Der am Samstag an der schottischen Küste (East Lothian) angespülte Sowerby-Zweizahnwal hatte die schlimmsten durch Fischerei-Geschirr verursachten Wunden, die an der schottischen Küste jemals dokumentiert worden sind. Das 4,30 Meter lange Weibchen war letztendlich an seinen Verletzungen gestorben.

Eine Leine hatte sich tief um den Hals herum in den Blubber eingeschnitten, dazu kamen  schwere Verletzungen an der rechten Flanke.
Bei der Nekropsie entdeckten die Experten des Scottish Marine Animal Stranding Scheme (SMASS), dass der Wahl offenbar schon eine ganze Weile in die Leinen verwickelt war. Die fast unzerreißbaren Kunststoffleinen hatten sich um den Hals bereits teilweise bis in die Muskulatur hineingeschnitten; an einigen Stellen waren sie schon in die Haut eingewachsen, an anderen Stellen hatten sie Infektionen und Abszesse verursacht. Auf der leine sitzende Entenmuscheln sind ein Indiz dafür, dass der Wahl nur noch langsam geschwommen sein kann. Auch für tiefe Tauchgänge dürfte ihm die Kraft gefehlt haben. Aufgrund der tief reichenden Verletzungen und der langen Wunde in der Seite gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Leine ursprünglich mit einem längeren und schwereren Material verbunden war.

Der Schnabelwal war körperlich in einer extrem schlechten Verfassung und stark abgemagert, wie auch auf den Fotos deutlich zu sehen ist. Vermutlich ist er nicht verhungert, konnte aber bereits seit längerem nur noch schlecht jagen und fressen. Irgendwann in den letzten Tagen, so scheint ist, hat sich das Seil dann auch noch um die rechte Brustflosse gewickelt hat das Schultergelenk ausgekugelt und die Flosse gebrochen. Der Leiter des SMASS, Dr Andrew Brownlow, sagte gegenüber der Presse, dass der Wal über eine lange Zeit hinweg bereits starke Schmerzen gelitten haben muss, bis er schließlich strandete und starb. Dieser Meeressäuger, so Brownlow, war in diesem Jahr der neunte Wal, der sich in Fischerei-Geschirr verfangen und dann an der schottischen Küste gestrandet war. Und dieser Sowerby-Wal war einer der am schlimmsten verletzte Wal, den er je gesehen hat. Der Meeressäuger hat über Wochen, wenn nicht über Monate hinweg gelitten und einen wirklich qualvollen Tod gehabt.
Bilder des abgemagerten toten Wals gibt es auf der BBC-Seite.

Auch wenn die genaue Herkunft des Seils nicht nachgewiesen werden kann, ist das Material ganz typisch für Fischerei-Geschirr von Freizeit- oder Profi-Fischern. Brownlow rief die Fischereiindustrie auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv um das Problem von Geisternetzen und Fischerei-Geschirr Abfällen zu kümmern, schließlich gibt es bereits einige erfolgreiche Initiativen dagegen: “There are things we can all do to mitigate this. Beach cleans work – every piece of debris, rope or net taken out of the marine environment is one less hazard in the sea. If you can’t remove it, at least cut any loops, which are particularly hazardous as they form a noose into which animals become trapped. – Everyone is responsible for the current state of our seas. Everyone has the opportunity to improve them. Please take what action you can.”

Recht hat er! Es wird wirklich Zeit für ein Umdenken zu mehr Nachhaltigkeit auch in der Fischerei. Fischereigeschirr tötet nicht nur Meeressäuger, Vögel und Schildkröten, sondern dürfte auch befischten Speisefischbeständen schaden. Außerdem sind herrenlos treibende Netze (Geisternetze) auch für die Fischerei ärgerlich.

Sowerby-Zweizahnwal (Mesoplodon bidens)

Sowerby-Schnabelwale sind Bewohner der Hochsee. Darum leben sie eher küstenfern, in tiefen Gewässern. Da sie auch noch sehr scheu sind und Begegnungen mit Menschen und Schiffen möglichst vermeiden, leben sie eher im Verborgenen und sind nur wenigen Menschen bekannt.
Schnabelwale sind mittlegroße Zahnwale, die äußerlich fast so schlank und gestreckt wie Delphine aussehen. Ihre Schädel sind selbst für Wale ungewöhnlich geformt, mit einem hoch aufragenden Scheitelkamm und einer sehr starken Asymmetrie. Die Kiefer bilden meist einen schmalen Schnabel, ihre Bezahnung ist fast immer stark reduziert: Manche Arten haben vier Zähne, bei anderen brechen nur bei erwachsenen Männchen zwei Zähne im Unterkiefer durch, die mitunter sogar weit über den Oberkiefer hinausragen. Der Sowerby-Wal hat dadurch seinen Namen erhalten – bidens heißt zweizähnig. Der Layard-Schnabelwal hat Hauer wie ein Wildschwein, bei alten Bullen kreuzen sie sich über dem Oberkiefer.
Alle Schnabelwale sind Tieftaucher und jagen vor allem Kalmare, der Cuvier-Wal hält dabei mit 2992 Meter Tiefe und 137,5 Minuten Tauchdauer den aktuellen Tauchrekord – noch vor dem Pottwal.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen