzerstoerung/!5578761/

    “Millionen Tote wegen Umweltzerstörung
    „Die Welt ist nicht auf Kurs“
    Laut dem Ökobericht der UNO geht die Umweltzerstörung weiter, die Nachhaltigkeitsziele sind gefährdet. Doch sieht das Papier auch Chancen.
    … ”

    Bezug zum Blog-Beitrag:

    ” … Dazu kommt: „Abfall im Meer, darunter Plastik und Mikroplastik, findet sich nun in allen Ozeanen, in allen Wassertiefen.“ … “

  22. #22 roel
    7. März 2019

    @Beobachter
    “was alle anderen Fischer […] mit ihrem Plastikmüll-Beifang machen ?
    Werfen sie den einfach wieder zurück in die Meere ?!”

    Das hatte ich mich dann auch gefragt. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Beifang_(Fischerei)#Plastik_als_Beifang

    “Plastikmüll stellt weltweit einen Beitrag von 10 % bis 30 % des Beifangs dar und ist damit zu einem erheblichen Problem geworden.[9] Da das Lagern des Mülls an Bord aufwändig und die Abfallentsorgung in Häfen kostenpflichtig ist, landet dieser Müll in der Regel sofort wieder im Meer. In einigen Regionen sind Häfen dazu übergegangen, Plastikmüll kostenlos abzunehmen, oder Umweltorganisationen nehmen den Müll kostenlos ab. So unterstützt zum Beispiel der NABU das Projekt „Fishing for Litter“, welches Fischer anhalten soll, den aus Nord- und Ostsee gefischten Müll in den Häfen kontrolliert abzugeben.[10]”

    Zahlenspiele hierzu:

    6,8 Mio t – 27,0 Mio t Beifang pro Jahr. Mittelwert 16,9 Mio t
    davon 10% bis 30% Plastikmüll. Mittelwert: 20 %

    Das wären dann vielleicht 20% von 16,9 Mio t also 3,4 Mio t. (mindestens 10% von 6,8 Mio t = 0,7 Mio t Plastikmüll, maximal 30% von 27,0 Mio t = 8,1 Mio t)

    Gehen wir einfach mal von 3,4 Mio t Beifang aus. Der geschätzte jährliche Zufluß an Plastikmüll in die Meere ist 4,8 Mio t – 12,7 Mio t. Dann wäre der Plastikbeifang ein ordentlicher Anteil des jährlichen Zuflusses (27%-71%), den man mit Hilfe der Fischereiflotten einsammel könnte. Die Frage ist, wieviel von dem Plastikbeifang gerät mehrfach in die Netze und wird dann mehrfach in die Schätzungen aufgenommen.

    Auf den ersten Blick scheint mit „Fishing for Litter“ mehr Plastikmüll aus den Oceanen gefischt werden zu können, als mit den beiden bisher vorgestellten Projekten.

  23. #23 Beobachter
    7. März 2019

    Das ist alles so ein deprimierender Irrsinn, dass man nicht mehr weiß, was man noch sagen soll …

  24. #24 Bettina Wurche
    9. März 2019

    @roel: Ja, das wäre sehr sinnvoll. Das dürfte aber nicht sehr verbreitet sein, denn Gesiternetz fischen kostet Zeit und Ladekapazität. Netze mit Pfand sind in der Diskussion. Allerdings wäre es superwichtig, so etwas flächendeckend auch in anderen Ländern einzuführen, etwa in China, Japan, Taiwan, …

  25. #25 Beobachter
    16. März 2019

    UNO-Umweltkonferenz, -“Plastikmüll-Gipfel” – in Nairobi:
    eine Menge Zahlen, Daten, Fakten und (Ein)Schätzungen –
    keine verbindlichen Vereinbarungen:

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/uno-konferenz-in-nairobi-wo-kommt-das-ganze-plastik-im-ozean-her-a-1258024.html

    “Konferenz in Nairobi
    Die Welt versinkt im Plastik – und die Uno schaut zu
    Europa kann Wattestäbchen, Wegwerfgabeln oder Tüten verbieten. Doch die Hauptursache für das globale Problem mit dem Kunststoff liegt woanders. Welche Staaten die Meere vermüllen. … ”

    ” … Es gibt für die Industriestaaten jedoch keinen Grund mahnend auf Asien zu blicken und sich selbst zurückzulehnen. China war jahrelang die Müllkippe der Welt und importierte Kunststoffabfälle aus aller Welt, um daraus neue Rohstoffe zu gewinnen. Gerade Deutschland nutzte das Angebot gern und verschiffte gut zehn Prozent seines Plastikmülls ins Reich der Mitte. … ”

    ” … Laut Schätzungen werden hierzulande nur fünf bis sechs Prozent des Abfalls wiederverwertet. (Mehr dazu lesen Sie hier). Gleichzeitig fällt nirgendwo in der EU mehr Verpackungsmüll an als in Deutschland. Allein 2016 verbrauchte jeder Mensch in Deutschland im Schnitt 220 Kilogramm an Verpackungen…. ”

    ” … Die Daten zeigen: Das Plastikproblem kann nur global gelöst werden. Plastikgabeln und Ohrstäbchen zu verbieten, reicht nicht. Umso bedauerlicher ist es, dass der Gipfel in Nairobi vor allem Absichtserklärungen eingebracht hat und keine verbindlichen Verpflichtungen.”

  26. #26 Bettina Wurche
    17. März 2019

    @Beobachter: danke für den link! Ich habe da am WE ein ziemlich interessantes Gespräch mit einer befreundeten Meeresbiologin gehabt.
    Mal sehen, wann ich ein Update schaffe.

  27. #27 Beobachter
    17. März 2019

    Gerade gefunden:

    “Zeit”-Video – kurz und sehenswert:

    “Plastik im Meer

    Erst vergiften wir den Ozean, dann uns selbst
    Millionen Tonnen Kunststoff landen jedes Jahr im Meer und schaden Tieren und der Natur. Als Mikropartikel atmen wir ihn auch ein. Ein Erklärvideo”

    https://www.zeit.de/video/2018-08/5825387646001/plastik-im-meer-erst-vergiften-wir-den-ozean-dann-uns-selbst
    (August 2018)

    Man findet auch Plastikpartikel aus der Luft im Schnee (z. B. in der Arktis und auch in Bayern), d. h., “wir atmen sie als Mikropartikel auch ein” !
    Also gelangen sie nicht “nur” über die Nahrung in unseren Körper …