Seit dem Jahresbeginn 2019 sind schon 600 tote Delphine an der französischen Atlantikküste angespült worden, überwiegend Gemeine Delphine (Common Dolphin, Delphinus delphis).
„Why are hundreds of dead dolphins washing up on French beaches?” fragte The Local am 18. Februar 2019.

Delphinleichen sind dort leider keine Ausnahme – die Fischerei in der fischreichen Biskaya bringt neben viel Fisch und satten Gewinnen leider auch viel Beifang.
Aber in diesem Jahr sind es noch wesentlich mehr tote Meeressäuger als sonst.
Französische Wissenschaftler sind angesichts der großen Menge alarmiert: If you compare these figures to last year’s over the same period, there are already more dead dolphins that the previous years, which were already record years,” erklärt die Biologin Hélène Peltier vom Pelagis marine life observatory. Pelagis hatte in diesem Jahr bereits zwei Surveys durchgeführt, Unter der Aufsicht der Universität von La Rochelle und des Centre national de la recherche scientifique (CNRS; deutsch Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung) wurden 400 bzw. 600 Kadaver gezählt. Jetzt werden sie die Situation genau beobachten:”Will things calm down? That is the question now, we’ll need to look at the numbers at the start of spring to make an accurate assessment of the situation”.

Die Delphine sind in einem Bereich der Atlantik-Küste zwischen der südlichen Bretagne angespült worden, vor allem in den Departments Vendée und Charentes Maritimes.
Die meisten Delphine hatten Netzmarken – unzerreißbare Kunststoffnetze hatten tiefe Kerben in die Körper der kleinen Wale geschnitten. Charakteristische Netzmarken sind mehrere solche Einschnitte parallel nebeneinander und an charakteristsichen Körperstellen wie Schnabel, Stirn und Flossen, außerdem Amputationen und gebrochene Kiefer – “Among the carcasses found, 93 percent show signs that they have been captured by fishing vessels and their equipment such as mutilations, amputations and fractured jaws”. Sie sind also klar nachweisbar als Beifang einzuordnen.

Dieses Video zeigt eine der Autopsien, die in La Rochelle durchgeführt wurde.
Die Netzmarken sind deutlich zu erkennen:

Sind die Delphine im Netz zwischen den Fischen eingekeilt, finden die Meeressäuger spätestens beim Hieven des Netzes den Tod: Der Staudruck verhindert ihr Entkommen, verletzt und stresst sie. Sie können nicht zum Atmen an die Oberfläche kommen und ersticken (Wale ertrinken nicht!) oder sterben am Stress selbst.

2015 hatten Hélène Peltier und ihre Kollegen publiziert, dass jährlich mindestens 550 Delphine in der Biscaya als Beifang verenden.
600 Delphine vom Jahresbeginn bis Mitte Februar lassen eine wesentlich höhere Todesrate für 2019 befürchten. Die jetzt angespülten Kadaver sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Denn die meisten Delphine sind nach ihrem Tod nach unten gesunken. Das bedeutet, dass die eigentliche Zahl der getöteten Tiere wesentlich höher liegt.
Eine so hohe Todesrate ist eine echte Gefahr für den Bestand der Delphine in diesen Gewässern! Die französischen Wissenschaftler und Umweltschützer fordern schon lange eine Reduzierung der großen Fischereischiffe der spanischen und französischen Fang-Flotten, schließlich sterben jedes Jahr Hunderte, wenn nicht Tausende Delphine in dieser Fischerei. Darum dringen die Biologen, Tierärzte und Meeresschützer immer wieder auf eine bessere Kooperation der spanischen und französischen Behörden, um das Problem endlich zu lösen und eine bessere Fischereiaufsicht sowie Beobachter auf den Schiffen.

In diesem Jahr sind auf einigen französischen Schiffen erstmals Pinger eingesetzt worden, die mit akustischen Signalen die Delphine vor den Netzen warnen sollten. Leider hatten die Pinger offensichtlich keinen Erfolg.
Das könnte daran gelegen haben, dass die Pinger nicht an der richtigen Stelle der Schleppnetze befestigt waren: An der Unterseite des Netzes, das in oder auf dem Meeresboden entlang geschleppt wird: „one of the problems could be that the pingers are not attached to the large nets on the sea beds, where many dolphins get caught.“

Warum sterben so viele Delphine als Beifang?
Wo große Fischschwärme sind, wird auch gefischt, von Menschen und Meerestieren. Natürlich sind dort auch Delphine.
Durch die Biskaya-Bucht verläuft der Kontinentalabhang, dort trifft kaltes Tiefenwasser auf den reichen Nährstoff-Eintrag der Küsten. Das bedeutet einen großen Nahrungsreichtum auf allen Ebenen der Nahrungsnetze und viel Fisch.
Wo große Fischschwärme sind, wird auch gefischt, von Menschen und Meerestieren. Natürlich sind dort auch Delphine.

Meine erste Seereise war ein Makrelen-Survey in die Biskaya, im März 1996. In der Biskaya kommen Makrelen (Scomber scombris) und Stöcker (Holzmakrele, Trachurus, trachurus). Daneben kommen dort Sardinen (Sardina pilchardus), Anchovis (Engraulis encrasicolus) und Blauer Wittling (Micromesistius)poutassou vor, sowie noch andere Arten wie wandernde Arten wie Thune.
Nachts konnte man an den Positionslichtern der anderen Schiffe sehen, wie die Trawler aufgereiht wie eine Perlenkette am Kontinentalschelf der Biskaya standen. Und fischten.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich auf einem Schiff inmitten großer Delphingruppen. Auf der Jagd nach dem Fisch achten die Delphine nicht auf Netze. Viel schlimmer noch, oft suchen sie sogar die Nähe der Schiffe. Erstens, weil die Fischerei natürlich in der größten Fischdichte stattfindet und zweitens wegen der Folgen für die Fische. Wir hatten keine Delphine im Netz, aber unsere Netze waren auch wesentlich kleiner als die der Atlantik-Supertrawler.
Fischerei funktioniert meist so, dass der Fisch sortiert wird – was man nicht fangen darf oder will, wird aussortiert. Das Netz wird nach dem Hieven in einen Verarbeitungsraum unter Deck geleert, in die Hock. Aus der Hock fließt der Fisch dann portioniert über ein Förderband, alles nicht Erwünschte wird aussortiert. Das Förderband endet an einem Auslaß nach ´draußen, so wird der „Gammelfisch“ nach außenbords entsorgt. Die Fische leben oft noch, sind aber gestresst, verletzt und orientierungslos – ideale Beute für Delphine. Darum hängen Delphine gern hinter Fischereischiffen herum. Auch die Seevögel nehmen diese leichte Beute besonders gern an (Auf modernen Schiffen bzw. anderer Fischerei wie Langleinenfischerei mag das heute ganz anders aussehen, mein Stand ist natürlich veraltet, Ende der 90-er Jahre).

Das Grundproblem ist, dass dort, wo Fisch ist, auch Delphine sind. Die Kleinwale wissen, dass Netze für sie leichte Beute bedeuteten. (In der deutschen Ostsee besteht das gleiche Problem – dort verenden viele Schweinwale in den Stellnetzen). So haben in den vergangenen Jahrzehnten Biologen immer wieder versucht, Wale zu verscheuchen. Vor allem die sogenannten Pinger werden dafür eingesetzt: Pinger sind kleine Geräte, die einen akustischen Warnton – „Ping“ – abgeben, wie Alarm-Glocken. Bis jetzt sind alle Versuche gescheitert, denn die Pinger wirken weniger als Alarm- sondern vielmehr als Essens-Glocken.
Darum ist es so schwierig, Delphine (und Schweinswale) von den Netzen der Fischerei fernzuhalten.
An den Küsten der Biskaya sterben also jedes Jahr vermutlich Tausende von Delphinen.
Und bis jetzt hat leider noch niemand eine Methode entwickelt, um das effektiv zu vermeiden.

Meine Lehre aus dem Beifang-Problem ist, wenig Fisch zu essen. Und vor allem Fischarten aus Meeresregionen, bei denen nicht so viele Meeressäuger als Beifang sterben. Oder aus Aquakulturen – die ziehen zwar auch Delphine und Robben an, aber führen seltener zu deren Tod.

Aktuelle Ergänzung:
2021 mussten französische Fischer ihre Netze teilweise mit Pingern ausstatten, nach internen Informationen haben viele die Pinger aber wieder entfernt – die kleinen Geräte erschwerten die Handhabung der Netze. Außerdem fühlten sich die franzöischen Fischer benachteiligt, weil die spanischen Kollegen keine Pinger setzen mussten.
Das Ergebnis ist auch 2021 und 2022 viel zu viel Beifang gewesen, im Februar 2022 zählten Walschützer wie Hélène Peltier von Pelagos bereits 90 tote Delphine, bis zum Saisonende werden es wesentlich mehr, dazu kommt noch eine hohe Dunkelziffer (s. o.) (Quelle: dpa-Meldung vom 23.02.2022). Diese dpa-Meldung wird gerade flächendeckend in der Presse zitiert, inklusive der flaschen Erklärung, Wale würden ertrinken. Tun sie nicht, sie ersticken, wie ich oben erkärt habe.
Innerhalb von vier Jahren hat sich nichts geändert, um endlich die Kleinwale, die in EU-Gewässern eigentlich den höchsten Schutz genießen sollen, wirksam zu schützen. Das ist ein Armutszeugnis für die EU.

Ein weiterer Skandal ist der verschwenderische Umgang mit Fisch: Ein litauischer Trawler hatte mehr als 100.000 Blaue Wittlinge ins Meer entsorgt, wahrscheinlich als “unerlaubten Rückwurf” – Blaue Wittlinge gelten als minderwertig und werden vor allem zu Fischöl und Fischmehl verarbeitet. Experten vermuten, dass der Trawler bei gefüllten Laderäumen dann hochwertigeren Fisch entdeckt hat, der einen höheren Preis erzielen würde und darum die Blauen Wittlinge zurück ins Meer “geworfen” hatte. Das ist nach EU-Fischereirichtlinien nicht erlaubt. Darum hat die EU jetzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Für mich ist das eine unvorstellbare Verschwendung von Tieren, die in mir eine ungeheure Wut hervorruft.

Kommentare (29)

  1. #1 tomtoo
    20. Februar 2019

    Sehr traurig. Wie man sieht muss man sie ja garnicht Jagen. Intensiv bewirtschaften reicht ja durchaus.

  2. #2 Bettina Wurche
    20. Februar 2019

    @tomtoo: Genau das ist der Punkt. Der direkte Wal/Delphinfang ist heute für die Wale nicht das Problem. Sondern die Anreicherung von Schadstoffen in ihren Körpern, das Wegfangen ihrer Beute für die Menschen, der massenhafte Beifang und Schiffsunfälle.

  3. #3 M
    Bolivien
    22. Februar 2019

    Aquakulturen sind aber ansonsten ziemliche Sauerei. Emittieren viel Antibiotika und Nährstoffe.
    Besser Süßwasserfische aus Hydroponikanlagen essen.

  4. #4 Bettina Wurche
    22. Februar 2019

    @M: Natürlich aus zertifizierten Aquakulturen, z. B. für Lachs. Es gibt tatsächlich Hydroponik/Aquaponik-Anlagen in Deutschland “Projekt Tomatenfisch” – natürlich mit Tilapien

  5. #5 bruno
    22. Februar 2019

    Die Delphine sind in einem Bereich der Atlantik-Küste zwischen der südlichen Bretagne nahe der spanischen Grenze angespült worden…

    Der Satz ergibt keinen Sinn! Ich ahne was du sagen magst…
    ..aber da kommt mindestens noch Girondes/ Les Landes und Pyrenees-Atlantique (Silberküste und Baskenland) vor der Grenze zu Spanien.
    Ansonsten: sehr gruselig!!

    Ich arbeite dort – sammle seit Jahren bereits jeden Schnipsel Plastik und Glas ein… aber was soll ich gegen Delfine in Netzen tun??
    Es ist zum Verzweifeln!!
    Warum ist die Menschheit so dumm?

  6. #6 Bettina Wurche
    22. Februar 2019

    @bruno: Allerdings – danke. Findest Du auch angespülte Delphine? Ja, es ist wahnsinnig schwierig, dagegen etwas zu tun. In der Fischerei arbeiten dort viele so Menschen, die großen Atlantik-Trawler liegen ja in den Häfen. So etwas kann man nicht einfach verbieten. Wenn Du dort Plastik sammelst, machst Du bereits wesentlich mehr, als andere Menschen!

  7. #7 Laie
    7. März 2019

    Hauptsächlich aus diesem Grunde esse ich seit vielen Jahren (ca 15) keine Meeres-Fische mehr. Jedoch wird man von anderen wegen dieser Einstellung meist nur müde belächelt …

  8. #8 Bettina Wurche
    8. März 2019

    @Laie: Ich finde das ehrenwert und umsichtig! Da bist Du weiter als ich, ich kann mich manchmal nicht zurückhalten.

  9. #9 Laie
    9. März 2019

    Das ist verständlich, war auch ein leidenschaftlicher Fischesser. Habe die Änderung aber meiner damaligen Freundin zu verdanken, die mich damals über den unerwünschten Beifang informierte.

    Mir wäre es ganz recht, wenn die Länder international bald mal so weit wären, die Meerestiere nicht mehr zu überfischen, oder sie zumindest lokal selbst zu züchten. Eigentlich sind das einfachste Grundprinzipien aus der Wirtschaftslehre: Der Einsatz von Produktionsfaktoren, sinnbildlich die ‘Kuh’ nicht mehr zu melken, als sie hergeben kann.

  10. […] Mein Beitrag von 2019 zur Beifang-Situation in der Biskaya ist leider immer noch absolut aktuell. Wer also etwas Hintergrund-Information zum jährlichen Delfin und Schweinswal-Massensterben in EU-Gewässern fast vor unserer Haustür lesen möchte, findet sie hier: “Hunderte von toten Delphinen an der französischen Küste – 93% mit Netzmarken”.  […]

  11. #11 zimtspinne
    23. Februar 2022

    @ Bettina

    Ist zwar schon aus dem Jahr 2019, aber noch genauso aktuell, daher meine Frage:

    Du verurteilst meiner Erinnerung nach die Massentierhaltung unserer domestizierten Nutztiere ziemlich scharf und hast dein Einkaufs- und Konsumverhalten dort auch schon geändert.

    …. daher bin ich einigermaßen erstaunt oder eher noch erschrocken, wie unkritisch du die Massentierhaltung in Gewässern (oder eher kleinen Bottichen im oberen Video) betrachtest.

    Ich weiß auch nicht, was an der Kombi Auqaponik besser sein soll als reine Aquakultur…. auf den tierischen Teil bezogen.
    Die Fische in diesen hässlichen und viel zu kleinen Trögen/Bottichen (oder wie auch immer) tun mir genauso leid wie eingepferchte Hühner.
    Mit artgerechter Tierhaltung hat das nicht mal ansatzweise was zu tun.

    Von Hydroponik halte ich persönlich auch nicht allzu viel, von großen Tomatengewächshäusern jetzt mal abgesehen.
    An der echten Sonne in freier Wildbahn gereifte Tomaten schmecken um Galaxien besser als diese in optimierten Nährlösungen aufgezogenen Pflanzen, die sicherlich auch optimal mit Pestiziden, Fungiziden und Co eingedeckt werden.

  12. #12 rolak
    23. Februar 2022

    moin zimtspinne, von Hydroponik scheinst Du ein völlig falsches Bild zu haben, zu noch reichlich Wissenslücken.

    in optimierten Nährlösungen

    Nee, mit, das entspricht zB der sorgfältigen Wahl & Anreicherung (ist Dir das Konzept ‘Düngung’ bekannt?) der BodenKomposition im Weinbau.

    An der echten Sonne in freier Wildbahn gereifte Tomaten schmecken um Galaxien besser

    Schonmal nen Blindtest gemacht? Also ein und dieselbe Tomatensorte, Knast gegen freilaufend? Die Geschmacksarmut hat mindestens zwei Ursachen: einerseits eindeutig und deutlich schmeckbar belegt bei der Zucht von Sorten mit der Zielsetzung maximaler Ertrag/m² und maximaler Lager­haltungs­Spanne mit gleichzeitigem ‘egal’ bei Geschmack. Das ist allerdings ein kommerzielles Problem, kein prinzipielles – und schwarze Schafe gibts überall.

    optimal mit Pestiziden, Fungiziden und Co eingedeckt

    Andererseits vermutet, aber bestenfalls für ausgebildete Geschmackstester:innen wahrnehmbar der kleinere Anteil an pflanzenseitig gebildeten Schädlings­Abwehr­Stoffen, weil wg der ReinUmgebung und des rechtzeitigen Einsatzes von Fraßfeinden einfach kein Bedarf dafür besteht. Die Pflanzen sind ja keineswegs bescheuert (und mir ua in diesem Punkt sympathisch): die machen nicht mehr als nötig.

    In Kunstlicht und QuasiHydroponik (immer wieder verwendete Erde mit jeweiliger, situationsangepasster Nährstoffanreicherung) wächst hier Einiges – und bisher sind sämtliche Connaisseur:innen sichtbar beeindruckt vom ErnteErgebnis gewesen.

    wie unkritisch du die Massentierhaltung

    Etwa auch Leseprobleme? dort oben steht doch ausdrücklich “aus zertifizierten Aquakulturen” und Überraschung!: die Zertifizierung betrifft nicht die (selbstverständlich ebenfalls einzuhaltende) Sicherheitsproblematik Wasser/elektrische Geräte bzw nicht nur.

  13. #13 Bettina Wurche
    23. Februar 2022

    @Zimtspinne: Bei Aquakultur und Aquaponik muss man differenzieren: Lachse, Seehechte,… und andere Meeresjäger sind schwierig nachhaltig zu produzieren, weil sie als Jäger meist mit Fisch oder Fischpelletes gefüttert werden. Und der Fang dieser Fische bedeutet dann auch wieder Fischerei, etwa Gammelfischerei. In der Nordsee bedeutet das etwa, dass Sandaale für die Ernährung von Vögeln und Fischen fehlen. Die Besatzdichte erfordert, wie Du ja auch schreibst, oft einen hohen Einsatz an Medikamenten wie Antibiotika, der Abfall aus Futterresten und Exkrementen überdingt als konzentrierter Nährstoffeintrag die ohnehin belasteten Küstengewässer. Wie nachhaltig Ökozuchten sind, kann ich nicht beurteilen. Wildlachs deckt auf keinen Fall die Lachsnachfrage.
    Aquaponik nutzt einen Kreislauf. Gerade Tilapien und Welse sind Süßwasserfische, das macht die Haltung schon mal einfacher. Seewasserkreisläufe sind aufwändiger. Außerdem vertragen beide Fischarten enge Besatzdichten, sie sind keine schnellen Jäger sondern etwas geruhsamer. Etwas trübere Gewässer sind für beide Arten der natürliche Lebensraum. Tilapien sind zudem Pflanzenfresser, nehmen zusätzlich auch gern Insekten(larven). Sie müssen also nicht mit Fisch oder anderem extra gefangenem Seafood gemästet werden.
    Es geht hier nicht um artgerechte Haltung, also die exakte Nachstellung des Lebensraums, sondern um Tierwohl. Das bedeutet, dass die Grundbedürfnisse eines Tieres nach Platz, Nahrung, Sozialverband, Hygiene, … erfüllt werden müssen. Darum ist der Tank für sie kein Problem. Da sie sehr schnell wachsen, haben sie auch keine lange Aufenthaltsdauer im Tank. In austrocknenden Binnengewässern müssen sie auch mit immer weniger Platz auskommen, und im Sommer auch mit weniger Sauerstoff, das sind für Teichfische (wie etwa auch Karpfen) typische Eigenschaften. Sie sind genügsamer als etwa Lachse. Auch diese Fische haben ein Sozialverhalten und das Bedürfnis nach Artgenossen, auch das ist hier gegeben. Darum eignen sich Schwarmfische besonders gut zur Aquakultur.
    Ob der Trog aus unserer Sicht häßlich ist, dürfte für den Fisch egal sein.

    Natürlich schmeckt mir Freiland-Gemüse auch am besten. Allerdings sind der verfügbare Raum und die Bodenqualität für Nahrungsanbau mittlerweile knapp, darum werden jetzt immer häufiger Mischformen und Etagengärten probiert. Dazu kommen die Transportwege, die auch viel CO2 kosten. Auch darum wird mittlerweile mit Stadtfarmen experimentiert, horizontalem Anbau oder Dachgärten. Aus Sicht des CO2-Abdrucks wäre mir eine Tomate oder gar Mango aus einem nahe gelegenen Stadtgarten lieber als solche Früchte, die über weite Entfernungen transportiert werden müssen. Wenn wir in Stadtgärten zusätzlich menschenwürdige Arbeitsbedingungen garantiert hätten, wäre e smir auch lieb. Das ist aber sicherlich Ansichtssache.

    Was eine Pflanze als angenehm empfindet, kann ich schwierig beurteilen, ich bin keine Gartenfee. Aber Hydroponik und Aquaponik sprechen ja nicht automatisch gegen Sonnenreife, viele Treibhäuser werden tagsüber oder im Sommer ja nach oben geöffnet. Der japanische Paprikabauer, der auf Twitter über seine Landwirtschaft berichtet, baut tatsächlich nur im Treibhaus und kontrolliert an, er setzt sogar “gute” Blattläuse gegen schädlichere Blattläuse ein und scheint sehr gute Qualität zu produzieren.
    Bei der Forderung nach artgerechter Haltung von Tieren und Pflanzen sollte man berücksichtigen, dass diese Lebewesen andere Ansprüche als wir haben und vor allem, dass wir heute mit Lebewesen zu tun haben, die seit Jahrtausenden kultiviert und gezüchtet werden, die also seit langer Zeit domestiziert sind. Die haben mit den ursprünglichen Wildspezies nur noch begrenzt etwas zu tun. Das gilt für Weidetiere und Fische genauso wie für Kartoffeln oder Tomaten.
    Und Wohlgeschmack hängt ja auch immer von der Sorte ab, bei Tomaten, Äpfeln und vielem anderen bin ich ziemlich wählerisch.

    Wie gesagt, wir sind an einem Punkt, an dem wir schauen müssen, wie wir die Weltbevölkerung CO2-ärmer UND Ökosystem-schonender ernähren können. Da sind neue Anbaumethoden ein Teil der Lösung.

  14. #14 zimtspinne
    24. Februar 2022

    @ rolak

    Etwa auch Leseprobleme? dort oben steht doch ausdrücklich “aus zertifizierten Aquakulturen”

    Ähm hallo?

    Was soll denn dieses Wischiwaschi-“zertifiziert”?
    Zertifiziert wird auf dem Nahrungsmittelmarkt alles mögliche nach allen möglichen Kriterien.
    Die Streubreite der Siegel und Zertifikate ist immens geforderten Kategorien, hier: tiergerecht, tierwohlgerecht.
    “artgerecht” war etwas falsch gewählt in diesem Zusammenhang.

    Da musste ich in der Tat gar nicht nachschauen (für Aquakultur), das sagt mir der gesunde Hausverstand — dass, was für Bio-etc-Siegel allgemein gilt, auch auf Auqakultur-Zertifizierungen zutrifft.

    Und genauso ist es auch, große Überraschung! ^^
    Habe eben schnell geschaut und ein paar links aus unterschiedlichen Quellen, alle sagen ungefähr das gleiche. Besonders überzeugend sind die Siegel derzeit alle nicht, nachhaltig ist Aquakultur auch nicht unbdingt und zu kritisieren gibts dabei einiges und bedenklich hören sich etliche der Kritikpunkte auch an.
    https://www.bund.net/meere/belastungen/fischerei/aquakultur/

    https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/essen-und-trinken/bio-fair-regional/labels/15610.html

    https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/fisch-aquakultur-label-100.html

    Außerdem frage ich mich, ob Wildfische, denen die jahrhunderte oder jahrtausendlangen Domestikationssprozesse fehlen, überhaupt großartig anders gehalten werden können als es heute -mit und ohne Siegel- passiert.

    Fische und Meeresfrüchte sind nicht vergleichbar mit Schweinen, Rindern oder Hühnern, die wunderbar auf Qualhaltungsbedingungen selektiert werden konnten.
    Da war das Tierwohl in den letzten Jahrzehnten kaum oberstes oder überhaupt Zuchtziel. Die Zuchtstrategien konzentrierten sich auf Fleischleistung, Milchleistung, ständige Optimierung aller dieser Leistungsmerkmale. Und vor allem: Steigerung, Steigerung, Steigerung! Noch heute wird das Rind von Jahr zu Jahr immer schwerer.
    und wie sind solche Steigerungsraten überhaupt möglich? Mit fragwürdigen Selektionsstrategien… Linienzucht, hört sich netter an als die eng verwandte Inzucht^^

    Aber auch bei dem Meeresgetier gehts schnurstracks in diese Richtung.
    Bettina hatte ja beschrieben, welche Fischarten besonders robust und “genügsam” daherkommen und dabei schnell an Biomasse zulegen – ideale Kandidaten für die intensive Massentierhaltung. Die Grenzen können ja ausgetestet werden, wie weit man die Ansprüche der Viecher (zu ihrem Wohl) runterschrauben und die Leistungsmerkmale (zu unserem Wohl) erhöhen kann.
    Oder wie man sie am effizientesten ausbeuten kann, ohne dass sie gleich bzw zu viele von ihnen draufgehen.

  15. #15 zimtspinne
    24. Februar 2022

    @ rolak

    Baust du Gemüse unter Planzenlampen in der Wohnung an? Oder in einem Wintergarten, beheizten Gewächshaus?

    unter Hydroponik verstehe ich prinzipiell Pflanzenanbau in einem mineralischen, anorganischen Substrat mit entsprechend dafür konzipierten (anorganischen) Düngern.

    “Nährlösung” ist eigentlich erst das, worin die Wurzeln nachher schwimmen, also das Reservoir.
    (auch so ein weiterer Grund, warum ich Hydroponik scheußlich finde – die Wurzeln bleiben nicht im Substratbereich, sondern wachsen zielstrebig sofort zum Nähr-Wasser hin, was dazu führt, dass man die Baukasten-Pötte obenrum aufschneiden muss, um die Pflanzen zB umtopfen zu können.)

    bzw “Nährlösung” ist das substratlose Medium, das die Pflanzenwurzlen ständig umspült, beheizt und mit allem Schnick und Schnack – in Profi-Anbau oder bei gut ausgstatteten Hobby-Growern.

    Normaldünger kann man da sicher auch verwenden.
    Nur besser keine organischen Dünger, denn dann hebt der Pflegeaufwand (und Gestank!) die Effizienz der Hydrokultur direkt wieder auf.

    Außerdem können sich Pflege-/Kulturfehler bei Hydro und Semihydro sowie auch Aquaponik schnell und verheerend auswirken… von Umtopfen über Wässern bis Düngen.

    Es fehlt dann die Puffer- und Kompensationswirkung von organischen oder teilorganischen Substraten.
    Nichts für Schlendriane also! Nichts für Anfänger! Nichts für Faultiere!
    Nährlösungen sollten regelmäßig (zumindest in der Anfangszeit oder bei neu eingezogenen Pflanzen) regelmäßig überprüft werden…. Leitwert, PH-Wert.
    Wer Aquarien mit Pflanzen koppelt oder umgekehrt, muss noch viel mehr kontrollieren und prüfen.

    Hab schon Leute gesehen, die in Nullkommanix ihre wertvollen Pflanzenkollektionen mit Leca-Dreckszeuch beinahe vollständig verloren hätten…. da reden wir von Pflanzen mit Kaufpreisen im drei oder vierstelligen Bereich. Also sehr ärgerlich.
    Auch Vermehrung, Anzucht, Aufzucht oder Päppeln in mineralischen Substraten ist nur was für Fortgeschrittene mit entsprechender Ausrüstung.

    Anfangs entwickeln die Pflanzen sich oftmals prächtig, bis das dann irgendwann kippt.
    Sei es durch Fehler (die schnell gemacht sind bei diesen Systemen), unpassenden Bedingungen oder Pflegeroutinen.

    Oder aber, und das kann man dann auch praktisch nicht verhindern:
    Durch die fehlenden vielfältigen symbiotischen Beziehungen zwischen Pflanzenwurzeln, Bodenpilzen, Mikroorganismen allgemein kann sich kein gescheites Gleichgewicht einpendeln, das für Robustheit und Widerstandsfähigkeit sowie gutes Wachstum sorgt.

    Kann ja alles in Leca oder Pon, Vulcatec etc gar nicht richtig gedeihen. Leider gilt das aber nicht gleichermaßen für Parasiten, die können sich auch dort pudelwohl fühlen, auch im Substrat (Trauerfliegenstadien).

    Organische Substrate kann man zwar auch als quasi Hydrokultur bedienen (mache ich zum Teil aus Bequemlichkeit), das nennt sich dann aber eigentlich anders…
    wieso nennst du das Hydro!?!?

  16. #16 Bettina Wurche
    24. Februar 2022

    @zimtspinne: Liebe Zimti, soviel geballter Kompetenz und Meinung kann wirklich niemand mehr etwas entgegensetzen. Niemand von uns hat behauptet, dass diese Aquakultur- und Aquaponik-Projekte etwas für Laien seien, dafür ist ganz im Gegenteil viel Expertise nötig. Meine Antwort möchtest Du halt gern in Dein Universum passend interpretieren, darum werde ich Dich keinesfalls mit weiteren Fakten verwirren, wie den erfolgreichen Algen-Kreisläufen an verschiedenen Standorten Deutschlands, dem saarländischen Fischzucht-Projekt, das sogar alte Überseecontainer recycelt oder gar den neuen ostdeutschen Tilapienzuchten. Eine etwas differenziertere Sichtweise wäre mitunter wünschenswert, aber ich habe den Eindruck, dass Du eher gern etwas abkotzen möchtest. Ich möchte Dich allerdings bitten, für einen konstruktiven Austausch auf Meertext etwas weniger aggressiv auf andere Kommentatoren einzuprügeln.

  17. #17 zimtspinne
    24. Februar 2022

    Entschuldige bitte, wenn mir das hingeworfene “zertifizierte” zu pauschal und ungenau ist.
    Immerhin schlagen sich etliche Menschen seit Jahren damit herum, einen Durchblick bei diversen Bio-Siegeln, Zertifikaten usw zu bekommen. Mit wenig Erfolg, da das ein ziemlich verworrener Dschnungel ist und intransparent noch dazu (jedenfalls für den Laien).

    Wenn ich das bei Aquakultur ein bisschen genauer haben möchte, finde ich das weder abkotzend noch aggressiv.
    Ich fand rolaks Bemerkung(en) (Leseschwäche) auch nicht eben nett und wertschätzend, sondern oberlehrerhaft und besserwisserisch.

    Außerdem schrieb ich zuerst von Nährlösungen und bezog mich damit keineswegs auf Hobby-Gärtner, sondern eher Profi-Anbau.

    rolak war es dann, der mich in seiner Art belehrte und für so dumm erklärte, dass ich Nährlösungen nicht von Dünger unterscheiden könne…..

    danach wechselte er von Aquaponik der Profis (bei der ich gewesen war!) zur Hobbygärtnerei und Hydroponics.
    Meiner Meinung nach auch Hydroponic noch falsch erklärt. Vielleicht hab ich dort auch was missverstanden.

    Vielleicht sollte rolak auch nicht andere ständig zurechtweisen und von oben herab behandeln.
    Das ist auch kein schöner Diskussionsstil.

  18. #18 rolak
    25. Februar 2022

    Zimt: a) der mich in seiner Art belehrte und für so dumm erklärte, dass ich Nährlösungen nicht von Dünger unterscheiden könne
    ~•~
    b) danach wechselte er von Aquaponik der Profis (bei der ich gewesen war!) zur Hobbygärtnerei und Hydroponics.

    Als herausragende Beispiele Deiner in ihrer Abwegigkeit kaum mehr durch ‘verlesen’ und ‘unbedacht’ erklärbaren Falschbehauptungen wurden diese beiden ausgewählt:
    a) Oben steht nachlesbar “ist Dir das Konzept ‘Düngung’ bekannt?”, nichts von ‘dumm’, nichts von Unterscheidungsfähigkeit.
    b) Liest Du Deine Texte, bevor Du sie abschickst? Denn -Überraschung- die Thematisierung der Hydroponik stammt von Dir selber:

    Von Hydroponik halte ich persönlich auch nicht allzu viel, von großen Tomatengewächshäusern jetzt mal abgesehen.
    An der echten Sonne in freier Wildbahn gereifte Tomaten schmecken um Galaxien besser als diese in optimierten Nährlösungen aufgezogenen Pflanzen, die sicherlich auch optimal mit Pestiziden, Fungiziden und Co eingedeckt werden.

    Selbstverständlich steht hier ein professionelles hydroponisches System, Tropfbewässerung, als Stützmedium mittlerweile 20y alte, jedesmal neu sterilisierte Erde statt jedesmal neu anzuschaffender BlähtonKnubbel, SteinwollWürfel oä, schon deswegen, weil Einiges vom Gewünschten im hiesigen Balkonwetter nicht erfolgreich anbaubar ist. Statt von Deiner Vorstellung als Realität auszugehen (“unter Hydroponik verstehe ich”), lies Dich doch einfach vorher mal ein:

    Alternativ wird das Substrat periodisch belüftet, indem der Wasserspiegel abgesenkt wird

    Übrigens ist es nur dann möglich, “andere ständig zurechtweisen” zu können, wenn diese von Dir adressierten Anderen ständig Fehler machen. Zusätzlich ist Dein »mir [ist] das hingeworfene “zertifizierte” zu pauschal und ungenau« ein blanker Vorwurf an Bettina, sie könne für die von ihr gewählten konkreten Quellen die Bedeutung des ‘zertifiziert’ nicht einordnen.

  19. #19 zimtspinne
    26. Februar 2022

    Hast du wirklich das Konzept ‘Hydroponics’ verstanden, rolak?

    Finde den Widerspruch:

    rolaks Balkon:
    Selbstverständlich steht hier ein professionelles hydroponisches System, Tropfbewässerung, als Stützmedium mittlerweile 20y alte, jedesmal neu sterilisierte Erde statt jedesmal neu anzuschaffender BlähtonKnubbel,

    Offizielle Definition:
    Was ist Hydroponik?

    Der Begriff Hydroponik stammt vom Erfinder es Konzepts Dr. Wilhelm Gericke und bezeichnet die Wissenschaft vom erdenlosen Gartenbau. Der Wortteil „hydro“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Wasser. Denn bei der Hydroponik wird die Erde gewissermaßen durch Wasser ersetzt.

    Wie im „normalen Anbau“ wird eine Pflanze in der Hydroponik mit Licht, der richtigen Temperatur, Wasser und Nährstoffen versorgt. Das Licht bekommt sie über das Tageslicht – nur Flüssigkeit und Nährstoffe nimmt sie nicht erst über das Zwischenmedium Erde auf, sondern direkt aus dem Wasser.

    Siehe auch hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrokultur#Hydroponik

  20. #20 zimtspinne
    26. Februar 2022

    Warum werde ich von euch eigentlich derart aggressiv angegangen, nur weil ich das hingeworfene (und nicht näher definierte) “zertifiziert” hinterfrage?

    Wie sehen die derzeitigen Standards in den unterschiedlichen Aquaponik-Zertifizierungen aus?

    Das wirft durchaus Fragen auf.

    was ist das bitte für eine unwissenschaftliche Herangehendweise, solche Dinge nicht hinterfragen zu dürfen und alles bitteschön fressen und beklatschen zu müssen?

    Beispielsweise ist Gemüse aus Aquakultur und auch Aquaponik grundsätzlich nicht bio/öko-zertifizierbar.

    Für mich zumindest ein ziemliches Manko.
    Meine Bdenken bezüglich der Hydroponics-Geschichte habe ich weiter oben näher erläutert.

    Da ihr mir die totale Inkompetenz unterstellt (wenn auch lieb-satirisch), ist das auch hier nachzulesen:

    https://www.lebendigeerde.de/index.php?id=feld_stall_162

    Ich kenne übrigens privat jemanden, der gerade dabei ist, so ein System im kleinen Maßstab aufzubauen.

    Ohne wirtschaftliche Interessen.

    Dort genau liegt auch das Problem. Um diese Farmen bei steigendem Konkurrenzdruck rentabel und wirtschaftlich gewinnbringend betreiben zu können, muss ans Limit gegangen werden.
    Wird es ja jetzt schon. Dafür muss man nur ein wenig Besatzdichten recherchieren.

    Natürlich wird nicht das oberste Kriterium das Wohl der Fische sein bei allen Betreibern, oder wie naiv seid ihr?
    Da wird rausgeholt, was geht. Was gerade noch so geht. Was trotzdem zertifiziert wird.
    Massentierhaltung also.

    Das sind dann nicht unbdingt schwarze Schafe, die illegal vorgehen, sondern eine Menge graue Schafe.
    Natürlich wird es auch vorbildliche Betreiber geben.
    Vor allem die, die damit forschen….. (Bettinas Vorzeige-Beispiele).

    Ich finde es total normal, das genau und genauer zu hinterfragen und auch genauestens die Entwicklung zu beobachten.
    Und nicht einfach blind und naiv den vollmundigen wohlklingenden Versprechen auf deren Vertriebsseiten zu vertrauen.

  21. #21 zimtspinne
    26. Februar 2022

    Ergänzung zu hydroponics:

    Es gibt weiterhin semi-hydro(ponics), wobei Leca/Blähton (oder alterantiv andere mineralische Substrate wie Seramis, Lava, Bims, Zeolith, Acadama oder Fertig-Mixe) zum Einsatz kommen. Oder Steinwolle, aber die ist ohnehin nicht zu empfehlen in größerem Umfang wegen möglicher Grundwasserbelastung.

    siehe hier:
    https://whyfarmit.com/semi-hydroponics/

    Erde bzw organische Stoffe kommen auch hier nicht zum Einsatz, definitionsgemäß.

    Mit dem Medium Torf/Humus würde das auch schlecht funktionieren, da geschlossenes System, verdichtendes Medium –> Staunässe.

    Ich habe dieses System nur nicht erwähnt, da mir das eher wie ein (hydroponics) spin-off der Hobbygärtnerner vorkommt.
    und hier besonders für Epiphyten/Aroids beliebt.
    Es gibt nicht mal einen Wiki-Eintrag bisher.
    Doch, einen englischsprachigen, halbherzigen gibt es:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Passive_hydroponics

    Desweiteren existiert in diesem Hobby-Universum auch noch die semi-water und full-water-culture – und dort kommt endlich auch wieder die gute alte Terra vor bzw organische Stoffe wie Rindenstücke, Moose, Farnwurzeln, cocos chips, Bambus, Zweige, Blätter etc.
    Es wird der Regenwaldboden mit seinem schnellen geschlossenen Nährstoffkreislauf samt der so wichtigen Mycorrhiza-Gemeinschaften (als Nährstoffaktivatoren) nachgeahmt, wo all die (hemi)epiphytischen Pflanzen wuchern.

    Durch die Struktur der untersten Schicht, grobe Pinienrinde mit langer Haltbarkeit, ist es möglich, die Kapillarität/den Kapillareffekt zu nutzen und sich besonders lange Gießintervalle gönnen zu können.

    Optimal funktioniert das bei wärmeren Klima und/oder auf Heizmatten, Heizkabeln und Pflanzen mit Photosynthesefähigkeit der Wurzeln profitieren nochmal extra.

    Weiterhin gibt es ‘flood and drain’, was im Gemüseanbau und auch im professionelleren Cannabisanbau teilweise gerne genutzt wird.
    (sowie auf asiatischen Reisfeldern, dort aber etwas anders)

    https://www.htgsupply.com/informationcenter/talking-shop/flood-and-drain-ebb-and-flow-hydroponics/

    Dein System mit Tröpfchenbewässerung und 20 Jahre alter recycelter Erde hat überhaupt keinen Namen, sorry.

    Außer vielleicht “automatische Bewässerung”.

    Hydroponics ist das jedenfalls definitiv nicht, werter rolak. Wie du es auch drehst und wendest, es wird kein hydroponics draus.

    Oder du hast die grundsätzliche, offizielle (nicht meine!) Definition von hydroponics nicht oder völlig anders verstanden als es gemeint ist.

    Wir können da aber gerne mal eine Anfrage an einer kompetenten Stelle machen^^

  22. #22 zimtspinne
    26. Februar 2022

    @rolak

    Ergänzung zu hydroponics:

    Es gibt weiterhin semi-hydro(ponics), wobei Leca/Blähton (oder alterantiv andere mineralische Substrate wie Seramis, Lava, Bims, Zeolith, Acadama oder Fertig-Mixe) zum Einsatz kommen. Oder Steinwolle, aber die ist ohnehin nicht zu empfehlen in größerem Umfang wegen möglicher Grundwasserbelastung.

    siehe hier:

    Erde bzw organische Stoffe kommen auch hier nicht zum Einsatz, definitionsgemäß.

    Mit dem Medium Torf/Humus würde das auch schlecht funktionieren, da geschlossenes System, verdichtendes Medium –> Staunässe.

    Ich habe dieses System nur nicht erwähnt, da mir das eher wie ein (hydroponics) spin-off der Hobbygärtnerner vorkommt.
    und hier besonders für Epiphyten/Aroids beliebt.
    Es gibt nicht mal einen Wiki-Eintrag bisher.
    Doch, einen englischsprachigen, halbherzigen gibt es:

    Desweiteren existiert in diesem Hobby-Universum auch noch die semi-water und full-water-culture – und dort kommt endlich auch wieder die gute alte Terra vor bzw organische Stoffe wie Rindenstücke, Moose, Farnwurzeln, cocos chips, Bambus, Zweige, Blätter etc.
    Es wird der Regenwaldboden mit seinem schnellen geschlossenen Nährstoffkreislauf samt der so wichtigen Mycorrhiza-Gemeinschaften (als Nährstoffaktivatoren) nachgeahmt, wo all die (hemi)epiphytischen Pflanzen wuchern.

    Durch die Struktur der untersten Schicht, grobe Pinienrinde mit langer Haltbarkeit, ist es möglich, die Kapillarität/den Kapillareffekt zu nutzen und sich besonders lange Gießintervalle gönnen zu können.

    Optimal funktioniert das bei wärmeren Klima und/oder auf Heizmatten, Heizkabeln und Pflanzen mit Photosynthesefähigkeit der Wurzeln profitieren nochmal extra.

    Weiterhin gibt es ‘flood and drain’, was im Gemüseanbau und auch im professionelleren Cannabisanbau teilweise gerne genutzt wird.
    (sowie auf asiatischen Reisfeldern, dort aber etwas anders)

    Dein System mit Tröpfchenbewässerung und 20 Jahre alter recycelter Erde hat überhaupt keinen Namen, sorry.

    Außer vielleicht “automatische Bewässerung”.

    Hydroponics ist das jedenfalls definitiv nicht, werter rolak. Wie du es auch drehst und wendest, es wird kein hydroponics draus.

    Oder du hast die grundsätzliche, offizielle (nicht meine!) Definition von hydroponics nicht oder völlig anders verstanden als es gemeint ist.

    Wir können da aber gerne mal eine Anfrage an einer kompetenten Stelle machen^^

    (alle drei Beleg-links gestrichen, da man auf dieser Plattform scheinbar links nicht sinnvoll integrieren kann. Das ist eine Kritik an das System, nicht an die einzelnen Autoren. Sehr nervtötend jedenfalls)

  23. #23 zimtspinne
    26. Februar 2022

    @ rolak

    Welchen Sinn hat das jährliche Sterilisieren der Erde eigentlich genau? Soll das reine Prävention sein?
    Ich gehe mal nicht davon aus, dass du Pflanzen über Gewebekultur unter sterilen Bedingungen vermehrst und dafür bräuchtest du ein Nährmedium und keine 20jährige sterilisierte Erde….
    also wozu dieses Sterilisieren?
    Das richtet doch mehr Schaden an als es je vorbeugen kann….
    und falls es um Schimmelsporen oder Trauermückenlarven geht, wäre es sinnvoller, die Kulturbedingungen oder Lagerung der Erde im Winter zu verändern als nur immer wieder die Symptome zu bekämpfen.
    Oder gehts da um Beikrautsamen?
    Naja, ganz ehrlich, sobald ringsherum alles grünt und blüht, siedeln die sich eh wieder fröhlich an und man kommt ums jäten nicht herum.
    Außerdem finde ich die Energieverschendung mit Mikrowelle oder Backofen für die Vernichtung von ein paar unerwünschter Samen auch in keinem gesunden Verhältnis (dazu noch die ganze Dreckerei in der Bude, zusätzlicher Abwasch usw).
    Kann man auch einfach zupfen….. und dabei meditieren.
    Falls die Kulturbedingungen nicht passen, sind auch die Trauermücken, Schimmel/Pilzsporen und Co im Nu wieder da, schneller als mal gucken kann.
    Die werden entweder eingeschleppt oder/und befinden sich ohnehin dauernd in der Luft.

  24. #24 Bettina Wurche
    26. Februar 2022

    @zimtspinne: Geht’s noch?
    Die einzige Person, die hier völlig destruktiv und aggressiv herumholzt, voller persönlicher Anschuldigungen, bist Du selbst.

    Offenbar führst Du hier einen ganz persönlichen Feldzug gegen böse künstliche Systeme (nicht bio) durch.
    Zur Erinnerung: der Artikel beschäftigt sich mit Beifang von kleinen Walen in der Biskaya Fischerei.
    Darum habe ich mir erlaubt, am Ende des Artikels auf die grundsätzliche nicht Nachhaltigkeit dieser Form der Fischerei zu verweisen und dafür Schlagworte für einige mögliche Alternativen aufgeführt.
    Einen Artikel zur Aquakultur und aquaponik habe ich nicht geschrieben. Darum ist das auch nicht sehr weit ausgeführt. Deine Fragen dazu haben rollag und ich muss schon ziemlich viel und ziemlich ausführlich beantwortet. Deine Antworten erscheinen mir so, als ob du jetzt unbedingt widerlegen möchtest, dass es Aquakultur oder aquaponik- Techniken gibt, die ökologisch verträglicher sind, als die beifangintensive Biskaya Fischerei.
    Auf jeder Antwort kriegst du dir einen Aufreger heraus, ohne die anderen Fakten wahrzunehmen. Allein schon, dass du artgerecht und Tierwohl offenbar nicht kennst und eine reichlich anthropozentrische Sicht hast, zum vermeintlichen wohlfühlen einer Tomate oder einer Tilapia, wirkt sehr unsachlich.
    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es dir hier um die größtmögliche Eskalation geht und du dich von uns allen sehr gerne missverstanden fühlen möchtest.
    Bitte überlege noch einmal, worum es in diesem Artikel geht und worum es dir persönlich jetzt geht. Ich würde mich freuen, wenn du ein paar Gänge runterschalten könntest.

  25. #25 zimtspinne
    26. Februar 2022

    @ Bettina

    Die thematisierte Beifangsache ist nicht schön und es wäre wünschenswerte, dass die Alternativen auch tatsächlich besser sind und nicht nur das Problem verlagern.

    Heutige Fischfangmethoden sind ohnehin nicht mehr zeitgemäß und nicht mit neuen Erkenntnissen über Schmerzverarbeitung/-empfinden, Stressreaktionen usw bei Fischen vereinbar.
    Dass Fische in den Fangnetzen verenden, nicht nur unerwünschter Beifang, oder wenn sie es überleben bis an Bord teils dort lebendig ausgenommen und verarbeitet werden – ist alles nicht so wirklich tiergerecht, tierethisch, fischwohlig, wie auch immer das juristisch korrekt sich nennt. Du weißt, was ich meine.

    Allein, dass bei Fischen nicht von Töten oder Schlachten gesprochen wird, sondern von “Ernte” und Fische im Tierrecht eine Sonderstellung einnehmen, die einfach nicht mehr zu unseren bisherigen Erkenntnissen passt, sollte auch dir als Meeresbiologin doch ein wenig zu denken geben?
    Oder siehst du so viele noch schlimmere/grausamere Dinge auf diesem Gebiet, dass das Pippifax ist?

    An der konventionellen intensiven Massentierhaltung und deren Auswüchse sowie Lobby sieht man sehr anschaulich, wie schwer einmal etablierte, gewinnbringende Strukturen und Systeme “anzugreifen” und durch bessere zu ersetzen sind.
    Die Lobby der Fleischfabriken wehrt sich mit Händen und Füßen und bezahlt ihre Arbeiter auch noch grottenärmlich.

    Da möchte ich sehr, dass bei sich neu anbahnenden Fischzucht-Konzepten von vornherein auf die Finger geklopft, nein gehauen wird, um solche Auswüchse erst gar nicht entstehen zu lassen.
    Sind sie einmal da, werden sie sich vervielfältigen und nicht mehr verschwinden. Die Konsumenten spielen leider allzu oft mit, weil sie alles möglichst billig und dauerverfügbar haben wollen.

    Um das Wohl der Tomate geht es mir nur indirekt.
    Eher um den Zusammenhang Tomatenwohl – Aroma, Geschmack.

    In der Biobranche gibt es genug schwarze Schafe, die verdeutlichen, dass man immerzu und ständig genau hinschauen, kontrollieren und sanktionieren muss.
    Leider ist der Mensch prinzipiell gierig und will mehr – besonders diejenigen Menschen, die Unternehmen gründen.
    Müssen sie auch sein, durchsetzungsfähig, effizient und betriebswirtschaftlich kalkulierend, sonst können sie sich in diesem Haifischbecken nicht halten.
    Also ist es an uns Konsumenten, Tier-Freunden und Politik, ein Auge auf sie zu haben.
    Daran sehe ich nichts kleinkariertes oder falsches.
    Wir schauen viel zu lange und viel zu oft weg.

  26. #26 zimtspinne
    26. Februar 2022

    @ Bettina

    ich habe mir gerade deinen ganzen Artikel nochmal durchgelesen.

    Du empfiehlst dort ganz konkret, als Problemlösung bzw Teil einer Problemlösung (außer weniger Fisch essen) die Aquakultur als gute Alternative.

    Du differenzierst dort auch überhaupt nicht, welche Auqakulturen (wusstest du, dass asiatische Auqakulturen die Hauptlieferanten für uns in Europa sind?), welche Zertifikate… einfach nur “Auqakultur.”

    Ich finde daher das Ausweiten des Themas hin zur Fisch-Aquakultur alles andere als unpassend.

    Mittlerweile stammt das meiste, was wir an Fischen und Meeresfrüchten konsumieren aus Aquakultur. Leider nicht aus Auqakultur um die Ecke, sondern ewig weit transportiert und dort unter Missachtung aller möglicher gesundheitlichen, ökologischen und tierethischen Aspekte.

    Du kannst und sollst in deinem Blog natürlich über das schreiben, was dir am Herzen liegt, Spaß macht und womit du dich auskennst.

    Wenn du aber etwas empfiehlst, als Alternative zu etwas, das du kritisierst, und ich das dann genauer unter die Lupe nehme und zu kritisieren wage…. weils eben doch (für mich) keine tolle Alternative zu sein scheint, dann solltest du dort nicht eingeschnappt reagieren.

    Hier mal ein Artikel, der sich etwas umfassender mit Auqakultur-Bezugsquellen auseinander setzt und auch das Ausmaß zeigt, das diese Produktionsform schon längst unbemerkt von den Konsumenten erreicht hat (echter Fischfang draußen auf Meeren und Ozeanen wird bald nur noch etwas Exotisches, Exklusives sein…. für die Reichen oder so….. Hans und Lieschen Müller bekommen ihre Fischware aus der asiatischen Massentierhaltung):

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/geld-ausgeben/immer-mehr-fische-werden-in-fischfarmen-gezuechtet-12893317-p2.html

  27. #27 Bettina Wurche
    26. Februar 2022

    @zimtspinne: Hast du meinen letzten Kommentar nicht gelesen oder nicht verstanden?
    Ach, ich will es gar nicht wissen. Irgendwie hast du den Punkt nicht gerafft. Und ich werde mich hier jetzt auch nicht wiederholen. Wenn du weiter cherry-picking betreiben und dich an der nicht voll umfänglichen Darstellung der Aquakultur hochziehen möchtest, bitte schön.
    Dafür gibt es allerdings bessere Publikationen als einen Zeitungsartikel der faz. Ich habe selbst im letzten Jahr ziemlich viel über nachhaltige Systeme der Aquakultur unter anderem für bild der wissenschaft geschrieben, und dafür Biologen interviewt, aber das war hier eben nicht das Thema.

  28. #28 zimtspinne
    26. Februar 2022

    Was nutzen ein paar einzelne Vorzeige-Projekte, wenn der überwiegende Großteil in den Märkten und Restaurant, Kantinen aus intransparenten asiatischen Quellen stammt?
    Ich brauche für meinen Einkauf keine Elfenbeintürme und Luftschlösser, sondern praktikable Lösungsvorschläge.

    hmmmm…..
    vielleicht bin ich hier auch grundsätlich falsch.
    Mir fällt gerade noch auf, dass du dich ganz ausschließlich um die “Meeressäuger” sorgst, in ihrer Beifangrolle.
    Anderer Beifang, also die dummen unterbelichteten Fische, scheinen dir eher egal zu sein. Gute Beute für deine Lieblinge, die Delfine und Wale.

    Die beigefangenen blauen Wittlinge sind für die lediglich eine große “Verschwendung” von Fisch. Das Wort verwendest du dann auch gleich zweimal.
    Das klingt so dermaßen abwertend.

    Da sträubt sich in mir natürlich jeder Sinn für ein allgemeines Gerechtigkeitsempfinden, ungeachtet, ob Säuger oder nur gewöhnlicher Fisch (oder Ratte, oder Vogel oder sonstwas).
    Tiere können durchaus als Nahrungsquellen genutzt werden, aber bitte mit Bedacht, mit Sorgsamkeit und ohne, dass sie unnötig leiden und wie Müll behandelt werden.
    Das gilt für die Hochseefischerei ebenso wie für den Mode-Trend Aquaponics oder stinknormales Hobbyangeln, wo Fische häufig von Geschäftemachern in Teichen und Tümpeln ausgesetzt werden für Trophäenangler, die sie mal eben schnell angeln, für Poser-Fotos auf instagram eine Weile im Trockenen hochhalten und herumschwenken, um sie dann wieder ins Wasser zu werfen (was immerhin durch ein Gerichtsurteil verboten und mit recht hohen Bußgeldern belegt wurde bei Erwischtwerden).

    Meeressäuger spielen da bei mir keine Extrawurst, weil sie ja Säuger sind und soooo knuffig. Jeder Fisch verdient die gleiche Wertschätzung, wenn wir sie schon als Nahrung auf dem Teller haben möchten.

    Also, ich bin hier raus, schätze ich mal.

  29. #29 Bettina Wurche
    26. Februar 2022

    @zimtspinne:Ja, Du bist hier sowas von raus. Und tschüss.